Nicht ganz überzeugender erster Band
Berlin 1922: Leo Wechsler ist Witwer, Vater zweier Kinder und Kommissar bei der Kriminalpolizei. Sein neuester Fall ist ein ermordeter Wunderheiler, mit Kunden in gehobenen Kreisen – ist einer von ihnen ...
Berlin 1922: Leo Wechsler ist Witwer, Vater zweier Kinder und Kommissar bei der Kriminalpolizei. Sein neuester Fall ist ein ermordeter Wunderheiler, mit Kunden in gehobenen Kreisen – ist einer von ihnen der Täter? Als eine alternde Prostituierte ermordet wird, hat Leo das Gefühl, dass die Taten zusammenhängen, doch wo ist das Motiv?
Der Roman, der erste einer Reihe, zunächst im Jahr 2005 entstanden, erhielt im 2012 eine Neuauflage. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass die Krimihandlung noch nicht ganz ausgereift, nicht so raffiniert wie in anderen guten Krimis, ist. Zunächst störten mich auch die Abschnitte in kursiv, die später aber doch eine gewisse Wichtigkeit erhalten. Irritiert hat mich, dass immer wieder von der „Fabrik“ gesprochen wurde, obwohl das Polizeipräsidium eigentlich als „Rote Burg“ bekannt war.
Recht gut gelungen erscheinen mir die Charaktere, Leo hat es als Witwer mit kleinen Kindern nicht leicht, trauert auch noch um seine Ehefrau. Ihm zur Seite steht seine ledige Schwester Ilse, die aber auch ein eigenes Leben haben möchte, und mit ihm hadert, wenn er z. B. Absprachen nicht einhält, weil es ihn auch an freien Tagen und nach Feierabend zu seiner Arbeit zieht. Die beiden Kinder, 4 und 8 Jahre alt, tragen auch ihren Teil zur Geschichte bei, was mir gut gefällt.
Auch in den Nebenrollen gibt es gelungene Charakter, wie Leos aristokratischen Kollegen von Malchow oder den Täter. Neben der Krimihandlung fließt immer wieder der historische Hintergrund ein, die 1920er Jahre sind aus heutiger Sicht eine spannende Zeit, waren für die Leute, die damals lebten, aber nicht immer leicht.
Der Kriminalfall erscheint mir, wie oben schon erwähnt, manchmal etwas holprig, aber dennoch nicht uninteressant. Als Leser erfährt man schon relativ früh, wer der Täter ist, und kann seinen Gedankengängen folgen. Dennoch gibt es Wendungen, die man nicht unbedingt erwartet hat. Das Ende erscheint mir passend.
Da ich die Charaktere mag und gerne wiedertreffen möchte, werde ich auf jeden Fall noch mindestens einen Band der Reihe lesen. Der erste Band der Reihe ist okay, das Besondere ist, dass der Leser früh weiß, wer der Täter ist und Leos private Situation. Ich vergebe 3,5 Sterne, die ich, wo nötig aufrunde. Wer (Kriminal)Romane, die in den 1920er Jahren spielen, könnte hier richtig sein.