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Veröffentlicht am 21.06.2021

Dunkle Mühle

Das Labyrinth des Fauns
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Gemeinsam mit ihrer Mutter zieht Ofelia in die dunkle Mühle. Es ist gegen Ende des zweiten Weltkrieges in Spanien. Nachdem ihr Vater starb hat Ofelias Mutter wieder geheiratet und nun bekommt sie ein Kind ...

Gemeinsam mit ihrer Mutter zieht Ofelia in die dunkle Mühle. Es ist gegen Ende des zweiten Weltkrieges in Spanien. Nachdem ihr Vater starb hat Ofelias Mutter wieder geheiratet und nun bekommt sie ein Kind von Capitán Vidal, der sich bisher nicht als freundlicher Mensch erwiesen hat. Mit der Gesundheit von Ofelias Mutter steht es zudem nicht zum Besten. Einen gewissen Trost findet Ofelia in einem Labyrinth, welches ihr eine andere Welt offenbart. Hier trifft sie auf einen Faun, der ihr erzählt, sie sei eine Prinzessin aus dem unterirdischen Königreich. Und nur wenn sie drei Aufgaben löse, könne sie dorthin zurückkehren.

Nach dem Film „Pans Labyrinth“ wurde dieser phantasievolle Roman verfasst. Häufiger folgt ja der Film dem Buch und so ist allein die Tatsache der Umkehrung schon etwas, das neugierig macht. Auch stellt sich die Frage, welcher Adaption man sich zuerst widmen sollte. Als Vielleser bevorzugt man da vielleicht den Roman, um sich erstmal eigene Vorstellungen zu bilden. Doch auch anders herum kann es ein Genuss sein, wenn man beurteilen kann, wie sich die Autorin dem Film genähert hat. Egal wie, auf jeden Fall wird man gefangen genommen, von den düsteren Erzählungen um die alte Mühle und dem Labyrinth. Zwar gibt es viel Leid und Schwermut, doch auch immer wieder erlebt man Momente der Hoffnung, Zugewandheit und Liebe. Ofelia scheint so allein und doch hofft sie auf das unterirdische Königreich.

Ein besonderes Highlight bietet zusätzlich die Vertonung des Romans insbesondere, falls man sie über Kopfhörer genießt. Wenn man nicht weiß, was auf einen zukommt, erlebt man dann ein um die andere Überraschung. So manches Mal kann man dem Wind lauschen, dem Knarren und Knarzen der Bäume, dem Zirpen der Fee. Zudem kommen die Stimmen aus unterschiedlichen Richtungen. Das Ganze ist genau in der richtigen Mischung, so dass es bei einer vertonten Lesung mit besonderen Akzenten bleibt. Toll ist auch der Wechsel zwischen dem Erzähler Tom Vogt und den Passagen, die die Autorin selbst vorträgt.

Zum Schluss bleibt die Überlegung, ob man nun auch den Film sehen möchte.

Veröffentlicht am 17.06.2021

Das Venedig Frankreichs

Lazare und die Spuren des Todes
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Der neueste Fall für Kommissar Lazare dreht sich um das Verschwinden einer jungen Frau. Ihr Vater, ein Einwanderer aus dem arabischen Raum, sorgt sich sehr. Seine Tochter ist sein ein und alles. So richtig ...

Der neueste Fall für Kommissar Lazare dreht sich um das Verschwinden einer jungen Frau. Ihr Vater, ein Einwanderer aus dem arabischen Raum, sorgt sich sehr. Seine Tochter ist sein ein und alles. So richtig zuständig fühlt Lazare für den vermeintlich einfachen Fall nicht, doch sein Chef lässt sich nicht erweichen, schließlich könnte sich das Mädchen auch abgesetzt haben. Und schließlich hat Lazare Erfahrungen in der Gegend. Eigentlich wollte Corentin Arnal sich in seinem Tal ein neues Leben aufbauen, allerdings ist er kläglich gescheitert, da sich der Boden, auf dem er Gemüse anbauen wollte, als kontaminiert erwiesen hat.

Von unterschiedlichen Ausgangspunkten aus kulminiert zu einem unerwarteten Finale. Das idyllisch gelegene Kanton Sète im Süden Frankreichs bietet den Schauplatz eines Teils der Handlung. Doch auch abgelegene Höfe haben eine größere Bedeutung. Ist doch Provinz, mag man denken, doch vielleicht eignet sich gerade die Abgeschiedenheit zum Planen unsauberer Geschäfte. Nicht nur das Verschwinden eines jungen Mädchens steht auf der Tagesordnung, auch ein möglicher Umweltskandal muss bearbeitet werden. Auch könnte einiges auf terroristische Aktivitäten hindeuten. Fast zufällig gerät Lazare ausgehend von seinem gefühlt so einfachen Fall mit in ein spannendes Geschehen.

Der Autor ist etlichen vielleicht auch bekannt von seinen Inspektor Kajetan Romanen begibt sich hier vom Deutschland der 1920er Jahre ins Südfrankreich der Gegenwart. Doch auch in seinem neuen Roman, zu dessen Verständnis man keine Vorkenntnisse aus dem ersten Band benötigt, bietet die politische Lage einen packenden Hintergrund für einen intelligenten Kriminalroman, der ganz ohne historischen Bezug nicht auskommt. Die verschiedenen Handlungsstränge erscheinen zwar zunächst etwas ohne rechten Zusammenhang. Doch schon bald merkt man beim Lesen auf und denkt, da war doch was, wie passt das zusammen. Wenn man erstmal einen Überblick gewonnen hat, verzeiht man auch die mitunter ein wenig abrupten Übergänge. Dieser Kriminalroman versteht es mit seiner Vielschichtigkeit und seinem sympathisch unangepassten Ermittler zu überzeugen.

Veröffentlicht am 05.06.2021

Crime Montreal

Aus dem Schatten des Vergessens
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Sergent-Detective Victor Lessard und seine Partnerin Jacinthe Taillon übernehmen. Eine bekannte Psychologin wurde tot aufgefunden, wobei zunächst unerklärlich ist, wie sie genau umgekommen ist. Der angesehene ...

Sergent-Detective Victor Lessard und seine Partnerin Jacinthe Taillon übernehmen. Eine bekannte Psychologin wurde tot aufgefunden, wobei zunächst unerklärlich ist, wie sie genau umgekommen ist. Der angesehene Anwalt Nathan Lawson wird beinahe zur selben Zeit vermisst. Und damit nicht genug, ein Obdachloser stürzt sich von einem Hochhaus. Hinweise deuten darauf hin, dass er der Täter sein könnte. Doch irgendwie passt nichts richtig zusammen und Lessard beginnt tiefer zu graben. Besonders die wenigen Halbseligkeiten des Wohnungslosen geben Rätsel auf. Der Mann war psychisch schwer krank und trotzdem deutet einiges darauf hin, dass er in jungen Jahren bei geheimen Operationen mitgemischt haben könnte.

Im ersten Band um Victor Lessard, der manchmal auf sein Bauchgefühl achtet, und Jacinthe Taillon, die durch ihre freche und polterige Art auffällt. Beide sind ein eingespieltes Team, was man auf den ersten Blick nicht annehmen möchte. Doch sie ergänzen sich bestens. In diesem rätselhaften Fall kommen sie erstmal nicht richtig voran. Irgendwie landen sie meist in Sackgassen und sei es nur deshalb, weil sie die zu Vernehmenden mitunter nur tot auffinden oder diese ganz und gar verschwunden sind. So konzentrieren sie sich zunächst auf den Selbstmörder, dessen Vergangenheit mehr Geheimnisse birgt als man annehmen konnte.

Zu Beginn ist dieser Kriminalroman tatsächlich etwas schwierig. Man bekommt den Eindruck, alles geht ein wenig durcheinander und es tauchen mehr Spuren auf als man erfassen kann. Hier mag möglicherweise ein Printexemplar durchaus einen Vorteil gegenüber einem ebook haben, da man dort schnell nochmal blättern kann. Kurz bevor die Frage aufkommt, ob man weiterlesen möchte, beginnen die Hinweise sich zusammenzufügen und es wird richtig spannend. Die Ermittler kommen einem Skandal auf die Spur, der sich gewaschen hat. Und als Leser will man irgendwann einfach nur noch hinter das letzte Geheimnis kommen. Auch das Ermittlerteam ist nach einer Gewöhnungsphase gewinnend gezeichnet, ohne zu kaputt zu wirken mit authentischer Tiefe.

Veröffentlicht am 04.06.2021

Übergöttin

Identitti
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Nivedita, die einen indischen Vater hat und eine polnische Mutter, studiert an der Uni Düsseldorf. Manchmal wünscht sie sich, sie wäre mehr indisch und nicht nur irgendwas. Saraswati ist die Professorin, ...

Nivedita, die einen indischen Vater hat und eine polnische Mutter, studiert an der Uni Düsseldorf. Manchmal wünscht sie sich, sie wäre mehr indisch und nicht nur irgendwas. Saraswati ist die Professorin, die Nivedita am beeindruckendsten findet. Nivedita glaubt, mit Saraswati teilt sie ihre Identität. Doch plötzlich kommt es ans Licht: Saraswati ist eigentlich weiß! Wie kann das sein, sie, die so viel für die People of Colour zu lehren hat, über Identität, ist hat sich an der Uni als Person mit indischen Wurzeln angegeben, obwohl ihre Eltern Weiße waren? Nicht nur für Nivedita stürzt ihr Identitätsgebäude ein. Saraswatis Stellung an der Universität ist geschwächt, das Netz hetzt.

Dies ist ein wahrlich ungewöhnlicher Roman, auf den man vielleicht nicht gewartet hat, der aber unbedingt gelesen werden sollte. Zwei Frauen, die junge Nivedita und ihre Professorin Saraswati, sie scheinen einen ähnlichen Hintergrund zu haben und ähnlich zu denken. Doch nach dem Skandal ist alles anders und Nivedita will ihre Lehrerin zur Rede stellen. Wie konnte sie nur? Doch Saraswati schafft es immer wieder, Nivedita einen anderen Blickwinkel aufzuzeigen. Hatte Saraswati etwa doch einen guten Grund? Was ist überhaupt Identität und könnte nicht auch alles ganz anders sein?

„Identitti“ greift ein Thema auf, mit dem man sich vielleicht noch nicht explizit beschäftigt hat, weil man der Mehrheit angehört. Dennoch saugt man die Worte ein, weil sie einen anderen Blickwinkel eröffnen. Gerade weil das Thema ungewohnt ist, ist das Buch manchmal nicht leicht zu lesen. Hin und wieder muss man nochmal zurückgehen und nachlesen und überdenken, ob man einzelnen Sätze richtig verstanden hat. Man hält inne, denkt nach, ist gefesselt. Die teilweise aberwitzigen Situationen und Verdrehungen sind wie ein Spiegel, der einem vorgehalten wird, der einen erkennen lässt, wie dämlich man sich mitunter verhält. Die Autorin hat einen beeindruckenden Roman geschrieben, der das Interesse weckt, über seine eigene Identität und den geschichtlichen Zusammenhang zu reflektieren. Auch wenn man selbst eher selten Bücher mehr als einmal liest, dieses hier könnte die Ausnahme sein.

Veröffentlicht am 03.06.2021

Die Heimkehr

Opfermoor
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Die Biologin Nathalie kehrt für ein Forschungsprojekt an ihren Heimatort im Süden Schwedens zurück. So ganz wohl ist ihr nicht, denn ihre Kindheit war von tragischen Ereignissen überschattet. Und das ...

Die Biologin Nathalie kehrt für ein Forschungsprojekt an ihren Heimatort im Süden Schwedens zurück. So ganz wohl ist ihr nicht, denn ihre Kindheit war von tragischen Ereignissen überschattet. Und das an den Ort grenzende Moor erscheint ihr gleichzeitig vertraut und unheimlich. Schon kurz nach ihrer Ankunft lernt sie einen sympathischen Jogger kennen und sie ist sehr besorgt als dieser niedergeschlagen wird und darauf im Koma liegt. Die Polizeifotografin Ma ya, die ihre Fotos am Auffindeort des jungen Mannes geschossen hat, entdeckt darauf eine seltsame Gestalt. Da auch sie aus der Gegend kommt, bietet sie dem ermittelnden Kommissar an, sich mal umzuhören.

Zwei Frauen, die ganz unterschiedlich mit den Ereignissen umgehen. Nathalie fragt sich, ob es richtig war zurückzukehren. Die Geschehnisse rufen Erinnerungen an ihre Kindheit wach, die sie nie richtig überwunden hat. Maya dagegen sucht einerseits das künstlerische Foto, ist andererseits aber auch die kühle Erforscherin der Menschen. Ihre Kunst eignet sich de gut als Aufhänger, um Gespräche zu beginnen. Und ihr geschultes Auge hilft ihr, auf Nuancen zu achten. Doch wer könnte etwas gegen den umgänglichen Jogger haben, der erst seit kurzem in der Gegend ist? Und was hat es mit dem Gerücht auf sich, dass das Moor seine Opfer fordert?

Dieser stimmungsvolle Thriller beginnt zwar etwas langsam wobei die Protagonistin Nathalie zu Beginn ein wenig kühl wirkt. Doch nach und nach baut sich eine Spannung auf, die sich auch aus den Beschreibungen des Moores und seinen Gefahren speist. Auch der Einstieg der Fotografin Maya bringt die Story voran. Sie erscheint geradeaus und bodenständig und mit ihrer intelligenten Art, schafft sie es einige Spuren richtig zu deuten. Während Nathalie sich ihren Erinnerungen stellt gewinnt auch sie an Profil. Gleichzeitig geben die Strömungen zwischen den Dorfbewohnern so viele Rätsel auf, dass man gefesselt bleibt bis zum überraschenden Schluss.