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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.06.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Kärntner Totenmesse
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Die Klagenfurter Herbstmesse ist gut besucht und in einer der zahlreichen Sanitärgruppen wird Landesrat Rudi Moritsch erwürgt aufgefunden. Der Rudi zählt zu den unbeliebten der ohnehin nicht sehr angesehenen ...

Die Klagenfurter Herbstmesse ist gut besucht und in einer der zahlreichen Sanitärgruppen wird Landesrat Rudi Moritsch erwürgt aufgefunden. Der Rudi zählt zu den unbeliebten der ohnehin nicht sehr angesehenen Spezies Politiker. Nicht ganz so skrupellos wie seine betagte, leicht demente Mutter, die ehemalige Landesrätin, die nunmehr in einer formidablen Seniorenresidenz wohnt. Und eben diese Mutter beauftragt den mit einer posttraumatischen Belastungsstörung kämpfenden Detektiv Heinz Sablatnig mit der Aufklärung des Mordes an ihrem Sohn. Zur Polizei habe sie kein Vertrauen, die wären dumm, faul oder korrupt. Manchmal alles gemeinsam. Er, Sablatnig, ist der beste Detektiv, der soll nur machen.

Sablatnig, dessen Schwester, Chefinspektorin Sabine Oleschko, die leitende Ermittlerin im Mordfall ist, kommt einem Komplott auf die Spur, in dessen Zentrum sich Kärntner Landespolitiker, die katholische Kirche und ein Immobilenzampano verstrickt sind.

Je tiefer Sablatnig in das Wespennest hineinstochert, desto brisanter und verwirrender sind die Informationen. Der Berater der katholischen Kirche und Weggefährte Mochitsch stirbt an einem Herzinfarkt, als Sabine ihn mit seiner Vergangenheit als Pornostar der Gay-Szene konfrontiert.
So mancher Zeuge hat mehr gesehen, als er zugibt. Als Heinz erkennt, wer der Mörder sein muss, muss er sich seinen schlimmsten Dämonen stellen.

Meine Meinung:

Roland Zingerle gelingt es wieder vortrefflich, die Machenschaften der Politiker in Österreichs südlichstem Bundesland darzustellen - allerdings, es gilt natürlich für alle die Unschuldsvermutung.

Einheimische werden die eine oder andere Idee haben, in welchen Gassen von Klagenfurt sich gewisse Szenen abspielen könnten. Das Lokal mit dem lautmalerischen Namen „Der Ständer“ gibt es in Wirklichkeit nicht.

Nicht nur die Leser werden aufs Glatteis geführt, sondern auch Sablatnig und die Polizei tappen eine ganze Weile im dunklen, bis der sprichwörtliche Groschen fällt.

Sehr realistisch sind die Depressionen von Heinz geschildert, der antriebslos wie sein leerer Handy-Akku durch den Tag taumelt. Er schafft es kaum, am Morgen aufzustehen. Da kommt ihm der Auftrag der Mochitsch-Mutter gerade recht, denn er ist langsam im Begriff seine Wohnung zu verlieren, da er kaum arbeitsfähig ist. Der eitle Therapeut, der ihn auf eine Bootsfahrt über den Wörthersee mitnimmt, ihn aber, nachdem die Therapiestunde zu Ende ist, am anderen Ende des Sees absetzt, passt auch zu den anderen Ekelpaketen.

Fazit:

Ein Krimi, der vielleicht, eventuell ein Körnchen Wahrheit enthält und fesselnd geschrieben ist. Gerne gebe ich hier wieder 5 Sterne.

Veröffentlicht am 06.06.2021

Ende der Odyssee?

Rückkehr in die fremde Heimat
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Nach den beiden Vorgängern „Die Flucht der Dichter und Denker-1“ und „Als die Nacht sich senkte-2“ endet die Odyssee der von den Nazis aus Österreich vertriebenen Künstler und Gelehrten mit der Rückkehr ...

Nach den beiden Vorgängern „Die Flucht der Dichter und Denker-1“ und „Als die Nacht sich senkte-2“ endet die Odyssee der von den Nazis aus Österreich vertriebenen Künstler und Gelehrten mit der Rückkehr in ihre alte Heimat. Doch sind die Heimkehrer auch willkommen?

Viele haben Sehnsucht nach der alten Heimat, wollen zurückkehren und warten auf ein Zeichen des offiziellen Österreichs, dass sie willkommen wären. Doch wie man weiß, warten sie vergebens. Gemäß der „Opferrolle“, die sich der Staat selbst andichtet, wird es bis zum Jahr 1991 dauern, bis die Bundesregierung unter Kanzler Franz Vranitzky die Mitschuld der österreichischen Bevölkerung an der Vertreibung und Ermordung der Juden eingesteht.

Herbert Lackner berichtet in seinem eindrücklichen Schreibstil, wie selbstgerecht die österreichischen Politiker der Nachkriegszeit mit den Vertriebenen umgeht. Es ist kaum zu ertragen, dass ein sozialistischer Innenminister (Oskar Helmer) auch nach der Shoa antisemitische Reden schwingt. Für ihn sind die Emigranten Verräter und Feiglinge, denn die im Land verbliebene Bevölkerung musste den Bombenterror der Alliierten ertragen. Dass die jüdischen Familien enteignet und ermordet wurden, ignoriert er völlig. Er ist auch dafür, dass etwaige Entschädigungszahlungen und Restitutionen nicht oder nur sehr spärlich und unter großen Anstrengungen der Überlebenden vorgenommen werden:
„Ich wäre dafür, dass man die Sache in die Länge zieht.“

Unter den Ersten, die in die alte Heimat zurückkehren ist der Kabarettist Karl Farkas, dessen Familie in Wien geblieben ist. Er findet eine fremde und zugleich altbekannte Heimat vor. Fremd, weil Tausende Menschen wie auch Gebäude einfach verschwunden sind und altbekannt, weil sich am Antisemitismus wenig bis nichts geändert hat.

Fazit:

Herbert Lackner hat ein einfühlsames Resümee geschrieben, das an Dramatik nichts verbirgt. Gerne gebe ich diesem lesenswerten Buch wieder 5 Sterne. Es empfiehlt sich, die beiden Vorgänger zu lesen.

Veröffentlicht am 06.06.2021

Fesselnde Zeitreise ins Wien von 1966

Leopoldstadt
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Die Autorin entführt ihre Leser in das Wien von 1966. Es ist eine Zeit des Umbruchs. Das Ende des Zweiten Weltkrieges ist gerade einmal etwas mehr als 20 Jahre her, das Ende der Besatzungszeit erst 11 ...

Die Autorin entführt ihre Leser in das Wien von 1966. Es ist eine Zeit des Umbruchs. Das Ende des Zweiten Weltkrieges ist gerade einmal etwas mehr als 20 Jahre her, das Ende der Besatzungszeit erst 11 Jahre. Die Folgen sind nach wie vor deutlich spürbar.

Dieses Mal bekommen es Chefinspektor Wilhelm Fodor und sein Team mit einem komplexen Mordfall zu tun: Während die Stadt und ihre Bewohner unter der Hitze leiden, wird ein Schwarzafrikaner mit amerikanischen Militärstiefeln tot aufgefunden. Der Name ist recht bald bekannt, doch scheint niemand den Mann zu vermissen und US-Botschaft gibt vor, ihn nicht zu kennen.

Bei seinen Ermittlungen sticht Wilhelm Fodor in ein Wespennest und in der Folge gibt es weitere Tote. Je tiefer Fodor in den Fall eintaucht, desto mehr Gespenster der Vergangenheit treten zutage. Doch auch die aktuellen Ereignisse wie die „Südtiroler Bumser“ werfen ihre Schatten auf die österreichische Hauptstadt.

Meine Meinung:

Sabina Naber hat in diesem 2. Fall für Chefinspektor Wilhelm Fodor die Atmosphäre des Jahres 1966 perfekt eingefangen. Es wird überall geraucht, im Dienst Schnaps getrunken und Verdächtige handgreiflich zu Aussagen genötigt. Jüngere Leser werden sich möglicherweise an der authentischen Sprache stoßen. So dürfen die Protagonisten heute verpönte Worte wie „Neger“ in den Mund nehmen und nationalsozialistisches Gedankengut von sich geben, für das sie heute wegen Wiederbetätigung vor dem Gericht stehen würden. Tempora mutantur!

Als Wienerin, die in der Leopoldstadt aufgewachsen ist, habe ich mich gleich zurechtgefunden, auch wenn das eine oder andere Lokal erfunden oder verfremdet ist. Das Hotel Valerie erinnert sehr stark an das Hotel Stefanie. Auf seinen Ermittlungen kommt Wilhelm Fodor in die „feinen“ Ecken der Villengegenden in Hietzing und Döbling. Doch der Hauptteil des Krimis spielt in der heruntergekommenen Gegend rund um den Karmelitermarkt. Das kann man sich heute gar nicht mehr so richtig vorstellen, denn das Viertel wurde gentrifiziert und ist nach wie vor aufstrebend, jung, urban und inzwischen leider sauteuer.

Die Charaktere sind durchwegs authentisch. Sie haben alle ihre Ecken und Kanten. Der eine oder andere hat nach wie vor braunes Gedankengut im Schädel, was aber bei der Altersstruktur der Ermittler nicht wirklich verwundert. Sind doch die Menschen dieser Jahrgänge in ihrer Jugend indoktriniert worden. Man kann ihnen allenfalls vorwerfen, aus der Geschichte nichts gelernt zu haben.

Geschickt flicht Sabina Naber historisches und zeitgeschichtliches Wissen ein. Hier hat die Autorin penibel recherchiert. Für deutsche Leser ist der Wiener Dialekt, den die Figuren sprechen (dürfen) durchaus eine Herausforderung.


Fazit:

Die literarische Zeitreise in meine Kindheit und der verzwickte Kriminalfall haben mich bis zur letzten Seite gefesselt. Daher gibt es wohlverdiente 5 Sterne.

Veröffentlicht am 06.06.2021

Ein guter Überblick

Die 101 wichtigsten Fragen - Judentum
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Dieses 155 starke Sachbuch aus der Reihe „Die 101 wichtigsten Fragen“ aus dem Beck’schen Verlag beantwortet zahlreiche Fragen zum Judentum. Es vermittelt in den folgenden Kapiteln Grundlegendes des jüdischen ...

Dieses 155 starke Sachbuch aus der Reihe „Die 101 wichtigsten Fragen“ aus dem Beck’schen Verlag beantwortet zahlreiche Fragen zum Judentum. Es vermittelt in den folgenden Kapiteln Grundlegendes des jüdischen Glaubens.

Einleitung
Bibel und jüdische Literatur
Glaube und Gott
Gesetz und Ethik
Symbole und Zeichen
Gebet und Gottesdienst
Schabbat und Festkultur
Lebenszyklus und Geschlecht
Einheit und Vielfalt
Israel und die Diaspora
Zum Schluss

Autor Andreas Brämer ist ein deutscher Historiker, der an mehreren Universitäten, u.a. in Jerusalem Judaistik studiert hat. Er weiß also, worüber er schreibt.

In seinem Buch zeigt er die Vielfalt des jüdischen Lebens auf: Von streng orthodoxen Juden bis hin zu säkularen Juden.

Fazit:

Das Buch vermittelt grundlegende Einblicke in den jüdischen Glauben. Gerne gebe ich diesem interessanten Buch 5 Sterne.

Veröffentlicht am 31.05.2021

Ein gelungener biografischer Roman

Fräulein Mozart und der Klang der Liebe (Ikonen ihrer Zeit 4)
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Beate Maly nimmt sich in diesem biografischen Roman einer historischen Frauengestalt an, die zeit ihres Lebens im Schatten ihres berühmten Bruders gestanden ist, obwohl sie nicht weniger begabt war: Maria ...

Beate Maly nimmt sich in diesem biografischen Roman einer historischen Frauengestalt an, die zeit ihres Lebens im Schatten ihres berühmten Bruders gestanden ist, obwohl sie nicht weniger begabt war: Maria Anna Mozart, genannt „Nannerl“, die ältere Schwester von Wolfgang Amadeus.

Zu Beginn von Wolfgangs Karriere darf sie ihn bei seinen Auftritten am Klavier bzw. mit der Geige begleiten. Doch mit zunehmender Bekanntheit des Bruders muss sie zurückstecken, um seinen Nimbus nicht zu schaden.

Mit 16 Jahren gilt Maria Anna als »heiratsfähig« und gilt nicht mehr als Wunderkind. Leopold geht nunmehr mit Wolfgang allein auf Reisen. Sie bleibt zu Hause. Da die Tourneen des Bruders eher Geld verschlingen als einbringen, ist das Geld im Haus Mozart knapp. Deshalb gibt sie Klavierstunden und musiziert im halböffentlichen Rahmen. Ihre Kompositionsversuche ignoriert der Vater.

Die Liebesgeschichte mit Franz d'Ippold, dem Direktor der Salzburger Pagerie, nimmt in diesem Roman einen großen Raum ein. Franz d'Ippold ist es nicht erlaubt, zu heiraten. Doch selbst wenn er den Schuldienst quittiert, ist er mittellos und damit kein Kandidat, der die zerrütteten Finanzen der Familie Mozart verbessert. Es beginnt ein Versteckspiel, bei dem Maria Anna und Franz, mehrmals nur knapp den Sanktionen der Sittenpolizei entgehen. Letztendlich wird sich Anna Maria dem Diktat des Vaters (oder der leeren Kassen) beugen. Mit 35 Jahren heiratet sie den reichen, verwitweten Reichsfreiherrn Berchtold von Sonnenburg mit fünf Kindern und lebt ab 1784 in Sankt Gilgen und bekommt selbst drei Kinder.

Beate Maly spinnt die Liebesgeschichte zwischen Nannerl und Franz weiter. Ob Maria Annas Kinder wirklich von Franz sind oder nicht, wer weiß?

In mehreren Zeitsprüngen erleben wir das Leben der Maria Anna, die, wie (fast) alle Frauen dieser Zeit, auf Heirat, Kinderkriegen und Haushalt beschränkt werden. Das große Verdienst der Maria Anna ist es, die zahlreiche Korrespondenz und die Werke ihres berühmten Bruders zu sammeln. Gemeinsam mit ihren eigenen Tagebüchern bilden sie die Grundlage der Mozart-Forschung.

Wer sich eingehender mit Maria Anna Mozart beschäftigen möchte, dem sei Eva Riegers Biografie „Nannerl Mozart. Leben einer Künstlerin im 18. Jahrhundert“ empfohlen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem biografischen Roman, in dem Beate Maly gekonnt Fakten und Fiktion verknüpft, 5 Sterne.