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Veröffentlicht am 15.06.2021

Ein mitreißender Familienroman der unter die Haut geht.

Die Anderen
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Beschreibung

In einer Nacht wird Driss Guerraoui vor seinem Diner in der kalifornischen Wüste angefahren und verstirbt noch am Unfallort. Der marokkanische Einwanderer lebt schon seit 1981 mit seiner ...

Beschreibung

In einer Nacht wird Driss Guerraoui vor seinem Diner in der kalifornischen Wüste angefahren und verstirbt noch am Unfallort. Der marokkanische Einwanderer lebt schon seit 1981 mit seiner Familie in der kleinen Wüstenortschaft und seine Tochter Nora glaubt nicht an einen Unfall. Als Nora versucht die wahren Hintergründe der Unfallnacht ans Licht zu bringen, stößt sie dabei auf Zusammenhänge, die den Vorfall neu beleuchten aber auch auf Dinge, die ihren Vater von einer ganz anderen Seite zeigen…

Meine Meinung

In ihrem Roman »Die Anderen« erzählt Laila Lalami eine berührende Familiengeschichte, eine Liebesgeschichte und auch ein klein wenig eine Kriminalgeschichte. Dabei zeichnet die Schriftstellerin ein gesellschaftliches Porträt einer Kleinstadt in der kalifornischen Wüste und dem Rassismus in der westlichen Welt.

Für mich ist Laila Lalamis Buch in erster Linie ein Familienroman, denn auch wenn Nora und ihr alter Schulfreund Jeremy den meisten Raum in der Geschichte erhalten, kommen auch die restlichen Familienmitglieder und weitere involvierte Protagonisten zu Wort.

Es entsteht ein umfassendes Bild der Einwandererfamilie, die sich im Kern mit ihren Problemen, Sorgen, Ängsten, Streitigkeiten aber auch in ihrer Liebe, Verbundenheit und Zusammenhalt nicht von einer einheimischen amerikanischen Familie unterscheiden lässt – und doch sind sie ›Die Anderen‹.

Die Perspektivwechsel sind geschickt gewählt und tragen den größten Anteil an der subtilen Spannung der Geschichte. Das gesellschaftliche Porträt ist gespickt mit diversen Szenen, die gekonnt zeigen, wie sehr Rassismus in der westlichen Welt verankert ist und welche Auswirkungen Intoleranz, Missgunst und Neid hinterlassen.

Ich habe es sehr genossen, mich von Laila Lalami auf eine emotionale und fesselnde Reise in die Wüste mitnehmen zu lassen und die interessanten Protagonist*innen haben mich fasziniert. Einen kleinen Kritikpunkt habe ich allerdings noch, denn für meinen Geschmack wurde es an mancher Stelle etwas übertrieben, indem noch weitere gesellschaftliche Themen (wie z. B. Patchworkfamilie, Homosexualität, posttraumatische Belastungsstörungen bei einem ehemaligen Marine) angeschnitten werden – das hätte die Geschichte in meinen Augen nicht nötig gehabt, trägt allerdings auch zu einem komplexeren Gesamtbild bei.

Fazit

Ein mitreißender Familienroman der unter die Haut geht.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 23.04.2021

Veröffentlicht am 15.06.2021

Die bewegende Geschichte einer Ärztin und Mutter die zwischen zwei Leben und dem starken Willen zu helfen zu bersten droht.

Penelopes zwei Leben
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Meine Meinung

Die belgische Comicautorin und Zeichnerin Judith Vanistendael besuchte das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos und veröffentlichte darüber eine Comicreportage, um auf die verheerende Lage ...

Meine Meinung

Die belgische Comicautorin und Zeichnerin Judith Vanistendael besuchte das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos und veröffentlichte darüber eine Comicreportage, um auf die verheerende Lage vor Ort und das Versagen der Politik aufmerksam zu machen. Dort begegnete sie einer Ärztin, die sie zu ihrem Comic »Penelopes zwei Leben« inspirierte.

Dieser Comic zeigt auf beachtliche Weise das zerrissene Leben einer Ärztin auf, die sich dafür entschieden hat, Gutes zu tun und in Syrien Leben zu retten. Dafür lässt sie einen liebenden Ehemann und eine reizende Tochter in Brüssel zurück. Judith Vaninstendael zeigt anhand diverser alltäglicher Szenen den kontrastreichen Unterschied zwischen dem Alltag in Brüssel, wo ihre Tochter zum ersten Mal ihre Tage bekommt und bei Oma um Rat bittet, und Lager in Aleppo wo ihre Mutter Penelope um das Leben von oftmals jungen Menschen kämpft.

Der Name der Hauptprotagonistin Penelope kommt nicht von Ungefähr, Vanistendael spielt damit auf Homers Odyssee an, dreht zugleich die Geschichte kurzerhand um und stellt damit die gängigen Rollenbilder auf den Prüfstand.

Als Penelope nach Hause zurückkehrt, lassen sie die schrecklichen Verluste nicht mehr los und aufgrund ihrer häufigen Abwesenheit scheint sie keinen richtigen Platz im Brüssler Familienleben innezuhaben. Die Zerrissenheit der Mutter und Ärztin wird in den aquarellierten Bildern von Vanistendael überaus deutlich dargestellt und führt zu der bewegenden Frage, welches Handeln in einer solchen Situation richtig ist. Eine Antwort liefert die Autorin uns nicht direkt, allerdings lässt sie Penelope nochmals nach Syrien fliegen, da sie von ihrem unvollendeten Werk getrieben ist und zu Hause keine Ruhe findet.

Fazit

Die bewegende Geschichte einer Ärztin und Mutter die zwischen zwei Leben und dem starken Willen zu helfen zu bersten droht.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 11.04.2021

Veröffentlicht am 15.06.2021

Ein solider King-Roman der für mitreißende Unterhaltung sorgt

Später
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Beschreibung

Von klein auf kann Jamie Conklin die Geister verstorbener Menschen sehen und mit ihnen reden, bevor diese allmählich verblassen. Seiner alleinerziehenden Mutter Tia steht Jamie sehr nahe ...

Beschreibung

Von klein auf kann Jamie Conklin die Geister verstorbener Menschen sehen und mit ihnen reden, bevor diese allmählich verblassen. Seiner alleinerziehenden Mutter Tia steht Jamie sehr nahe und ist die einzige Person, die von seiner Begabung weiß und dieses Geheimnis gut hütet. Doch als die Finanzkrise Tias Literaturagentur in Bedrängnis bringt und all ihre Hoffnung auf dem Abschlussband der Saga ihres rentabelsten Autors ruht, stirb dieser ohne das Buch vollendet zu haben. Tia weiht ihre Lebensgefährtin Liz Dutton, die bei NYPD arbeitet, in das Geheimnis ein und zusammen mit Jamie gelingt es ihnen die Details der Geschichte in Erfahrung zu bringen, denn die Geister müssen Jamies Fragen immer ehrlich beantworten. Zwar sind Jamie und Tia nun dem finanziellen Ruin entkommen, doch ›später‹ wird die Offenbarung von Jamies Gabe ungeahnte Ereignisse nach sich tragen…

Meine Meinung

Der neue Roman »Später« von Schriftsteller-Legende Stephen King zählt mit gerade einmal dreihundert Seiten zu seinen dünneren Werken und wirkt wie eine moderne Mischung aus einer klassischen Gothic Novel und einem nervenaufreibenden Thriller. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive des neunjährigen Jamie Conklin, der mit seiner lockeren Jugendsprache einen besonderen Touch beisteuert.

Die Geschichte über einen Jungen der Geister sehen und mit ihnen reden kann ist an sich nichts grundlegend neues und erinnerte mich sogleich an den erfolgreichen Psychothriller »The Sixth Sense« aus dem Jahre 1999. Doch Stephen King wäre nicht Stephen King, wenn er eine ganz eigene abgefahrene Mystery-Geschichte zu Papier bringen würde.

Der große Star von »Später« ist in meinen Augen der unvergleichliche Erzählstil, denn durch diesen hat man das Gefühl direkt in der Haut des jungen Hauptprotagonisten zu stecken. Einfach grandios, wie King es immer wieder gelingt solch authentische Charaktere zu erschaffen und sich in diese hineinzuversetzen, denn sogar im Erzählstil merkt man das Älterwerden des Ich-Erzählers an.

Der Horror von »Später« setzt sich aus subtilen Andeutungen und schockierenden Ereignissen zusammen, wobei King nicht an brutalen Einzelheiten spart, wenn z. B. Jamie von Liz dazu gezwungen wird, mit einem toten Bombenleger zu sprechen, um den Ort seines letzten deponierten Sprengkörpers in Erfahrung zu bringen. Diese Begebenheit hat zwar auf den ersten Blick das edle Ziel Leben zu retten, doch die Beweggründe dahinter sind von menschlichen Sorgen und Ängsten geprägt.

Die enge Beziehung zwischen Jamie und seiner Mutter ist ein zentraler Punkt, denn ich bin mir sicher, dass sich der Junge ohne den starken Rückhalt nicht ganz so souverän mit seiner Gabe und der brutalen Entwicklung der Geschichte geschlagen hätte. So ist sie zu etwas ganz natürlichem geworden, mit dem ohne Angst umgegangen werden kann, bis aus einem Geist plötzlich mehr wird…

Sicherlich hätte King noch viel mehr aus dieser Geschichte herausholen können und nur zu gerne hätte ich noch weitere hundert Seiten an der Seite des sympathischen Jungen, der mit den Toten reden kann, verbracht, doch auch in dieser Kürze hat der Autor wieder einmal Themen angeschnitten, die einen noch nach dem Lesen beschäftigen. Welches Recht nehmen sich z. B. Menschen heraus, die jemanden für ihre Zwecke benutzen, und wo ist die Grenze? Außerdem wird hervorragend aufgezeigt, dass der Missbrauch von Alkohol und Drogen niemals eine Lösung sein kann.

Fazit

Ein solider King-Roman der für mitreißende Unterhaltung sorgt, aber gerne noch etwas ausschweifender daherkommen hätte können.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 09.04.2021

Veröffentlicht am 15.06.2021

Sophokles familiär-politisches Drama um Antigone in einer wundervollen Comicfassung

Mythen der Antike: Antigone (Graphic Novel)
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Meine Meinung

Der neunte Comic aus der Reihe »Mythen der Antike« greift die ergreifende Tragödie um Ödipus Tochter »Antigone« auf und wird von Luc Ferry und Clotilde Bruneau, wie gewohnt, in einer leicht ...

Meine Meinung

Der neunte Comic aus der Reihe »Mythen der Antike« greift die ergreifende Tragödie um Ödipus Tochter »Antigone« auf und wird von Luc Ferry und Clotilde Bruneau, wie gewohnt, in einer leicht zugänglichen Erzählweise dargeboten. Die Illustrationen steuert der italienische Zeichner Guiseppe Baiguera bei.

Die Geschichte beginnt mit der Rückkehr von Antigone nach Theben, die zuvor ihren Vater Ödipus auf seinem Weg bis zu seinem Tod begleitete. Seine Söhne Polyneikes und Eteokles haben Anspruch auf seinen Thron und einigen sich darauf, die Macht im jährlichen Wechsel zu teilen.

Als jedoch das erste Jahr der Herrschaft durch Eteokles zu Ende ist, weigert sich dieser, den Thron für seinen Bruder zu räumen und es kommt wie es kommen musste. Polyneikes ist außer sich vor Wut und zieht in die Schlacht, um sich sein Recht auf die Regentschaft Thebens mit Blut zu holen.

Die Tragödie nimmt ihren Lauf als Eteokles und Polyneikes im Kampf gegeneinander umkommen und ihr Onkel Kreon als „neuer“ Regent, der nur das Beste für die Stadt Theben im Sinne hat, die Geschäfte leitet. Kreon sieht Polyneikes als Verräter an und verweigert die Bestattung seines Leichnams, er stellt sogar die Todesstrafe aus, auf jeden der gegen seine Anordnung Polyneikes vor den Stadttoren verrotten zu lassen, verstößt.

Antigone sind jedoch die Gesetze der Götter heilig und so lässt sie sich nicht davon abhalten ihren Bruder Polyneikes zu begraben, sodass dieser in das Reich der Toten übergehen kann. Für ihr Vergehen wird sie von Kreon bei lebendigem Leibe in einer Felsenhöhle eingemauert. Die Tragik dieser dramatischen Sage wird noch weiter gesteigert, denn ihr Verlobter ist kein Geringerer als der Sohn von Kreon und dieser vertritt nun gegenüber seinem Vater den Standpunkt seiner Geliebten und plädiert für ihre Freilassung.

Die Geschichte ist berührend und brutal zugleich, denn hier stehen sich mit Antigone und Kreon zwei Parteien gegenüber, deren Handeln vollkommen nachvollziehbar und aus ihrem jeweiligen Standpunkt betrachtet auch rechtmäßig scheint. Warum das schlimme Ende dieses Konfliktes genau so kommen musste, verrät Luc Ferry im Anhang, denn hier bringt er die Texte des Philosophen Hegel ein und beleuchtet Sophokles Drama mit einigen Auszügen und Erklärungen.

An dieser in sich geschlossenen Geschichte aus der griechischen Mythologie werden auch Comic-Einsteiger ihre Freude haben. Die klaren Zeichnungen von Guiseppe Baiguera kommen in übersichtlich angeordneten Panels zur Geltung und machen es einem leicht in die Antike einzutauchen.

Fazit

Sophokles familiär-politisches Drama um Antigone in einer wundervollen Comicfassung aufbereitet und in berührenden Bildern erzählt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 31.03.2021

Veröffentlicht am 15.06.2021

Ein starker Finalband der dunklen Mächte Trilogie, allerdings hat sich Cassandra Clare für meinen Geschmack zu sehr verzettelt.

Queen of Air and Darkness
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Beschreibung

Der schreckliche Verlust von Livy lässt die Blackthorns trauen, doch dafür bleibt nicht viel Zeit, denn der Welt der Schattenjäger steht ein Bürgerkrieg bevor. Die Kohorte schürt die Angst ...

Beschreibung

Der schreckliche Verlust von Livy lässt die Blackthorns trauen, doch dafür bleibt nicht viel Zeit, denn der Welt der Schattenjäger steht ein Bürgerkrieg bevor. Die Kohorte schürt die Angst vor den Unterweltlern und entzweit dadurch und durch ihre perfiden Lügen die Gemeinschaft der Schattenjäger. Julian und Emma reisen ins Feenreich, um das Schwarze Buch der Toten zu beschaffen und tragen schwer am Fluch ihrer verbotenen Liebe. Bei ihrer gefährlichen Mission enthüllen sie jedoch etwas, das ihre gesamte Welt zu verschlingen droht.

Meine Meinung

Der finale Band von Cassandra Clares Trilogie »Die dunklen Mächte« ist mit über 1.000 Seiten ein ganz schön mächtiger Wälzer, lässt sich aber Dank des gewohnt flüssigen und bildhaften Schreibstils sowie ihrem grandiosen Worldbuilding und einem fesselnden Plot unheimlich flott lesen.

»Queen of Air and Darkness« knüpft ohne Umschweife an »Lord of Shadows« an und Clare liefert mal wieder einen komplexen Plot aus mehreren Perspektiven. Die einzelnen Handlungsstränge verbinden sich immer mit ein paar Charakteren, so begleitet man Julian und Emma auf ihrer gefährlichen Mission im Feenreich, Ty der seine tote Zwillingsschwester Livy durch dunkle Magie wiedererwecken will und sich Hilfe bei Kit sucht und dem Dreiergespann Mark, Cristina und Kieran zwischen denen mächtig die Funken schlagen.

Im Prinzip folgt Cassandra Clare also ihrer erfolgreichen Rezeptur und vermag es durchaus Spannung, Action und Emotionales zu einem Cocktail zu vermixen, dem man nicht widerstehen kann. Dabei rührt die Autorin auch noch politische und gesellschaftliche Themen mit ein wie z. B. die Gefahren des Faschismus, Diversität, Selbstbestimmung und Transsexualität, die durchaus wichtig sind, aber die Geschichte auch leicht überladen wirken lassen. In Band zwei fand ich es beispielsweise noch ungemein spannend, dass Clare die Transsexualität von Diana offenbart, aber hier hätte man durchaus mehr daraus machen können.

Der Handlungsstrang mit Julian Blackthorn und seinem Parabatai Emma Carstairs ist natürlich im Fokus dieser Trilogie und so verweilt man auch in diesem finalen Band die meiste Zeit bei dem verbotenen Liebespaar. Im Grundsatz mochte ich die Entwicklung sehr gerne, aber mir kam es stellenweise so vor als würde man sich zu lange im Kreis drehen und auch an einigen anderen Stellen hatten Wiederholungen etwas Langatmiges an sich.

Sehr gelungen fand ich den Ausflug auf die Parallelwelt Thule und ich habe richtig aufgeatmet als Julian, zurück auf der »normalen« Welt endlich zum Widerstand gegen die Kohorte aufruft und es zu einem atemberaubenden Kampf kommt, der alles verändert.

»Queen of Air and Darkness« ist zwar ein starker Finalband der dunklen Mächte Trilogie, allerdings hat sich Cassandra Clare für meinen Geschmack leider zu sehr verzettelt. Für Schattenjäger-Fans ist die Trilogie natürlich trotzdem ein absolutes Muss, alleine schon aufgrund der Sequenzen am Ende, denn hier bekommen Alec Lightwood und Magnus Bane sowie Jace Herondale und Clary Fairchild einen wundervollen Moment geschenkt!

Fazit

Ich liebe Cassandra Clares Schattenjäger-Romane, »Queen of Air and Darkness« darf sich nun dazu zählen, allerdings war es dieses Mal an einigen Stellen over the top.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 27.03.2021