Geheimnisse, die die Jahre überdauern
Mein Herz ist eine KräheSkandinavien zum Ende des 19. Jahrhunderts: Unni und Armod fliehen mit dem kleinen Sohn Roar in Eile von Norwegen nach Schweden. Zwar finden sie ein neues Zuhause, aber das hat seine Tücken. Mehr als 70 ...
Skandinavien zum Ende des 19. Jahrhunderts: Unni und Armod fliehen mit dem kleinen Sohn Roar in Eile von Norwegen nach Schweden. Zwar finden sie ein neues Zuhause, aber das hat seine Tücken. Mehr als 70 Jahre später ist Roar tot. Die Witwe Kåra plant die Beerdigung ihres Schwiegervaters. Welche Geheimnisse verbinden Kåra und Unni? Was ist in der Vergangenheit Schlimmes passiert?
„Mein Herz ist eine Krähe“ ist der Debütroman von Lina Nordquist.
Meine Meinung:
Der Aufbau des Romans erschließt sich schnell. Er beginnt mit einem kurzen Prolog, an den sich etliche Kapitel anschließen. Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen: einmal im Jahr 1897 und einmal im Jahr 1973. Erzählt wird dabei im Wechsel aus zwei verschiedenen Ich-Perspektiven: der Sicht von Unni und der von Kåra.
In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman beeindruckt. Die Sprache ist atmosphärisch, intensiv und bisweilen fast poetisch. Die starken Bilder sind kreativ und anschaulich.
Die beiden Protagonistinnen, Kåra und Unni, sind einerseits ganz unterschiedliche Charaktere, weisen andererseits jedoch einige Gemeinsamkeiten auf. Beide sind dabei keine Sympathieträgerinnen. Beim Lesen kommt man ihrem Innenleben jedoch recht nahe.
Was den Inhalt angeht, ist die Geschichte düster, brutal und deprimierend. Die Themen sind unter anderem Armut, Elend, Gewalt und Verlust. Psychische Krankheiten spielen dabei eine wesentliche Rolle. Insgesamt wirkt der Roman ein wenig überfrachtet.
Auf den rund 450 Seiten ist die Handlung durchaus spannend, aber auch etwas redundant. Vor allem in der zweiten Hälfte bietet sie - trotz des eher unspektakulären Settings - unerwartet viel Dramatik, mehrere Überraschungen und eine Menge Action. Allerdings geht das zulasten der Realitätsnähe. Zudem empfinde ich den Roman zum Ende hin nicht als komplett schlüssig.
Der deutsche Titel unterscheidet sich erheblich vom schwedischen Original („Dit du går, följer jag“), das ich besser formuliert finde. Das verlagstypische, reduzierte Cover mit dem Pinienwald, ein Gemälde von Max Ducos, passt meiner Ansicht nach jedoch sehr gut.
Mein Fazit:
Meine hohen Erwartungen hat Lina Nordquist mit „Mein Herz ist eine Krähe“ nur auf sprachliche Ebene erfüllt. Ihren Debütroman kann ich leider nur bedingt empfehlen.