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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.04.2017

Unterhaltsam und fesselnd

Die Erwählten von Aranea Hall
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INHALT:
Als Liv ohne ein Wort der Erklärung auf eine Fähre verfrachtet wird, glaubt sie, dass ihre Mutter sie in eine Besserungsanstalt abschiebt. Doch das Internet »Aranea Hall«, das abgeschieden auf ...

INHALT:
Als Liv ohne ein Wort der Erklärung auf eine Fähre verfrachtet wird, glaubt sie, dass ihre Mutter sie in eine Besserungsanstalt abschiebt. Doch das Internet »Aranea Hall«, das abgeschieden auf einer Insel liegt, ist luxuriös und technisch hochklassig ausgestattet. Liv stellt fest, dass jeder ihrer Mitschüler über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt und sie fragt sich, was sie selbst in »Aranea Hall« verloren hat. Als sie mehr Zeit mit Jayce, einem attraktiven »Bad Boy« verbringt, erfährt sie von der »verborgenen Geschichte der Welt«, dem epischen Kampf zweier Geheimgesellschaften »Arachne« und »Nadir« - und dass »Aranea Hall« ein Ausbildungscamp für »Arachne« ist. Doch noch schockierender ist die Erkenntnis, dass ihre Mutter sie ihr ganzes Leben lang belogen hat. Wer ist Liv wirklich und wem kann sie überhaupt noch trauen?
COVER:
Bei dem Cover hätte ich im Laden gleich zugegriffen. Es wirkt genauso mystische, wie es auch der Inhalt ist. Besonders gut gefällt mir, dass die Rosatöne und das Spinnennetz unter dem Schutzumschlag wieder aufgegriffen worden sind und das Buch in Rose erstrahlt. Da hat sich der Verlag etwas ganz Besonderes einfallen lassen.

MEINUNG:
Aranea Hall wurde im Vorfeld mit Nightschool verglichen. Das und die Tatsache, dass ich endlich mal etwas von Susanne Gerdom lesen wollte, haben dazu geführt, dass ich Aranea Hall im Rahmen einer Leserunde auf LovelyBooks gelesen habe. Da ich die Autorin nicht kannte, waren meine Erwartungen nicht besonders groß und was soll sagen, ich war von Anfang an begeistert von diesem Buch.
Der Einstieg in die Geschichte erfolgt relativ zügig ohne ellenlange Erklärungen und schon auf den ersten 50 Seiten gibt es genug Andeutungen, die enorm zur Spannung beitragen. Ich war sprichwörtlich ab der ersten Seite von der Geschichte gefesselt.
Den Vergleich mit Nightschool von C. J. Daugherty kann ich unterschreiben, aber die Geschichte hat mich auch sehr an Edelsteintrilogie von Kerstin Gier erinnert. Wie ich aber aus der Leserunde erfahren habe, hat Susanne Gerdom die Edelsteintrilogie gar nicht gelesen. Dennoch mochte ich die Edelsteintrilogie sehr gerne und Susanne Gerdom schafft es eine ähnliche Atmosphäre zu erzeugen. Davon war ich schlicht und einfach begeistert und habe mich von Anfang an sehr wohl gefühlt mit der Geschichte.
Die Autorin lässt ihren Roman auf einer fiktiven Insel spielen, die man viel Fantasie in der Nähe der Britischen Inseln ansiedeln könnte, zumindest war das mein Eindruck. Ich weiß, dass viele deutsche Autoren ihre Geschichte nicht in Deutschland ansiedeln, auch wenn sich mir der Grund noch nicht erschlossen hat, sondern eher in einer englischsprachigen Umgebung, also UK oder USA. Ich bin kein Fan davon, weil es sich trotzdem deutsch anfühlt. Susanne Gerdom gelingt es aber durch diesen fiktiven Ort, an dem sie die Regeln bestimmen kann ohne dass man einen realen Vergleich hat, dass ich das Setting in sich stimmig fand.
Liv mochte ich sehr gerne, vor allem ihre rotzige Art, der sie auch durchgängig treu bleibt. Man spürt, dass sie anderen nicht so leicht vertraut und wirft auch ihre Vorbehalte bei ihrem Love Interest nicht einfach so über Bord. Das fand ich sehr sympathisch und vor allem auch glaubwürdig. Auch die Nebencharaktere fand ich sehr gelungen. Die Autorin gelingt es auch den Leser lange im Dunkeln zulassen wer Freund und wer Feind ist.
Das Ende der Geschichte ist mein einziger Kritikpunkt, weil mir das alles ein wenig so schnell ging und sich die Handlung innerhalb kürzester Zeit überschlagen hat. Es wurden in dem Zuge zwar auch alle Fragen beantwortet, aber ich hatte etwas Schwierigkeiten hinterher zu kommen und alles für mich zu ordnen.

FAZIT:
Susanne Gerdom schafft es einen konstanten Spannungsbogen zu schaffen, der es schwer macht, das Buch bei Seite zu legen. Außerdem bekommen wir eine BadAss-Protagonistin, die äußerst schlagfertig und humorvoll ist. Mich konnte die Geschichte bis auf das Ende, bei dem es mir etwas zu schnell ging, restlos überzeugen und ich spreche eine absolute Leseempfehlung aus. Die Geschichte könnte gut und gerne auch noch einen zweiten Teil vertragen.
Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 29.03.2017

Einfach nur toll!

Ich wollte nur, dass du noch weißt ...
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INHALT:
Wer hat nicht schon einmal einen Brief geschrieben und darin die geheimsten Gedanken und Gefühle preisgegeben, sich dann aber doch nicht getraut, ihn abzuschicken?

Die Social Media-Sensation aus ...

INHALT:
Wer hat nicht schon einmal einen Brief geschrieben und darin die geheimsten Gedanken und Gefühle preisgegeben, sich dann aber doch nicht getraut, ihn abzuschicken?

Die Social Media-Sensation aus den USA! Bisher unveröffentlichte Beiträge des beliebten Tumblr-Blogs Dear My Blank werden in diesem einzigartigen Geschenkbuch vereint. Die liebevollen Illustrationen, das wunderschöne Handlettering und die zutiefst bewegenden Worte machen diese Sammlung zu einem ganz besonderen Jugendbuch, das lange im Gedächtnis bleiben wird.

In ihrem Tumblr-Blog Dear My Blank postet die 16-jährige Emily Trunko anonyme Briefe, Nachrichten und E-Mails der mehr als 35.000 Leser ihres Blogs, die eigentlich nie versendet werden sollten: herzzerreißende Liebesbriefe, zutiefst traurige Abschiedszeilen und auch Worte voller Hoffnung. Diese Texte zeigen, dass wir mit unseren Problemen nicht allein sind, und geben uns den Mut, unseren eigenen Brief vielleicht doch noch zu verschicken.
MEINUNG:
Auch ich konnte mich dem Hype und den vielen positiven Stimmen zu der Sammlung von anonymem Briefen und Nachrichten basierend auf dem Tumblr-Blog von Emily Trunko nicht entziehen, als großer Freund von Briefromanen schon gar nicht. Und ich muss sagen, der ganze Hype um das Buch ist absolut verdient!
Ein paar Sätze muss ich auch der Aufmachung widmen, denn die ist wunderschön und sehr hochwertig. Man überlegt zweimal, ob seine Hände auch wirklich sauber sind, um das Buch zu berühren, denn der Bucheinband wirkt sehr anfällig dafür. Das Innere ist in Blau-, Weiß- und Orange-Töne gehalten und gibt zusammen mit dem Cover ein äußerst stimmiges Gesamtbild, bei dem ich gerne in Schwärmen gerate.
Auch inhaltlich ist dieses kleine Büchlein wirklich eine Wucht! Die Briefe/ Nachrichten sind thematisch sortiert und beschäftigen sich mit u.a. mit Liebe, Trauer und Dankbarkeit. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber mich hat das Buch wirklich emotional abgeholt und wirklich ergriffen. Das ein oder andere Mal hatte ich den sprichwörtlichen Kloß im Hals. In vielen Texten konnte ich mich auch selbst wiederfinden oder ein früheres Ich von mir. Das Buch zeigt einem, dass man nicht allein ist und es ganz viele andere Menschen gibt, die ähnlich fühlen.
Ich halte es auch für eine heilsame Maßnahme sich Dinge, die einen sehr beschäftigen und von denen man sich nicht lösen kann, in Form von Briefen aufzuschreiben. Vielleicht sollte ich das auch mal machen.  Das Buch gibt tolle Anregungen dazu.

FAZIT:
Es war ein kurzweiliges Lesevergnügen, aber es ist wahres Highlight, welches mich wirklich berührt hat und das schaffen Bücher bei mir nicht so leicht. In seiner wunderschönen Aufmachung eignet es sich auch wunderbar als Geschenk. Von meiner Seite ist es ganz große Liebe und ein Ehrenplatz im Regal wert.
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 16.03.2017

Hat mich absolut überzeugt

Good as Gone
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INHALT:
Tom und Anna haben das Schlimmste erlebt, was sich Eltern vorstellen können: Ihre 13-jährige Tochter Julie wurde entführt, alle Suchaktionen waren vergebens, die Polizei hat den Fall längst zu ...

INHALT:
Tom und Anna haben das Schlimmste erlebt, was sich Eltern vorstellen können: Ihre 13-jährige Tochter Julie wurde entführt, alle Suchaktionen waren vergebens, die Polizei hat den Fall längst zu den Akten gelegt. Acht Jahre später taucht plötzlich eine junge Frau auf und behauptet, die vermisste Tochter zu sein. Die Familie kann ihr Glück kaum fassen. Doch schon bald spüren alle, dass die Geschichte der Verschwundenen nicht aufgeht. Anna hegt einen furchtbaren Verdacht. Sie macht sich auf die Suche nach der Wahrheit über die junge Frau, von der sie inständig hofft, dass es ihre Tochter ist, die ihr gleichzeitig aber auch fremd erscheint und das gesamte Familiengefüge gefährlich ins Wanken bringt …
MEINUNG:
Auf dem Buch steht „Roman“, aber es mehr als nur ein Roman. Es als Thriller einzuordnen ist vielleicht auch nicht richtig, aber von einem psychologischen Spannungsroman kann man hier definitiv reden. Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt.
Der Haupterzählstrang wird von Anna, der Mutter von Julie, in Ich-Form erzählt. Hinzu kommt dann noch die Sicht von Julie. Nach dem ersten Kapitel aus Julies Sicht, dachte ich eigentlich bereits alles zu wissen und vor allem auch zu wissen in welche Richtung die Geschichte gehen wird. Ich war fast ein wenig enttäuscht, aber umso weiter ich gelesen habe, desto mehr merkte ich, wie ich mich getäuscht habe. Die Autorin führt uns immer wieder aufs Glatteis. Mal ist man sich ganz sicher, dass dieses zurück gekehrte Mädchen auf keinen Fall Julie sein kann und ein anderes Mal säht sie wieder durch einen Halbsatz Zweifel. Es erinnert mich ein wenig an die Romane von Melanie Rabe. Amy Gentry weiß genau, welche Knöpfe sie beim Leser drücken muss.
Es ist kaum zu glauben, dass es sich hier um einen Debütroman handelt, denn sie Schreib- und Erzählweise der Autorin hat mich schwer begeistert. Ich mochte es sehr, wie sie Dinge formuliert hat und damit von einer typischen linearen Erzählweise abgewichen ist. Sie transportiert, durch ihre Erzählweise auch ganz viel zwischen den Zeilen, vor allem auf der zwischenmenschlichen Ebene. Die Autorin macht wunderbar deutlich, dass wir häufig, von Menschen, die wir lieben, ein Bild haben, welches mehr Illusion als Realität ist und das man irgendwann die Augen öffnen muss.
Völlig eindrucksvoll zeichnet die Autorin auch das Bild der Familie. Tom und Anna sind noch verheiratet, aber man merkt, dass die Familie nach Julies Verschwinden nicht mehr dieselbe war. Man kann schon sagen, dass sie ein Stück weit auch den Zugang zueinander verloren haben, in dem sie der anderen Person nicht zu nahe treten wollten oder bzw. auch einfach nicht nachgefragt haben. Besonders darunter gelitten hat Jane, Julies jüngere Schwester, die die Entführung aus dem Schrank heraus verfolgt hat. Man spürt, dass sie mit dieser „Schuld“ versucht zu leben, aber trotzdem auch gesehen werde möchte, nachdem Julies Verschwinden so ein Loch in die Familie gerissen hat. Ein Loch, welche tagtäglich spürbar ist und fast greifbar ist. Anna mochte ich sehr gerne. Ich habe sie einerseits als stark, aber andererseits auch an den richtigen Stellen als verletzlich wahrgenommen. Man spürt ihre Unsicherheit gegenüber der Rückkehr von Julie, aber sie steht trotz Zweifel immer hinter Julie. Selbst als die Zweifel am größten sind, steht sie für sie ein.
Das Buch ist auch nichts für Zartbesaitete. Es gab Stellen, da musste ich wirklich durchatmen und schlucken. Amy Gentry beschönigt nichts und genau damit erzeugt sie eine ungeheure Intensität. Sie schafft es immer wieder, dass man mitfühlt, dass man schockiert ist und dass man einfach hofft, dass doch jetzt endlich alles gut werden möge.

FAZIT:
Für mich ist das Buch ein absoluter Pageturner, der gleichzeitig einen hohen Spannungsbogen hält, aber auch viel Tiefgang aufweist. Die Autorin schafft es, den Leser fast jedes Mal aufs Neue in die Irre zu führen, so dass man am Ende an allen Theorien zweifelt. Für mich ein grandioses Debüt, dass sehr gerne weiter empfehlen möchte.
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 21.02.2017

Herausragend und hochgradig beklemmend

Ich bin böse
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INHALT:
Die 15-jährige Milly wächst schwer traumatisiert in einer Pflegefamilie auf. Eine neue Identität soll alle Spuren zu ihrer Vergangenheit verwischen. Denn Milly ist die Tochter einer Serienmörderin. ...

INHALT:
Die 15-jährige Milly wächst schwer traumatisiert in einer Pflegefamilie auf. Eine neue Identität soll alle Spuren zu ihrer Vergangenheit verwischen. Denn Milly ist die Tochter einer Serienmörderin. Und diese konnte nur gefasst werden, weil Milly der Polizei entscheidende Hinweise gegeben hatte. Jetzt wird ihrer Mutter der Prozess gemacht, und Milly wird plötzlich von Gewissensbissen heimgesucht. In ihrer Pflegefamilie findet das Mädchen keine Unterstützung, um diese schwere Zeit zu überstehen – im Gegenteil: Phoebe, die leibliche Tochter, hasst Milly von ganzem Herzen und versucht mit allen Mitteln, ihr das Leben so schwer wie möglich zu machen. Und damit weckt sie in Milly eine verborgene Seite. Eine böse Seite. Denn Milly ist die Tochter ihrer Mutter...

MEINUNG:
Obwohl Millys Mutter im Gefängnis sitzt, ist sie für Milly immer noch stets präsent. Milly spricht in dem Buch immer von „Du“ als ob sie mit ihr direkt sprechen würde. Es gelingt ihr schwer sich von ihr zu lösen. Es ist erschreckend, dass Milly sich nicht sicher fühlt, obwohl sie doch in Sicherheit zu sein scheint. Ihre Angst kriecht förmlich durch jede Seite. Man hat immer den Eindruck, dass ihre Mutter übermächtig zu sein scheint. Wenn man darüber weiter nachdenkt, dann kann man davon ausgehen, dass viele Opfer von physischer und psychischer Gewalt immer noch von ihrem Peiniger beeinflusst werden, obwohl dieser im Gefängnis ist oder vielleicht schon gar nicht mehr lebt. Die Autorin weiß hier, von was sie schreibt, denn sie ist Psychologin und hat mit solchen Jugendlichen zusammen gearbeitet. Jugendliche wie Milly sind dauerhaft geschädigt und ein normales Leben wird nie mehr möglich sein.
Das Buch beschäftigt sich unterschwellig immer mit der zentralen Frage, wie viel Schaden Millys Mutter in ihr angerichtet und inwieweit sie ihre psychopatischen Wesenszüge wohl geerbt haben könnte. Ihre körperlichen Schäden werden nur angedeutet und nicht voller Gänze beschrieben, aber es genügt schon, um sich in seiner Fantasie ganz furchtbare Dinge auszumalen.
Die Autorin verwendet durchgehend relativ kurze Sätze. In den Schreibstil musste ich mich erst reinfinden, aber das ging relativ schnell. Die kurzen Sätze hinterlassen schnell die vermutlich gewünschten Gefühle wie Grauen, Angst, Beklemmung und auch Fassungslosigkeit, aber auch Spannung ab der ersten Seite.
Mit Milly hat man natürlich Mitleid, weil sie ja das Opfer ist, aber es fiel mir schwer sie so richtig zu durchschauen. Es bleibt immer die Frage, ob sie einem vielleicht nicht etwas vorspielt. Ich möchte gar nicht weiter viel dazu sagen, denn Milly muss hier einfach selbst erleben, denn sie ist die zentrale Person des Romans. Auch am Ende, weiß ich nicht, was ich von ihr halten soll. Mir stellt sich immer noch die Frage, ob sie nur Opfer ihrer Mutter ist oder ob an dieser Vererbbarkeit ihrer Wesenszüge etwas dran ist.
Die Autorin hat sich bei ihrem Roman von Herr der Fliegen inspirieren lassen, was sich vor allem in den Szenen in der Schule und dem Verhältnis zu Phoebe widerspiegelt, die keine Gelegenheit auslässt Milly auf sehr üble Weise zu schikanieren. Auch hier tun sich wirkliche Abgründe auf.

Nach Beendigung des Romans hatte ich erstmal das dringende Bedürfnis ein fröhliches, unverfängliches Buch zu lesen, um meine Gedanken von diesem düsteren Buch wegzutreiben. Man kann auch nicht wirklich von einem Happy End sprechen, sondern es hinterlässt einen verdammt schalen Nachgeschmack und so ein bisschen bekommt man Zweifel an dem Glauben an das Gute im Menschen. Auch wenn es sich um eine fiktive Geschichte handelt, glaube ich keinesfalls, dass das so in der Realität nicht passieren kann.

FAZIT:
Der Psychothriller ist faszinierend und abstoßend zu gleich. Auch wenn die Abgründe, die sich aufgetan haben immer größer wurden, konnte ich nicht aufhören zu lesen. Es ist definitiv nichts für Zartbesaitete und nach dem Ende fällt es erst einmal schwer noch an das Gute im Menschen zu Glauben. Man sollte sich im Klaren sein, dass man hier keine leichte Kost bekommt. Insgesamt ein herausragendes Debüt und mit keinem Psychothriller vergleichbar, den ich bisher gelesen habe. Eine Geschichte, bei der ich keine Zweifel habe, dass es genauso auch in der Realität passieren könnte.
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 21.02.2017

Von Schirach kann es einfach

Schuld
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INHALT:
Ein Ehemann quält jahrelang seine junge Frau. Ein Internatsschüler wird fast zu Tode gefoltert. Ein Ehepaar verliert die Kontrolle über ihre sexuellen Spiele. Ein Mann wird wegen Kindesmissbrauchs ...

INHALT:
Ein Ehemann quält jahrelang seine junge Frau. Ein Internatsschüler wird fast zu Tode gefoltert. Ein Ehepaar verliert die Kontrolle über ihre sexuellen Spiele. Ein Mann wird wegen Kindesmissbrauchs angeklagt. Leise, aber bestimmt stellt Ferdinand von Schirach die Frage nach der Schuld des Menschen.

MEINUNG:
Ferdinand von Schirach, Strafverteidiger mit renommierter Kanzlei in Berlin, schildert in seinem zweiten Erzählband "Schuld" erneut reale Fälle aus dem anwaltlichen Alltag, erzählt Geschichten aus der juristischen Praxis, die sich zumindest in ihren Grundzügen auch in der Realität so abgespielt haben.
Die Frage nach Schuld und Unschuld, der Blick in die Abgründe menschlichen Seins, das Nachdenken über die Justiz faszinieren immer. In diesem kurzen Buch trägt er in knapper Sprache, zuweilen fast skizzenhaft, Fälle vor, bei denen man sich immer wieder fragt, ob hier Wirklichkeiten beschrieben werden oder ob der Verfasser Fälle konstruiert hat, um auf bestimmte Probleme aufmerksam zu machen.

Ferdinand von Schirachs Sprache fesselnd mich jedes Mal aufs Neue und das trotz der Kürze seine Werke. Genau diese Reduzierung der Wort ohne ausschweifend zu werden, schafft die Intensität in von Schirachs Werken. Seine geschilderten Fälle sind alle sehr unterschiedlich. Nicht immer kann die Schuldfrage eindeutig beantwortet werden und häufig erwischte ich mich auch dabei, dass manche Tat rechtlich gesehen zwar strafbar ist, aber moralisch gesehen irgendwie dennoch richtig ist, z.B. wenn sich eine Ehefrau endlich gegenüber ihrem gewalttätigen Ehemann wehrt. Zwischen Recht und Moral ist häufig ein schmaler Grat. Diesen Aspekt hat von Schirach auch bereits in seinem neusten Werk Terror verdeutlicht.

Die Fälle sind alle sehr unterschiedlich und rufen im Leser eine bunte Palette an Gefühlen hervor, die von schmunzelnd bis völlig schockiert alles bereithalten. Einig Fälle werden sich nicht in meinem Gedächtnis festsetzen, aber andere wiederum schon. Mir hat besonders gut gefallen, dass von Schirach hier ganze verschiedene Stories ausgewählt hat, deren Ausgang auch immer unterschiedlich war und keiner glich dem anderen. Alle gemeinsam ist dennoch, dass sie so manchen Blick in den Abgrund menschlicher Seelen und Psyche wirft. Von Schirach ist nicht immer zu beneiden bei seiner Tätigkeit als Anwalt, vor allem dann wenn er den Täter verteidigen muss.

FAZIT:
Mal wieder hat mich von Schirach mit seiner klaren und schnörkellosen Sprachen eingefangen, ja schon hypnotisiert. Trotz der Kürze des Werkes bleibt es einem im Kopf und klingt noch lange nach. Viele der Fälle regen auch zum Nachdenken kann. Es ist definitiv ein Büchlein, zu dem ich definitiv nicht zum letzten Mal gegriffen haben werde.
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.