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Veröffentlicht am 13.06.2021

Hervorragender Spionageroman

Die fremde Spionin
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Als die Staatssicherheit der DDR die Eltern abholt, werden Ria und ihre Schwester bei zwei verschiedenen Pflegefamilien untergebracht und jeder Kontakt unterbunden. Jahrelang leben sie nun regelkonform ...

Als die Staatssicherheit der DDR die Eltern abholt, werden Ria und ihre Schwester bei zwei verschiedenen Pflegefamilien untergebracht und jeder Kontakt unterbunden. Jahrelang leben sie nun regelkonform im neu gegründeten Sozialstaat. Aber in Ria schwelt der Wunsch nach Vergeltung und danach, ihre Schwester wiederzufinden. Als der BND die junge Frau aus heiterem Himmel anspricht, lässt sie sich kurzentschlossen als Spionin für den Westen anheuern, weil sie hofft, dass ihr der Geheimdienst hilft. Der BND schmeißt sie ins kalte Wasser und sie muss sehr schnell lernen, wie man mit neuester Technik Unterlagen fotografiert und entwickelt und wie man die Spuren ihrer Spionage wirksam verwischt oder verschleiert, denn in der DDR gibt es drakonische Maßnahmen für Landesverrat bis hin zur Todesstrafe. Wegen ihrer Unerfahrenheit werden sowohl Stasi als auch der KGB schnell auf Ria aufmerksam. Mit dem russischen Geheimdienstoffizier Sorokin entspinnt sich ein gefährliches Katz- und Mausspiel. Was anfangs wie ein ungleicher Kampf aussieht entwickelt sich zu einem Verwirrspiel zwischen allen Fronten, denn Ria ist ein Naturtalent, das an den Gefahren und Problemen wächst und sich nicht beirren lässt.


Man wird als Leser mitten hineingeworfen in ein Spiel von Spionage und Gegenspionage, von politischen Machtkämpfen zwischen der DDR-Zentralregierung, russischer Besatzermacht und skrupellosen BND-Führungskräften. Dabei geht es um sehr viel, denn es sind die Tage vor dem Bau der Mauer und Ria ist Honecker und Ulbricht und ihrem perfiden Plan, die Bürger der DDR endgültig an der Ausreise zu hindern, auf die Schliche gekommen.


Eine junge Frau, die eigentlich vor allem ihre Schwester finden möchte, wird vom Westen hemmungslos ausgenutzt, gerät ins Visier der feindlichen Spione, muss um ihr Leben fürchten und darum, dass sie ihre Liebsten mit ins Verderben reißen könnte. Ria ist eine tolle Heldin, die einem sofort ans Herz wächst, die sich im Laufe des Romans unheimlich weiterentwickelt und mit Mut, Herz und Verstand und stahlharter Nervenstärke auch aus scheinbar ausweglosen Situationen immer wieder als Siegerin hervorgeht. Dabei verliert sie trotz all der Bedrohungen nie die freie Entscheidung über ihr Leben. Das schmutzige Geschäft der Spionage wird auf vielfältige Weise beleuchtet und man bekommt einen guten Eindruck, dass alle Geheimdienste gleichermaßen menschenverachtend agieren.


Schon lange habe ich kein Buch mehr gelesen, von dem ich sagen würde, es hat ein wichtiges Stück deutscher Geschichte so eindringlich und nahbar rübergebracht. Die Pläne zum Mauerbau und ihre generalstabsmäßige Durchführung im Geheimen wird ausführlich und mit vielen Details beschrieben. Die Fakten und Daten sind ebenso trocken wie erschütternd und erschreckend. Und sie fügen sich für mich perfekt in die Spionagegeschichte ein.


Das Buch ist von der ersten Seite an extrem spannend und die interessant gezeichneten realen und fiktiven Charaktere haben mich wie der Plot begeistert. Dicke Leseempfehlung und ich kann die Fortsetzung kaum erwarten.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

schöner erster Band

Der falsche Preuße (ungekürzt)
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München um die Jahrhundertwende. Ein Preuße ermittelt für die königlich bayerische Polizei. Wunderbar gelesen von Devid Striesow.
Als echtes Münchner Kindl war dieses Hörbuch einfach großartig. Das Lokalkolorit ...

München um die Jahrhundertwende. Ein Preuße ermittelt für die königlich bayerische Polizei. Wunderbar gelesen von Devid Striesow.
Als echtes Münchner Kindl war dieses Hörbuch einfach großartig. Das Lokalkolorit ist gut getroffen und eben mal nicht plump bayerisch, sondern angenehm differenziert auf die Eigenheiten des Landes eingehend, mit einem Blickwinkel auf die geschichtlichen Gegebenheiten, die damaligen Polizeimethoden, die ersten wissenschaftlichen Fortschritte. Der Hauptmann findet sich überraschend gut in München zurecht, legt aber Wert auf einen ganz eigenen Arbeitsstil, der teilweise etwas schrullig und unkonventionell aber sehr effektiv ist.
Besonders der Erzählstil hatte es mir angetan. Klug, aufmerksam und mit einem ironischen Unterton blickt die Autorin liebevoll ihren Darstellern über die Schulter. Der Kriminalfall ist ungewöhnlich, interessant und wird zu einem logischen Finale geführt.
Ich freue mich auf weitere Teile.

Veröffentlicht am 19.05.2021

ungewöhnliche Lebensgeschichte

Greenlights
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"Greenlights" ist nicht einfach eine Biographie. Es ist ein schillerndes Potpourie eines Menschen, der ein ungewöhnliches, abenteuerliches, wechselhaftes Leben geführt hat und der uns auf überraschend ...

"Greenlights" ist nicht einfach eine Biographie. Es ist ein schillerndes Potpourie eines Menschen, der ein ungewöhnliches, abenteuerliches, wechselhaftes Leben geführt hat und der uns auf überraschend ehrliche und direkte Art und Weise daran teilhaben lässt. Wer solch eine Jugend durchlebt hat, voller Liebe und Gewalt, dem kauft man seine Stärke und seine Energie ab. Man spürt, dass hinter dem Schauspieler eine große Tiefe und Aufmerksamkeit steckt. Man spürt, dass McConaughey kein einfacher Charakter ist aber einer, dessen Komplexität schillert und funkelt und das ist sehr faszinierend. Ich bin eigentlich kein Fan von Religiösität und Esotherik aber er bringt auch diese Facette seiner Seele glaubhaft rüber und für seine Ehrlichkeit muss man ihm Respekt zollen. Ja, er ist ein typischer Amerikaner in vielerlei Hinsicht. Ein Selfmade-Man, einer der unglaublisch stolz ist und wahnsinnig neugierig auf Menschen, Erfahrungen und das Abenteuer Neues zu entdecken. Dabei reflektiert er durchaus und lässt den Leser ganz nebenbei an vielen spannenden Begebenheiten seines Lebens teilhaben.

Wie erhofft eine ungewöhnliche und sehr unterhaltsam erzählte Biographie. Ich mag den Typen einfach.

Veröffentlicht am 17.05.2021

hervorragendes Hörbuch

Die Wahrheit der Dinge
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Ich habe "Die Wahrheit der Dinge" als ungekürztes Hörbuch gehört.

Der Sprecher Herbert Schäfer versteht sein Handwerk und moduliert auf angenehme und unaufdringliche Weise die Geschichte.

Im Mittelpunkt ...

Ich habe "Die Wahrheit der Dinge" als ungekürztes Hörbuch gehört.

Der Sprecher Herbert Schäfer versteht sein Handwerk und moduliert auf angenehme und unaufdringliche Weise die Geschichte.

Im Mittelpunkt steht zum einen der Strafrichter Petersen, der an einem Punkt seines Berufslebens angekommen ist, in dem er spürt, dass er sich und seine Arbeit hinterfragen muss. Auch, weil seine Familie ihm unterschwellig Vorurteile und Fehlverhalten unterstellt. Zum anderen ist es eine junge Frau, die in einer von Petersens Verhandlungen den mutmaßlichen Mörder erschießt.

Man merkt, dass Autor Markus Thiele als Rechtsanwalt vom Fach ist. Er weiß, wovon er schreibt. Die Art, wie er vor allem seinen Richter über Schuld und Sühne, über Vorurteile, Fremdenfeindlichkeit, Selbstjustiz und Berufsethik reflektieren lässt, ist eindringlich, glaubwürdig und facettenreich. Die zentralen Fragen, wie der Mensch sich im geltenden Rechtssystem zurechtfinden kann, wie Gesetze und Gefühle in Einklang gebracht werden müssen, das liest bzw. hört sich einfach gut, regt zum Nachdenken an und unterhält ohne einen imaginär gehobenen Zeigefinger. Hervorragend.

Veröffentlicht am 12.05.2021

Laudatio

Laudatio auf eine kaukasische Kuh
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„Laudatio auf eine kaukasische Kuh“ ließe sich vortrefflich verfilmen. Es ist alles vorhanden für einen amüsanten Liebesfilm mit einer spannenden Reise ins ferne Tiflis, wo alle Darsteller in einer irrwitzigen ...

„Laudatio auf eine kaukasische Kuh“ ließe sich vortrefflich verfilmen. Es ist alles vorhanden für einen amüsanten Liebesfilm mit einer spannenden Reise ins ferne Tiflis, wo alle Darsteller in einer irrwitzigen Konstellation aufeinandertreffen und die Hauptdarstellerin Olga sich für den Mann des Lebens und noch für einiges mehr entscheiden soll.

Hier treffen zwei Kulturen aufeinander – Deutschland und Georgien. Und mitten drin eine junge Frau die teilweise nicht mehr weiß, wo ihr der Kopf steht und die sich freistrampeln muss um glücklich zu werden.
Besonders gefallen hat mir der einfühlsam, humorvolle Erzählstil. Auch wenn die Fehler und Marotten der Darsteller erzählt werden, so ist doch immer zu spüren, dass Angelika Jodl ihre Figuren mag und es auch nicht um schwarz-weiße Abgrenzungen geht, sondern um das Menschliche. Die Eigenheiten der Personen sind etwas überzogen dargestellt, wodurch das Ganze eine moderne Komödie wird. Dennoch ist es vor allem Situationskomik und ein tolles Gespür für das Dialog-Timing, welches der Story einen ungemeinen Drive gibt. Interessant ist auch das fremde Land Gregorien ein klein wenig kennen zu lernen.

Für mich ein schönes Buch und die Autorin hat mich zum zweiten Mal überzeugt mit ihrer Geschichte und ihrer Freude am Fabulieren.

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