Ingrid Noll war mir bislang noch kein Begriff, so dass ich völlig unvoreingenommen an dieses Buch gegangen bin. Der erste von insgesamt fünf Abschnitten mit jeweils einer Ansammlung unterschiedlicher Kurzgeschichten ...
Ingrid Noll war mir bislang noch kein Begriff, so dass ich völlig unvoreingenommen an dieses Buch gegangen bin. Der erste von insgesamt fünf Abschnitten mit jeweils einer Ansammlung unterschiedlicher Kurzgeschichten vermochte mich sehr zu begeistern. Seine in ihm - „Diebe und Triebe“ – enthaltenen makabren Geschichten bestechen durch schwarzen Humor und sind recht witzig. Die weiteren Erzählungen in der Buchmitte konnten mich dann nicht mehr so einnehmen, erst der letzte Abschnitt hat mir wieder gut gefallen. Aber der Lesegeschmack ist halt sehr unterschiedlich. Irgendwo wird jeder auf seine Kosten kommen, zumal auch sehr persönliche Informationen aus dem Leben der Autorin eingearbeitet sind.
Das wunderschöne farbenfrohe Cover mit der Vorder- und Rückseite einnehmenden bunten Kuh, die dann tatsächlich in der Geschichte selbst eine Rolle spielt, sowie der ungewöhnliche Buchtitel und natürlich ...
Das wunderschöne farbenfrohe Cover mit der Vorder- und Rückseite einnehmenden bunten Kuh, die dann tatsächlich in der Geschichte selbst eine Rolle spielt, sowie der ungewöhnliche Buchtitel und natürlich auch der auf eine Familiengeschichte mit Migrationshintergrund schließende Klappentext haben mich zu diesem Buch greifen lassen. Es ist dann aber leider doch hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben. Eigentlich ist Dreh- und Angelpunkt des Ganzen, dass die Mutter der 26jährigen angehenden Ärztin Olga mit griechisch-georgischen Wurzeln diese endlich unter die Haube bringen will mit einem Mann, der ihren traditionellen Vorstellungen entspricht. Olga hingegen verheimlicht ihre Verbindung zu einem deutschen Kollegen und gerät selbst in Zweifel, als sie den Lebemann und Taugenichts Jack kennenlernt. Ihren Höhepunkt erreicht alles auf einer gemeinsamen Familienreise in die alte Heimat Georgien, wo Olga zwischen zwei Männer steht und es zu vielen Heimlichtuereien kommt.
Die Informationen über Georgien, seine Bevölkerung und Sprache, fand ich äußerst lehrreich. Hier wird deutlich, dass sich die Autorin in Georgien aufgehalten hat. Absurd und unrealistisch erschien mir aber, mit welcher Vehemenz Olga an den Mann gebracht werden soll und wie wenig sie, die doch als Beinahe-Ärztin fest und unabhängig im Leben steht, sich dem Willen ihrer Mutter mit deren so gänzlich anderer Vorstellung von der Frauenrolle entgegenstellt. Traurig macht, dass sich Olga ihrer einfachen Herkunft und ihrer Eltern geradezu schämt. Die Natur der Kaukasier wird wohl als überzeichnet dargestellt.
Alles in allem eher ein leichter Unterhaltungsroman denn anspruchsvolle Lektüre.
Mit dem zeitlichen Hintergrund dieser Geschichte bin ich sofort warm geworden, nicht jedoch mit ihren Figuren.
Erzählt wird aus dem Jahr 1973 und dann aus der Gegenwart. Damals, als ich Kind war und mich ...
Mit dem zeitlichen Hintergrund dieser Geschichte bin ich sofort warm geworden, nicht jedoch mit ihren Figuren.
Erzählt wird aus dem Jahr 1973 und dann aus der Gegenwart. Damals, als ich Kind war und mich deshalb gut an den Zeitgeist erinnern kann, waren die Protagonistinnen Kat und Easy 16 Jahre und beste Freundinnen. Ob sie dies allerdings wirklich waren, habe ich im Laufe der Geschichte immer mehr bezweifelt. Immerhin standen sie nur für nicht einmal ein Jahr in einer Beziehung zueinander und wird immer wieder Kats Eifersucht hinsichtlich Easy deutlich. Letztere ist schön, während Kat stark kurzsichtig und auf die verhasste Brille angewiesen ist. Ein richtiger Stachel ist jedoch, dass Easy mit dem jungen Mann zusammen ist, in den sich eigentlich Kat noch vor Easy verliebt hat. Kat schläft dennoch mit ihm. Die Wege der beiden Mädchen gehen dann recht schnell auseinander, als ein furchtbares Unglück passiert. Erst mit 62 Jahren treffen sich beide wieder, um darüber zu sprechen, was damals passiert ist. Beide Mädchen sind mir nicht gerade sympathisch, wozu wohl auch beiträgt, dass sie wie auch ihre Kontakte aus dem Jugendhaus recht häufig Drogen konsumieren, und das auch noch in der Gegenwart im fortgeschrittenen Alter. Ich glaube nicht, dass dies die Nach-Hippie-Zeit realistisch wiedergibt. Als unrealistisch habe ich es auch empfunden, dass jahrzehntelang Funkstille zwischen beiden herrschte und sie dann ihre vermeintliche Freundschaft wieder aufnehmen wollen. Der Lesefluss wird dadurch etwas beeinträchtigt, dass in den Passagen aus dem Jahr 1973 die wörtlichen Reden nicht durch Anführungsstriche gekennzeichnet sind und sich die Dialoge so nur schwer einer Person zuordnen lassen.
Alles in allem eine Freundschaftsgeschichte, die ich mit dreieinhalb Sternen bewerte.
Angesichts der Herkunft des Buches aus dem Verlag Dumont hatte ich eher eine anspruchsvolle Familiengeschichte erwartet und erhofft. Insoweit war ich etwas enttäuscht, eher einen seichten Roman zu lesen.
In ...
Angesichts der Herkunft des Buches aus dem Verlag Dumont hatte ich eher eine anspruchsvolle Familiengeschichte erwartet und erhofft. Insoweit war ich etwas enttäuscht, eher einen seichten Roman zu lesen.
In seinem Mittelpunkt steht die Seniorin Emmy, zu der sich die Autorin durch ihre eigene gleichnamige Großmutter inspirieren ließ. Emmys Leben zwischen ihrer Geburt auf einer kargen friesischen Insel im Jahr 1907 und deren Tod im Jahr 1995 in Berlin wird etappenweise erzählt, unterbrochen durch Episoden über das Familienleben mit drei erwachsenen Kindern und einem Pflegekind in der Gegenwart zur Zeit ihres Lebensabends. Etwas gestört habe ich mich daran, wie salopp und vorlaut die Person Emmys dargestellt wird. Das will mir nicht zu ihrem Leben (und ihrer Zeit) passen, das von Schicksalsschlägen und Entbehrungen gezeichnet war: früher Tod der Eltern, Unmöglichkeit einer fundierten Schulausbildung, Berufstätigkeit als Dienstmädchen, zwei Weltkriege. Ihre Kinder kommen ebenfalls etwas wirklichkeitsfern herüber; ferner bleibt ungeklärt, ob sie die Liebe ihrer Mutter tatsächlich erwidern oder sie schlichtweg nur „raffgierige“ Erben sind. Versöhnlich hat mich gestimmt, dass schon frühzeitig ein Geheimnis Emmys angedeutet wurde, dessen Lösung bis fast zum Ende aufgespart wurde, die ich so nicht erwartet hätte. Positiv fand ich auch die Darstellung der Lebensumstände in Deutschland im letzten Jahrhundert und vor allem die Rolle der Mädchen/Frauen.
Gut zu lesen für Anhänger von Familiengeschichten. Insgesamt eher dreieinhalb als vier Sterne.
Der namentlich im Buchtitel benannte Protagonist Peter Holtz ist von Kindheit an ein linientreuer DDR-Bürger durch und durch, der letztendlich den Kommunismus realisiert sehen will. Dazu scheint es so ...
Der namentlich im Buchtitel benannte Protagonist Peter Holtz ist von Kindheit an ein linientreuer DDR-Bürger durch und durch, der letztendlich den Kommunismus realisiert sehen will. Dazu scheint es so gar nicht zu passen, dass er mehrere Berliner Immobilien geschenkt erhält, die ihn nach der Wende zum Millionär machen. Um seiner antikapitalistischen Einstellung treu zu bleiben, sucht er nach Möglichkeiten, das Geld loszuwerden.
Die Geschichte, soweit sie zwischen 1974 und dem Mauerfall/der Wiedervereinigung angesiedelt ist, habe ich wirklich sehr gern gelesen. Für Lebendigkeit und Witz hat insoweit der Charakter des Peter Holtz gesorgt, der sehr naiv und einfältig dargestellt wird und anhand dessen sehr deutlich wird, wie das DDR-System Menschen geformt hat. Immer wieder ließen mich einzelne Passagen schmunzeln, z.B. als es um Peters ersten Besuch in West-Berlin geht und er sich zum Begrüßungsgeld erklärt. Dann aber hatte ich mehr und mehr Mühe, den Roman zu verstehen. Für mich wurde es streckenweise zu politisch. Vielleicht verfüge ich aber auch einfach nur über zu wenig Wissen zur Wendepolitik. Die Vielzahl der Romanfiguren trug nicht gerade zum Verständnis bei. Offenbar spielten auch einige in der Geschichte umbenannte Politiker eine Rolle, die ich nicht alle einordnen konnte. Das Ende wiederum fand ich gelungen – hier bleibt sich Peter Holtz treu und wird sein Geld mit Anstand los – auf welche Weise, das sollte jeder selbst lesen.