Diese Geschichte sollte man nicht auf leerem Magen lesen
Miss en Place„Nein, im Ernst. Irgendwelche Töne beliebig zusammengewürfelt ergeben noch keine Melodie, richtig? [...] Wenn du sie aber so zusammenfügst, dass sie als Gesamtheit wirken, miteinander harmonieren, meinetwegen ...
„Nein, im Ernst. Irgendwelche Töne beliebig zusammengewürfelt ergeben noch keine Melodie, richtig? [...] Wenn du sie aber so zusammenfügst, dass sie als Gesamtheit wirken, miteinander harmonieren, meinetwegen auch mal eine spannende Disharmonie ergeben, dann hast du eine in sich geschlossene Tonfolge." (S. 191)
In „Miss en Place“ wurden zwei meiner Lieblingsbeschäftigungen vereint: Musik und Kochen. Beides ist in meinem Alltag nicht mehr wegzudenken, weswegen ich hier sehr gespannt auf die Geschichte war. Wer eine Wohlfühlgeschichte mit einer Menge Humor sucht, ist hier genau richtig!
Das Cover: Beim genaueren Hinsehen fällt direkt auf, dass beide Hauptthemen gekonnt im Cover eingebaut wurden: Eine Frau, die Blutorangen-Kopfhörer trägt. Die kleine Anspielung hat mich gleich zum Lächeln gebracht. Auch die Farben wurden sehr angenehm kombiniert, nur finde ich den Schriftzug des Titels dabei etwas zu kontrastreich, die runde und geschwundene Schrift harmoniert in meinen Augen nicht wirklich mit der anderen, eher härteren Schrift, aber das ist nur Geschmackssache. Letztendlich sticht die gelungene Illustration der Protagonistin ins Auge!
Die Handlung: Sofia Sabato liebt ihren Job als Musikjournalistin und geht völlig darin auf. Als ihre Chefredakteurin ihr eines Tages einen Strich durch die Rechnung macht und sie als Gastrokritikerin umfunktioniert, weiß Sofia anfangs nicht, wie sie sich dieser Aufgabe fügen soll. Widerwillig macht sich die Journalistin mit italienischen Wurzeln auf, um über die neusten und außergewöhnlichsten Restaurants und Food-Hotspots zu berichten, die ihr ein völlig neues Terrain näherbringen.
Meine Meinung: Sarah Satt schafft in meinen Augen gekonnt die beiden Thematiken miteinander zu verweben. Seien es die regelmäßig eingeworfenen Musiktipps und musikalischen Anspielungen von Sofia oder die interessanten Locations – der Spagat ist ihr definitiv gelungen! Auch haben mir die Listen zu bestimmten Szenarien im Buch gefallen, das entsprach genau meinem Humor. Wo wir auch bei Letzterem wären. Die Geschichte konnte mich an vielen Stellen zum Schmunzeln bringen, gleichzeitig wurde ich teilweise auch etwas durch die vielen Vergleiche von Sofias zu bestimmten Situationen etwas von der eigentlichen Handlung abgelenkt. Gerade die Einschübe von Erzählungen aus Sofias Vergangenheit, die sie noch einmal humoristisch unterlegte, waren zwar sehr unterhaltsam, jedoch hätte ich mir da manchmal ein wenig Zurückhaltung gewünscht. Auch fehlte mir teilweise das „Ziel“. Sofia angelt sich von einem Event zum nächsten und zwischendurch bekommt man einen Einblick in ihr Privatleben. Mir fehlte das Alleinstellungsmerkmal und teilweise fragte ich mich, wo die Geschichte mich eigentlich hinführen wollte. Dafür war die abschließende Veranstaltung sehr kreativ und hat ein gelungenes Ende ergeben.
Die Charaktere: Da bin ich minimal zwiegespalten. Sofia ist eine coole Socke – anders kann man sie gar nicht beschreiben – an vielen Stellen hätte ich mir jedoch gewünscht, dass sie ihre lässige Fassade etwas fallen lässt und noch mehr Facetten von sich zeigt. Ich bin nie ganz zu ihr durchgedrungen, dabei wurde die Geschichte aus ihrer Perspektive erzählt. Dafür gefiel mir ihre neugewonnene Freundin, Mari, um Einiges besser. Sie hat mit ihrer positiven und lockeren Art das perfekte Gegenstück zu Sofia gebildet und besonders ihre Interaktionen untereinander haben mich gut unterhalten können. Auch Patrick, Sofias bester Freund, war nicht aus der Geschichte wegzudenken und sorgte ebenfalls für eine große Prise Humor!
Fazit: Auch wenn mir ein paar Sachen aufgefallen sind, so wurde ich hier mit einer schönen Wohlfühlgeschichte konfrontiert, die mir auch ein paar neue Facetten der Kochkultur nähergebracht hat. Außerdem hat mich das Buch animiert ein Rezept, welches dort abgebildet wurde, nachzubacken – das finde ich immer sehr positiv, wenn ein Buch es schafft, mich zu etwas zu motivieren. Von mir gibt es hier 3,5/5 Sternen, weil mir noch das gewisse Etwas gefehlt hatte, aber ich spreche hier dennoch eine Leseempfehlung aus!
„Mit den bauchigen Buchstaben war meine Großmutter ähnlich verschwenderisch umgegangen wie mit dem Olivenöl beim Kochen [...]" (S.182)