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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2019

Eine junge Liebe trotzt dem NS-Regime

Mehr als tausend Worte
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Mehr als tausend Worte war mein erstes Buch der Autorin Lilli Beck, ich habe jedoch schon viel Positives von ihr gehört.

Aliza ist Jüdin und lebt mit ihren Eltern und ihrem Bruder Anfang der 30er Jahre ...

Mehr als tausend Worte war mein erstes Buch der Autorin Lilli Beck, ich habe jedoch schon viel Positives von ihr gehört.

Aliza ist Jüdin und lebt mit ihren Eltern und ihrem Bruder Anfang der 30er Jahre in Berlin. Sie ist mit Fabian verlobt, einem Deutschen, dessen Eltern eine Parfümerie besitzen. Das Leben in Deutschland wird für Juden immer schwieriger, so dürfen manche Berufe nicht mehr ausüben, nicht mehr überall einkaufen, schließlich werden Geschäfte verwüstet und Menschen angegriffen. Juden müssen ihre Häuser und Wohnungen aufgeben, so auch Alizas Familie. Alizas Eltern beschließen, dass es für Aliza in Deutschland zu gefährlich wird und schicken ihre Tochter nach England. Das dafür benötigte Geld bekommen sie vom Blockwart Karoschke, der sich im Gegenzug ihr Haus unter den Nagel reißt. In England muss sich Aliza ein neues Leben aufbauen, während Fabian zum Wehdienst verpflichtet wird. Werden sich die Beiden jemals wiedersehen?

Das Buch hat auf jeden Fall gute Ansätze. Es beschreibt eindringlich die ausweglose Situation vieler Juden zur damaligen Zeit in Deutschland und warum es für viele unmöglich war, das Land zu verlassen. Auch das Leben einer deutschen Jugendlichen in England mit den damit verbundenen Schwierigkeiten wie Hass und Anfeindungen wird anschaulich dargestellt. Ein zentrales Problem waren für mich jedoch die beiden Hauptfiguren Aliza und Fabian, mit denen ich einfach nicht warm wurde. Aliza war für mich von Anfang an sehr ichbezogen, während ich Fabian eher langweilig fand. So konnte mich auch ihre Liebesgeschichte nicht berühren, ich war eher genervt von den Liebesschwüren. Leider muss ich sagen, dass die Hauptfigur sich auch nicht wirklich weiterentwickelt, sie bleibt für mich naiv und egoistisch. Über eine Wendung in der Geschichte habe ich mich auch ziemlich geärgert, das war zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Ich kann jedoch nicht näher darauf eingehen, ohne zu spoilern. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich gut lesen, bei einigen Szenen hatte ich wirklich das Gefühl, dabei zu sein.

Fazit: Mein erstes Buch von Lilli Beck konnte mich leider nicht überzeugen. Ich fand die Hauptpersonen unsympathisch, die Liebesgeschichte hat mich nicht berührt. Die interessanten Ansätze nahmen leider zu wenig Raum in der Geschichte ein.

Veröffentlicht am 30.07.2019

Schöne Idee, die Umsetzung überzeugt nicht ganz

Abenteuer in der Stadt
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Das Kinderbuch „Abenteuer in der Stadt“ stammt aus der Feder der Autorin und Illustratorin Joanne Liu. Das Buch kommt mit sehr wenig Text auf, nur auf der ersten und der letzten Seite befinden sich ein ...

Das Kinderbuch „Abenteuer in der Stadt“ stammt aus der Feder der Autorin und Illustratorin Joanne Liu. Das Buch kommt mit sehr wenig Text auf, nur auf der ersten und der letzten Seite befinden sich ein paar Sätze. Diese Tatsache gefällt mir sehr gut, sowohl Kind als auch Vorlesender können so ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Im Buch geht es um Max, der für seine Mutter einen Brief zum Briefkasten bringen soll. Den muss er aber erstmal suchen und diese Suche entwickelt sich zu einem Abenteuer in der Stadt, bei dem Max allerlei spannende Dinge entdeckt.

Das Buch wirkt zunächst einmal sehr bunt und fröhlich, wie von Kinderhand gemalt. Beim gemeinsamen Anschauen mit meiner 2,5 Jahre alten Tochter sind mir aber doch einige Dinge unangenehm aufgefallen. Manche Bilder finde ich zu bunt und dadurch überfrachtet, manche wirken wiederum recht düster. Es gab außerdem mehrere Details auf den Bildern, die meine Tochter nicht erkennen und verstehen konnte, sogar mir ging es bei einem Bild so (ich vermute, dass es sich um Max handeln soll, der von Autoscheinwerfern angestrahlt wird). Meine Tochter zeigte leider wenig Interesse, sich dieses Buch ein weiteres Mal anzuschauen.

Fazit: Mir gefällt die Idee, das Besondere im Alltäglichen zu suchen, gerade durch Kinderaugen kann man die Welt ja nochmal neu entdecken. So hätte es bei diesem Buch auch sein können, aber meiner Meinung nach hapert es bei der Umsetzung, mir fehlt da die Natürlichkeit, ich finde die Bilder ein bisschen zu künstlich. Deshalb gibt es von mir 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 17.06.2021

Leider nicht mein Fall

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
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Das Autorenduo, das unter dem Pseudonym Helene Sommerfeld schreibt, stand bisher für mich für gute Unterhaltung. Mit ihrer Trilogie um die Ärztin Ricarda konnten die beiden mich begeistern und ich habe ...

Das Autorenduo, das unter dem Pseudonym Helene Sommerfeld schreibt, stand bisher für mich für gute Unterhaltung. Mit ihrer Trilogie um die Ärztin Ricarda konnten die beiden mich begeistern und ich habe gehofft, dass sie mit der Reihe um die Polizeiärztin Magda daran anknüpfen würden. Leider ist das nicht der Fall.
Magda ist Ärztin, verliert in jungen Jahren ihren Mann und entschließt sich daraufhin in Berlin eine Stelle als Polizeiärztin anzunehmen. Sie erkennt schnell, dass das Leben von vielen Menschen in Berlin von bitterer Armut geprägt ist. Besonders das Schicksal der Kinder berührt Magda dabei und sie beginnt, sich für sie einzusetzen. Auf der anderen Seite begegnen wir Celia, sie ist die Tochter von Magdas Pensionswirtin, reich aber unglücklich verheiratet. Celia möchte sich von den Fesseln dieser Ehe befreien und strebt ein Medizinstudium an.
Am meisten hat mich bei diesem Buch gestört, dass immer wieder die grausamen Schicksale von Kindern thematisiert werden. Darauf war ich nicht vorbereitet und seitdem ich selbst Kinder habe, verkrafte ich das einfach nicht mehr. Ich habe auch nicht verstanden, warum Magda immer wieder mit Kindern zu tun hat, wo sie doch Polizeiärztin ist und keine Kinderärztin. Leider hat mir das die Lust am Lesen verdorben. Mit den Charakteren bin ich bis auf Magda auch nicht so richtig warm geworden.

Fazit: Den Autoren gelingt es auf jeden Fall, die Atmosphäre von Berlin in den 20er Jahren anschaulich zu beschreiben. Wer kein Problem damit hat, viel über Kinderarmut und Gewalt gegen Kinder zu lesen, dem kann ich das Buch empfehlen. Für mich war es leider nichts, deswegen nur 2 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 16.05.2021

Zu viel gewollt

Die Erfindung der Sprache
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Adam kommt in den 80er Jahren als Sohn von Oda und Hubert auf der Insel Platteoog zur Welt. Er ist ein Frühchen, hat autistische Züge und hinkt seinen Altersgenossen in vielem hinterher. Obwohl er erst ...

Adam kommt in den 80er Jahren als Sohn von Oda und Hubert auf der Insel Platteoog zur Welt. Er ist ein Frühchen, hat autistische Züge und hinkt seinen Altersgenossen in vielem hinterher. Obwohl er erst spät sprechen lernt, fasziniert ihn die Sprache. Als er dreizehn ist, verschwindet sein Vater Hubert spurlos, seine Mutter verstummt daraufhin. Viele Jahre später ist Adam Sprachwissenschaftler in Berlin, liebt die Zahl 7 und hat Probleme mit Veränderungen. Andere Menschen sind ihm immer noch oft ein Rätsel. Eines Tages alarmiert ihn seine Großmutter Leska: seine Mutter hatte einen Zusammenbruch, nachdem sie in dem Buch „Die Erfindung der Sprache“ auf einen Hinweis auf ihren verschwundenen Mann gestoßen ist. Adam überwindet seine Abneigung gegen Veränderungen, sucht zunächst die Autorin des Buches und macht sich mit ihrer Hilfe auf die Suche nach seinem Vater.
Ich hatte recht hohe Erwartungen an das Buch, zum einen weil es aus der Feder von Anja Baumheier stammt, zum anderen weil ich skurrile Familiengeschichten mag und Sprache liebe! Leider konnte das Buch meine Erwartungen nicht erfüllen. Meiner Meinung nach hat die Autorin ein bisschen zu viel gewollt. Ja, Sprachspiele sind schön, ich mag Bücher mit außergewöhnlicher Sprache, aber wenn es zu viel wird, kann es einem das Lesen verleiden. Genauso ging es mir mit den Figuren. Sie hatten allesamt so viele merkwürdige Eigenschaften, dass sie dadurch für mich nicht mehr lebensecht wirkten, ich konnte keine Verbindung zu ihnen aufbauen.

Fazit: Ich finde, die Autorin hat zu viel gewollt, sowohl bei der Sprache als auch bei den Figuren wäre weniger mehr gewesen. So kann ich für das Buch leider keine Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 28.01.2021

Gute Idee, schwache Umsetzung

ON:OFF
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Eleonor, genannt Nora, arbeitet für den Konzern Neurogaming Systems (NGS), die sich zum Ziel gesetzt haben, ihren Kunden ein ganz neues Spielerlebnis bieten zu können: keine Konsole, kein 3D, auch keine ...

Eleonor, genannt Nora, arbeitet für den Konzern Neurogaming Systems (NGS), die sich zum Ziel gesetzt haben, ihren Kunden ein ganz neues Spielerlebnis bieten zu können: keine Konsole, kein 3D, auch keine virtuelle Realität – nein, DIE Realität, die man durch den Körper eines anderen Menschen erleben kann! Egal ob Bungeejumping, Fallschirmspringen oder als Rockstar auf der Bühne stehen, mit NGS soll das alles möglich werden und zwar ganz ohne Risiken für einen selbst! Nora arbeitet als Regulator, sie nähert sich den Testpersonen (den Links), die später ihren Körper für NGS zur Verfügung stellen sollen und leitet die Synchronisation ein. Bei ihrer letzten „Synchro“ ist allerdings etwas gewaltig schiefgelaufen und Nora beginnt sich zu fragen, ob bei NGS alles mit rechten Dingen zugeht. Darüber hinaus ist ihre neue Testperson Alex verdammt attraktiv und Nora entwickelt Gefühle für ihn, was jedoch strengstens verboten ist.

Ich liebe Dystopien und ich mag Bücher, in denen es um Computerspiele oder Ähnliches geht, dieses Buch schien also genau mein Fall zu sein. Leider wurde ich sehr enttäuscht. Von einer Dystopie kann man hier eigentlich gar nicht sprechen, denn das Worldbuilding, also der Weltenaufbau, fehlt völlig. Man erfährt nicht, zu welcher Zeit das Buch spielt und wie die Welt dann aussieht, der einzige dystopische Aspekt ist die Firma NGS und das Konzept des Neurogamings, also das Erleben der Realität im Körper eines anderen Menschen. Beides, sowohl Firma als auch das „Spiel“ werden aber meiner Meinung nach unzulänglich beschrieben, es gibt nur spärliche Informationen darüber, wie das nun alles funktionieren soll. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Charakterisierung der Figuren. Nora erschien mir zunächst erstmal viel älter als siebzehn, später verhält sie sich allerdings so naiv, dass sich diese Einschätzung relativierte. Man erfährt aber viel zu wenig über ihre Persönlichkeit und ihre Motivation für diese Firma zu arbeiten. Das Konzept des Spiels besteht darin, komplett in einen anderen Menschen einzudringen und ihn jeglicher Privatsphäre zu berauben, ohne dass dieser etwas davon weiß. Dafür muss man schon sehr kaltschnäuzig sein, was Nora ziemlich unsympathisch macht. Leider blieb auch ihr Verhalten für mich komplett unglaubwürdig. Schon recht früh im Verlauf der Geschichte erfährt sie Ungeheuerliches über die Firma, sie sollte eigentlich um ihr Leben fürchten, stattdessen arbeitet sie weiter und führt Gespräche mit vermeintlichen Mördern! Die Autorin hat es leider auch nicht geschafft, mir Noras Gefühle glaubhaft zu vermitteln, das wirkte einfach nicht echt.

Auch dem Schreibstil konnte ich nicht viel abgewinnen. Ich habe nicht gezählt, wie oft sich jemand auf die Lippe biss, aber es war jedenfalls zu oft!
Die Altersempfehlung kann ich nicht gutheißen, für Vierzehnjährige finde ich das Buch zu brutal.

Fazit: Die Idee birgt gute Ansätze, aber an der Umsetzung hapert es leider. Zwei Sterne gibt es, weil sich das Buch flüssig lesen ließ und spannend war. Von mir gibt es leider keine Leseempfehlung.

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