Ein mitreißender Fantasy-Comic
Meine Meinung
Die folkloristischen Wesen den Feen, Pixies, Elfen, Elben, Kobolde und Leprechauns finde ich schon an sich faszinierend und doch ist es Simon Spurrier mit seinem Comic-Szenario »Disenchanted ...
Meine Meinung
Die folkloristischen Wesen den Feen, Pixies, Elfen, Elben, Kobolde und Leprechauns finde ich schon an sich faszinierend und doch ist es Simon Spurrier mit seinem Comic-Szenario »Disenchanted 1« gelungen eine neuzeitliche Geschichte mit aktuellen Bezügen zu den Thematiken Flüchtlinge, Migration/Integration und Rassismus zu erschaffen zudem auch noch unterhaltsam ist.
Eine famose Einstimmung auf die Geschichte erfährt man durch die Übersicht zu den Protagonisten, einer illustrierten Dramatis Personae, durch die man sich bereits ein erstes Bild der Akteure machen kann.
Die Großen haben jegliche Magie aus ihrer Welt vertrieben und den Lebensraum für die kleinen magischen Wesen zerstört, daher zieht es diese nach Vermintown, eine Millionenstadt in einem ungenutzten Subway-Tunnel im Londoner Untergrund. Die Vorherrschaft der Kobolde macht es anderen Rassen nicht leicht und dennoch lässt sich die Elben-Familie Leveret nicht unterkriegen. Während die Älteste Tibitha Leveret versucht an den alten Riten und Glauben festzuhalten und ihrem Volk zumindest etwas Stabilität zu schenken, denkt einer ihrer Enkel nicht daran, an den alten Traditionen anzuknüpfen.
Der schummerigen und dreckige Schauplatz von Vermintown bietet den perfekten Nährboden für krumme Geschäfte, Drogen und Bandenkriminalität. Während Stote Leveret sich mit seiner Arbeit als Müllsammler kaum noch über Wasser halten kann und droht in seiner finanziellen Lage zu ersticken, ist seine Schwester Sal als Gesetzeshüterin mit den Kobolden unterwegs und den Drogendealern auf der Spur.
Der komplexe Plot lebt von der gut durchdachten Welt und den authentischen Charakteren und ist immer wieder gespickt von Gewalt, Sex und Drogenmissbrauch. Passend zu dieser brutalen Welt sind die Illustrationen von German Errasmouspe in düsteren Farben gehalten und werden nur in Rückblenden zur „guten alten Zeit“ mit farbigen Akzenten durchbrochen.
»Disenchanted 1« ist ein vielversprechender Auftaktband, der jede Menge Potenzial freilegt, gelungen. Das künstlerische Team Spurrier/Erramouspe haben die Versuchungen und Schattenseiten einer Großstadt zu einem düsteren Alptraum für die Fortexistenz der faszinierenden kleinen magischen Wesen gesponnen und lösen den zauberhaften Charme der beflügelten und zarten Geschöpfe mit einem Blick in die düstersten Abgründe auf.
Lobenswert sind die zusätzlichen Hintergrundinformationen zur fantastischen Welt der Elben und Trolle in der Maß- und Zeiteinheiten ebenso detailliert beschrieben werden wie die Historie. Zudem ist noch ein Glossar beigefügt, in dem Übersetzer Jens R. Nielsen auf die Panels eingeht und Hinweise aufdröselt.
Fazit
Ein mitreißender Fantasy-Comic, der durch seine sozialkritischen Punkte polarisiert und mit einem schmutzigen Charme besticht.
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 07.11.2020