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Veröffentlicht am 09.06.2021

Immer wieder überzeugend

Behemoth
1

Ich kann jedes Mal nur erneut meinen imaginären Hut ziehen vor der Kreativität und gleichzeitigen Detailverliebtheit dieses Autorenduos.

In ihrem neuen Buch haben wagen die beiden Brüder mal wieder einen ...

Ich kann jedes Mal nur erneut meinen imaginären Hut ziehen vor der Kreativität und gleichzeitigen Detailverliebtheit dieses Autorenduos.

In ihrem neuen Buch haben wagen die beiden Brüder mal wieder einen Blick voraus:

In der nahen Zukunft hat die Menschheit sowohl Mond als auch Mars besiedelt, nachdem das Leben auf der Erde kaum noch möglich ist. Doch auch diese Besiedelung kann keine endgültige Lösung sein, weshalb am Bau dreier Generationenschiffe gearbeitet wird, die ihre Besatzung zu einem weit eintfernten bewohnbaren Planeten bringen sollen. In der etwas weiter entfernten Zukunft befinden sich diese Schiffe noch immer auf Kurs, ihre Besatzung hat sich in verschiedene Richtungen entwickelt. Doch alle zeigen aus verschiedenen Gründen Interesse, als auf ihrem Kurs ein unbekanntes Objekt auftaucht.

Der Schreibstil von T.S. Orgel ist wirklich einmalig: selten findet man so viel technischen Background, der die Geschichte gleichzeitig vollkommen logisch erscheinen lässt und trotzdem die Spannung hoch hält. Die Gefahr, dass das Ganze zu sehr ins Theoretisieren abrutscht, besteht bei ihren Büchern nie.

Gleichzeitig schaffen sie es, die verschiedensten Figuren aus allen Kultur- und Gesellschaftsschichten zu erschaffen (und glaubt mir, es sind nicht wenige), die durch ihre Vielschichtigkeit, ihre Ecken und Kanten, aber auch ihren Humor überzeugen können. Vor allem begeistern mich auch bei "Behemoth" die starken, klugen Frauenfiguren, die den Männern regelmäßig die Show stehlen. Sie sind nicht nur die heimlichen, sondern offensichtlichen Stars dieses Abenteuers.

Und auch genre-gesättigte SciFi-Kenner werden bei diesem Buch auf ihre Kosten kommen, denn das Autorenduo versteht es hervorragend, Anspielungen zu ihren liebsten Serien, Filmen und Büchern einzubinden, ohne dass es gewollt wirken würde.

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Veröffentlicht am 29.04.2021

Ode an die Außenseiter

Die ganze Wahrheit (wie Mason Buttle sie erzählt)
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Dieses Buch ist für alle, die sich in der Schule nicht so aufgenommen und akzeptiert fühlen. Die sich vielleicht ab und zu allein gelassen sehen und von größeren oder stärkeren Kindern geärgert werden: ...

Dieses Buch ist für alle, die sich in der Schule nicht so aufgenommen und akzeptiert fühlen. Die sich vielleicht ab und zu allein gelassen sehen und von größeren oder stärkeren Kindern geärgert werden: ihr seid nicht allein und ihr werdet mit Sicherheit Freunde finden, die euch so akzeptieren wie ihr seid!

Mason Buttle ist ein solches Kind. Er sticht nicht nur aufgrund seiner Größe und Legasthenie aus der Masse seiner Klassenkameraden hervor. Dank seiner einzigartigen, unverfälschten Sichtweise auf die Welt und seine Mitmenschen wird er von den Nachbarskindern gehänselt und schikaniert, nicht zuletzt, weil sein bester Freund vor zwei Jahren bei einem tragischen Unfall ums Leben kam. Doch als Calvin in sein Leben tritt, beginnst sich sein Alltag langsam zum Guten zu wenden.

Ich denke, mit diesem Jungen werden sich viele Kinder identifizieren können. Nicht nur von seinen Mitschülern, die sportlicher und beliebter sind, wird er geärgert. Auch die Erwachsenen scheinen seine Denkweise einfach nicht zu verstehen oder stellen immer die falschen Fragen.

Dieses Buch spricht unheimlich wichtige Themen an, die man auch als Erwachsener unbedingt mal aus der Sicht eines Kindes erklärt bekommen sollte. Es geht um Ausgrenzung, Anderssein unter Gleichaltrigen, aber auch darum, was Erwachsene mit ihrem Verhalten und ihren Aussagen bei Kindern anrichten können und wie wichtig es manchmal ist, ihnen einfach mal zuzuhören.

Die Geschichte bietet eine Vielzahl interessanter Figuren, mit verschiedenen Krankheiten, Problemen oder Lebenskonzepten, ohne die jeweilige Situation zu bewerten. Aus Masons Sicht sind all diese Menschen normal und gleich beachtenswert.

Auch erzählerisch macht das Buch einiges her: es ist einerseits eine Familiengeschichte, andereseits bringen die Rätsel um Bennys Tod auch ziemlich viel Spannung und Krimirätsel mit. Jüngere Kinder sollten die Geschichte deshalb villeicht lieber gemeinsam mit ihren Eltern lesen, um das Gelesene leichter verarbeiten zu können.

Insgesamt finde ich diese weltoffene, bunte Geschichte einfach wundervoll und wünsche jedem einen Mason Buttle als Freund!

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Veröffentlicht am 31.03.2021

Alltagsdiskriminierung

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Cho Nam-Joo beschreibt in ihrem Buch, wie das typische Leben für eine Frau in Korea aussieht.

Gemeinsam mit ihr tauchen wir in die Familiengeschichte von Kim Jiyoung ein, erfahren wie sich die Frauen ...

Cho Nam-Joo beschreibt in ihrem Buch, wie das typische Leben für eine Frau in Korea aussieht.

Gemeinsam mit ihr tauchen wir in die Familiengeschichte von Kim Jiyoung ein, erfahren wie sich die Frauen ihrer Familie über mehrere Generationen ihr Leben gestaltet haben. Wie sie dabei täglich Rückschritte gegenüber Brüdern, Vätern und Ehemännern hinnehmen mussten, wie sie täglich von der Gesellschaft dazu gezwungen wurden, zurückzuweichen in die zweite Reihe.

Mich hat dieses Buch unheimlich beeindruckt. Zum einen gibt es einen tieferen Einblick in die koreanische Kultur und trägt dabei sehr zur Erweiterung meines Weltbildes bei.

Zum anderen zeigt es sehr deutlich die Alltagsdiskriminierung gegenüber Frauen, nicht nur in Korea sondern überall auf der Welt. Immer wieder kann ich Parallelen zu eigenen Erfahrungen ziehen, fühle mich bestätigt und verstanden.

Gleichzeitig macht mich das Buch unheimlich wütend. Weil die Frauen so passiv bleiben. Keine steht auf, fängt an sich zu wehren. Sie akzeptieren scheinbar die ihnen von den Männern zugedachte Rolle. Ob das daran liegt, dass sie keinen Ausweg sehen, wird dabei nicht so ganz klar.

Dafür bewirkt der Text bei mir selbst eine umso größere Reaktion. Ich beginne, meinen eigenen Alltag zu analysieren, Interaktionen mit Männern zu hinterfragen. Und bei unangebrachten Gesten oder Sätzen eher mal den Mund aufzumachen.

Fazit:
"Kim Jiyoung" ist in sofern ein unheimlich starkes Buch, da es den Leser erreicht und eine direkte Reaktion bei ihm auslöst.

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Veröffentlicht am 31.03.2021

Poetisches Mexiko

Das Flüstern der Bienen
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Auch wenn ich bisher noch nie in Mexiko gewesen bin, konnte ich dank Sofia Segovia zumindest gedanklich dieses Land bereisen.

Im Mexiko der 1920er Jahre wird die Bevölkerung von Landwirtschaftsreformen, ...

Auch wenn ich bisher noch nie in Mexiko gewesen bin, konnte ich dank Sofia Segovia zumindest gedanklich dieses Land bereisen.

Im Mexiko der 1920er Jahre wird die Bevölkerung von Landwirtschaftsreformen, Revolution und der Spanischen Grippe auf Trab gehalten. In diese aufgewühlte Zeit wird der kleine Simonopio geboren; ein Findelkind, das eine besondere Beziehung zur Natur und den Bienen zu haben scheint. Ein Kind das zu einem jungen Mann heranwächst, der im Leben seiner Ziehfamilie eine ganz besondere Rolle spielen wird.

Den Charakter dieses Buches in Worte zu fassen, fällt mir ausnehmend schwer. Es ist eine historische Geschichte und spielt in einer kulturell sehr interessanten Zeit. Gleichzeitig ist es aber vor allem die Familiengeschichte der Familie Morales, deren Mitglieder einem im Laufe der Erzählung sehr eng ans Herz wachsen. Nicht zuletzt besitzt das Buch dank Simonopio aber auch einige fast schon mystische Elemente. Insgesamt entsteht so ein wundervoller, einzigartiger Cocktail an Erzählkunst, der durch den ganz besonderen, fast schon poetischen Erzählstil getoppt wird.

Es gibt so viele Passagen, deren Worte einem tief ins Herz schneiden, Mut machen oder einen zum Schmunzeln bringen.

Fazit: Ein absolutes Herzensbuch, wenn man es zulässt.

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Veröffentlicht am 11.03.2021

Wahrsagen will gelernt sein

Akademie Fortuna - Wenn Wahrsagen so einfach wäre
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Über Schulen für Zauberlehrlinge haben wir ja schon öfter gelesen, mit dem größten unter ihnen kann sich kaum eine andere Reihe messen. Sarah M. Kempen entführt uns nun in die Welt des Wahrsagens, auf ...

Über Schulen für Zauberlehrlinge haben wir ja schon öfter gelesen, mit dem größten unter ihnen kann sich kaum eine andere Reihe messen. Sarah M. Kempen entführt uns nun in die Welt des Wahrsagens, auf die Akademie Fortuna, die fast genauso fantastisch ist wie das Schloss, dessen Namen ich hier nicht nenn möchte.

Anniversary "Sorry" Fortune hat ihren ersten Schultag an der Akademie Fortuna, einer Schule für alle Sprösslinge der neun großen Wahrsagefamilien, und ist mächtig aufgeregt. Denn anders als der Rest ihrer Familie verfügt sie nicht über die Fähigkeit, weltbewegende Ereignisse vorherzusehen. Sie blickt eher wenige Augenblicke in die Zukunft und sieht alltägliche Pannen und Unfälle voraus- sehr zum Ärger ihrer Mutter und gleichzeitigen Schulleiterin. Und schon bald muss sie sich mit Problemen und unmöglichen Klassenkameraden herumschlagen.

Diese Geschichte bildet den Auftakt zu einer zauberhaften Reihe mit großem Potential. Wunderschön bebildert erzählt die Autorin von alltäglichen Problemen in einer nicht alltäglichen Welt: Konkurrenz am Arbeitsplatz, der erste Schultag an einer neuen Schule, die Erwartungshaltung der Eltern ihren Kindern gegenüber und der Druck, der dadurch in ihnen anwächst.

Die Figuren sind teilweise etwas überspitzt oder schablonenhaft gezeichnet, ohne dabei ihren Unterhaltungswert zu verlieren. Für erwachsene Leser sind die Wendungen möglicherweise etwas zu vorhersehbar. Für Kinder und junge Teenies werden die Abenteuer von Sorry und ihren neuen Freunden aber vor allem sehr unterhaltsam und auch lehrreich sein.

Ich fand die Geschichte spannend, witzig und ein wenig herzwärmend- auf jeden Fall ein Abenteuer mit Mehrwert!

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