Die Qual hat der Wal
Meine letzte Graphic Novel war Verbrechen und Strafe von Bastien Loukia, auch aus dem Knesebeck-Verlag. Dabei wurde der Klassiker von Dostojewski als Graphic Novel adaptiert und so etwas weniger komplex ...
Meine letzte Graphic Novel war Verbrechen und Strafe von Bastien Loukia, auch aus dem Knesebeck-Verlag. Dabei wurde der Klassiker von Dostojewski als Graphic Novel adaptiert und so etwas weniger komplex gestaltet. Im Grunde war es aber einfach das Buch als Comic, wenngleich auch wirklich sehr gut gestaltet.
Bei Auf der Suche nach Moby Dick von Isaac Wens und Sylvain Venayre ist die Ausgangslage eine gänzlich andere. Hier steht das Buch im Fokus, es wird im Rahmen eines Interviews für eine Dokumentation über das Buch aufs Feinste seziert und analysiert. Natürlich kommt dabei die Geschichte zu Moby Dick nicht zu kurz und auch für "walfremde" Leser*innen ist das Buch ein Genuss. Aber für diejenigen, die Moby Dick gut kennen bzw. vorhaben es bald zu lesen, ist diese Graphic Novel ein absolutes Muss. Hier werden die Feinheiten des Buchs, und davon hat Melville eine Menge eingestreut, extrem gut herausgearbeitet. Seien es die Planken des Schiffs, der Charakter von Queequueg oder nur der weiße Wal selbst, alles hat eine Bedeutung. Es ist fast schon eine Schande das Originalbuch zu lesen, ohne dieses Wissen zu haben, denn man hat das Gefühl so einiges verpasst zu haben.
Zugegeben, als ich im Vorwort gelesen hatte, das die Erstellung des Buchs 8 (!) Jahre dauerte, dachte ich mir, den Autor würde ich während Corona besser nicht ins Home Office lassen. Aber im Nachhinein ist mir klar geworden, wieviel penible Recherche nötig war, um diesen "Comic" zu erschaffen. Wobei weder Comic noch Graphic Novel dem Inhalt gerecht werden. Viel eher ist es Graphic Literature und ich freue mich auf weitere, ähnliche Ausgaben von Knesebeck!