Dieses Buch gibt einem das Gefühl von Heimat
Am Dienstag ging es bei Gemeinsam Lesen um Verfilmungen. Ich liebe Buchverfilmungen, weil sie zumeist so ganz anders sind als das Buch. Hierbei wird aus einer Kunstform eine andere. Dabei werden natürlich ...
Am Dienstag ging es bei Gemeinsam Lesen um Verfilmungen. Ich liebe Buchverfilmungen, weil sie zumeist so ganz anders sind als das Buch. Hierbei wird aus einer Kunstform eine andere. Dabei werden natürlich aus dramaturgischen Gründen Dinge, mitunter sogar Handlungsstränge verändert. Dies sorgt unter den Lesern oftmals für Ärger. Ich gehöre allerdings zu der Sorte, die damit gut umgehen kann. Ich freue mich, wenn vieles "originalgetreu" ist, aber auch Änderungen sind spannend. Sie können einen völlig neuen Zugang zur Geschichte eröffnen. Darüberhinaus neige ich dazu, Bücher für mich zu entdecken, nachdem ich den Film gesehen habe.
Eines dieser "neuentdeckten" Bücher ist "Der Geschmack von Apfelkernen".
Worum geht es?
Als Bertha stirbt, erbt Iris das Haus. Nach vielen Jahren steht Iris wieder im alten Haus ihrer Großmutter, wo sie als Kind in den Sommerferien mit ihrer Kusine Verkleiden spielte. Sie streift durch die Zimmer und den Garten, eine aus der Zeit gefallene Welt, in der rote Johannisbeeren über Nacht weiß und als konservierte Tränen gekocht werden, in der ein Baum gleich zweimal blüht, Dörfer verschwinden und Frauen aus ihren Fingern Funken schütteln.
Doch der Garten ist inzwischen verwildert. Nachdem Bertha vom Apfelbaum gefallen war, wurde sie zerstreut, dann vergesslich, und schließlich erkannte sie nichts mehr wieder, nicht einmal ihre drei Töchter.
Iris bleibt eine Woche allein im Haus. Sie weiß nicht, ob sie es überhaupt behalten will. Sie schwimmt in einem schwarzen See, bekommt Besuch, küsst den Bruder einer früheren Freundin und streicht eine Wand an.
Während sie von Zimmer zu Zimmer läuft, tastet sie sich durch ihre eigenenen Erinnerungen und ihr eigenes Vergessen: Was tat ihr Großvater wirklich, bevor er in den Krieg ging? Welche Männer liebten Berthas Töchter? Wer aß seinen Apfel mitsamt den Kernen? Schließlich gelangt Iris zu jener Nacht, in der ihre Kusine Rosmarie den schrecklichen Unfall hatte: Was machte Rosmarie auf dem Dach des Wintergartens? Und was wollte sie Iris noch sagen?
Iris ahnt, dass es verschiedene Spielarten des Vergessens gibt. Und das Erinnern ist nur eine davon.
Quelle
Wie hat es mir gefallen?
Katherina Hagena schafft in ihrem Roman eine Atmosphäre, die sich für mich nach Heimat und Zuhause-sein anfühlt. Auch wenn Bootshaven sicherlich nicht im Oderbruch liegt und meine Familie nicht seit Jahren ein und dasselbe Haus besitzt und bewohnt, erinnert es mich an meine Heimat. An die weiten des Oderbruchs, die Geräusche der Vögel und den Wind, der sanft deine Haut streichelt, wenn du im Sommer am Deich liegst und ein Buch liest.
Im Gegensatz zu den meisten Büchern, die ich lese, handelt es sich hierbei um anspruchsvollere Literatur. Die Wortwahl ist einfach und verständlich, die Sätze allerdings in einander verstrickt. Es dauert ein wenig bis man sie zu einer Decke ausfalten kann. Nicht ganz so einfach ist es, die unterschiedlichen Zeitebenen zu verstehen, Obwohl die Wechsel durch Absätze duetlich gemacht sind, musste ich an der ein oder anderen Stelle kurz überlegen, ob dies in der Gegenwart, der jüngeren Vergangenheit, in ihres Jugend, in der Jugend ihrer Mutter und Tanten oder gar in der Jugend ihrer Großmutter Bertha spielte. Dennoch erschwerte dies den Leseprozess nicht erheblich. Ich konnte mich mit einer Leichtigkeit durch das Buch bewegen und sah die Orte und Personen regelrecht vor mir.
Ab und an könnte man sich die Frage stellen, woher Iris so viel aus dem Liebesleben ihrer Tanten wusste. Aber eigentlich war dies auch egal. Manch einer mag auch bemängeln, dass das Buch nicht durch Spannung aufwarten kann. Das kann es nicht. Aber es ist so herrlich leichtfüßig und das angesprochene Heimatgefühl führt dazu, dass ich mich beim Lesen einfach wohlgefühlt habe.
Es ist ein Wohlfühlbuch. Ein Buch zum Genießen. Ein Buch zum schwelgen in Erinnerunge. Ein Buch über Familie, Vergessen und Erinnern. Man muss es mögen und es ist sicherlich nicht für jeden etwas. Ich allerdings vergebe 4 Sterne für dieses Buch.
Für Fans von:
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