*Mein absoluter Liebling der All Saints High*
All Saints High - Der VerloreneInhalt:
Seit sich Lenora und Vaughn in jungen Jahren über den Weg gelaufen sind und sie sein Geheimnis entdeckt hat, besteht zwischen beiden eine tiefgreifende Abneigung. Als er sich dann für ein Stipendium ...
Inhalt:
Seit sich Lenora und Vaughn in jungen Jahren über den Weg gelaufen sind und sie sein Geheimnis entdeckt hat, besteht zwischen beiden eine tiefgreifende Abneigung. Als er sich dann für ein Stipendium an der Kunst-Akademie ihres Vaters bewirbt und ihr den Platz vor der Nase weg schnappt, sinnt sie jedoch auf Rache, statt sich länger von ihm kleinkriegen zu lassen. Allerdings muss sie während dieses Vorhabens feststellen, dass hinter seiner eiskalten Maske viel mehr steckt als erwartet.
Meinung:
„All Saints High – Der Verlorene“ ist mein persönlicher Lieblingsband der Reihe, was vor allem am männlichen Protagonisten liegt. Denn Vaughn hat mir aufgrund seiner Authentizität und seines Facettenreichtums enorm gut gefallen, so wie auch schon sein Vater Vicious mein Liebling war. Der Spencer-Nachkomme ist einfach ziemlich verkorkst, wie man es von L.J. Shens Charakteren erwartet. Doch auch Lenny hat einen ordentlichen Knacks, der deutlich spürbar wird.
Vaughn Spencer ist kalt, kontrolliert und schert sich einen Dreck darum, was andere von ihm denken. Alles an Nähe, was über einen Blowjob hinaus geht, kommt für ihn unter keinen Umständen infrage. Für mich war eigentlich schon zu Beginn des Buches klar, inwieweit es bei ihm zu dieser Entwicklung auf emotionaler Ebene gekommen ist, da sein Geheimnis bereits im Prolog angesprochen wird. Zwar konnte ich mir kein allzu genaues Bild davon machen, ich war mir meiner Vermutung allerdings relativ sicher. Was mich hingegen irritiert hat, war Lenoras Reaktion darauf. Weshalb diese anders ausfiel als erwartet, hat sich jedoch ebenfalls im Verlauf des Buches aufgeklärt. Auch wenn das alles sein Verhalten Lenny gegenüber nicht entschuldigt, erklärt es dies zumindest.
Doch nicht nur Vaughn fand ich spannend, auch Lenora hat mich auf gewisse Weise fasziniert. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sie im wahrsten Sinne des Wortes eine Maske aufsetzt, um sich vor Vaughn zu schützen. Aber auch ihre Entwicklung habe ich mit Wohlwollen verfolgt, denn zu Beginn der Geschichte erschien sie mir noch recht verschreckt und darum bemüht, ihre Fassade aufrechtzuerhalten, während sie gegen Ende hin tatsächlich einen recht starken Charakter entwickelt hat.
Am meisten mochte ich jedoch all die Szenen, in denen die beiden Protas aufeinander getroffen sind, denn die Dynamik zwischen ihnen hat mich enorm gefesselt. Die Anziehung wie die Abneigung waren auf beiden Seiten immer deutlich spürbar und jede Form der Nähe war von Schmerz begleitet, was zu ihrer Beziehung enorm gut gepasst hat. Zwar habe ich an einem Punkt das Gefühl gehabt, dass sich Vaughns innere Einstellung ihr gegenüber um 180° gewendet hat, was mir nicht ganz einleuchtend erschien, allerdings war die Schilderung seiner Gefühle nach außen hin weiterhin absolut authentisch. Man bekommt also mal wieder wunderbar verkorkste Charaktere mit einer unglaublich toxischen Beziehung, wie man es sich bei einem Buch dieser Autorin wünscht.
Es sei vielleicht noch zu erwähnen, dass die Figuren aus den anderen Büchern hier keine sonderlich große Rolle gespielt haben, mich hat das jedoch in keiner Weise gestört. Lediglich Lennys Konflikt mit einem Nebencharakter fand ich etwas sehr schnell und einfach gelöst, zumal der Zusammenhang mit ihr recht konstruiert wirkte. Dagegen ist allerdings der tolle Schreibstil sowie der Aspekt des Künstlerischen zu halten, der mich ziemlich fasziniert hat, da ich mir jedes beschriebene Kunstwerk ganz genau vorstellen konnte.
Meiner Meinung nach ist dies ein wunderbarer Abschluss der Trilogie und wenn es nach mir ginge, dürfte es ruhig noch mehr Werke zu den Figuren aus Todos Santos geben.
Lieblingszitat:
Ars longa, vita brevis.
Die Kunst währt ewig, das Leben nur kurz.