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Veröffentlicht am 20.07.2021

Lesens- bzw. Hörenswert

Wie die Sonne in der Nacht
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Die 17jährige Mara verbringt ein Austauschjahr in einer Kleinstadt in New Mexico bei einer netten Gastfamilie, die am Ende der gemeinsamen Zeit selbst auf Europareise geht und Mara ihr Haus und ihren Pickup ...

Die 17jährige Mara verbringt ein Austauschjahr in einer Kleinstadt in New Mexico bei einer netten Gastfamilie, die am Ende der gemeinsamen Zeit selbst auf Europareise geht und Mara ihr Haus und ihren Pickup überlässt. Mara's Plan mit ihrem Freund Nils, der aus Deutschland zu Besuch kommen sollte selbst ein bisschen auf Reisen zu gehen, scheitert allerdings daran, dass ihr Freund erstens verletzt ist und gar nicht kommt und zweitens auch keine Interesse mehr an der Beziehung mit Mara hat.

Mara beschließt die Zeit trotzdem bestmöglich zu nutzen und dann halt alleine das Abenteuer zu suchen. Sie begegnet Kayemo, einem indianischen Jungen, der verletzt am Straßenrand liegt, sein Gedächnis verloren hat und auch nicht spricht. Mara ist fasziniert von Kayemo und möchte ihm unbedingt helfen. Sie folgt ihm auf dem Weg in die Berge, wo er sein Zuhause vermutet und seine Erinnerungen und seine Sprache langsam zurückkehren. Mara eröffnet sich eine völlig neue und unbekannte Welt. Sie erhält Einblick in die Kultur der Puebloindianer und verliebt sich in Kayemo, der so anders ist als alle Jungen, die sie kennt.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Mara'a und aus Kayemo's Perspektive erzählt. Es prallen wirklich die Kulturen aufeinander, denn das Leben der beiden Protagonisten könnte unterschiedlicher nicht sein. So nervig Mara zu Beginn mit ihrer ständigen Ausfragerei auch ist, gefällt sie mir im Laufe der Geschichte immer besser. Sie ist eine hilfsbereite, selbstbewusste junge Frau, die mit Staunen und großem Respekt Kayemo in seine Welt folgt. Allerdings erfährt man irgendwann, dass der junge Indianer erst 15 ist, als er von Mara zum Sex verführt wird. Das hätte es für mich jetzt gar nicht gebraucht. Die Liebesgeschichte der beiden war auch so schon süß. Das ist aber auch mein einziger Kritikpunkt. Antje Barbendererde hat einen tollen Schreibstil. Auch ihre Naturbeschreibungen ließen wunderbare Bilder in meinem Kopf entstehen. Super recherchiert waren die vielen Informationen, die man als Leser über die Kultur der Puebloindianer bekommen hat. Ich habe das Buch gehört und hatte viel Freude an den sehr passenden Stimmen von Jodie Ahlborn und Aleksandar Radenkovic.

Nicht nur für Jugendliche ist das Buch ein Genuss!

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Veröffentlicht am 17.07.2021

Erinnerungen an eine belastende Kindheit

In diesen Sommern
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Das harmonische, sommerliche Foto auf dem Cover, eine kleine Straße am Waldrand mit einem einsamen Fahrrad, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieses Buch kein locker, flockiges Sommerthema behandelt. ...

Das harmonische, sommerliche Foto auf dem Cover, eine kleine Straße am Waldrand mit einem einsamen Fahrrad, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieses Buch kein locker, flockiges Sommerthema behandelt. Janina Hecht erzählt in ihrem Debütroman über das Aufwachsen in einer Familie mit einem alkoholkranken Vater. Sie beschreibt sehr gut diese stetig wachsame Atmosphäre zu Hause, dieses Ausloten, ob der Vater gerade seine guten Momente hat, oder ob der Tag wieder eskalieren würde. Die extrem kurzen Kapitel sind Schnipsel aus Teresa‘s Erinnerungen, die nicht immer zusammenhängen aber doch ein gutes Gesamtbild der Familie abgeben. Viele Jahre ertragen Teresa, ihre Mutter und ihr kleiner Bruder Manuel die Launen und Gewaltausbrüche ihres Vaters, bevor sie sich aus diesem für alle so belastendem Leben befreien können.

Trotz des schweren Thema‘s liest sich das Buch gut und flüssig. Der Erzählton ist ruhig und sachlich und es hat mir gefallen, dass auch viele schöne Momente der Kindheit erzählt werden und die Alkoholsucht des Vaters als das dargestellt ist, was sie ist, eine Krankheit.

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Veröffentlicht am 23.06.2021

Freundschaftsbande

Heldinnen werden wir dennoch sein
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Der Freitod von Frankie schockiert die Frauen Susie, Helma, Ute und Ellie, die alle Mitte 50 sind und in der Schulzeit einmal eng befreundet waren. Und auch Lisa, Frankie's Patenkind und Tochter der verstorbenen ...

Der Freitod von Frankie schockiert die Frauen Susie, Helma, Ute und Ellie, die alle Mitte 50 sind und in der Schulzeit einmal eng befreundet waren. Und auch Lisa, Frankie's Patenkind und Tochter der verstorbenen fünften Freundin Marie ist untröstlich.

Was macht Fraundschaft aus und was erschüttert sie oder lässt sie vielleicht zerbrechen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich dieser feinfühlige Regionalroman, der im niederrheinischen Kaarst angesiedelt ist und bei mir wohlige Heimatgefühle erzeugt hat.

Um die Leser nicht mit den vielen Charakteren, die wir gleich zu Anfang kennenlernen zu verwirren, werden die wichtigsten Personen schon in der Innenseite des Buchdeckels kurz vorgestellt, was sehr hilfreich ist und nicht spoilert. Die kleine Karte von Kaarst mit den wichtigsten Schauplätzen gefiel mir ebenfalls richtig gut.

Die Kapitel tragen jeweils die Namen der Frau als Überschrift , aus deren Sicht in der Folge erzählt wird. Es wird sowohl Bezug genommen auf das Leben der Frau heute, und es schließt sich jeweils ein Rückblick an, in die Jugendzeit, die die Frauen gemeinsam in den 70er und 80er Jahren zusammen erlebt haben, die Zeit in der sie Freundinnen wurden mit Frankie als Hahn im Korb in ihrer Mitte. Das Frankie anders war als die anderen Jungs in ihrem Umfeld war den Mädchen wohl klar, dass er homosexuell war, haben sie nicht alle direkt verstanden. Auch in Frankie's Gefühlswelt darf man als Leser immer mal wieder eintauchen.

Frankie ist der beste Freund, den man sich denken kann, umso schlimmer ist es mitzuerleben, wie er aufgrund seiner Andersartigkeit täglich schikaniert wird. Die Freundinnen sind in ihrem Wesen sehr unterschiedlich, ob ernst und strebsam oder naiv und um Aufmerksamkeit bemüht. Sie sind typische Jugendliche mit Ecken und Kanten, die herzlich und lieb sind aber auch enttäuschen. Sie alle machen eine Entwicklung durch und wachsen an ihren Fehlern. Es ist nie zu spät noch die Kurve zu kriegen und so tröstlich wenn Freunde verzeihen können. Ich fand die Charaktere im Großen und Ganzen, authentisch, auch wenn die Autorin mal ein Klischee gestreift hat, hat mich das nicht so gestört.

Der Roman lässt sich flott lesen und hat mich gut unterhalten.Die Geschichte hatte nicht sehr viel Überraschendes für mich Ich ahnte schon oft, was passieren würde. Trotzdem war es eine lohnende, vielschichtige Lektüre, die mich angeregt hat, über lebenslange Freundschaften nachzudenken. Interessant wie nachhaltig einen Erlebnisse aus der Jugend prägen, aber das ist wirklich so.


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Veröffentlicht am 08.06.2021

Packende Biografie - Afrika erleben

Unter dem Flammenbaum
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Nicola Vollkommer wandert 1960 als Kind mit ihrer Familie nach Nigeria aus, wo der Vater für einen Konzern als Finanzberater tätig ist. Die Autorin schildert ihre Eindrücke bildhaft und spannend. Für ...

Nicola Vollkommer wandert 1960 als Kind mit ihrer Familie nach Nigeria aus, wo der Vater für einen Konzern als Finanzberater tätig ist. Die Autorin schildert ihre Eindrücke bildhaft und spannend. Für sie und ihre etwas ältere Schwester Tanya und später auch für das dritte Kind Andrea, muss es paradiesisch gewesen sein, in dieser Freiheit aufwachsen zu können. Sogar als die Idylle Risse bekommt und 1966 ein Bürgerkrieg in ihrer unmittelbaren Umgebung ausbricht, verlässt die Familie das Land nicht mit fliegenden Fahnen, sondern bleibt und versucht zu helfen. Die Familie verbindet ein tiefer Glaube, der der Familie in Krisenzeiten hilft.

Ich kann die Eltern von Nicola für ihre Lebenseinstellung und ihr helfendes und zupackendes Engagement nur bewundern. Unter Einsatz seines eigenen Lebens hat Nicola's Vater einigen verfolgten Ibos noch zur Flucht verholfen oder die Verletzten ins Krankenhaus gefahren. Kein Wunder, dass ihre Mädchen sich bei solchen Vorbildern ebenfalls zu tollen Menschen entwickelt haben.

Die Biografie "Unter dem Flammenbaum" ist spannend und unterhaltsam geschrieben. Viele Anekdoten des Lebens, aber auch die Verarbeitung von Trauer insbesondere nach dem Tod der Mutter und ihre Gefühle von Heimatlosigkeit beim Verlassen von Nigeria, hat Nicola Vollkommer zusammengesammelt und in ihre Geschichte verwoben.

Das Buch ist in einem christlichen Verlag erschienen und hat natürlich auch das Thema Glauben und Gott thematisiert.

Für mich war es keine Sekunde langweilig diese außergewöhnliche Lebensgeschichte außerhalb meines eigenen Erfahrungshorizontes zu lesen.


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Veröffentlicht am 05.06.2021

Wunderbar

Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte
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Linus Baker ist ein Beamter, wie er im Buche steht. Er rühmt sich die Vorschriften, die ihm seine Behörde auferlegt aufs Genaueste zu befolgen, ist objektiv und immer korrekt. Der Mittvierziger ist eine ...

Linus Baker ist ein Beamter, wie er im Buche steht. Er rühmt sich die Vorschriften, die ihm seine Behörde auferlegt aufs Genaueste zu befolgen, ist objektiv und immer korrekt. Der Mittvierziger ist eine Art Sozialarbeiter und soll in den Waisenhäusern des Landes, die magisch begabte Kinder beherbergen, überprüfen, ob alle behördlichen Auflagen eingehalten werden und es den Kindern gut geht. Weil er ein so korrekter Beamter ist, bekommt er eines Tages einen geheimen Außenauftrag. Er soll das Kinderheim von Mr. Parnassus aufsuchen, dass weit abgelegen auf einer Insel liegt und Kinder beherbergt, die als besonders gefährlich gelten. Die Akten, die man Linus vorab zukommen lässt sind spärlich, aber ein Kind soll z:B der Sohn des Teufels sein, und so macht sich Linus voller Unbehagen auf zu seiner Überprüfung, die für einige Wochen angesetzt ist.

Es dauerte ein paar Kapitel, bis ich in der Geschichte angekommen war. Dann aber hatte sie mich gepackt und für jede Menge gute Laune gesorgt. Die Kinder mit ihren unterschiedlichen magischen Begabungen waren einfach zauberhaft und die Vorurteile ,mit denen ihnen begegnet wurde empörend. Man weiß als Leser ziemlich schnell worauf die Geschichte am Ende hinauslaufen soll, das Setting und Figuren sind aber so liebevoll gezeichnet, dass man sich mit dem Buch einfach so wohlfühlt, dass die Vorhersehbarkeit nicht gestört hat. Die Botschaften des Autors werden allerdings sehr eindringlich an die Leserschaft gebracht. Diese Holzhammermethode hätte es eigentlich nicht gebraucht.

Es handelt sich um eine ruhige Geschichte, in der die Magie eher im Hintergrund steht, um die Message des Autors zu verstärken. Es geht um Freundschaft und Familie und um Toleranz. Superspannende Actionszenen gibt es überhaupt nicht. Da ist der Roman eher philosophisch angehaucht. Es soll sich um ein Erwachsenenfantasiebuch handeln. Im englischen Sprachraum läuft es meines Wissens aber unter Jugendfantasie, was ich passender finde.

Mir hat das Buch, in dem es dann auch noch eine Liebesgeschichte gab, gut gefallen. Es war ein richtiges Wohlfühlbuch, bei dem mir die Protagonisten, insbesondere die Minderjährigen allesamt ans Herz gewachsen sind und ich sie deshalb nach 477 Seiten Lesespaß nur ungern verabschiedet habe. Die bildhafte und humorvolle Schreibweise, das Spiel des Autors mit Klischees,die Überzeichnung besonders der Bösewichte, haben die Fantasie angeregt und die Seele gewärmt. Es tat einfach gut, in diesem märchenhaften Buch das Böse in seine Schranken zu verweisen und mit einem schönen Happy End und einem Gefühl der Hoffnung die Buchdeckel zuzuklappen.

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