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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2021

Spannender Roman über eine Adoption im geteilten Deutschland

Geteilte Träume
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Durch die Herkunft und Geschichte meines Mannes habe ich mich in den letzten Jahren verstärkt mit der der Teilung Deutschlands und der DDR befasst und freue mich deswegen, dass ich „Geteilte Träume“ von ...

Durch die Herkunft und Geschichte meines Mannes habe ich mich in den letzten Jahren verstärkt mit der der Teilung Deutschlands und der DDR befasst und freue mich deswegen, dass ich „Geteilte Träume“ von Ulla Mothes vorab lesen durfte. Morgen erscheint der Roman im Verlag Bastei Lübbe.

Das Buch handelt von Ingke, die 1992 erfährt, dass sie als Baby in der damaligen DDR adoptiert wurde. Für die junge Abiturientin beginnt eine Suche nach ihren leiblichen Eltern, ihrer Identität und der Wahrheit. Neben den Schwierigkeiten, plötzlich mit zwei Familien konfrontiert zu sein und nicht zu wissen, wo man hingehört, kommen hier noch erschwerend die politischen Umstände in der DDR hinzu.

In die Rahmenhandlung im Jahre 1992, die aus Ingkes Sicht erzählt wird, webt die Autorin geschickt Rückblenden in die Vergangenheit Ingkes und ihrer Familienmitglieder mit ein, die die Begebenheiten von Kriegsende bis 1992 nach und nach aufdecken. Die Handlung bleibt so bis zum Schluss spannend. Entsprechend leicht liest sich der Roman, wobei die Sprache immer niveauvoll, eloquent und authentisch ist.

Die Figuren sind sehr überzeugend gezeichnet. Jeder hat seine Eigenheiten und handelt in sich schlüssig. Einzig bei Ingke kann ich die extrem negativen Gefühle ihrer Adoptivfamilie gegenüber manchmal nicht in Gänze nachvollziehen, auch wenn die Situation natürlich nicht leicht für einen jungen Menschen ist.

Meine Kritik betrifft vor allem den Schlussteil. Hier läuft es mir zu harmonisch. Plötzlich herrscht Friede, Freude, Eierkuchen und alle Probleme lösen sich in Wohlgefallen auf. Während über den gesamten Text Spannungen realistisch dargestellt werden, wirkt ein Happy End in dieser Form angesichts der großen Probleme sehr unrealistisch. Hier hätte ich mir beispielsweise gewünscht, dass manche Konflikte offen bleiben und der Leser sich selbst das Fortgeschehen ausmalen kann.

Dennoch kann ich uneingeschränkt eine Leseempfehlung aussprechen, das Buch liest sich gut, die Themen sind interessant und die geschichtlichen Zusammenhänge durchaus schlüssig und realistisch.

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Veröffentlicht am 09.12.2021

Unterhaltsamer Schreibstil, aber schwache Story und Charaktere

Wir sind schließlich wer
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Mein erster Roman der hochgelobten Anne Gesthuysen ist „Wir sind schließlich wer“, in dem sie von Pfarrerin Anna und ihrer adligen Familie erzählt. Als das Leben ihrer Schwester Maria aus den Fugen gerät, ...

Mein erster Roman der hochgelobten Anne Gesthuysen ist „Wir sind schließlich wer“, in dem sie von Pfarrerin Anna und ihrer adligen Familie erzählt. Als das Leben ihrer Schwester Maria aus den Fugen gerät, rücken die beiden Schwestern wieder näher zusammen und müssen sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen.

Anne Gesthuysens Schreibstil hat mich gleich gepackt, sodass ich nur so durch den Roman geflogen bin. Ihre Darstellung des niederrheinischen Lokalkolorit überzeugt wirklich. Weniger Anklang fand bei mir allerdings die Geschichte an sich. Vieles scheint mir zu gewollt, zu weit hergeholt, viel zu unglaubwürdig, auch für einen Unterhaltungsroman. Außerdem waren viele Teile der Story sehr vorhersehbar.

Was das Ganze noch verstärkt, ist die Charakterzeichnung. Für mich sind fast alle Figuren zu überzeichnet, klischeehaft und unglaubwürdig, ebenso wie deren plötzliche 180-Grad-Drehung. Die Protagonistin Anna, die leider viel zu wenig in ihr Seelenleben blicken lässt, bleibt dagegen blass und unnahbar. Einzig die schrullige Tante Ottilie hat mir gut gefallen. Auch das Thema Glaube, das immer nur kurz angeschnitten wird, wenn es um Annas Beruf geht, ist mir zu oberflächlich behandelt worden.

„Wir sind schließlich wer“ ist ein unterhaltsamer Roman, mit einigen Abstrichen, was die Story und Figuren betrifft.

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Veröffentlicht am 15.06.2021

Als Erzählung schön - als Biografie zu schwach

Frau Merian und die Wunder der Welt
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Wenn es euch wie mir geht, ist euch der Name Maria Sibylla Merian schon mal untergekommen, aber Genaueres wusste ich zu ihrer Person bislang nicht. Deswegen habe ich mich an Ruth Kronenbergers „Frau Merian ...

Wenn es euch wie mir geht, ist euch der Name Maria Sibylla Merian schon mal untergekommen, aber Genaueres wusste ich zu ihrer Person bislang nicht. Deswegen habe ich mich an Ruth Kronenbergers „Frau Merian und die Wunder der Welt“ ran gewagt, ein ziemlich dicker Schinken und ein optischer Leckerbissen.

Frau Merian war Forscherin und Künstlerin im ausgehenden 17 Jahrhundert und eine außergewöhnliche Frau für ihre Zeit. Sie hat ihren Mann und das Land verlassen, um sich in den Niederlanden einen Namen zu machen. Gemeinsam mit ihrer jüngeren Tochter verwirklicht sie ihren Traum und unternimmt eine Forschungsreise nach Surinam, um dort die Flora und Fauna, insbesondere Raupen und Schmetterlinge zu beobachten und zu zeichnen. All das und noch vieles mehr wird in diesem Roman erzählt.

Ich mag den Schreibstil von Ruth Kronenberger. Sie schafft es, dass man sich fühlt, als wäre man mit den Merians mitten im Dschungel auf Expedition und ein Kapitel später wieder im kalten Amsterdam alter Tage. Entsprechend leichtgängig lässt sich der Wälzer lesen. Während die Person Marias absolut authentisch beschrieben wird, bleiben die Töchter und andere Nebenfiguren eher blass. Die Oberschicht wird mir dabei zu einseitig als oberflächlich und skrupellos dargestellt, wohingegen Merians Kritik an der Sklaverei gut eingeflochten wird.

Ein Großteil des Romans dreht sich um eine fiktive Liebesgeschichte, die mir zu viel Raum einnimmt. Eine derart beeindruckende Frau hat ihr Leben zur damaligen Zeit offensichtlich ohne Mann erfolgreich gemeistert und eine bessere Würdigung dessen hätte ich mir auch im Roman gewünscht. Nichtsdestotrotz erhält man einen authentischen Einblick in das Lebenswerk Maria Merians, wenn auch mit zu vielen fiktiven Elementen.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Inspirierend mit Abstrichen

Nichts kaufen, alles haben
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Liesl Clark und Rebecca Rockefeller zeigen in ihrem Buch „Nichts kaufen, alles haben – in 7 Schritten zu einem konsumfreien, nachhaltigen und großzügigen Leben“ einen Plan, mit Hilfe dessen man einen Weg ...

Liesl Clark und Rebecca Rockefeller zeigen in ihrem Buch „Nichts kaufen, alles haben – in 7 Schritten zu einem konsumfreien, nachhaltigen und großzügigen Leben“ einen Plan, mit Hilfe dessen man einen Weg aus dem Konsumwahn finden kann.

Die Autorinnen haben in den USA das „Buy Nothing Project“ gegründet – eine Schenk-Community. Auf dieser beruhen die vorgestellten 7 Schritte im Buch. Sie sollen den Leser den Weg in eine solche Gemeinschaft weisen. Doch auch ohne eine solche Community in der Nähe, kann das Buch durchaus hilfreich sein.

In vielen Kapiteln werden Rezepte und DIY-Anleitungen vorgestellt, die ohne Gekauftes oder mit günstigen Ausgangsmaterialien funktionieren. Außerdem gibt es viele Tipps, wie Dinge wiederverwertet werden können und man wird immer wieder ermutigt, Dinge auszuleihen, statt zu kaufen, was auch ohne das Buy Nothing Project mithilfe von Kleinanzeigen, in der Familie o. ä. funktionieren kann.

Was mich ein bisschen stört, ist, dass vieles nur auf das Projekt ausgelegt ist. Ich habe für meine Region kein Solches oder Ähnliches gefunden und für die neue App der Autorinnen gibt es nur eine Warteliste. Um selbst ein Netzwerk aufzubauen, braucht es schon viel Eigeninitiative. Wenn man nicht ganz auf Geld als Transfermittel verzichten will, wie im Buch empfohlen, kann man vieles davon dennoch umsetzen.

Viele Punkte in den einzelnen Listen wiederholen sich an anderen Stellen, was meines Erachtens unnütz ist, da es nicht zum besseren Auffinden dient. Insgesamt wirkt mir der Text etwas aufgebläht, zu euphorisch, zu Amerikanisch, was auch durch immens viele Projektteilnehmer-Geschichten noch verstärkt wird.

Dennoch gibt das Buch gute Impulse und weist auch darauf hin, dass man umsetzen soll, was zu einem passt. Wenn jeder sein Konsumverhalten überdenkt und entsprechend ändert, wäre der Umwelt viel gedient. In diesem Sinne kann ich durchaus eine Leseempfehlung aussprechen und vielleicht erreicht das Buch gemäß dem Wunsch der Autorinnen, es weiterzugeben, statt zu behalten, eine große Leserschaft. Meines wandert nun in den nächstgelegenen Bücherschrank. Hier hat sich nämlich glücklicherweise in den letzten Wochen einiges getan.

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Veröffentlicht am 24.05.2021

Interessant, aber langatmig

Das Wasserhaus
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„Wem gehört das Wasser?“
Dass sich um Wasser künftig Kriege entwickeln könnten, steht außer Frage. Wasser wird immer mehr zum knappen Gut, was oftmals unterschiedlichste Besitzansprüche erweckt. In „Das ...

„Wem gehört das Wasser?“
Dass sich um Wasser künftig Kriege entwickeln könnten, steht außer Frage. Wasser wird immer mehr zum knappen Gut, was oftmals unterschiedlichste Besitzansprüche erweckt. In „Das Wasserhaus“ widmet sich der Jurist Reinhard Schultze u. a. dieser Problematik.

Die 4 erwachsenen Kinder der Allgäuer Familie Holzrichter mit Burg(ruinen)besitz in Sachsen versuchen in der Welt Fuß zu fassen. Als das von der Mutter in Südafrika gestartete Wasseraufbereitungsprojekt zu scheitern droht, wird die Familie auf eine harte Probe gestellt.

Reinhard Schultzes Schreibstil ist recht anspruchsvoll, insbesondere an Stellen, an denen z. B. die Problematik des verunreinigten Wassers und Lösungsmöglichkeiten erklärt werden. Der Roman hat zudem einige Längen, nicht zuletzt aufgrund der Vielzahl der Themen, Schauplätze und der Hauptcharaktere.

Genau diese konnten mich leider nicht überzeugen. Für mich blieben die Familienmitglieder größtenteils gesichtslos und fremd, während ich von den Schauplätzen recht detaillierte Bilder im Kopf habe. Vielleicht ist das auch ein Ding der Unmöglichkeit 6 Familienmitglieder einer Familie mit weitreichenden historischen Wurzeln und deren Spannungsfeld, in ihrer Entwicklung umfänglich darzustellen, während die Komplexität der Geschichte und deren Themen von Wasseraufbereitung über ethischen Konsum bis hin zu Machtspielen von Großkonzernen die volle Aufmerksamkeit des Lesers fordern.

Schultzes Roman ist definitiv keine leichte Kost. Die angesprochenen Themen sind zweifelsohne wichtig und gut dargestellt, gehen aber meines Erachtens in der aufgeblähten Familiengeschichte etwas unter.

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