Profilbild von Nabura

Nabura

Lesejury Star
offline

Nabura ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nabura über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.06.2021

Wunderschöne Geschichte, die Lust auf eine Japanreise macht

Der kleine Teeladen in Tokio
0

Der Fotografin Fiona bietet sich eine große Chance, als sie über ein Förderprogramm der Universität Tokio einen zweiwöchigen vollbezahlten Aufenthalt in Japan gewinnt. Der weltberühmte Fotograf Yutaka ...

Der Fotografin Fiona bietet sich eine große Chance, als sie über ein Förderprogramm der Universität Tokio einen zweiwöchigen vollbezahlten Aufenthalt in Japan gewinnt. Der weltberühmte Fotograf Yutaka Araki soll ihr Mentor sein. Am Flughafen in Tokio wird sie stattdessen jedoch von Landsmann Gabe Burnett abgeholt, der Araki aufgrund eines Trauerfalls in dessen Familie vertreten soll. Gabe scheint Fiona nicht wiederzuerkennen, doch sie erinnert sich noch gut an den peinlichen Zwischenfall vor zehn Jahren, der ihrem Leben eine entscheidende Wendung gegeben hat. Er scheint zudem keine große Lust auf den Mentoren-Job zu haben. Zum Glück wird Fiona bei der Familie von Professor Kobashi untergebracht, der das Förderprogramm leitet. Dessen Frau Haruka, Teemeisterin und Besitzerin eines Teeladens, kümmert sich gemeinsam mit ihrer Tochter Setsuko und ihrer Enkelin Mayo voller Herzlichkeit um Fiona.

Der Roman beginnt mit der Ankunft Fionas in Tokio und der ernüchternden Erkenntnis, dass nicht Yutaka Araki ihr Mentor sein wird, sondern Gabe Burnett für ihn einspringen wird. Auch dieser hat schon viele Fotografenpreise gewonnen und wäre sicherlich ein guter Mentor, doch Fiona erinnert sich schmerzlich an einen Vorfall vor zehn Jahren, als sie seine Studentin war. Was genau passiert ist erfährt, man erst einmal nicht. In Kapiteln aus Gabes Perspektive erfährt man, dass er die Mentorenschaft nur übernommen hat, weil er Professor Kobashi, den Leiter des Förderprogramms, nicht enttäuschen möchte.

Fiona soll in den zwei Wochen in Japan Fotografien machen, die anschließen in der Japanausstellung in Kensington in London ausgestellt werden. Gabe rät ihr, Tokio erst einmal auf sich wirken zu lassen, bevor sie die ersten Aufnahmen macht. Sie besuchen verschiedene Orte, wobei er sie mehr abliefert als diese gemeinsam mit ihr zu erkunden. Ihre Sorge, bei dieser Art der Betreuung nicht genügend Material für eine Ausstellung zu produzieren, konnte ich gut nachvollziehen.

Ein Lichtblick sind die Momente mit Haruka Kobashi, Fionas Gastgeberin, und ihrer Familie. Fiona erhält für ihren Aufenthalt ein kleines Zimmer direkt über Harukas Teeladen. Die Arbeit als Teemeisterin fasziniert Fiona, und Haruka gibt gerne Einblicke und hat ein offenes Ohr für sie. Die drei Frauen der Familie Kobashi nehmen Fiona unter ihre Fittiche und sorgen dafür, dass sie sich bei ihrem Aufenthalt wohl fühlen kann.

Fionas Ausflüge zu den touristischen Highlights, ihre Stunden mit der Familie Kobashi und ihre Restaurantbesuchte fand ich interessant und sie machten mir Lust auf eine Japanreise. Die Überlegungen, wie man an schon oft fotografierten Orten Motive findet, die anders und besonders sind, fand ich spannend. Schließlich traut sich Fiona, Gabe gegenüber ihre Enttäuschung bezüglich der schlechten Betreuung auszusprechen. Ich war neugierig, wie sich ihre Beziehung während des zweiwöchentlichen Aufenthalts entwickeln wird. Etwas irritiert hat mich die von der Übersetzerin gewählte Form „Vorname + Sie“, welche die beiden ziemlich lange verwenden. Ich bin selbst nur ein Jahr älter als die Protagonistin und würde so nicht mit einem Mann reden, der nur ein paar Jahre älter ist.

Mir hat es viel Spaß gemacht, Fiona während ihrer Zeit in Japan zu begleiten. Natürlich spielt nicht nur die Fotografie eine große Rolle, sondern es sind immer mehr Gefühle im Spiel. Da die Erzählperspektive gelegentlich wechselt, erhielt ich einen guten Einblick in die Innenleben der Beteiligten und fieberte mit. Die Entwicklungen waren nicht überraschend, aber ich fand sie wirklich schön und hatte auf den letzten Seiten sogar Tränchen in den Augen. Wer Lust auf einen Liebesroman hat und sich dabei nach Japan träumen möchte, dem kann ich dieses Buch absolut ans Herz legen!

Veröffentlicht am 12.06.2021

Eine grausame Mordserie und ein Toter, der lebendig begraben wurde

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
0

Wien im Oktober 1893: Leopold von Herzfeldt ist mit den besten Empfehlungen von Graz nach Wien gezogen, um dort als Inspektor zu arbeiten. Als er am Vorabend seines Dienstantritts von einer Frauenleiche ...

Wien im Oktober 1893: Leopold von Herzfeldt ist mit den besten Empfehlungen von Graz nach Wien gezogen, um dort als Inspektor zu arbeiten. Als er am Vorabend seines Dienstantritts von einer Frauenleiche in der Nähe des Praters hört, bricht er auf eigene Faust zum Tatort auf und beginnt zum Missfallen der eingeteilten Kollegen mit einer ausführlichen Spurensicherung und der Anfertigung von Fotografien der Leiche.

Mit seiner Art und seinen neuartigen Methoden macht sich Leopold schnell unbeliebt und wird mit eher uninteressanter Arbeit abgespeist. Er soll den Fall eines Selbstmörders prüfen, dessen Leiche auf dem Wiener Zentralfriedhof wieder ausgegraben wurde. Die Diebe konnten von Totengräber Augustin Rothmayer gestoppt werden. Dabei hat dieser jedoch festgestellt, dass der angebliche Selbstmörder lebendig begraben wurde. Als es zu einem weiteren Zwischenfall auf dem Zentralfriedhof kommt und gleichzeitig weitere Frauen ermordet werden, vermutet Leopold eine Verbindung.

Das Buch beginnt mit einem Auszug aus dem fiktiven „Almanach für Totengräber“, an dem Augustin Rothmayer während der Romanereignisse arbeitet. Der Abschnitt erklärt, wie es zum Scheintod kommen und wie lang man in einem Sarg überleben kann. Auch nachfolgenden Kapiteln sind immer wieder Auszüge aus dem Almanach vorangestellt, die Details unter anderem zum Verwesungsprozess enthalten. Im anschließenden Prolog wacht jemand tatsächlich in einem Sarg auf, bevor die Geschichte zu Leopold von Herzfeld springt und von dessen ersten Tagen als Inspektor in Wien berichtet.

Neue Ermittlungsmethoden wie Tatortfotografie sind zur Zeit des Buches gerade im Kommen. Leopold hat diese Methoden von seinem Mentor in Graz gelernt und trifft nun auf viele konservative Kollegen, die dafür wenig Verständnis haben. Auch seine impulsive und vorpreschende Art kommt nicht gut an. Bei den Ermittlungen zum Frauenmord in der Nähe des Praters, der bald zu einer Mordserie wird, ist er nur am Rande beteiligt. Er ist jedoch wild entschlossen, sich zu beweisen und wesentlich zur Aufklärung beizutragen. Den sonderbaren Totengräber Augustin Rothmayer, der seine Erkenntnisse über Vorgänge auf dem Zentralfriedhof mit ihm teilen will, nimmt er dabei vor allem als störend wahr.

Die Geschichte blieb durch regelmäßige Wendungen unvorhersehbar. Die Ermittlungen sind spannend gestaltet und Leopold steht dabei nicht als brillanter Inspektor im Mittelpunkt, sondern agiert von Rande aus und muss um seinen Platz kämpfen. Im Laufe der Geschichte erfährt man mehr über ihn und warum er Graz verlassen hat. In Wien findet er ungewöhnliche Unterstützung in Form der technikbegeisterten Telefonistin Julia Wolf, die mir als Charakter sehr gefallen hat. Leopold begibt sich mit seinen Ermittlungen bald auf ein gefährliches Terrain und die Situation spitzt sich immer weiter zu. Mich konnte dieser historische Krimi durchweg fesseln, sodass ich eine klare Empfehlung für Leser des Genres ausspreche!

Veröffentlicht am 06.06.2021

Gelungene Erweiterung der Geschichten aus dem Grishaverse

Rule of Wolves
0

Nikolai versucht als Zar von Ravka weiterhin, einen Krieg an zwei Fronten zu verhindern. Einen Vergeltungsschlag der Shu-Han für ein Verbrechen, dass sie selbst in seinem Palast begehen und ihm in die ...

Nikolai versucht als Zar von Ravka weiterhin, einen Krieg an zwei Fronten zu verhindern. Einen Vergeltungsschlag der Shu-Han für ein Verbrechen, dass sie selbst in seinem Palast begehen und ihm in die Schuhe schieben wollten, konnte er abwenden. Als Königin Mahki von den Shu-Han von Nikolai und ihrer Schwester Ehri zur Hochzeit eingeladen wird, weiß sie, dass ihr finsterer Plan fehlgeschlagen ist. Doch im Norden rüstet sich Fjerda zum Angriff, dem Ravka mit seinen leeren Kriegskassen und fehlenden Verbündeten wenig entgegenzusetzen hat. Zoya gibt als Nikolais Befehlshaberin ihr Bestes, während sie verstehen muss, was der Übergang von Juris Macht auf sie für Konsequenzen hat. In Fjerda versucht Nina als Spionin in Jarl Brums Haushalt, an hilfreiche Informationen für Ravka zu gelangen. Mit Brums Tochter Hanne, die selbst eine Grisha ist, hat sie eine wertvolle Verbündete gewonnen. Um Zugang zu noch geheimeren Informationen zu erhalten, gehen die beiden ein großes Risiko ein.

Der zweite Band der Dilogie rund um Nikolai, Zoya und Nina beginnt kurz nach den Ereignissen seines Vorgängers „King of Scars“. Die politische Situation ist weiterhin heikel. Ein Angriff der Shu-Han konnte erst einmal verhindert werden, doch Fjerda macht sich bereit. Die bevorstehende Schlacht ist wegweisend für die Zukunft Ravkas, dennoch ist sie nicht die einzige Herausforderung, der sich die drei Protagonisten stellen müssen. Nikolai könnte den Thron verlieren, wenn sich Beweise finden, dass er ein Bastard ist oder bekannt wird, dass er sich in ein Monster verwandeln kann. Niemand weiß, welche Pläne der Dunkle schmiedet. Und auch Prinz Rasmus von Fjerda, den Nina und Hanne kennenlernen, erweist sich als schwer einschätzbar.

Das Tempo der Geschichte ist von Beginn an hoch. Schnell war ich wieder mittendrin im Grishaverse und fieberte mit um die Zukunft von Ravka. Die Mischung aus actionreichen, emotionalen und humorvollen Szenen konnte mich erneut begeistern. Auf den 570 Seiten dieses Buches passiert unglaublich viel und zahlreiche überraschende Wendungen sorgten dafür, dass es spannend blieb.

In meiner Rezension zum vorherigen Band hatte ich mir gewünscht, dass es diesmal eine engere Verbindung von Ninas Handlungsstrang mit dem von Nikolai und Zoya gibt. Ich habe mich gefreut, dass es tatsächlich der Fall ist. Nina ist durch ihre Spionagetätigkeit in Fjerda weiterhin räumlich von den anderen getrennt, doch ihre Informationen und Handlungen haben Auswirkungen, die für Nikolai und Zoya hilfreich sind. Sehr schön fand ich außerdem die zahlreichen kleinen aber feinen Auftritte liebgewonnener Protagonisten anderer Reihen des Grishaverse.

„Rule of Wolves“ ist eine gelungene Erweiterung der Geschichten aus dem Grishaverse, die sich kein Fan entgehen lassen sollte. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten und fand es noch ein Stück besser als seinen Vorgänger. Diesen sollte man aber unbedingt gelesen haben, da die Handlung hier nahtlos fortgeführt wird. Das Ende öffnet eine Tür für ein weiteres Grishaverse-Buch mit anderen Protagonisten, über das ich mich sehr freuen würde!

Veröffentlicht am 26.05.2021

Fast dreihundert Jahre ohne Spuren

Das unsichtbare Leben der Addie LaRue
0

Addie LaRue kann seit fast dreihundert Jahren keine Spuren hinterlassen. Jeder Mensch vergisst sie, sobald sie sich nicht im selben Raum befinden. Sie kann ihren eigenen Namen weder sagen noch schreiben ...

Addie LaRue kann seit fast dreihundert Jahren keine Spuren hinterlassen. Jeder Mensch vergisst sie, sobald sie sich nicht im selben Raum befinden. Sie kann ihren eigenen Namen weder sagen noch schreiben und wenn sie jemandem ihre Geschichte erzählt, dann kommen ihre Worte nicht an. Zu diesem Leben hat sie ein Gott der Nacht verdammt, den sie am 1714 kurz vor ihrer Hochzeit anrief und von dem sie sich ein Leben in Freiheit wünschte. Dafür erhält er ihre Seele, wenn sie diese nicht mehr will. Im New York des Jahres 2014 ist Addie ein Profi in ihrer Art und Weise des Lebens geworden. Doch dann begegnet sie in einer Buchhandlung Henry, der sich an sie erinnern kann. Hat der Teufel etwa einen Fehler gemacht?

Die bisherigen Bücher von V.E. Schwab waren für mich allesamt Highlights, sodass dieser neue Einzelband aus ihrer Feder für mich ein Must Read war. Das Buch beginnt mit einer kurzen Szene am 29. Juli 1714, als Addie im kleinen französischen Dorf Villon-Sur-Sarthe von ihrer eigenen Hochzeit davonläuft und im Wald dem Teufel begegnet, mit dem sie einen folgenschweren Pakt schließt. Im starken Kontrast dazu steht das Leben, dass Addie sich 2014 in New York aufgebaut hat. Sie ist keinen Tag gealtert und zur Muse von Künstlern geworfen, denen sie sich zwar jeden Tag neu vorstellen muss, für deren Werke sie jedoch eine Inspiration sein kann. Dies ist der einzige Weg für sie, um doch Spuren zu hinterlassen.

Auf den ersten hundert Seiten erzählt das Buch abwechselnd von den ersten Tagen nach dem Pakt und Addies Leben in New York. Als Leserin baute ich dadurch ein gutes Verständnis dafür auf, wie der Fluch funktioniert, auch wenn für mich ein paar Fragen offen blieben. Ich habe zum Beispiel nicht verstanden, warum sich ihre Dates den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch an sie erinnern können, bis sie am Morgen eine Fremde in ihrem Bett erblicken. Dazu dürften sie sich ja vorher stundenlang nicht einen Moment aus den Augen verlieren und zum Beispiel auf keinen Fall im Badezimmer verschwinden.

Nichtdestotrotz fand ich die Idee von Addies Leben ohne Spuren faszinierend und die Seiten verflogen nur so. Nach ihrer ersten Begegnung mit Henry wollte ich vor allem wissen, wie es für die beiden weitergeht. Aber auch Kapitel aus der Vergangenheit fand ich interessant. Hier macht das Buch zunehmend große Zeitsprünge und erzählt von Addies Erlebnissen, hauptsächlich an den Jahrestages des Fluchs am 29. Juli, wo der Gott der Nacht sie immer wieder aufsucht und versucht, sie zum Aufgeben ihrer Seele zu bewegen. Der Ton und die Beziehung zwischen den beiden ändert sich über die Jahre. Es entsteht eine höchst ungewöhnliche Form der Intimität, die immer mit der Frage verbunden bleibt, welche Gefühle gespielt und welche echt sind und wer gerade wen manipuliert.

Die Rückblicke spielen vor allem in Frankreich und in den USA. Trotz ihrer besonderen Situation sucht Addie nach einer Art Zuhause und verbringt viel Zeit mit denselben Menschen. Wer eine Reise zu den Highlights der Weltgeschichte erwartet, könnte enttäuscht werden. Es wird erwähnt, dass Addie vor allem in den letzten Jahrzehnten viel gereist ist, doch der Fokus der Rückblicke bleibt auf den Beziehungen zu anderen und den wiederkehrenden Begegnungen mit dem Teufel. Auch wenn man dreihundert Jahre sicherlich aufregender hätte verbringen können, hat mir diese Fokussierung gut gefallen, da sonst eine thematische Überfrachtung gedroht hätte. So behält die Geschichte ein angenehmes Tempo und konnte mich mit vielen schönen und gefühlvollen Szenen sehr gut unterhalten. Schließlich zeichnet sich eine dramatische Entwicklung ab, die zum Ende hin für besondere Spannung und große Emotionen sorgte und zu einem Abschluss dieses Einzelbands führt, den ich als sehr passend empfand. Ich vergebe eine klare Leseempfehlung an alle Urban-Fantasy-Fans!

Veröffentlicht am 18.05.2021

Von Paris zurück nach Usedom

Wie Träume im Sommerwind
0

Mit einem Studium an der rennomierten „Ecole de Givaudan“ in Paris ist Emilia ihrem Traum, als Parfümeurin zu arbeiten, ganz nah gekommen. Doch ihre Familie ahnt nicht, dass sie das Studium ohne Abschluss ...

Mit einem Studium an der rennomierten „Ecole de Givaudan“ in Paris ist Emilia ihrem Traum, als Parfümeurin zu arbeiten, ganz nah gekommen. Doch ihre Familie ahnt nicht, dass sie das Studium ohne Abschluss beendet hat und seither Nachtschichten in „Paul’s Birstro“ schiebt. Als Emilia die Nachricht erreicht, dass ihre Schwester Clara nach einem Autounfall ins künstliche Koma versetzt wurde, reist sie sofort in ihre Heimat nach Zinnowitz auf Usedom. Hier heißt es warten, dass Claras Zustand sich bessert. Bei einem Besuch in Claras Zimmer fällt Emilia ein alter Brief in die Hände, der sie auf einen Plan bringt...

Die Sommer-Romane von Katharina Herzog sind für mich inzwischen ein Must Read und ich freute mich darauf, diesmal eine literarische Reise nach Usedom zu unternehmen. Hierhin kehrt Emilia ungeplant zurück, um ihrer Familie beizustehen und darauf zu warten, dass sich der Zustand ihrer Schwester Clara bessert. Der Unfall trifft Claras Kinder besonders schwer. Lizzie steckt gerade in einer rebellischen Phase und kapselt sich nun völlig ab, während ihr kleiner Bruder Felix Angst hat, in Zukunft bei seinem Vater und dessen Freundin leben zu müssen. Darüber hinaus steckt der Rosenhof der Familie in finanziellen Schwierigkeiten und Emilias Eltern haben sich auseinandergelebt.

Die Geschichte konnte mich schnell packen und ich hoffte mit, dass es Clara bald bessergeht. Der zermürbende Zustand des Wartens wird authentisch dargestellt. Ein alter Brief aus England, den Emilia in Claras Zimmer findet, bringt sie schließlich auf eine Idee: Er enthält ein Foto mit einer nach Clara benannten Rose, deren Durft betörend sein soll. Vielleicht hilft dieser Duft Clara beim Aufwachen? Mit einer Reise nach Kent kann Emilia aktiv werden und vielleicht zur Genesung beitragen.

In Rückblenden wird erzählt, was Clara sechzehn Jahre zuvor erlebt hat, als sie nach dem Schulabschluss einige Wochen in Kent bei einer Freundin ihrer Mutter gelebt hat. In der Gegenwart folgt Emilia diesen Spuren und erlebt einige Überraschungen. Rosen spielen in diesem Buch eine ganz besondere Rolle, denn zum einen betreiben Emilias Eltern einen Rosenhof und zum anderen hat Clara bei ihrer Reise nach Kent im berühmten Garten von Sissinghurst Castle gearbeitet, der über einen beeindruckenden Rosengarten verfügt. Die Beschreibungen machen große Lust, selbst einmal nach Sissinghurst zu reisen und die Düfte auf sich einwirken zu lassen.

Auch die Liebe kommt in diesem Buch nicht zu kurz. Emilia trifft auf ihren alten Schwarm, der ihr jedoch schon vor Jahren klar gemacht hat, dass er kein Interesse hat. Bald sind die Gefühle für ihn dennoch wieder da. Auf ihrer Reise nach Kent hofft sie, nicht nur die nach Clara benannte Rose, sondern auch den Absender der Briefes zu finden. Die Geschichte bietet eine gute Mischung aus schönen und berührenden Momenten.

„Wie Träume im Sommerwind“ führt Emilia und den Leser nach Usedom auf einen Rosenhof und schließlich nach Kent in die Gärten von Sissinghurst Castle. In diesem Familien- und Liebesroman spielen Rosen und Düfte eine besondere Rolle. Mich hat die Geschichte bestens unterhalten, sodass ich sie sehr gerne weiterempfehle!