Auf der Suche nach dem Platz im Leben
Die Tanzenden"Die Tanzenden" ist ein sehr bewegender Roman über Frauen, die im 19. Jahrhundert mit psychischen Erkrankungen in Verbindung gebracht werden. Von der Gesellschaft verachtet und von ihren Familien verstoßen ...
"Die Tanzenden" ist ein sehr bewegender Roman über Frauen, die im 19. Jahrhundert mit psychischen Erkrankungen in Verbindung gebracht werden. Von der Gesellschaft verachtet und von ihren Familien verstoßen werden die Frauen mit unterschiedlichsten "Symptomatiken": depressiven Verstimmungen, übernatürlichen Fähigkeiten, spirituellen Gedanken, Einsatz für die Gleichberechtigung der Frau, Epilepsie, in ein Krankenhaus, dem Vorläufer der Psychiatrie, zusammengepfercht.
An ihnen werden zum Zwecke der Medizin und zur Erforschung der psychischen Zustände öffentliche Untersuchungen von Medizinern durchgeführt. Wehren können sich die Frauen dagegen nicht, weil sie mit dem Status einer "Schwachsinnigen" entmüdigt worden sind.
Und so kommt es, dass nicht nur Frauen mit psychischen Leiden im Krankenhaus ihr leben fristen, sondern auch Frauen, die von ihren Familien verstoßen werden, weil sie gesellschaftskritische Meinungen äußern.
Ein tolles Buch über ein Stück Zeitgeschichte, Gesellschaftskritik, menschliche Gleichberechtigung, familiären Zusammenhalt und Widerspruch. Vor allem wirft das Buch aber einen Blick darauf, welche Meinungen wir entwickeln und als gegeben hinnehmen, obwohl sie uns "nur" von der großen Masse der Gesellschaft vorgelebt werden - oft scheint ein Perspektivwechsel angemessen zu sein, um die Position des Gegenübers verstehen zu können.