Interessante Themen in etwas durchwachsener Darstellung
Eine Handvoll SenfkörnerDiese Fortsetzung von „Gelber Krokus“ erzählt vom Schicksal der Familien von Mattie und Lisbeth im Jahr 1868:
Matties Tochter Jordan arbeitet als Lehrerin im liberalen Ohio und engagiert sich für die ...
Diese Fortsetzung von „Gelber Krokus“ erzählt vom Schicksal der Familien von Mattie und Lisbeth im Jahr 1868:
Matties Tochter Jordan arbeitet als Lehrerin im liberalen Ohio und engagiert sich für die Rechte der Frauen. Dass es sich bei ihrer Familie um ehemalige Sklaven handelt, interessiert sie dagegen wenig, scheint deren Befreiung doch bereits erreicht. Als sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder nach Virginia reist, ist sie daher von den dortigen Verhältnissen schockiert.
Zur selben Zeit ist auch Lisbeth, die zu ihrer früheren Amme Mattie noch immer ein freundschaftliches Verhältnis pflegt, gemeinsam mit ihren Kindern dort zu Besuch, weil ihr Vater im Sterben liegt. Sie hofft auf eine Aussöhnung mit ihrer Mutter und ihrem Bruder, doch die familieninternen Differenzen und Kränkungen gehen tief.
Diese Geschichte wird abwechselnd aus Jordans und Lisbeths Perspektive erzählt. Sie liest sich flott und ich konnte mich überwiegend gut in die Protagonistinnen hineinversetzen und etwa ihre Beklemmung angesichts der schlimmen Folgen des Bürgerkrieges für die Bevölkerung oder Jordans Entsetzen darüber, dass die Zustände in den Südstaaten so anderes sind als sie es gewöhnt ist, mitempfinden.
Gerade letzteres wirkt aber auch bisweilen etwas übertrieben. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es im Ohio des 19. Jahrhunderts so gar keine Ressentiments gegenüber dunkelhäutigen Menschen gegeben hat, und vermute daher, dass die dortige Situation beschönigt wird, um den Kontrast zum „bösen“ Virginia zu betonen.
Auch sonst gibt es in der Handlung einiges, was unrealistisch wirkt. Beispielsweise der „Showdown“ mit viel unnötigem Hin und Her am Ende oder die Suche nach zwei verschwundenen Mädchen.
In anderen Zusammenhängen wird dagegen vieles zu harmonisch dargestellt oder werden Ausgangssituationen mit Konfliktpotential nicht weiterverfolgt.
Alles in allem ist die Lektüre nichtsdestotrotz unterhaltsam und es werden auch interessante Themen angesprochen – beispielsweise unterschiedliche Weltanschauungen innerhalb von Familien und deren Auswirkungen oder die Frage, wie die rechtliche und tatsächliche Gleichstellung aller Bürger erreicht werden kann.
Man hätte aber eventuell mehr daraus machen können.