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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Besonders in seiner Ruhe

So wüst und schön sah ich noch keinen Tag
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INHALT
„Tritt ein, um Freundschaft zu schenken und zu finden“
Das sind die Worte, die jeder Schüler der Irving School, einem Internat, beim Eintritt liest. Darunter auch Duncan, der sein letztes Jahr an ...

INHALT
„Tritt ein, um Freundschaft zu schenken und zu finden“
Das sind die Worte, die jeder Schüler der Irving School, einem Internat, beim Eintritt liest. Darunter auch Duncan, der sein letztes Jahr an der Schule antritt. Es beginnt bescheiden. Er bekommt das Zimmer des ehemaligen „Schulfreaks“ Tim. Tim leidet unter Albinismus. Und jeder Vorgänger hinterlässt einen Schatz. Als Duncan die CDs, seinen Schatz, findet, könnte dieser kaum uncooler sein. Doch schnell fesselt Tim Duncan mit seiner Sicht der Geschehnisse aus dem letzten Schuljahr. Denn Duncan und Tim sind durch ein Schicksal miteinander verbunden, welches beide wohl niemals in ihrem Leben mehr vergessen werden.


MEINUNG
Elizabeth Laban hat mit „So wüst und schön sah ich noch keinen Tag“ einen unaufgeregten und doch fesselnden Jugendroman verfasst. Ab der ersten Seite merkt man, dass die Wortwahl sehr fein ist und dementsprechend die Zerbrechlichkeit, Momente und Gefühle zwischen zwei Menschen und Freunden, sowie das soziale Gefüge bei Jugendlichen eingefangen und transportiert wird. Und obwohl diese sanfte Art sich wie ein roter Faden durch die Erzählungen der Figuren Tim und Duncan zieht, wirkt es auch etwas kühl und distanziert. Leider bleiben die beiden sehr blass als Charaktere. Im Fokus stehen vielmehr die Verbindung zwischen den Zweien und die Geschehnisse aus dem letzten Jahr.

Der Einstieg in die Geschichte fällt sehr leicht. Man wird zu Beginn in die Sicht von Duncan eingeführt, der gerade zurück ans Internat gekommen ist und noch herausfinden muss, welches Einzelzimmer er als Senior bekommt. Als er herausfindet, dass Tim, der Albino, sein Vorgänger war, ist er nicht begeistert und als Leser versteht man noch nicht viel, warum das so ist. Es wirkt, als wäre Duncan auf Tim sauer. Und die Aufklärung dazu bekommt man sehr lange nicht gesagt. Man ahnt, man vermutet. Die Geschichte selbst verrät schnell, dass man auf einen Schlüsselmoment hin liest. Dass Vanessa, der Schwarm von Tim, hierbei eine große Rolle zu spielen scheint, wird einem auch deutlich. Kurzum: Vorhersehbar sind da schon einige Sachen. Da muss man nicht mal Vielleser sein. Da ist das Buch im Aufbau einfach nicht besonders subtil.

Und während man auf diesen Schlüsselmoment wartet, passiert eigentlich auch sehr wenig. Man erlebt eine vergangene Geschichte aus der Sicht von Tim. Durch die Gegenwart liest man sich mit Duncan. Beides wechselt sich in den Kapiteln mal mehr, mal weniger ausgewogen, ab. Man könnte fast behaupten, die Geschichte plätschert so ein wenig vor sich hin. Dennoch bannt es einen auf eine sehr merkwürdige Art und Weise, die auch entspannt. Die Momente, wenn sich Duncan in sein Zimmer mit dem kleinen Fenster zurückzieht, die Kopfhörer überzieht und der Stimme von Tim lauscht, sind auch für den Leser recht intim und ruhig.

Kurz vor dem Höhepunkt der Geschichte ist man als Leser emotional sehr mit dem Buch verbunden, die Ereignisse reißen mit. Was bis hierhin dann schon mehr als deutlich wird, ist, dass die große Thematisierung der Tragödie eins zu eins von der Autorin für den Aufbau der Geschichte selbst angewandt wird und Tim und Duncan selbst eine eigene wiederfährt. Hübsche Matroschka. Der Schluss ist eher offen und mittendrin gehalten, lässt aber kein unbefriedigtes Gefühl zurück. Zwar hängt man den Figuren und den Geschehnissen etwas nach, aber das ist nach dieser Geschichte auch nötig, damit man, in bereits erwähnter Ruhe, abschließen kann.


FAZIT
Ich finde, dass dies ein sehr gefühlvoller und schöner Roman mit vielen sanften Tönen und einer eigenen Magie ist. Und obwohl sehr viel auf Tragödien und der Auseinandersetzung mit ihnen rumgeritten wird, fand ich es sehr entspannend das Buch zu lesen. Es hat schon etwas leicht Poetisches in der Stimmung und im Aufbau. Sehr schön thematisiert und auch speziell, ist die Sache mit dem Albinismus, wie Jugendliche oder gesellschaftliche Gruppierungen mit dem „Anders-Sein“ umgehen und was Eigenverantwortung und Selbstbestimmung bedeutet. Ich habe das Buch sehr genossen und kann es sehr empfehlen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Name ist Programm!

Einfach unvergesslich
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INHALT

Du triffst die Liebe deines Lebens. Du bist älter als er. Doch das ist dir egal. Du bekommst ein Kind von ihm. Und das ist dein größtes Glück. Deine älteste Tochter, von einem Mann, den du verlassen ...

INHALT

Du triffst die Liebe deines Lebens. Du bist älter als er. Doch das ist dir egal. Du bekommst ein Kind von ihm. Und das ist dein größtes Glück. Deine älteste Tochter, von einem Mann, den du verlassen hast, als du schwanger wurdest. …. Vergessen.
Claire ist an Altersdemenz erkrankt. Dabei ist sie noch so jung. Anfang vierzig. Sie kämpft jeden Tag gegen den Nebel, gegen diese unsichtbare, aber unumstößliche Wand im Kopf. Doch was bleibt, wenn du alles und jeden um dich herum vergisst? Was passiert mit den Menschen, die dich lieben? Die du liebst?


MEINUNG

Wenn man ein Buch sucht, welches wieder auf gefühlvolle Art eine Krankheit authentisch erzählt und erklärt, greift man auf „Einfach unvergesslich“ von Rowan Coleman zurück. Unbeschreiblich ist schon der Beginn des Buches. Er holt einen in der ersten Sekunde ab. Die Wörter lesen sich so leicht und positiv, in den Passagen der Erinnerungen fast schon poetisch. Und genau dieses Gefühl überträgt sich. Diese sanften Worte spinnen ein weiches Netz um den Leser und das Buch, man mag es einfach nicht hergeben, geschweige denn unterbrechen.

Nachdem zügig klar wird, dass die Krankheit bei Claire schneller fortschreitet, macht man sich als Leser schon Gedanken, wohin das führen mag. Klar ist erstmal nur eins, es wird für alle Beteiligten nicht schöner. Obwohl Claire mit jeder Seite, die man wegliest immer öfter in Phasen des Vergessens abdriftet, wird die Entwicklung der Figuren im Buch doch schöner und feiner. Und mit jedem liebevollen Satz, aber auch mit jedem Wutausbruch, jeder noch so unvorsichtigen Handlung, lernt man Claire und ihre Familie schätzen und lieben. Ganz besonders ist die Perspektive von Claire, in der man erlebt, in der man versucht mit seinem Schicksal umzugehen, gegen das Vergessen ankämpft. Und die große und schier unendliche Frustation erlebt, welche sich auftut, wenn die eigene Mündigkeit abhanden kommt. Claire ist nämlich durchweg eine so strahlende und lebensbejahende Persönlichkeit, dass diese Tragik in der Geschichte so schwer zum Tragen kommt.

Ein wichtiges und sehr kreatives Schlüsselelement, für die Wirkung und die Figuren, wird das Erinnerungsbuch. Claire bekommt dieses Buch von Greg, ihrem Ehemann, geschenkt. Eigentlich soll dieses Buch Claire dazu dienen, wichtige Erinnerungen für sich festzuhalten. Doch die kindliche Naivität von Claires jüngster Tochter schmeißt dieses Vorhaben um. Kurzerhand wird dieses Buch ein Familienprojekt. Das sind die Möglichkeiten für den Leser in die kostbarsten Erinnerungen der anderen Familienmitglieder, von Ruth, Caitlin oder Greg, zu schlüpfen. Und wenn in diesem Buch geschrieben oder gelesen wird, sind die Erinnerungen und das häppchenweise Verlieren von Claire ganz nah. Das spürt man. Diese Szenen sind so berührend und beeindruckend. Es ist ein wundervoller Umgang sich mit diesem Prozess des Verlustes auseinander zu setzen.

Neben all dem Herzschmerz, der ja wirklich vorprogrammiert ist, sind da noch diese feinen komplexen Familienirrungen und –wirrungen, die auch sehr gefühlsbetont und nicht weniger authentisch beschrieben sind. Das alles passiert, ohne dass es zu kitschig wird. Gerade bei so ausweglosen Erkrankungen, wo einfach kein Happy End möglich ist, ist es auch schwierig den richtigen Ton zu finden. Nicht zu kreativ in den sentimentalen und stillen Szenen zu werden. Denn wie endet man so ein Buch? Rowan Coleman hat das mit viel Seele beschrieben und den richtigen Mittelweg gefunden.



FAZIT

Tenthousand tears falling. Punkt. Ich habe schon lange nicht mehr so viel bei einem Buch geweint. Vor Freude, vor Wehmut, vor Trauer. „Einfach unvergesslich“. Da ist der Name Programm. Ich kann selbst jetzt, nachdem ich das Buch schon eine Weile lang ausgelesen hab, ein sanftes Echo der Erinnerungen von Claire, Ruth, Caitlin und Greg hören. Dieses Buch ist ein kleiner Schatz, den man verschenken, immer wieder lesen und genießen sollte. Nie war die Botschaft, dass Liebe und Familie stets da sind, schöner und tröstlicher, wie diese warme Umarmung, verpackt zwischen Seiten und Zeilen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Höchst emotional

Mein bester letzter Sommer
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INHALT
Sie weiß, dass sie sterben wird. Sie wird das 18. Lebensjahr nicht erreichen. Warum also noch den Führerschein machen, den Schulabschluss und Bewerbungen an Universitäten schicken? Es hat keinen ...

INHALT
Sie weiß, dass sie sterben wird. Sie wird das 18. Lebensjahr nicht erreichen. Warum also noch den Führerschein machen, den Schulabschluss und Bewerbungen an Universitäten schicken? Es hat keinen Sinn. Sie wartet auf das Unvermeidbare. Ihren Tod.
Doch die Begegnung mit Oskar reißt Tessa ins Leben, in seiner vollen Stärke, zurück. Vor Monaten teilten sie einen perfekten Moment in der U-Bahn. Jetzt teilen sie alle ersten und letzten Momente. Intensiv und mächtig ist da dieses Gefühl zwischen den beiden. Von Anfang an. Bis zum Ende….


MEINUNG
Hey, nimm meine Hand und komm mit. Ich nehme dich mit auf eine Reise von Deutschland nach Italien. Sie wird dich durch die tiefsten Täler und Untiefen deiner Emotionen führen, dir aber auch die süßesten und himmelhochjauchzende Momente bescheren.

So oder so ähnlich bin ich dem Ruf von Anne Freytag mit „Mein bester letzter Sommer“ gefolgt. Ich habe mich auf dieses Jugendbuch und dem dazugehörenden Roadtrip eingelassen und bereue es nicht. Trotz meines verquollenen Gesichts, als ich die letzten Zeilen las und trotz meines Falls in einen emotionalen, gefühlt kilometertiefen Krater.
Und wie hat das Frau Freytag geschafft? Simpel und doch herausragend. Mit einem gestochen scharfen, unfassbar ehrlichen und doch leichten Schreibstil. Dazu eine ordentliche Portion Humor und fertig ist der ultimative Mix, um Leser in literarische Welten zu entführen. Auf der ersten Seite habe ich mein Ich in der Realität zurück gelassen und bin in das Leben und Ich von Tessa geschlüpft. Tessa, nein, ich bin todkrank. Von Lethargie, Angst, Wut und Verzweiflung geplagt. Ich sterbe. Mit jedem neuen Tag bin ich dem Tod näher.
Wie geht man damit als junges Mädchen um? Als Mensch? Wie hoffnungsvoll auf eine Zukunft blicken, die sich nur auf wenige Wochen beschränkt?

Freytag hat mir glaubhaft gemacht, dass es Tessa scheißegal ist, was noch kommt. Und wie wichtig doch alles ist und wird, wenn man jeden Tag am Abgrund steht. Denn es könnte ihr letzter Moment sein. Ihr letzter Atemzug. Auf jeder Seite. Weswegen da Freude oder Höflichkeit vorheucheln? Warum eine Krankheit schön zeichnen, wenn sie es nicht ist? Und dann zeigt mir Frau Freytag wieder die Kehrseite. Auf sanfte und berührende Weise. Wie geht man mit einer Distanz zum Leben, welches kaum existiert, um? Wie mit der fehlenden Distanz zum Tod? Das alles ist schon Bürde genug. Aber was, wenn man sich auf der Zielgeraden noch verliebt und plötzlich einen Grund findet, bleiben zu wollen? Was alles nur komplizierter macht. Das mag kitschig klingen, aber das ist nicht künstlich produzierter Kitsch. Dieser „Kitsch“ ist wahrhaftig, nah, aber auch schmerzhaft und durch die Krankheit von Tessa gezeichnet und auch mal hässlich. Und das macht diese Geschichte im Gesamtbild so echt.

Man kommt nicht umhin das Buch irgendwie mit „The fault in our stars“ bzw. „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ von John Green in Verbindung zu bringen. Denn beide Bücher haben eine ähnliche Thematik. Beide verlaufen tragisch. Beide Bücher treiben einem die Tränen in die Augen. Und obwohl John Green mein Jugendbuch-Papst ist, braucht sich Anne Freytag dahinter nicht verstecken. „Mein bester letzter Sommer“ kann es locker, ohne Anlauf, damit aufnehmen. Ich habe selten so viel und heftig bei einem Buch geweint. Manchmal waren es nur zwei Sätze, nur ein Wimpernschlag und Tränen liefen mir, mal mehr oder weniger stumm, übers Gesicht. Und irgendwie passierte das dauernd. Kaum hatte ich Luft für die nächsten Seiten, brachen wieder die Dämme. Irgendwann saß ich in einem Meer aus Emotionen und Taschentüchern. Ich wusste kaum wohin mit mir.

Ich habe jeden Moment, jede Szene gespürt. Ich habe dieses verliebte Kribbeln gespürt, wenn Oskar Tessa zum Lachen brachte. Ich habe die Verzweiflung gespürt, wenn sie ihm nah sein wollte, es aber auf Gedeih und Verderb doch nicht konnte. Ich habe die Lebensfreude und Lust in mir erwachen gespürt, als Tessa aus ihrem Schneckenhaus hervorkam. Durchweg ist dieses Buch so unglaublich intensiv. Es ist ein einziger emotionaler Rausch. Ich konnte und wollte das Buch kaum weglegen. Und doch hatte ich so eine Angst vor dem Ende.
Denn ich kann euch hier nichts vormachen. Wenn man dieses Buch beginnt, weiß man, dass es kein Happy End mit Wunderheilung geben wird. Man weiß das und geht bewusst den Deal ein, dass einem hier das Herz gebrochen wird. Aber das wird einem auf so bittersüße Art und Weise gebrochen.

Ist das Buch vorhersehbar? Ja. Da macht aber niemand einen Hehl draus. Es geht vielmehr um den Weg, diesen Roadtrip, den man bis dahin zurücklegt mit „Teskar“. Denn dieses Buch gibt dir etwas wieder. Es öffnet dir die Augen. Es lässt den Alltag Alltag sein. Und die kleinen Momente, so unscheinbar sie sind, kostbar wie einen milliardenschweren Schatz werden. Es zeigt dir, dass die Liebe manchmal das einzige ist, was dich noch retten kann. Und die Familie, trotz Ärger und Streitigkeiten, doch immer da ist. Und als Sahnehäubchen gibt’s auch noch eine Playlist, die einem die Schuhe weghaut, bzw. jeden einzelnen Moment von Teskar unterstreicht und dir noch intensivere Lesezeit schenkt. Also solltet ihr unbedingt die Songs beim Lesen hören! Ich habs getan und liebe diesen bittersüßen Soundtrack.


FAZIT
Wer mal wieder die Tränenkanäle durchspülen will, kann und sollte unbedingt dieses Buch lesen. Wenn man aber auch auf der Suche nach einem besonderen Buch ist, welches sich mit dem Leben und dem Tod auf authentische und herzzerreißende Art auseinander setzt, der sollte „Mein bester letzter Sommer“ von Anne Freytag lesen.

Veröffentlicht am 29.01.2018

Ein so unglaublich wichtiges Buch

Good Night Stories for Rebel Girls
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Es könnte natürlich sein, dass ich in den nächsten fünf bis zehn einfach keine einzige Tochter gebäre und dann einfach dieses tolle Buch dementsprechend nicht vorlesen und weitergeben kann, aber dennoch ...

Es könnte natürlich sein, dass ich in den nächsten fünf bis zehn einfach keine einzige Tochter gebäre und dann einfach dieses tolle Buch dementsprechend nicht vorlesen und weitergeben kann, aber dennoch empfinde ich das Buch als eins der Besten, die im vergangenen Jahr 2017 erschienen sind.

Warum?

Well, it’s simple as fuck. Ich brauch eigentlich nicht groß ausholen, um wohl den meisten klarzumachen, dass es eben eine Rolle spielt, wie man Kindern etwas vorlebt. Vor allem, dass man jungen Mädchen vorlebt, dass sie sich den geschlechtlichen Stereotypen nicht hingeben brauchen, sondern auch auf die Kacke hauen dürfen. Verrückte, geniale, außerordentliche Dinge tun und sagen dürfen, es manchmal Mut erfordert, dass man auf Widrigkeiten stößt und trotzdem alle Neune im Leben – irgendwann – abräumt. Jeder Traum ist verdammt wertvoll, jede Vision verdient es gesehen, gehört und ausgelebt zu werden. Und genau das vermittelt Good Night Stories for Rebel Girls.

100 Geschichten, 100 Frauen finden sich in diesem so unglaublich kreativ und bunt gestalteten Buch, deren Geschichten so alltäglich, besonders, inspirierend sowie rührend sind. Es wäre eine unglaublich traurig, wenn dieses Buch nicht zu einem Kinderbuch-Klassiker werden würde.

Ein leichter, flüssig lesender Schreibstil macht jede einzelne Geschichte zu einem besonderen Moment. Auf jeder Doppelseite wird eine Geschichte erzählt, wobei diese immer recht kurz und knapp gehalten sind. Was der Botschaft an sich dennoch keinen Abbruch tut.

Egal, ob jung oder alt, in Good Night Stories for Rebel Girls von Elena Favilli und Francesca Cavallo liest, blättert und stöbert man gerne. Die jungen Leser werden sich sicher die wunderschönen Illustrationen angucken, die älteren werden nach der einen oder anderen Geschichte sicher zu Google greifen. So ging es jedenfalls mir.


Brauche ich dieses Buch?

Ja, ich bin der Meinung, das Buch sollte in jedem Haushalt stehen. Auch in denen, wo derzeit nur Söhne großgezogen werden. Denn wie irrtümlich wäre die Idee des Feminismus, wenn es darum ginge das männliche Geschlecht aus diesem Buch auszuschließen, nur weil die Geschichten von starken Mädchen und Frauen handeln? Jungen können auch von diesen Geschichten lernen und sich inspirieren und motivieren lassen, das ist ja das Wunderbare!


Fazit

Für die kommenden und jungen Generationen ist Good Night Stories for Rebel Girls ein Must-Read. Doch auch die erwachsenen Leser können sich hier die eine oder andere Lebensweisheit abgreifen. Es ist ein super Buch, welches ich hoffentlich noch ganz vielen Menschen ans Herz legen darf.

Veröffentlicht am 27.06.2017

So anders, so neu, so fantastisch

Magonia
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So etwas habe ich noch nie gelesen.

Das ist der Anfang dieser Rezension und sollte eigentlich alles aussagen, oder? Aber es ist tatsächlich so. Etwas wie Magonia von Maria D. Headley hatte ich bis dato ...

So etwas habe ich noch nie gelesen.

Das ist der Anfang dieser Rezension und sollte eigentlich alles aussagen, oder? Aber es ist tatsächlich so. Etwas wie Magonia von Maria D. Headley hatte ich bis dato nicht gelesen und welch eine Welt muss das vorher gewesen sein? Denn dieses Buch ist Fantasie und Traumwelt pur.

Dieses Buch verkörpert jeden Traum, eine besondere Magie, die hoch oben in den Wolken schwebt. Die Faszination für den Himmel, die Möglichkeiten dort oben, sind so fantastisch und faszinierend. Hat man nicht als Kind auf Wiesen gelegen, ewig in den Himmel gestarrt und den Wolken Formen und Tiere zugeordnet? In ihnen ein besonderes Himmelreich gesehen? Es erinnerte mich vom Gefühl her an Peter Pan. Diese kindliche Fantasie mit dem Fliegen daraus.

Die Autorin Maria D. Headley hält diese naive, aber unglaubliche fantastische Welt fest und hebt sie auf einen neuen Level. Jedenfalls war das für mich so. Und es hat mich begeistert, ja, fast schon umgehauen. Denn ich habe mich tatsächlich an diese sprühende Fantasie und Hoffnung von einst, als kleines Kind, erinnert gefühlt. Dass das noch ein Buch schafft, hat mich arg überrascht und allein deswegen hätte dieses Buch schon einen besonderen Platz in meinem Regal verdient.

Doch das wäre wohl auch nicht möglich, wenn die Autorin nicht diesen besonderen, sehr leichten und doch detailverliebten Schreibstil hätte, der aber auch bis aufs letzte Worte sitzt, so dass diese besondere Atmosphäre stimmt. Ich lese Bücher nicht in einem Rutsch.

Allerdings haben es mir die Charaktere in diesem Buch eben auch sehr einfach gemacht. Aza hat allein schon diesen fantastischen Namen und ihr Schicksal ist unglaublich tragisch. Was die Autorin übrigens auch unglaublich emotional beschrieben hat. Im ersten Drittel des Buches kullerten deswegen schon die Tränen. Man empfindet natürlich eine unglaubliche Empathie Aza gegenüber. Und ihr bester Freund Jason ergänzt sie auf süße und verrückte Art und Weise. An ihm habe ich regelrecht einen Narren gefressen, weil er so ein Streber ist, dabei ein unfassbar großes Herz hat und eine unendliche Liebe gegenüber Aza empfindet. Wer auf große und epische Liebesgeschichten steht wird seitens Jason auf eine wunderbare Art bedient. Seine Liebe ist pur, ohne dabei kitschig zu sein oder zu werden. Das geht – und Magonia ist ein gutes Beispiel dafür.

Und so wunderbar ich das Buch auch fand, gab es ein paar Sachen, die ich eben auch zu kritisieren habe. Da wäre zum Beispiel einfach, dass Aza zwar sympathisch war, aber irgendwie naiv. Als sie auf dem Schiff in den Wolken landet, ergibt sie sich für meinen Geschmack ziemlich schnell ihrem Schicksal. Anfangs kann man das noch so sehen, dass sie einfach nicht glauben kann, was da passiert ist und dass die Realität ist, aber danach, wenn sie den Alltag in Magonia begeht, fand ich das alles ziemlich schnell ad acta gelegt. Sie lebt in einer verdammten Welt in den Wolken, ist von ihrer Familie getrennt, von Jason und dass sie gefühlt niemals versucht Kontakt aufzunehmen, mehr zu hinterfragen oder abzuhauen, erschien mir einfach nicht richtig an den Stellen. Das habe ich schon irgendwie erwartet und das fehlte mir. Aber auch unabhängig von Aza gab es ein paar Eckpunkte, die ich nicht ganz so rund fand, z. B. das Jason einfach so an den Arsch der Welt reisen kann, ohne dass es ansatzweise schwierig war oder gewisse Experimente ihrer Mutter unbemerkt durchgewunken wurden…

Schlussendlich bin ich aber sehr zufrieden mit der Geschichte, weil sie so anders und fast schon innovativ wirkte. Großes Kopfkino ist hier vorprogrammiert und das finde ich einfach nur großartig.


Fazit

Fantasy per excellence! Magonia bietet ein richtig geiles und vor allem traumhaftes Setting. Ich habe so etwas in der Art noch nicht gelesen und bin absolut begeistert. Die Geschichte ist nicht frei von kleinen Makeln, aber es ist ein genialer Auftakt und ich träume schon von der deutschen Übersetzung zu Aerie, dem zweiten Band.