Wenn plötzlich Alles anders ist
Der Morgen davor und das Leben danachEddie ist 12 Jahre alt, als sein bisheriges Leben ein plötzliches Ende nimmt. Bei einem Flugzeugabsturz ist er der einzige Überlebende; auch sein geliebter Bruder Jordan und seine Eltern sind unter den ...
Eddie ist 12 Jahre alt, als sein bisheriges Leben ein plötzliches Ende nimmt. Bei einem Flugzeugabsturz ist er der einzige Überlebende; auch sein geliebter Bruder Jordan und seine Eltern sind unter den Opfern. Die einzigen Verwandten, die Schwester seiner Mutter und deren Ehemann nehmen ihn bei sich auf und versuchen, ihm beim Weiterleben zu helfen.
Erzählt wird zum Einen aus Eddies Sicht nach dem Absturz, der vor Schmerz praktisch keinen Lebensmut mehr spürt und nur versucht, seiner Tante und seinem Onkel so wenig Last wie möglich zu sein. Der einzige Lichtblick ist die nur wenig ältere Nachbarstochter Shay, mit deren Hilfe es ihm gelingt, ein zumindest nach außen hin möglichst normales Leben zu führen.
Der zweite Teil der Geschichte berichtet über den Flug und erzählt vom Leben von Eddies Familie, aber auch einiger Passagiere wie beispielsweise von Benjamin, einem jungen Kriegsveteranen; von Florida, die überzeugt ist, bereits mehrere Male wiedergeboren zu sein oder von Crispin, einem Milliardär, der schwer krebskrank ist.
Dies hätte ein vor Kitsch triefendes Werk werden können angesichts der Thematik. Doch die Autorin hat glücklicherweise auf allzu viel Gefühlsduselei verzichtet, leider jedoch nicht auf Satzkonstruktionen, die einen nur den Kopf schütteln lassen.
Als die Nacht hereinbricht, wird Edward düsterer, wie der Himmel. (Seite 100)
Es hatte seit Wochen nicht geregnet. Sie waren von trockenem Frieden belagert worden. (Seite 156)
Edward kann fühlen, wie sich in seinem Innern Stränge versammeln und versuchen eine Form zu finden … (Seite 309)
Wenig einleuchtend zeigt sich auch die Entwicklung des Jungen. Praktisch zwei Jahre gibt es keine; Eddies Leben, der nun Edward genannt werden will (die Zeit von Eddie ist vorüber), wird noch immer vollständig von seiner Trauer beherrscht. Doch zwei Jahre später, schwuppdiwupp, wendet sich Vieles zum Besseren durch nur ein einschneidendes Erlebnis. Nicht sehr nachvollziehbar.
Gut gefallen hat mir in der zweiten Hälfte der Blick auf die Reaktionen der Menschen bezüglich Edward. Wenn auch nur ein Teil davon der Realität entsprechen sollte (beispielsweise bei dem kleinen Ruben, dessen Schicksal als Vorlage für dieses Buch diente), frage ich mich, ob Empathieunfähigkeit eine zwangsläufige Folge von Trauer ist. Was diese ebenfalls vom Verlust von geliebten Menschen Betroffenen diesem 12jährigen Jungen zumuten ist eine Rücksichtslosigkeit ohnegleichen.
Eine traurige, aber auch Mut machende Geschichte, die besser geschrieben und ohne Wiedergeburt 😉 richtig klasse sein könnte.