Das Leben passiert einfach
SchicksalDie Israelin Atara befindet sich in einer Ehe, in der beide Partner neben einander leben. Streit ist an der Tagesordnung. Die Liebe scheint abhanden gekommen. Die Kinder gehen ihre eigenen Wege. Nur der ...
Die Israelin Atara befindet sich in einer Ehe, in der beide Partner neben einander leben. Streit ist an der Tagesordnung. Die Liebe scheint abhanden gekommen. Die Kinder gehen ihre eigenen Wege. Nur der jüngste Sohn lebt zuhause.
Ataras Beziehung zu ihrem Vater war schwierig und nach seinem Tod sucht sie Kontakt zu seiner ersten Frau Rachel, die immer ein Tabuthema war. Atara hofft auf Erklärungen.
Völlig unerwartet schlägt das Schicksal bei Atara zu und wirft sie in ein Meer von Schuld, Zorn und Trauer.
Die Autorin schildert die Ereignisse überwiegend aus Ataras Sicht. Man sollte meinen, dass dies eine besondere Nähe zu Atara schafft. Bei mir war eher das Gegenteil der Fall. Atara wurde mir zunehmend unsympathisch. Ich fand ihre ich-Bezogenheit zeitweise unerträglich. Selbst als sie den schweren Schicksalsschlag erleidet, hielt sich mein Mitgefühl in Grenzen. Was mich angerührt hat, war ihre Einsamkeit umgeben von Familie und freunden : eine Liebe, die sich in täglichen Streitereien und im Alltag verliert ; eine Tochter, die vorgibt die Mutter zu lieben und kein Verständnis für ihre Trauer hat ; der Stiefsohn, der nicht zu existieren scheint ; der jüngste Sohn, der sich in sich selbst zurückzieht. Und dazwischen Atara, die in Schuldgefühlen zu ertrinken droht.
Die andere Person, die zu Wort kommt, ist die 90jährige Rachel. Rachel war Mitglied der Lechi, einer Untergrundorganisation, die gegen die Briten gekämpft hat. Sie hält die Opfer, die sie und ihre Mitkämpfer gebracht haben, für nicht genügend gewürdigt.
Beide Frauen teilen am Ende die Erkenntnis, dass man das Leben leben muss, das man vom Schicksal zugeteilt bekommt. Für mich eine eher bittere Erkenntnis.
Das Buch selber lässt sich gut lesen. Besonders Ataras Trauer ist sehr anschaulich geschildert. Was ich vermisst habe, ist ein mehr an Israel. Die Handlung hätte überall auf der Welt spielen können. Auch bleibt die Autorin einige Antworten auf Fragen schuldig, die zu Beginn des Romans den Spannungsbogen hoch halten.
Dennoch halte ich das Buch für lesenswert, weil es interessante Denkanstöße gibt.