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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2021

Berührend und bereichernd

Der Fremde aus Paris
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Die Hauptfigur in diesem Roman ist Midhat Kamal, ein Palästinenser, der als junger Mann kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges zum Studium nach Frankreich geschickt wird. Nach fünf Jahren kehrt er in ...

Die Hauptfigur in diesem Roman ist Midhat Kamal, ein Palästinenser, der als junger Mann kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges zum Studium nach Frankreich geschickt wird. Nach fünf Jahren kehrt er in seine Heimat, das palästinensische Dorf Nablus, zurück. Wir verfolgen seine Geschichte und Probleme, die seiner Wegbegleiter und irgendwie auch die des palästinensischen Volkes über gut zwanzig Jahre, also bis in die dreißiger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts.

Mein erster Eindruck dieses imposanten Werkes von über 700 Seiten war das lange Personenverzeichnis am Anfang – voller arabischer Namen, was mich zunächst ein wenig schockierte. Würde ich damit klarkommen? Aber ich überschlug dann diese Seiten und widmete mich der Handlung. Schließlich würden die Personen nicht alle gleichzeitig auftreten, sondern ich könnte sie nach und nach kennenlernen, so dass ich mit den Namen dann konkrete Figuren verbinden könnte. Eine goldrichtige Entscheidung!

Ich war sofort in die Handlung hineingezogen. Ich liebe gute historische Romane, die mein Kopfkino aktivieren. Dieser Roman schaltete es im „HD-Super-Surround-Modus“ ein. Ich war den handelnden Personen nahe und lernte nebenbei eine Menge über fremde Kultur, Geschichte und Geografie.

Die Story ist meisterhaft erzählt. Die Personen aus der langen Liste am Anfang treten dann auch alle auf und ich fand es erstaunlich, dass ich nicht ein einziges Mal im Personenverzeichnis nachschlagen musste. Das zeigt, dass die Autorin es geschafft hat, mich innerhalb des Buches tatsächlich mit allen bekannt zu machen.

Außerdem hat die Autorin sehr viele Wendungen aus der arabischen Sprache in den wörtlichen Reden benutzt. Beim Lesen habe ich diese irgendwie intuitiv verstanden, ohne die Sprache zu kennen. Ich empfinde diesen gewagten Kunstgriff als äußerst gelungen, denn so wirkt das Ganze noch authentischer. Dass es am Ende ein Glossar mit Übersetzungen gibt, habe ich erst festgestellt, als ich den Roman zu Ende gelesen hatte.

Darüber hinaus war ich völlig verblüfft, dass dies der Debütroman der Autorin ist. Sie hat zwar palästinensische Wurzeln und der Roman ist angelehnt an die Lebensgeschichte ihres Urgroßvaters, aber das allein macht noch nicht die Fähigkeit aus, solch ein Meisterwerk zu verfassen.

Mein Fazit: Ich bin sehr froh, dass ich mich nicht vom langen Personenverzeichnis am Anfang abschrecken lassen habe und fühle mich durch die Lektüre dieses Buches sowohl berührt als auch bereichert.

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Veröffentlicht am 05.06.2021

Entspannend und unterhaltsam

Die Roseninsel
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Liv, eine junge Ärztin aus Berlin, flieht nach Bayern vor dem Alltagsstress und einer kürzlich erlebten traumatischen Begebenheit. Sie findet im Internet eine Anzeige, dass für ein paar Wochen eine Vertretung ...

Liv, eine junge Ärztin aus Berlin, flieht nach Bayern vor dem Alltagsstress und einer kürzlich erlebten traumatischen Begebenheit. Sie findet im Internet eine Anzeige, dass für ein paar Wochen eine Vertretung für den Verwalter einer kleinen Insel im Starnberger See gesucht wird. Dort ist man froh, dass sich überhaupt jemand dazu bereit erklärt, und so ist die Sache abgemacht und die Roseninsel soll für die nächsten Wochen ihr Ruheort werden.

Dort findet sie das Tagebuch einer jungen Frau: Magdalena. Die wurde vor über einhundert Jahren auf der Insel gefangen gehalten. Zwar war das ein „goldener Käfig“ samt umsichtigem Dienstmädchen und gutmütigem alten Gärtner, aber mit krähenhafter Gesellschafterin, die fast jeden von Magdalenas Schritten überwacht.

Die beiden Geschichten, die von Liv in der Gegenwart und die von Magdalena in der Vergangenheit, werden in zwei sich abwechselnden Handlungssträngen erzählt. Ich mag sowohl historische Romane als auch Geschichten aus der Gegenwart und habe das mit diesem Buch gleich im Doppelpack bekommen.

Es ist alles sehr bildhaft und nachvollziehbar erzählt, in einer klaren und sehr verständlichen Sprache. Der Autorin ist es gelungen, mich in die Szenerie hereinzuziehen. Ich habe alles aus der Perspektive sowohl von Liv als auch von Magdalena miterleben können.

Mit dem Ruheort ist es für Liv recht schnell vorbei und sie muss einsehen, dass sie nicht vor sich selbst fliehen kann. Sowohl die Geschichte von Liv als auch die von Magdalena finden zu einem zufrieden stellenden Ende, so dass für den Leser keine Fragen oder Ungereimtheiten bleiben. Obwohl einiges davon vielleicht vorhersehbar war, gab es doch einige überraschende Facetten.

Von diesem Buch hatte ich mir eine entspannende, aber dennoch unterhaltsame Lektüre erhofft und genau diese habe ich bekommen. Als Zusatz beschreibt die Autorin noch ein paar historische Hintergründe und deckt auf, was ihrer Fantasie entsprungen ist und welche Aspekte auf Tatsachen beruhen. Das hat mein Lesevergnügen noch abgerundet.

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Veröffentlicht am 05.06.2021

Unterhaltsam und spannend

Die Krieger
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Nick, ein Berliner Polizeikommissar, ermittelt in München und das in den achtziger Jahren. Keine Smartphones, kein Navi im Auto. Es wird nach Stadtplan gefahren. Die moderne Kommunikation besteht aus Telefon ...

Nick, ein Berliner Polizeikommissar, ermittelt in München und das in den achtziger Jahren. Keine Smartphones, kein Navi im Auto. Es wird nach Stadtplan gefahren. Die moderne Kommunikation besteht aus Telefon und Telefax. Am besten ist es jedoch, man fährt persönlich hin.

So machen sich Nick und Graziella, die eigentlich die Putzfrau bei der Mordkommission ist, auf den Weg nach Italien, um in einem länderübergreifenden Kriminalfall zu ermitteln. Ein anderer Übersetzer war auf die Schnelle nicht zu finden.

Naja, dachte ich mir, das ist etwas an den Haaren herbei gezogen, aber letzten Endes wird die Geschichte dadurch sehr unterhaltsam und außergewöhnlich – und so etwas liebe ich. Es ist mir ehrlich gesagt egal, ob realistisch oder nicht, sofern es mir beim Lesen Spaß macht.

Unterhaltsam ist dieses Buch auf jeden Fall. Gleich von Anfang an, als die Münchener Mordkommission beschrieben wird, ist das klar. Ein vergessenes Loch im Fußboden als ungewöhnlicher Kommunikationskanal zum darunter liegenden türkischen Imbiss! Super praktisch für Essensbestellungen, die nur nach unten gerufen werden müssen.

Trotzdem werden sehr erschütternde Mordfälle behandelt und das Ganze ist sehr spannend und mitreißend geschrieben. Die handelnden Personen kann man sich sehr gut vorstellen. Graziella mag ich besonders, denn die ist immer wieder für eine Überraschung gut.

Außerdem sind historische Fakten aus der Zeit in passendem Maße eingestreut, so dass man sich sagt: Ach ja, das war ja damals.

Mein Fazit: Unterhaltsam und spannend – Lesespaß eben!

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Veröffentlicht am 05.06.2021

So muss es sein

Capitana
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Zuerst war ich etwas skeptisch und befürchtete, einen Abklatsch von „Der Pate“ – nur mit weiblicher Hauptrolle – vor mir zu haben, aber ich wurde zum Glück eines Besseren belehrt.

Die Handlung begann ...

Zuerst war ich etwas skeptisch und befürchtete, einen Abklatsch von „Der Pate“ – nur mit weiblicher Hauptrolle – vor mir zu haben, aber ich wurde zum Glück eines Besseren belehrt.

Die Handlung begann recht unspektakulär und war mit einfachen Worten beschrieben. Zuerst wird ein „Geschäft“ aus der Sicht von halbwüchsigen „Kunden“ des Drogenkartells geschildert. In diesem ersten Kapitel tritt Boss Lola zunächst nur am Rande auf. Für den Außenstehenden keine besondere Person, und das ist genau der Eindruck, den die uneingeweihte Umgebung von ihr hat.

Wir lernen dann die Strukturen ihres „Geschäfts“ kennen, ganz nebenbei, ohne dass das lange erklärt werden muss. Der ganze Roman bleibt in einer sehr einfachen, anschaulichen und authentischen Sprache.

Es dreht sich fast alles um Lola. Es gibt wenig Sprünge in der Zeit und nur sehr sparsam eingesetzte Perspektivwechsel – niemals mehr als unbedingt nötig.

Obwohl von Anfang an klar ist, was Lolas Geschäft ist und dass es da ziemlich brutal zugeht, auch dass Lola selbst keine Skrupel hat, bekommt man beim Lesen von ihr den Eindruck, sie ist einfach eine alleinerziehende unf besorgte Mutter, die nebenbei noch ein paar andere „Dinge“ zu erledigen hat. Man kann sich sogar richtig in ihre Lage versetzen.

Der Roman lebt von der ambivalenten Persönlichkeit Lolas und natürlich auch den Personen um sie herum. Er ist spannend und es kommt dabei immer wieder zu unvorhersehbaren Wendungen. Auch das Ende hätte ich so nicht erwartet. Das ist genau das, was für mich ein gutes Buch ausmacht.

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Veröffentlicht am 05.06.2021

Gefühlvoll, humorvoll und weise

Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht
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Andrea Petković ist nicht nur ein hervorragendes Tennistalent, sondern auch eine begnadete Geschichtenerzählerin. Das hatte ich bereits nach nur wenigen Seiten in diesem Buch feststellen können.

Ihre ...

Andrea Petković ist nicht nur ein hervorragendes Tennistalent, sondern auch eine begnadete Geschichtenerzählerin. Das hatte ich bereits nach nur wenigen Seiten in diesem Buch feststellen können.

Ihre Geschichten sind abwechslungsreich und außergewöhnlich, denn wo sonst bekommt man solch einen persönlichen Blick hinter die Kulissen und auch in die Gedanken- und Gefühlswelt einer Leistungssportlerin.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist ihre Selbstironie, die immer wieder durchkommt. Das hat so etwas überaus Sympathisches. Obwohl die Autorin noch ziemlich jung ist, liegt außerdem eine große Portion Lebensweisheit in ihren Geschichten. Das Schöne ist, dass diese ohne erhobenen Zeigefinger auf sehr unterhaltsame und anschauliche Art herübergebracht wird.

Ich habe nach dem Lesen dieses Buches den Eindruck, dass Andrea Petković bei allem Stolz, den sie zurecht aufgrund ihrer sportlichen Leistungen haben kann, eine bodenständige Person geblieben ist.

Mein Urteil zu diesem Buch: Spiel, Satz und Sieg: Andrea Petković.

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