Dieser feministische Bestseller aus Korea lässt trotz der kulturellen Unterschiede auch einige Parallelen zur europäischen Welt erkennen.
Kim Jiyoung, geboren 1982Beschreibung
In der Nähe der koreanischen Metropole Seoul lebt die 1982 geborene Kim Jiyoung mit ihrem Mann. Kürzlich hat sie ihren Job aufgegeben, um sich um ihr gemeinsames Kind zu kümmern. Allerdings ...
Beschreibung
In der Nähe der koreanischen Metropole Seoul lebt die 1982 geborene Kim Jiyoung mit ihrem Mann. Kürzlich hat sie ihren Job aufgegeben, um sich um ihr gemeinsames Kind zu kümmern. Allerdings scheint sich bald darauf ihre Persönlichkeit zu teilen und sie schlüpft in die Persönlichkeiten von Frauen aus ihrem näheren Umfeld. Die Psychose wird so schlimm, dass sie ihr Ehemann zu einem Psychiater schickt, der die Gründe für Jiyoungs Zustand aufdeckt.
Meine Meinung
Die Drehbuchautorin Cho Nam-Joo gelang mit ihrem Roman »Kim Jiyoung, geboren 1982« ein internationaler Bestseller, der bereits verfilmt wurde und nun bei Kiepenheuer & Witsch in deutscher Übersetzung erschienen ist. Das Buch spricht offen die untergeordnete Rolle der Frau an und trifft damit den Nerv der Zeit. Es löste in Korea sogar Massenproteste aus und gibt Hoffnung, darauf dass die Missstände sichtbarer werden und der Weg zu Akzeptanz und Gleichberechtigung bereitet wird.
In einer geradlinigen und nüchternen Erzählweise kleidet Cho Nam-Joo die Geschichte der Koreanerin Kim Jiyoung, die stellvertretend für eine ganze Generation von Frauen steht, in eine kleine Rahmenstory. Die Persönlichkeit der Mittdreißigerin hat sich aufgrund ihrer Lebenserfahrungen als Frau aufgespalten. Ein Rückblick fächert die vielfältigen Gründe für Jiyoungs Psychose auf, die in jahrelanger Unterdrückung, dem eng geschnittenen Rollenbild, aufgestauter Frustration und Minderwertigkeitskomplexe gründet.
Die Geschichte lässt einen in ein durchschnittliches koreanisches Leben, von der Geburt über das alltägliche Leben, Schule, Universität, Beziehungen und Job eintauchen und zugespitzt erleben, wie sehr das männliche Geschlecht eine Sonderposition in dieser Welt einnimmt und Frauen schon bei der Geburt unterdrückt werden. Immer wieder wird der Text mit Fußnoten zu belegten Zahlen unterfüttert, die dem Gelesenen noch mehr Nachdruck verleihen.
Auch, wenn zunächst die starken Kontraste zur koreanischen Kultur hervortreten, die noch viel erdrückender scheinen als hier in Europa, kann sich jede Frau in den alltäglichen kleinen Dingen finden, die zur Misogynie beitragen. Männer wie Frauen finden sich in Alltagsmustern, die unbedingt durchbrochen werden müssen, um tatsächlich eine Gleichberechtigung zu erhalten.
Mit »Kim Jiyoung, geboren 1982« zeichnet Cho Nam-Joo das schmerzliche Bild eines üblichen koreanischen Frauenlebens in ungeschönter und pointierter Sprache, dass die Augen öffnet und auch auf vermeintliche Kleinigkeiten sensibilisiert.
Fazit
Dieser feministische Bestseller aus Korea lässt trotz der kulturellen Unterschiede auch einige Parallelen zur europäischen Misogynie aufleuchten. Sehr lesenswert!
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 13.04.2021