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Veröffentlicht am 23.02.2018

Gelungene Fortsetzung der viktorianischen Krimi-Reihe. Rationale Ermittlerarbeit trifft auf Mystik - witzig, spannend u. temporeich.

Der Fluch von Pendle Hill
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Dies ist der 2. Teil der viktorianischen Krimi-Reihe "Frey & McGray" und man kann diesen Teil durchaus auch unabhängig vom 1. Teil "Die Schatten von Edinburgh" lesen. Um die ganzen Zusammenhänge verstehen ...

Dies ist der 2. Teil der viktorianischen Krimi-Reihe "Frey & McGray" und man kann diesen Teil durchaus auch unabhängig vom 1. Teil "Die Schatten von Edinburgh" lesen. Um die ganzen Zusammenhänge verstehen und so mancher Handlung folgen zu können, ist es jedoch durchaus von Vorteil zuvor den ersten Teil zu lesen.

Neujahr 1889. In Edinburghs berüchtigter Irrenanstalt ermordet ein gefährlicher Psychopath eine Krankenschwester. Kurz bevor ihm die Flucht gelingt, unterhält er sich mit einer jungen Patientin, die seit Jahren kein Wort gesprochen hat. Wieso hat sie ihr Schweigen gebrochen? Sind die Gerüchte von schwarzer Magie wahr, die in den Fluren der Anstalt kursieren? Inspector McGray geht der Fall sehr nahe, denn die junge Frau ist seine Schwester. Zusammen mit seinem Partner Ian Frey verfolgt er den Mörder durch das ganze Königreich – bis zum Pendle Hill, Sitz der gefürchteten Hexen von Lancashire, wo die beiden genialen Ermittler einem furchtbaren Geheimnis auf die Spur kommen …(Klappentext)

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"1624 - 31. Okober / >>Zieh die Vorhänge auf<<, befahl Lord Ambrose, nach Luft ringend vor Anstrengung. >>Ich muss sehen, wie sie sterben.<< (Seite 9 - Anfang)

Und in diesem Jahr begann die verhängnisvolle Geschichte der Familie Ardglass, welche im Jahre 1889 ihren grausamen Höhepunkt erreichte.
Der Sohn von Lady Ardglass, Lord Joel Ardglass, ist dem Wahnsinn verfallen und fristet sein Dasein in der Irrenanstalt in Edinburgh.
Eines Nachts ermordet er auf bestialische Weise eine Krankenschwester und flüchtet. Zuvor wurde er beobachtet, als er mit einer Mitpatientin ein Gespräch führte.
Das Unglaubliche daran - diese sprach seit Jahren kein Wort mehr.
Das Schicksalhafte - sie ist die Schwester von Inspector McGray.
Der wahnsinnige Lord scheint auf einer Mission zu sein und hinterlässt auf seiner Flucht eine Spur der Verwüstung, die bis nach Lancashire führt. Immer knapp auf seinen Fersen das Ermittler-Duo Inspector McGray und Inspector Frey, denen bei der Verfolgung immerzu der Glaube an Hexen und schwarze Magie unterkommen.
Können die beiden den Wahnsinnigen stoppen und was verbirgt sich wirklich hinter dieser schwarzen Magie, die nun sie zu verfolgen scheint? (persönliche Inhaltsangabe)

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Mit Inspector Frey und Inspector McGray begleitet der Leser ein sehr ungleiches Ermittlerpaar, die mich irgendwie an Bud Spencer und Terence Hill erinnern, jedoch ohne dem ganzen "Haudrauf".

Inspector Ian Frey - höflich, kultiviert, ehemaliger Oxfordstudent, durch ein großzügiges Erbe finanziell unabhängig und ein britischer Gentleman durch und durch. Frey wurde vor einem Jahr nach Edinburgh versetzt, "Edin-Blöd-Burgh" wie er es nennt, und muss sich mit dem weniger kultivierten Schotten Inspector McGray als Partner rumschlagen.

Inspector Adolphus McGray - ursprünglich ebenfalls aus gutem Hause, jedoch inklusive Familientragödie und alles andere als kultiviert und feinzüngig. Ein typischer Schotte eben - direkt, laut und ungehobelt. Außerdem ist er dem Mystischem sehr angetan und hat die "Kommission zur Aufklärung ungelöster Fälle mit mutmaßlichen Bezug zu Sonderbarem und Geisterhaftem" gegründet.
Für ihn ist dieser Fall daher mehr als nur interessant und im Verlauf legt er eine wahre Besessenheit an den Tag, als wäre er selbst verhext worden. Zudem ist dies für ihn ein sehr persönlicher Fall, da er der Meinung ist, durch dessen Aufklärung findet er einen Zugang zu seiner Schwester.
Dass er dabei mit dem "Londoner Mädchen" Frey zusammenarbeiten muss, der ihn immerzu ins Gewissen redet und jedes Mal bei unangenehmen Gerüchen droht in Ohnmacht zu fallen, begeistert ihn auch nicht wirklich.

Diese beiden können irgendwie nicht mit, aber auch nicht ohne einander und liefern sich immer wieder heftige Wortgefechte, die einen schmunzeln und manchmal gar laut auflachen lassen. Also trockener und derber britischer Humor inklusive.

">>Och, hören Sie doch auf! Sie hören sich ja an wie ein Pfau, dem die Eier gequetscht werden.<<
>>Wenn Sie dies mit solcher Überzeugung behaupten, müssen Sie schon eine Menge Vogelhoden in der Hand gehabt haben!<< (Seite 97)

Wie auch schon im 1. Teil trifft hier rationale Ermittlerarbeit auf Mystik und gibt dem Ganzen einen ganz speziellen Touch, der sich von anderen historischen Krimis abhebt.

Der Schreibstil ist flüssig und die Wortwahl etwas der damaligen Zeit angepasst, ohne jedoch altbacken zu wirken, sondern dem Krimi Authentizität verleiht. Zudem ist dieser 2. Teil wesentlich temporeicher und beinhaltet eine Wendung nach der anderen. Als Leser hat man das Gefühl, als wäre man selbst an dieser Jagd nach Lord Ardglass und den Hexen beteiligt. Es bleibt kaum Zeit zu verschnaufen.
Hier läuft es einem außerdem nicht nur einmal kalt über den Rücken, was vor allem der bildhaften Sprache geschuldet ist.

"Das sie auf dem Rücken gelegen hätte, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Zwar lag sie mit dem Gesicht nach oben, doch war ihre Wirbelsäule grausam deformiert und schauerreich gewölbt - ihre Brust schwebte in der Luft, während ihr Gewicht auf ihren Hüften und Schultern ruhte. Kein menschlicher Rücken konnte sich so verbiegen, ohne dass Wirbel dabei gebrochen wären." (Seite 43)



Manchmal war es, bezüglich der Jagd, jedoch zu viel des Guten. Diese scheint irgendwie so gar kein Ende nehmen zu wollen und ich ertappte mich dabei, bei einer neuerlichen Wendung mit den Augen zu rollen und zu denken: "Jetzt ist aber auch mal gut mit dem Hin- und Her-Gerenne."
Das ist jedoch Meckern auf hohem Niveau, denn das Ende enthält eine überraschende Auflösung und alles Gerenne und Jagen hatte durchaus Sinn - meistens zumindest.

Das Interessante an diesem Krimi ist jedoch, dass die Hexenprozesse von Pendle Hill tatsächlich stattgefunden haben und der Autor den Krimi darauf aufgebaut hat.
Ebenso die sich um Hexen rankenden Sagen und Legenden der englischen Hexen wurden darin aufgenommen.
Im Nachwort erhält man weitere Informationen zur Entstehung dieses Krimis. Bei Oscar de Muriel lohnt es sich also auch die Anmerkungen des Autors zu lesen.

Fazit:
Auch der 2. Teil der "Frey & McGray"-Reihe konnte mich gut unterhalten.
Ich schmunzelte, lachte, kaute vor Spannung den ein oder anderen Nagel ab und musste bei der Jagd mehrmals selbst erst zu Atem kommen. Ein viktorianischer Krimi, der einem also regelrecht mitreißt.
Daher gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung und ich hoffe, dass es noch viele weitere Teile geben wird.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 07.09.2017

Ein historischer Krimi zur Zeit des 2.WK - mit wenigen Längen, aber verdammt gut recherchiert und tollen fein gezeichneten Charakteren.

Crossroads
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Juni 1940: Der Frühsommer erstrahlt über der britischen Kanalinsel Guernsey. Für den erfahrenen Londoner Inspektor Charles Norcott scheinen die beschaulichen Inseln im Ärmelkanal keine Herausforderung ...

Juni 1940: Der Frühsommer erstrahlt über der britischen Kanalinsel Guernsey. Für den erfahrenen Londoner Inspektor Charles Norcott scheinen die beschaulichen Inseln im Ärmelkanal keine Herausforderung bereit zu halten. Doch das freundliche Sonnenlicht ist trügerisch und beleuchtet die Leiche einer jungen Frau. Kaum haben die Ermittlungen begonnen, als sich bereits neues Unglück zusammenbraut. Die deutsche Wehrmacht hat Frankreich überrannt und besetzt nun auch die britischen Kanalinseln in einem Handstreich. Nach einem zweiten Mord überschlagen sich die Ereignisse. Auf einer kleinen Insel, abgeschnitten und besetzt vom Feind, muss Norcott erkennen, dass er es mit mehr als einem Gegner zu tun hat. Grenzen verwischen sich und die Welt scheint voller Masken. Auch im hellen Sonnenschein bleibt die entscheidende Frage: Hinter welcher Maske steckt ein Freund, hinter welcher der Gegner?...(Klappentext)

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Detective Chief Inspector Charles Norcott wurde aufgrund seiner verbissenen und ruppigen Art, die selbst vor dem Buckingham Palace nicht halt machte und welche für Scotland Yard nicht mehr tragbar war, auf die britischen Kanalinseln versetzt. Um nach dem Tod seiner Frau wieder zu sich zu finden - sagten sie.
Doch auf den Inseln ist es nicht so ruhig wie gedacht, denn bald wird auf Guernsey eine Frau erdrosselt aufgefunden.
Doch die Ermittlungen erweisen sich schwieriger als gedacht. Grund ist die Besetzung der Deutschen eine Woche nach dem Mord. Dadurch werden die Inseln vom Rest des britischen Königreiches isoliert, neue Gesetzgebungen und Anordnungen werden bestimmt und zudem eine Ausgangssperre verhängt.
Doch dann erhält Norcott von ganz unerwarteter Seite Hilfe und ihm wird klar, dass es noch viel mehr aufzudecken gibt als nur diesen einen Mord. Denn auf der Insel ist eine ganz andere Suppe sehr heiß am kochen.

Der Kriminalroman spielt im Jahre 1940 zur Zeit des 2. Weltkrieges und der Autor schafft es diese Zeit lebendig zu machen. Angefangen bei der sich nähernden Bedrohung durch die Deutschen, aufgrund ständiger Aufklärer in der Luft, bis hin zur Veränderung der gesamten Lebensumstände durch die anschließende Besetzung. Man merkt, hier wurde astrein recherchiert - politisch, historisch, wie auch zu manchen Personen in diesem Roman.
Dieses Setting ist äußerst realistisch (sofern ich das beurteilen kann) aufgebaut und hat dadurch seine ganz eigene Dynamik.

Zudem konnten mich die fein gezeichneten und ausgefeilten Charaktere begeistern. Selbst die Nebencharaktere bekommen hier ein Gesicht und ihre Eigenheiten und die Dialogführung machte sie richtiggehend lebendig.
Dabei bedient sich der Autor keineswegs an Klischees. Die Deutschen sind nicht alle böse und nicht jeder Engländer/Ire gehört zu den Guten.
Hier herrscht keine stumpfe Schwarz-Weiß-Malerei, sondern eine realistische Zeichnung in allen Grauschattierungen.

Der Kriminalroman selbst kommt ohne Gewalt und Blutherumgespritze aus, verläuft eher ruhig und weist an den richtigen Stellen Spannungsspitzen auf bis er gegen Ende an Fahrt zunimmt und zu einem schlüssigen Ende führt.
Zugegeben, daran hatte ich manchmal meine Zweifel, da es im Laufe des Romans zu immer mehr Handlungssträngen und Perspektivwechsel kommt und ich mir nicht vorstellen konnte, wie das Alles unter einen Hut passen soll. Doch auch hier konnte mich der Autor von sich überzeugen.
Das einzige Manko waren die wenigen Längen die dieser Krimi in der Mitte aufweist und durch die man, wie die Ermittler im Krimi selbst auch, das Gefühl hatte auf der Stelle zu treten.

Fazit:
Ein gelungener Auftakt einer historischen Krimireihe, dem man keineswegs anmerkt ein Debüt zu sein.
Ich bin begeistert vom realistisch gezeichneten Setting, sowie auch der gut und fein ausgearbeiteten Charaktere, und der ruhige aber dennoch spannende Plot rundet das Ganze ab.
Bis auf paar wenigen Längen war dieser Kriminalroman ein tolles Leseerlebnis.
Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung und ich freue mich schon auf die Fortsetzung von Detective Chief Inspector Charles Norcott!

Veröffentlicht am 23.08.2017

Interessant, spannend u.m. Witz - ein tolles Buch über die Geschichte der Chirurgie. Nicht nur für Leute vom Fach.

Schnitt!
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Von den dunklen Anfangszeiten der Chirurgie, als noch ohne Betäubung amputiert wurde, über königliche Operationen und den Luftröhrenschnitt des Jahrhunderts bis zu den heutigen High-Tech-OPs – der Chirurg ...

Von den dunklen Anfangszeiten der Chirurgie, als noch ohne Betäubung amputiert wurde, über königliche Operationen und den Luftröhrenschnitt des Jahrhunderts bis zu den heutigen High-Tech-OPs – der Chirurg Arnold van de Laar beschreibt in seinem Buch so packend wie allgemeinverständlich die Geschichte seines Fachs. In 28 Kapiteln erzählt er anhand von berühmten Fällen aus Historie und Gegenwart, was genau im Operationssaal geschieht...(Klappentext)

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.... und besser als im Klappentext lässt sich der Inhalt dieses Buches fast nicht beschreiben.

Anhand kurioser Fälle, berühmter Patienten und/oder Ärzten, wird einem die Geschichte der Chirurgie näher gebracht.
Wie sehr sich dieses Handwerk im Laufe der Geschichte gewandelt hat - von einem nicht geachteten, von allen gefürchteten, aber notwendigen Handwerk, über Pioniere und Erfinder von damals belächelten, aber heute noch durchgeführten Operationen, bis hin zum Hightech OP und Mikrooperationen.

Dieses Sachbuch wendet sich hauptsächlich an Leser ohne Fachkenntnisse. Hier bedient sich der Autor nämlich einer auch für den Laien gut verständlichen Sprache. Auch einfaches Grundwissen wird hier gut erklärt, z. B.: was genau ist eine Entzündung, wie entsteht diese und was wird alles als Entzündung bezeichnet, oder wie setzt sich ein OP-Team zusammen, etc.
Selbst die Anatomie und die Evolution bezüglich dieser wird verblüffend einfach erklärt.
Selbst für mich als Krankenschwester, die jahrelang auf einer Traumatologie arbeitete, gab es Neues, aber vor allem Interessantes zu entdecken, bereits vergessenes Wissen wurde wieder aufgefrischt und das alles auf eine sehr unterhaltsame Art und Weise.
Arnold van de Laar schreibt nämlich nicht nur fesselnd und leicht verständlich, sondern auch mit Witz. Nicht selten lässt er Ironie und Sarkasmus einfließen.

Hier ein paar Beispiele behandelnder Themen:
- Die Fresssucht der Päpste und deren Folgen
- Johannes Paul II. - der meistoperierte Papst
- Wie sich ein Schmied in seiner Verzweiflung einen Blasenstein entfernte
- Das Attentat auf Kaiserin Sissi und ihr durchbohrtes Herz
- Beschneidungen und weshalb sie damals notwendig waren und heute im Grunde eine unnötige OP sind
- Krampfadern und wieso wir diese der Evolution zu verdanken haben
- Wieso man Königin Victoria für die Anästhesie dankbar sein sollte und weshalb durch sie die schwarzen Arztkitteln zu weißen wurden

und noch Vieles mehr.

Im Anschluß befindet sich ein Glossar, in dem die gängigsten med. Begriffe nochmals in alphabetischer Reihenfolge erklärt werden.
Ich hätte mir jedoch auch noch eine Auflistung berühmter Ärzte mit kurzer Erklärung in chronologischer Reihenfolge gewünscht.

Fazit:
Dieses Sachbuch über die Geschichte der Chirurgie hat mich nicht nur aufgrund interessanter Fakten und Kuriositäten unterhalten, sondern mich auch aufgrund des lockeren Plaudertons und der humorvollen Art des Autors fesseln können.
Ich hätte noch ewig weiterlesen wollen.
Ein Buch, welches ich jedem angehenden Mediziner, jeder zukünftigen Pflegekraft und/oder allen Medizin- und Geschichtsinteressierten ans Herz legen möchte.
Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 14.06.2021

Blutige und äusserst spannende Sightseeing-Tour durch Paris, wenn auch etwas zu konstruiert.

Die Knochennadel
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Eigentlich wollte der Wiener Privatdetektiv Peter Hogart nur einen Kurzurlaub in Paris verbringen. Doch dann verschwinden bei einer exklusiven Auktion in der Opéra Garnier plötzlich seine Freundin, die ...

Eigentlich wollte der Wiener Privatdetektiv Peter Hogart nur einen Kurzurlaub in Paris verbringen. Doch dann verschwinden bei einer exklusiven Auktion in der Opéra Garnier plötzlich seine Freundin, die Kunsthistorikerin Elisabeth, sowie eine mittelalterliche Knochennadel – ein nahezu unbezahlbarer Kunstgegenstand. Wenig später werden zwei Antiquitätenhändler grausam ermordet, und für Hogart beginnt eine fieberhafte Jagd. Denn diese Morde sind nur der Anfang, und Hogart bleibt wenig Zeit, Elisabeths Leben zu retten und das Rätsel um die geheimnisvolle Knochennadel zu lösen … (Klappentext)

➢➢➢➢➢➢


"Wohin er kam, gab es Tote. Eine Kälte umfasste sein Herz. Er dachte an Elisabeth und Tatjana. Beinahe bekam er keine Luft mehr. Dabei musste er ziemlich nah an der Wahrheit dran sein, schließlich kam er immer nur um wenige Minuten zu spät.
'Denk nach! Wie, verdammt nochmal, hängt das alles zusammen?'"
(S. 161)



Peter Hogart, freiberuflicher Versicherungsdetektiv, möchte sich mit seiner Lebensgefährtin Elisabeth und seiner neunzehnjährigen Nichte Tatjana, in Paris ein paar schöne freie Tage gönnen. Zuvor muss Elisabeth jedoch noch eine äußerst wichtige Auktion über die Bühne bringen. Während Hogart bei dem internationalen Versicherungsriesen 'Medeen & Lloyd' nicht mehr tätig ist, arbeitet Elisabeth noch als Gutachterin und Auktionatorin für diese Firma.
Unter den Hammer kommt ein ganz besonders exklusives Stück, das als "Die Knochennadel" bekannt ist und aus dem 12. Jahrhundert stammt. Hogart, dessen detektivische Spürnase nie Urlaub macht, wundert sich zwar über die laschen Sicherheitsvorkehrungen, aber was geht ihn das an. Immerhin ist er im Urlaub. Das hat er sich zumindest gedacht, doch natürlich kommt es ganz anders.
Nach der Auktion verschwindet nämlich nicht nur die Knochennadel, sondern mit ihr auch Elisabeth.
Während Hogart und Tatjana, die übrigens in die Fußstapfen ihres Onkels schlüpfen möchte und über die gleiche sensible Spürnase wie ihr Onkel verfügt, sich um Elisabeth Sorgen machen, sind alle auf die Knochennadel fixiert. Schlimmer noch, alle scheinen der festen Überzeugung zu sein, dass sich Elisabeth mit diesem Kunstobjekt aus dem Staub gemacht hat.
Nun muss Hogart nicht nur wieder für 'Medeen & Lloyd' die Knochennadel finden, sondern es tritt auch die Besitzerin diesbezüglich an ihn heran. Jedoch nicht auf die freundliche Art und Weise.
Den einzigen Ansatzpunkt den er hat, sind die Antiquitätenhändler und Kunstsammler. Doch wie soll man ermitteln, wenn diese der Reihe nach ermordet werden?
Das Gute daran ist, dass diese Spur die richtige zu sein scheint. Das Schlechte daran ist jedoch, dass alles auf Elisabeth als Täterin hinweist und er dadurch selbst ins Visier der Polizei und auch der Täter rückt.


"Der Mann trug Hemd und Weste. Seine Kehle klaffte weit auf, bis zur Halsschlagader. An den äußeren Enden der Wunde steckten zwei scharfkantige Gegenstände, die aussahen wie die Tonscheiben einer Vase.
Der Mann war tot - dazu brauchte er keinen ärztlichen Befund."
(S. 160)



Wie in allen Thrillern von Andreas Gruber ist man auch hier gleich mitten drin, statt nur dabei. Gruber ist dafür bekannt nicht lange zu fackeln und so hängt man von der ersten Seite an mit der Nase im Buch. Dabei verfolgt man zwei Handlungsstränge.
Zum Einen begleitet man Peter Hogart, der sich auf die Suche nach Elisabeth und der Knochennadel macht. Der zweite Handlungsstrang führt 15 Jahre in die Vergangenheit und hier liest man aus der Sicht eines neunjährigen Mädchens, welches für den Tod der Eltern Rache schwört.
Im Verlauf nähern sich diese beiden Handlungsstränge an, bis sie sich miteinander verweben und schlußendlich zur Lösung führen.
Zwischendurch erhält man natürlich auch Einblicke in die Sicht der Opfer, kurz bevor sie das Zeitliche segnen.


"Sie würde herausfinden, wer dieser Einbrecher war. Dann würde sie ihn aufspüren, eine Pistole nehmen und ihn erschießen und dabei nicht einmal mit der Wimper zucken. Obwohl sie erst neun war, erschreckte sie diese Vorstellung nicht einmal. Im Gegenteil. In diesem Augenblick wurde ihr Herz zu Eis."
(S. 76)



Von Anfang an ist Spannung geboten. Es kommt immer wieder zu überraschenden Wendungen und auch zu einigen blutigen Szenen.
Auch der trockene Humor fehlt hier nicht, der vor allem am brummeligen und zynischen Hogart liegt, der selbst in brenzligen Situationen oft seine Klappe nicht halten kann und wohl auch nicht anders kann als sarkastisch zu sein. Dies ist übrigens nicht seine einzige schrullige Angewohnheit.
Auch die anderen Figuren sind gut gezeichnet und weisen ebenso ihre ganz eigenen Eigenarten auf und sind für Überraschungen gut, egal ob Unsympathler, Antagonisten oder diejenigen, welche man von Anfang an ins Herz geschlossen hat.


">>Den Namen!<<, zischte sie.
Bonnet zögerte kurz. 'Verdammt, der Name!' Im Moment konnte er keinen klaren Gedanken fassen.
Im nächsten Augenblick zog die Frau Bonnets Gurgel über die rasiermesserscharfen Glaskanten."
(S. 90)



Der Schreibstil ist locker-flockig und das ist ebenso mit ein Grund, weshalb man durch diese spannende Story rast.
Zudem hat Andreas Gruber auch einen wunderbar bildhaften Schreibstil, der Bilder im Kopf entstehen lässt, was nicht nur der Story selbst Leben einhaucht, sondern auch den Beschreibungen des Settings zugute kommt. Man erlebt neben der spannenden Story also auch so manche Pariser Sightseeing-Momente.


"Aus einer Höhe von über hundert Metern hatten sie eine großartige Aussicht über die Stadt.
Direkt vor ihnen lag der 'Parc du Champ de Mars', das Marsfeld mit den Kastanienbäumen und der beleuchteten Umrandung und auf der anderen Seite die Seine mit dem Trocadéro.
Der dunkle Fluss zog sich mit seinen beleuchteten Uferstreifen wie ein geschwungenes Band durch Paris. Die Lichter spiegelten sich im Wasser."
(S. 175)



Während die meisten Bücher von Andreas Gruber von mir fünf Sterne erhalten oder für mich sogar ein Lesehighlight wurden, habe ich hier doch etwas zu bemängeln.
So manches war für mich doch etwas zu konstruiert und unglaubwürdig. Das fing schon bei der französischen Polizei und deren Ermittlern an. Diese wirken nämlich alles andere als kompetent und scheinen zu blöd zu sein, um aus dem Bus zu winken.
Dann waren, meiner Meinung nach, zu viele Personen in diesen Fall involviert. Normalerweise können es bei mir diesbezüglich nie zu viele Figuren sein, hier wirkte es jedoch zu überladen.
Tja, und der darin vorkommende Inzest war meines Erachtens absolut too much und war selbst als "Schockmoment" einfach nur unpassend.

Obwohl das der 3. Band der Peter Hogart-Reihe ist, kann man diesen auch sehr gut ohne Vorkenntnisse lesen. Aber Achtung - Suchtgefahr! Man wird sich die anderen Bände danach sowieso zulegen, also wieso nicht gleich chronologisch lesen? g

Fazit:
Trotz der oben genannten Mankos habe ich auch dieses Buch weginhaliert wie nix.
Der Autor schafft es immer wieder, mich mit seinen Wendungen in die Falle zu locken und zu überraschen. Er schreckt auch nicht davor zurück sympathische Figuren über die Klinge springen zu lassen. Also Achtung!
Für sensible Mägen und schwache Nerven sind Grubers Thriller nichts, denn es geht hier ordentlich und vor allem blutig zur Sache. Für mich ist es jedoch genau die richtige Mischung von blutig, spannend und Humor.

© Pink Anemone (mit Leseprobe und Autoren-Info)

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Veröffentlicht am 12.05.2021

Ein spannendes und atmosphärisches Read & Jump-Spielbuch für zwischendurch. Vor allem für Anfänger geeignet.

Choose Cthulhu 1 - Cthulhus Ruf
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Im Winter 1926 erreicht dich die Nachricht über den mysteriösen Tod deines Großonkels George Gammell Angell, einem Professor für Sprachen an der Brown University. In welche Art von unheimlichen Studien ...

Im Winter 1926 erreicht dich die Nachricht über den mysteriösen Tod deines Großonkels George Gammell Angell, einem Professor für Sprachen an der Brown University. In welche Art von unheimlichen Studien war er verwickelt? Was hat es mit dieser schrecklichen Tonskulptur - zur Hälfte Drache, zur Hälfte Oktopus - auf sich, die sich unter seinen Hinterlassenschaften befindet?
Wirst du den Mut aufbringen, dich der Herausforderung zu stellen, um gegen einen alten Kult zu kämpfen, der alptraumhafte Kreaturen aus Zeit und Raum verehrt? ...
(Klappentext)

☬☬☬☬☬

"Die Dinge, die du bisher im Verlauf deines Abenteuers gesehen hast, haben dich zu der Annahme gebracht, dass es hinter der natürlichen Welt, hinter dem Profanen, noch eine Wirklichkeit gibt, zu der nur wenige Zugang haben. Und diejenigen, die dorthin geglangen, werden wahnsinnig, weil sie die Mysterien, die jenseits liegen, nicht begreifen können."
(S. 36)



Man befindet sich im Jahr 1926 und schlüpft in die Rolle eines Anthropologie-Studenten.
Eigentlich will man die Ferien und somit die Studienpause genießen, doch schlechte Nachrichten erwarten uns. Unser geliebter Großonkel ist verstorben. Zugegeben, mit 92 Jahren hatte er schon ein stattliches Alter und doch kommt sein Tod unerwartet, war er doch, trotz seines Alters, ein rüstiger Mann.
Angeblich ist er auf seinem Nachhauseweg gestürzt und die schweren Verletzungen führten zu seinem Tod. Das Gefühl sagt uns aber etwas anderes und zwar, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Dieses Gefühl verstärkt sich, als wir seine Hinterlassenschaften durchgehen.
Unser Onkel scheint etwas Mysteriösem auf der Spur gewesen zu sein - überall taucht das Wort "Cthulhu" auf und es ist die Rede von irgendeinem Kult. Wir beschließen natürlich dem nachzugehen.
Das Abenteuer beginnt und der Wahnsinn ist nah.

"Kein Licht leuchtet, nicht einmal vom Himmel (der Mond ist nicht zu sehen, und die Sterne sind wolkenverhangen), und die gesamte Landschaft sieht aus wie ein riesiges, schwarzes Leichentuch."
(S. 70)



Ich wurde von meinem Spielbuch-Dealer und -Berater vom Mantikore-Verlag gewarnt, dass dieses Spielbuch eher für Anfänger gedacht ist und ich mich womöglich langweilen werde. Doch ich möchte auch für absolute Anfänger Spielbücher vorstellen, die eventuell in kleinen Schritten in die interaktive Buchwelt eintauchen möchten.
Außerdem bin ich absoluter H.P. Lovecraft-Cthulhu-Fan ("Anhänger" könnte hier eventuell missverstanden werden), ergo musste das Buch in mein Regal.


Dieses Buch ist definitiv für Anfänger geeignet, aber nicht nur.
Man benötigt hier weder Würfel, noch andere Utensilien, wie z.B. Stift und/oder Notizbuch. Es ist nämlich ein simples Read & Jump-Spielbuch. Das bedeutet, dass einem, je nachdem welche Entscheidung man trifft, im Buch gesagt wird, an welcher Stelle man weiterzulesen hat.
Daher ist es von den getroffenen Entscheidungen abhängig, wie sich die Story entwickelt. So eben auch in diesem Spielbuch, welches einem in die okkulte Welt von H.P. Lovecraft entführt und wir dem Cthulhu-Kult auf den Fersen sind ... oder auch nicht.

Man kommt hier bei den Ermittlungen ganz schön rum und erlebt so Einiges.
Je nachdem wie man sich entscheidet begibt man sich zum Beispiel nach New Orleans, um einen Voodookult aufzuhalten, beobachtet einen jungen Mann im Schlaf, der von Alpträumen geplagt wird und währenddessen ein Gemälde zum Leben erwacht. Man kann sich auch nach Grönland begeben, um einen Inuto-Stamm zu besuchen, der, Gerüchten zufolge, einem dunklen und obskuren Kult huldigt oder man segelt in die andere Richtung und erfährt eventuell was aus der "TERROR" geworden ist. Und wem der Name "Captain Englehorn" etwas sagt, kann sich vielleicht vorstellen auf welcher Insel man noch landen kann.
Man kann natürlich auch sterben oder, im typischen Lovecraft-Style, dem Wahnsinn verfallen. Dann endet das Abenteuer vorzeitig in der Gummizelle einer Nervenheilanstalt.

"Die Wasserfarbe auf dem Gemälde scheint sich zu bewegen! Es ist, als wären die gemalten Figuren zum Leben erwacht und würden aus dem Rahmen auf den Boden tropfen.
Siehst du das wirklich, oder bildest du es dir ein? Was verursacht dieses Phänomen? Liegt es an Wilcox' Traum oder an der Halskette? War Whiskey in deinem Kaffee, der dir zu Kopf steigt?"
(S. 57)



Ich habe für Euch natürlich alle möglichen Wege durchgespielt. Bin dafür 3x gestorben, habe 1x die Welt ins Chaos gestürzt, bin 1x zum Anfang katapultiert worden und satte 5x (!!) bin ich dem Wahnsinn verfallen. Meine Güte, was tut man nicht alles für seine Leserschaft.
Obwohl ich mittlerweile schon ein kleiner Profi bin was Spielbücher angeht und mich nach der "Warnung" schon darauf eingestellt hatte mich zu langweilen, war das Gegenteil der Fall. Ich habe mich köstlich amüsiert.


Das lag nicht nur am einfachen und knackigen Schreibstil des Autors und der düsteren Atmosphäre, die mich während des Lesens umgab. Vielmehr machte es Spaß die verschiedenen Wege einzuschlagen und spannend zu verfolgen wohin es mich wohl diesmal verschlägt.
Man kann nicht nur dem Cthulhu-Kult entdecken, sondern so manch anderes und diese kleinen Schmankerln fühlen sich dann an wie kleine Eastereggs, wenn man die ein oder anderen Bücher/Filme kennt.

"Es hat kein gutes Ende genommen, lieber Freund.
Wenn du dies hier liest, so bedeutet das, dass alle Schrecken und Geheimnisse, auf die du im Verlauf deines Abenteuers gestoßen bist, zu viel für dich waren. Dein kleinlicher, westlicher, rationaler, menschlicher Verstand konnte es nicht ertragen, solchen Anblicken ausgesetzt zu sein, und du bist wahnsinnig geworden."
(S. 83)



Man springt jedoch nicht immer wie wild durch das Buch, denn die verschiedenen Storyverläufe mit ihren Sektionsnummern sind dann doch nacheinander angeordnet, ergo liest man hier dann doch Seite für Seite.
Die Intention dahinter ist wohl, dass dadurch weniger die Möglichkeit besteht einen anderen Storyverlauf zu spoilern, was bei so einem dünnen Büchlein ja schnell der Fall sein kann.
Auch hat man das Gefühl, dass Sektionsnummern fehlen, diese wurden jedoch durch ganzseitige Illustrationen ersetzt. Diese stammen aus der Feder des Zeichners Eliezer Mayor. Diese sind stimmungsvoll und sorgen zwischendurch für Abwechslung und zusätzliche Atmosphäre.

Ich habe mir jedoch auch ein paar Rätsel erwartet, die hier leider überhaupt nicht vorkommen. Diese hätten dem Ganzen noch den gewissen Kick verliehen. Immerhin müssen die Protagonisten von H.P. Lovecraft auch immer irgendetwas dechiffrieren oder zusammensetzen.
Zudem gibt es nur einen richtigen Weg, ergo ein Ende, zumindest wenn man nicht sterben oder wahnsinnig werden will. Auch hier hätte ich mir zumindest einen zweiten "richtigen" Weg als Möglichkeit erwartet.


Im Anschluß gibt es noch ein Bestiarium und als besonderes Schmankerl die Kurzgeschichte "Cthulhus Ruf" von H.P. Lovecraft zu lesen.
Die Übersetzung ist modernisiert und vereinfacht und daher für diejenigen geeignet, welche normalerweise keine Klassiker lesen. Ich persönlich bevorzuge dann doch die Bücher aus dem Festa-Verlag.

"Die größte Gnade auf der Welt ist die Unfähigkeit des menschlichen Verstandes all seine Inhalte in Beziehung zu setzen. Wir leben auf einer ruhigen Insel der Unwissenheit inmitten eines finsteren Meeres der Unendlichkeit ..."
(S. 83)



Fazit:
Es ist ein simples aber dennoch spannendes und atmosphärisches Read & Jump-Spielbuch für zwischendurch. Ich selbst habe es mit allen möglichen Wegen innerhalb weniger Stunden durchgespielt und wurde, trotz der oben genannten Mankos, gut unterhalten.
Man darf sich von so einem dünnen Buch eben nicht zu viel erwarten, vor allem keine Rätsel ... leider.
Für Anfänger, Read & Jump-Spielbuch-LiebhaberInnen, Lovecraft-Fans und vor allem, wenn man so manche Filme/Bücher kennt, ist es jedoch ein amüsanter Zeitvertreib, inklusive toller Illustrationen und kleiner Eastereggs.


© Pink Anemone (mit vielen Bildern aus dem Buch, Book-Soundtrack "Cthulus-Ambience" und Infos zu Autor und Illustrator)

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