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Veröffentlicht am 23.06.2021

Wichtige, informative, aufwühlende und spannende Zeitreise zu den Anfängen der Suffragettenbewegung. Ein lesenswerter historischer Roman!

Zeit des Mutes
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Braunschweig 1913:

Die Tochter aus gutem Hause, Emma, hat sich einen Fehltritt zu schulden kommen lassen. Sie wollte mit einem Bürgerlichen durchbrennen, doch dieser verfolgte ganz andere Pläne und suchte, ...

Braunschweig 1913:

Die Tochter aus gutem Hause, Emma, hat sich einen Fehltritt zu schulden kommen lassen. Sie wollte mit einem Bürgerlichen durchbrennen, doch dieser verfolgte ganz andere Pläne und suchte, nachdem er fürstlich bezahlt wurde von ihren Eltern, das Weite.
Die romantisch veranlagte Emma ist erschüttert, denn sie sehnt sich nach Liebe, die sie in ihrem Elternhaus nie bekommen hat.
Und die unterkühlte Atmosphäre spitzt sich, nach ihrem Fehltritt, noch weiter zu. Mehr noch, ihre Familie will sie nun, aus Sorge um den guten Ruf, loswerden. Eine entfernte Verwandte in England, die mit ihrer Familie auf dem Land lebt, hat angeboten, Emma unter ihre Fittiche zu nehmen und so muss sich die junge Frau den Wünschen ihrer Eltern fügen.

Auf Hazelwood Manor, dort wo Emma fortan leben soll, verrichtet unter anderem die Hausangestellte Lucy ihren Dienst. Sie ist froh über die neue Anstellung, denn ihre Mutter ist schwer krank und so wird Lucys Verdienst dringend benötigt.
Lucy wird nahe gelegt, sich unbedingt von Percival, dem Sohn der Ladyschaft in Acht zu nehmen, der sich Hausangestellten gegenüber, bereits in der Vergangenheit alles andere als korrekt verhalten hat.
Das fällt ihr auch nicht schwer, denn Percival ist kein freundlicher Zeitgenosse und lässt die Hausangestellten stets spüren, dass er sich ihnen gegenüber überlegen fühlt. Bis es eines Tages zu einer schicksalhaften Begegnung kommt, die Lucy ihren Job kostet.

Währenddessen hat Emma Probleme damit, sich einzuleben. Denn die Familie zeigt sich ihr gegenüber zwar höflich, doch nicht mehr als das. Zum Sohn des Hauses entwickelt sie zarte romantische Gefühle, doch werden diese keinesfalls erwidert. Stattdessen spottet Percival mit einem Freund über ihr äußeres Erscheinungsbild, ahnt dabei aber nicht, dass Emma ihn dabei belauscht. Und Emma schwört Rache! Als sie Zeugin eines Unglücks wird, nutzt sie ihr Wissen, um Percival dazu zu bringen, sie zu heiraten. Denn nie wieder will sie zurückkehren in ihr ungeliebtes Elternhaus. Sie ahnt nicht, was sie damit anrichtet.

Einige Zeit später treffen sich Emma und Lucy zufällig in London. Beide gehören nun zum Freundeskreis einer überzeugten Suffragette, die sich, mit vielen anderen Mitstreiterinnen, für die Frauen- und Wahlrechte stark macht. Während Lucy und Emma anfangs eher Mitläuferinnen sind, schreckt ihre Freundin auch vor radikaleren Methoden nicht zurück…

In „Zeit des Mutes“, führt uns Christiane Lind in die Zeit zu den Anfängen der Suffragettenbewegung zurück und beschreibt ungeschönt und schnörkellos, was die Mitstreiter der Bewegung alles auf sich nahmen im Kampf für Frauen- und Wahlrechte. Diese Romanpassagen sind nicht leicht zu lesen, wühlen den Leser sehr auf und regen zum Nachdenken an, denn was wären wir Frauen heute, ohne diese starken mutigen Frauen?
Im Fokus des historischen Romans stehen mit Emma und Lucy zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Emma niemals Geldnöte plagten und sie von vielen anderen Frauen um ihr privilegiertes Leben beneidet wird, ist sie im Grunde doch sogar in anderer Hinsicht ärmer als die mittellose Lucy. Denn Lucy wird geliebt von ihrer Mutter, ihrem Bruder und ihren Freunden. Emma ist dagegen einsam und kann ihre Sorgen und Ängste lediglich ihrem Tagebuch anvertrauen. Und obwohl Emma sich größtenteils nicht sympathisch verhält, kann man sich doch gut in sie hineindenken und verstehen, wieso sie sich in einer wichtigen Situation so „schuftig“ verhält. Sie gewinnt allerdings im Laufe des Romans an Reife, entwickelt sich, genauso wie auch Lucy, die eher zufällig in die Suffragettenbewegung gerät.

Ich fand, dass die Autorin den historischen Hintergrund sehr spannend und informativ aufbereitet hat. Sie muss dazu eine akribische Hintergrundrecherche betrieben haben, was sich auch in den zahlreichen Buchtipps, die sich im lesenswerten, sehr umfangreich gestalteten Glossar befinden, widerspiegelt. Schon dafür allein würde ich gerne die volle Punktzahl vergeben.

Aber es ist nicht nur die Suffragettenbewegung, deren Handlungen und Ziele, einem näher gebracht werden, man erfährt auch sehr viel über das Gesellschaftsgefüge damaliger Zeit, Verhaltensregeln und den täglichen Arbeitsalltag von Hausangestellten, welche in Herrenhäusern „downstairs“ sowie „upstairs“ ihre Tätigkeiten zu verrichten hatten.
Deren Rechte waren, wie die der Frauen, beschränkt, ganz im Gegensatz dazu die vielen Pflichten, die ihnen auferlegt wurden. Und man kann auch gut nachempfinden, wie sehr Frauen der damaligen Zeit unter den ihnen auferlegten Beschränkungen gelitten haben.
Christiane Linds Schreibstil ist, wie man es auch bereits aus ihren anderen Romanen gewohnt ist, sehr eingängig, sie drückt sich der Zeitepoche entsprechend aus und wahrt damit das historische Flair. Ich fand es spannend, informativ und aufwühlend zugleich. Lucy und Emma bei ihrem Werdegang über die Schulter schauen zu dürfen, die einem deren Zeitepoche unglaublich nahe gebracht haben und empfehle „Zeit des Mutes“ uneingeschränkt weiter. Übrigens eignet sich die Lektüre auch gut für den Geschichtsunterricht in der Schule, wie ich finde!

Kurz gefasst: Wichtige, informative, aufwühlende und spannende Zeitreise zu den Anfängen der Suffragettenbewegung. Ein lesenswerter historischer Roman!

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Veröffentlicht am 08.06.2021

Zurück im kleinen Inselhotel: Rundum gelungene Fortsetzung, die nicht nur erneut reichlich Urlaubsflair verströmt, sondern auch durch ihre Akteure bezaubert.

Inselhochzeit
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Nachdem Jannike sich im Vorgängerband „Das kleine Inselhotel“ häuslich im selbigen niedergelassen hat, könnte es durchaus noch mehr Besucher vertragen. Jannikes bester Freund Danni stürzt sich aus diesem ...

Nachdem Jannike sich im Vorgängerband „Das kleine Inselhotel“ häuslich im selbigen niedergelassen hat, könnte es durchaus noch mehr Besucher vertragen. Jannikes bester Freund Danni stürzt sich aus diesem Grund mit Feuereifer hinein in die Planungen, damit aus dem Inselhotel ein Platz für Eventfeiern und Wellness wird. Dafür möchte er sogar eine Sauna bauen.
Jannike ist hin und hergerissen, denn noch immer steht sie finanziell nicht allzu gut da. Zudem würde sie für ein Sternehotel, eine zusätzliche Köchin nebst Küchenhilfe benötigen.
Wie gut, dass Danni da zwei Personen aus dem Ärmel zaubert, von denen Jannike zumindest eine davon bereits sehr gut kennt. Der ehemalige Postbote Mattheuz, in den sie sich schon vor einiger Zeit verguckt hat, möchte also in ihre Dienste treten- zusammen mit seiner Großmutter Maria, die eine große Rezeptsammlung köstlichster polnischer Gerichte in ihrem Gepäck hat.

Als sich ein weiblicher Promi ankündigt, der plant zusammen mit Freundinnen eine „Scheidungsfete“ in Jannikes Inselhotel feiern zu wollen, sagt sie nicht nein. Die dafür veranschlagten 10000 Euro könnte Jannike nur zu gut gebrauchen. Doch die Zeit bis dahin ist knapp bemessen, denn auch eine Hochzeit steht an, die Jannike zuvor organisieren soll. Dumm nur, dass ihr Widersacher Gerd Bischoff wieder mal eine ziemliche Schurkerei eingefädelt hat und ihren Erfolg sabotieren möchte…

Die Fortsetzung von Sandra Lüpkes Inselhotel-Roman lässt sich genauso munter und atmosphärisch an, wie der Vorgängerband. Mittlerweile sind einem die Haupt und Nebenfiguren vertraut und was mir besonders gut gefallen hat, war, dass man nun auch noch mehr über Mattheuz Gedankenwelt erfährt. Sehr süß fand ich zum Beispiel die begonnen und nicht zu Ende geführten Briefe; in denen jemand versucht, einen Heiratsantrag zu formulieren. Wer es ist, kann ich an dieser Stelle leider nicht verraten, um dem Roman nicht die Spannung zu nehmen.
Natürlich erfährt man hier auch wie es weiter geht mit Jannike und Mattheuz, doch auch hier ist ihre mögliche Liebesgeschichte nur einer von vielen Handlungssträngen.
Auf humorvolle, unterhaltsame Art wird man als Leser durch die Handlung geführt und hat den Roman leider wieder mal viel zu schnell ausgelesen.
Der sehr bildhafte Schreibstil von Sandra Lüpkes sorgt erneut für viel Kopfkino- Atmosphäre, so dass ich selbst nach dem Lesen (im positiven Sinne gemeint) „reif für die Insel“ war. Und trotz aller Kurzweiligkeit wäre es nicht richtig, „Inselhochzeit“ nur als reine Urlaubs- oder Strandlektüre zu bezeichnen, da die Geschichte viel mehr ist, als das.
Man bekommt hier einen rundum gelungenen Contemporary der zum mitfreuen und mitleiden einlädt und dessen Charme man sich nicht einziehen kann.

Kurz gefasst: Zurück im kleinen Inselhotel: Rundum gelungene Fortsetzung, die nicht nur erneut reichlich Urlaubsflair verströmt, sondern auch durch ihre Akteure bezaubert.

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Veröffentlicht am 08.06.2021

Nicht nur als perfekte Strand- oder Urlaubslektüre geeignet!

Das kleine Inselhotel
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So schnell kann der große Ruhm vorbei sein! Das muss auch die Sängerin und TV Moderatorin Jannike erfahren. Nachdem sie von den Medien bezichtigt wurde, Schleichwerbung für eine Jackenfirma und das große ...

So schnell kann der große Ruhm vorbei sein! Das muss auch die Sängerin und TV Moderatorin Jannike erfahren. Nachdem sie von den Medien bezichtigt wurde, Schleichwerbung für eine Jackenfirma und das große Geld damit gemacht zu haben, wird sie kurzerhand vom Sender hinauskomplimentiert. Ihr Ex-Geliebter Clemens und Ex-Chef beim Sender, gewährt ihr jedoch einen Kredit von 500 000 Euro, den sie sogleich umsetzt in ein idyllisch gelegenes Inselhotel. Doch das leer stehende Hotel benötigt dringend einen neuen Anstrich. Auch sind neue Mitarbeiterinnen schwer zu finden auf der Insel. So muss sich Jannike zunächst selbst helfen, da der erste Gast in der Saison sein Kommen angekündigt hat. Was ein Glück, dass ihr die hilfsbereite Nachbarin Mira zumindest dabei hilft, neue Gardinen zu nähen! Aber dann braut sich das Unheil zusammen. Erst kündigt sich ein Mitarbeiter der Steuerbehörde an, dann steht Jannikes Ex-Gesangspartner Danni plötzlich vor der Tür und dann folgt wenig später auch noch Jannikes Ex-TV-Crew, die, nachdem ein Dreh für eine TV Sendung am ursprünglich vorgesehenen Ort nicht möglich ist, nun ausgerechnet in Jannikes neuem Wohnort drehen möchte und auch noch als Gäste in ihrem Hotel einquartiert wurde.

Nachdem ich in den vergangenen Jahren bereits Sandra Lüpkes kleine Büchlein „Nordseesommer“ und „Inselweihnachten“ lesen durfte, die mir trotz geringer Seitenzahlen aber mit wunderschönen Illustrationen von Ole West, sehr gut gefallen haben, war ich nun sehr gespannt auf den neuen Roman der Autorin, der ebenfalls auf einer Insel spielt, aber mit 312 Seiten deutlich umfangreicher ist, als beide oben genannten Romane. Und auch diesmal gelang es Sandra Lüpkes, mir das gewisse Inselfeeling und eine Prise Urlaubsgefühl nahe zu bringen.

Im Fokus des Geschehens steht diesmal eine junge Frau aus dem Showbiz, die nachdem sie bei ihrem Sender und den Fans in Ungnade gefallen ist, nun auf einer kleinen Insel ein neues, zurückgezogenes Leben beginnen möchte. Eher zufällig wird sie dann Hotelbesitzerin und hat fortan mit wilden Kaninchen, einem schreckhaften, attraktiven Postboten, urigen Insulanern und nicht nur freundlichen Hotelgästen zu tun. Ihr altes Leben lässt sie zunächst völlig hinter sich, bis sie abermals von der Vergangenheit eingeholt wird.
Jannike ist eine sympathische Hauptfigur, der man die Zweifel ob ihrer Entscheidung durchaus abnimmt. Aber sie ist auch zupackend und freundlich, so dass sie relativ schnell Anschluss bei den Insulanern findet. Besonders ins Herz geschlossen hatte ich in relativ kurzer Zeit den schüchternen Postboten Mattheusz und seine Familie (Mutter & Schwester). Bis Jannike bemerkt, wer der Richtige für sie ist, vergeht einige Zeit, aber der Roman ist in erster Linie auch kein Liebesroman, sondern eher eine rundum gelungene, unterhaltsame Inselgeschichte, die ganz ohne Kitschfaktor auskommt. Auch der Humor kommt nicht zu kurz; etwa, wenn das bissige Kaninchen, das vor dem Hotel auf Postboten und andere Opfer lauert, die Szenerie betritt. Ich sage mit Absicht Szenerie, denn ich finde Sandra Lüpkes Schreibstil sehr bildhaft, so dass man beim Lesen eher das Gefühl hat, man sehe die Szene direkt vor sich, als dass man sie „nur“ liest“.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen und ich hoffe sehr, dass die Autorin auch in Zukunft den ein, oder anderen Inselroman schreiben wird.

Kurz gefasst: Nicht nur als perfekte Strand- oder Urlaubslektüre geeignet! Ein unterhaltsamer Inselroman über eine junge Hotelbesitzerin, die plötzlich mit einer kunterbunten Mischung an urigen aber auch wahnsinnig sympathischen Insulanern konfrontiert wird. Sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 08.06.2021

In der Kürze liegt manchmal auch die Würze

Nordseesommer
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Nachdem ich bereits von Sandra Lüpkes erstem Gemeinschaftsprojekt mit dem Illustrator Ole West „Inselweihnachten“ so begeistert war, da die Geschichte mich trotz weniger Seitenzahlen so gefangen nehmen ...

Nachdem ich bereits von Sandra Lüpkes erstem Gemeinschaftsprojekt mit dem Illustrator Ole West „Inselweihnachten“ so begeistert war, da die Geschichte mich trotz weniger Seitenzahlen so gefangen nehmen konnte, war ich nun nur allzu neugierig darauf zu erfahren, ob sich auch die Geschichte in „Nordseesommer“ abermals so interessant und tiefschürfend entwickeln würde. Trotz des heiteren Umgangstons den beide Kleinfamilien, sowohl Frauke und ihr Sohn Keno und Henning nebst Tochter Clara miteinander pflegen und der Urlaubsstimmung, die nicht nur allein durch das Inselsetting vorherrscht, schleichen sich alsbald auch ernstere Untertöne ein, denn die Vier haben allesamt kleinere oder größere Probleme die sie mit sich herumtragen und vor allem steht die Einsamkeit; bei den Kindern der Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit.

Sandra Lüpkes löst die Probleme der agierenden Personen natürlich nicht auf einen Schlag; das hätte wahrscheinlich auch zu unrealistisch angemutet, doch sie stellt am Ende Hoffnung auf Veränderung in dem Raum und das macht dieses kleine Büchlein jenseits aller Kitschgrenzen erneut so wunderbar einzigartig.
Auch die Illustrationen von Ole West und die Covergestaltung an sich, sind sehr stimmungsvoll und machen das Buch zu einem schönen Blickfang. Sicherlich hätte ich mir gegen Ende des Buches ein paar Seitenzahlen mehr gewünscht, doch selbst wenn die Geschichte um Frauke, Henning , Keno und Clara umfangreicher gewesen wäre, hätte sie im Kern der Aussage doch nichts verändert oder verbessern können.

Kurz gefasst: In der Kürze liegt manchmal auch die Würze: Das ideale Urlaubsbuch, das man am Strand oder auf Balkonien genießen kann, wenn man Lust auf eine nette Familiengeschichte hat; die auch mal ernstere Untertöne anschlägt.

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Veröffentlicht am 08.06.2021

Rundum gelungener historischer Krimi in dessen Fokus eine tapfere Heldin steht!

Die Blumenleserin
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Als die Königin im Sterben liegt, sieht das einer ihrer Verwandten mit gemischten Gefühlen. So sehr Rinette die Königin auch bewundert und wertschätzt- so stark sehnt sie sich jedoch auch zurück nach Granmuir, ...

Als die Königin im Sterben liegt, sieht das einer ihrer Verwandten mit gemischten Gefühlen. So sehr Rinette die Königin auch bewundert und wertschätzt- so stark sehnt sie sich jedoch auch zurück nach Granmuir, ihrem Besitz in Schottland, wo sie einst aufwuchs. Auf dem Sterbebett ringt die Königin Rinette jedoch noch ein verhängnisvolles Versprechen ab. Sie soll eine Silberschatulle, in der sich Aufzeichnungen der Königin und Prophezeiungen von Nostradamus persönlich befinden, die das Schicksal der nächsten Königin Maria Stuart betreffen, in Sicherheit bringen und nur Maria Stuart allein; sobald diese schottischen Boden betritt, aushändigen. Erst dann soll Rinette frei sein und sich nach Granmuir zurückziehen dürfen. Doch kaum hat die Königin ihren letzten Atemzug getan und Rinette die Silberschatulle in den Katakomben einer Kapelle versteckt, heften sich bereits die Verfolger an ihre Fersen. Ausgerechnet Alexander, Rinettes große Liebe, den sie überstürzt heiratet, ist es, der sie verrät und die Schatulle gleich mehreren interessierten Parteien anbietet. Von Alexandres Verrat erfährt Rinette jedoch erst, nachdem Alexander eines Mordes zum Opfer fällt und sie dem Mörder Rache geschworen hat.

Bei der Suche nach dem Mörder bekommt Rinette unerwartete Hilfe von einem Edelmann und engstem Getreuen der neuen Königin, Maria Stuart. Nicolas de Clerac ist ein recht undurchsichtiger Zeitgenosse, dennoch fühlt sich die junge Witwe von ihm angezogen. Auch als die Königin Rinette zur Herausgabe der Silberschatulle zwingen will, ist es abermals Nico, der Rinette zur Hilfe eilt. So kann Rinette der Königin ein Versprechen abringen: Die Silberschatulle geht erst in dem Moment in den Besitz der Königin über, wenn Alexanders Mörder gestellt wurde und Rinette bis dahin nicht an einen neuen Mann verheiratet wurde.
Doch spielen Maria Stuart und Nico mit offenen Karten? Und wird Rinette, die nun im Fokus von Meuchelmördern steht, die für hochgestellte Persönlichkeiten arbeiten und die Schatulle um jeden Preis in Besitz nehmen wollen, diese gefährliche Situation überstehen können?

Nachdem ich bereits vom Debütroman der Autorin „Die zweite Herzogin“ begeistert war, habe ich auch an „Die Blumenleserin“ große Erwartungen gestellt, die Elizabeth Loupas halten und sogar noch übertreffen konnte. Trotz der Tatsache, dass der Roman mit seinen 554 Seiten sicherlich kein dünnes Buch ist, habe ich ihn innerhalb von zwei Tagen ausgelesen, da mich die Geschichte um eine junge Frau, die die besondere Gabe hat, dass Blumen zu ihr sprechen können, bzw. sie in der Lage ist Blumen zu deuten und Menschen mit dieser Fähigkeit zu durchschauen und die sich eigentlich in einer ausweglosen Situation befindet, völlig in ihren Bann ziehen konnte.
Es ist ein historischer Roman geworden, in dem die Autorin geschickt historische Ereignisse und Fiktion miteinander verwoben hat und in dem sie auch die politische Situation der damaligen Zeit näher beleuchtet. Sicherlich sind die Beschreibungen von Maria Stuarts Freunden und Feinden, ihre Positionen zueinander nicht ganz einfach zu verstehen, doch die Autorin hat sich sehr darum bemüht, dass dem Leser genügend Informationen vermittelt werden, damit er den Durchblick behält.

Was mir wieder einmal sehr positiv aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass Loupas Heldinnen zwar typische Frauen ihrer Zeit sind, aber es ihnen dennoch stets gelingt, innerhalb ihrer von Männern auferlegten Grenzen mutig, intelligent und tapfer zu Werke zu gehen und sich nicht von ihrem Weg abbringen lassen, auch wenn der Weg zum Ziel sehr steinig ist. Auch Rinette ist eine solche Heldin, die hin und her gerissen ist, zwischen der Fürsorge für ihre Tochter /Töchter und um ihren Wunsch nach Gerechtigkeit. Man findet leicht Zugang zur Heldin, kann ihre Beweggründe, sowohl ihre Unerbittlichkeit gut nachvollziehen. Besonders in den Romanpassagen, in denen sie sich dem Wunsch der Königin beugen muss und gegen ihren Willen vermählt wird, leidet man mit Rinette mit.

Der Roman wird auch Rinettes Sicht, also in „Ich-Form“ erzählt, doch auch die Nebenfiguren wie zum Beispiel Maria Stuart oder Nico wurden vielschichtig dargestellt. Einzig Maria Stuarts andere Vertraute blieben blasser beschrieben, doch das empfand ich als weniger tragisch.
Freunde romantischer Lektüre sollten sich darüber im Klaren sein, dass es hier zwar auch eine kleine Liebesgeschichte gibt, diese jedoch eher schmückendes Beiwerk ist und recht nebensächlich behandelt wird. Im Fokus des Geschehens stehen hier dagegen die intriganten Ränkeschmiede bei Hofe und die Suche nach Alexanders Mörder; so dass ich „Die Blumenleserin“ eher Lesern empfehlen würde, die ein Faible für historische Krimis haben oder historische Romane aus; beispielsweise Elizabeth Chadwicks Feder mögen.
Elizabeth Loupas Schreibstil ist abermals sehr mitreißend und besonders in der zweiten Hälfte des Romans steigt der Spannungsbogen stetig an, so dass man das Buch nicht mehr zur Seite legen mag.

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