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SofieWalden

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Veröffentlicht am 04.07.2021

Der Mensch und das Leben und ganz viel Melancholie

Von hier bis zum Anfang
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Cape Haven ist ein herrliches kleines Örtchen. Hier zu leben muss wunderbar sein und doch haben seine Einwohner ihre Lasten zu tragen und das Leben macht sie zu den Menschen, die sie nun mal sind. Hier ...

Cape Haven ist ein herrliches kleines Örtchen. Hier zu leben muss wunderbar sein und doch haben seine Einwohner ihre Lasten zu tragen und das Leben macht sie zu den Menschen, die sie nun mal sind. Hier lebt Walk, der hiesige Polizist, ein feiner Kerl, der noch an das Gute im Menschen glaubt und auch wenn die Ereignisse von vor 30 Jahren und seine Folgen es ihm schwer machen, lässt er sich davon nicht abbringen. Jetzt ist er auf dem Weg, um seinen Freund aus Jugendtagen, Vincent King, abzuholen, aus dem Gefängnis, in dem er für eben jenes Ereignis, den Tod der kleinen Sissy Radley, 30 Jahre Haft verbüßt hat. Walk ist ihm in all der Zeit verbunden geblieben, auch wenn Vincent ihm in den letzten fünf Jahren verboten hat, ihn zu besuchen. Nun ist er wieder frei und wird fortan in seinem jetzt leerstehenden Elternhaus in Cape Haven wohnen, das Haus wieder herrichten und versuchen, weiter zu leben mit der Bürde dessen, was geschehen ist. Damals vor so langer Zeit waren sie alle, Walk, Vincent, Star, die älte Schwester von Sissy und Vin's Freundin und ein paar andere, die auch jetzt noch in dem Ort leben und ihren Berufen und ihren Leben nachgehen, gerade dabei, in die Erwachsenenwelt hinauszutreten, als es passierte und dann war für eben den einen das Leben sozusagen vorbei, ehe er überhaupt eine Chance hatte, damit zu beginnen. Auch Star lebt noch hier, mit zwei Kindern, wechselnden Männern und mächtigen Problemen, das Leben auf der Reihe zu halten. Ihre ältere, die dreizehnjährige Duchess, ist die Erwachsene im Haus, kümmert sich unendlich liebevoll um ihren kleinen Bruder und hält ihre Mutter davon ab, dass ihre Versuche, sich das Leben zu nehmen, erfolgreich sind. Und dann, dann ist Star trotzdem tot, ermordert und Vincent sitzt an einem Tisch, neben der Leiche und sagt gar nichts. Er wird festgenommen und alle meinen, er ist es gewesen, aber aus seinen ganz eigenen Gründen plädiert er für nichtschuldig. Und nur einer glaubt daran, sein echter, ehrlicher Freund Walk.
Diese Geschichte ist spannend, wie sie sein sollte, unendlich berührend durch das Schicksal seiner Protagonisten, so traurig wie sie das Leben nun mal schreibt und so stark umhüllt von einer tiefen Melancholie, die Walk, ein allerbester Mensch seiner Zeit, mit einer zunehmden Würde mit sich trägt, trotz all der 'Ungerechtigkeit', der er sich ganz persönlich ergeben muss.
Ein tief bewegendes Buch, einfach etwas ganz Besonderes.

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Veröffentlicht am 04.07.2021

Das ostdeutsche Land und die Geschichte seiner Menschen

Raumfahrer
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Hier erleben wir nicht die Geschichtsbuchvariante des Lebens im Osten Deutschlands, zu Zeiten der DDR und danach. Hier erfährt man das wahre Erleben dieser Menschen, dazu den Umbruch durch die Vereinigung ...

Hier erleben wir nicht die Geschichtsbuchvariante des Lebens im Osten Deutschlands, zu Zeiten der DDR und danach. Hier erfährt man das wahre Erleben dieser Menschen, dazu den Umbruch durch die Vereinigung zu unserer heutigen Bundesrepublik. Was verändert sich wie versprochen zum Besseren, wer wurde vergessen in diesem Spiel.
Da ist Jan, geboren genau in diesem Jahr 1989 und er arbeitet in einem Krankenhaus in Kamenz, einem vergessenen Ort mit vergessenen zurückgelassenen Menschen. Lebendig ist hier so gut wie nichts mehr und auch das marode Krankenhaus wird es bald nicht mehr geben. Jan lebt mit seinem Vater zusammen, der auf nichts mehr hofft, nichts mehr erwartet und sich in der Tristesse seines Lebens eingerichtet hat. Eines Tages jedoch geschieht tatsächlich etwas. Einer von Jans Patienten übergibt ihm eine Schachtel mit Bildern und Dokumenten, die ihn ungeahnt aufrütteln, ihn dazu bringen, zu erfragen, nachzuforschen, und so mehr zu erfahren, über das Leben vor seiner Zeit, vor der so lang erwünschten Vereinigung und damit auch über die Vergangenheit seiner Eltern in der Nachkriegszeit.
Dies ist ein besonderes Buch, ein Roman, der einerseits ganz nah dran ist, an dem, wie es damals in der Nachkriegszeit, in der DDR wirklich war, ganz unten angesetzt, fernab des 'politischen Scheins', bei den Menschen selbst, den Zwängen, der 'Unterdrückung', der Hoffnung und der Hoffnungslosigkeit und dem sich sich schließlich darin ergeben. Und dann ist da dieses sozusagen 'im Raum schweben', über ganze Kapitel ohne viel Handlung und ganz ohne Halt an irgendetwas, schwebt man als Leser 'wie ein Raumfahrer' mit durch die Zeit, mit den Gefühlen und Erinnerungen der Menschen in dieser Geschichte.
Man muss sich einlassen auf diese 'Eigenartigkeit' der Geschichte, aber der Autor mit seinen kurzen Kapiteln und seinem sehr fließenden Schreibstil macht es einem dabei leicht. Und ganz dem Titel des Romans entsprechend, ist man sehr schnell eingefangen in diese begrenzte Grenzenlosigkeit von Raum und Zeit, sehr unmittelbar und die Geschichte lebt.

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Veröffentlicht am 20.06.2021

Toller Beginn einer neuen Krimireihe, Nr. 1 in Schweden

Nachttod
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Hanna Duncker, die Ermittlerin dieser neuen Krimireihe, kehrt in das Dorf ihrer Kindheit zurück und nicht nur ihr erster Fall vor Ort knüpft an ihre eigene Vita in der alten Heimat an, denn der erstochene ...

Hanna Duncker, die Ermittlerin dieser neuen Krimireihe, kehrt in das Dorf ihrer Kindheit zurück und nicht nur ihr erster Fall vor Ort knüpft an ihre eigene Vita in der alten Heimat an, denn der erstochene junge Mann ist der Sohn ihrer ehemaligen Freundin. Noch um einiges schwerer wiegt das Verbrechen, das ihr eigener Vater vor vielen Jahren hier begangen hat. Er hat einen Menschen ermordert und saß dafür 16 Jahre im Gefängnis. Nach seiner Entlassung ist er dann gestorben, aber die Geschichte ist natürlich nicht vergessen und dass Hanna, jetzt ja selbst auf der Seite der Polizei, nun zusammen mit ihrem Kollegen Erik Lindgren, einem im Gegensatz zu ihrer eigenen Person, sehr offenen komunikativen Mann, sozusagen an den Ort des Verbrechens zurückkehrt, das reißt Wunden auf und macht das Ermitteln nicht gerade leichter. Aber letztendlich focussiert sich die Handlung der Geschichte doch, was vom Ansatz her so nicht unbedingt zu erwarten war, aber durchaus positiv zu bewerten ist, sehr auf den eigentlichen Mordfall selbst, den das neue recht gegensätzliche Ermittlerduo hier zu lösen hat.
Ein wirklich spannender Kriminalroman, der bis hin zur Auflösung sehr überzeugend rüber kommt und seine Meriten als Nr. 1 Erfolg in Schweden durchaus verdient. Und, so soll es ja auch sein, ich freue mich schon auf den nächsten Auftritt des neuen Ermittlerpaars. Da wird es sicherlich noch sehr interessante Einblicke ins Private geben. Einfach mal sehen, wo sie der gemeinsame Weg hinführt.

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Veröffentlicht am 20.06.2021

Das Dunkel dahinter, Schritt für Schritt kommt es ans Licht

Mohnblumentod
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Die schwedische Kommissarin Charlie Lager hat einen neuen Fall. Es ist der inzwischen dritte der Buchreihe, den sie mit den Lesern teilt. Ein Baby wird entführt: Es gibt aber keine Lösegeldfordreung. Was ...

Die schwedische Kommissarin Charlie Lager hat einen neuen Fall. Es ist der inzwischen dritte der Buchreihe, den sie mit den Lesern teilt. Ein Baby wird entführt: Es gibt aber keine Lösegeldfordreung. Was also steckt dahinter, was verbergen die Angehörigen des Babys, wo liegt das Motiv? Nur sehr langsam gräbt sich die Kommissarin durch eine Wand des Schweigens und wenn einmal eine Aussage erfolgt, stellt sich das meist als ein Intrigenspiel aus Lügen und Halbwahrheiten heraus. Dazu kommt, das Charlie auch private Verbindungen zu einem Geschehen hat, das sich letztendlich als dem Fall zugehörig herausstellt, auf sehr tragische Weise.
Dieser Thriller bietet absolut spannende Unterhaltung, wobei man sich darauf einstellen muss, das hier schon richtig schwere Kost serviert wird. Da tun sich wahre Abgründe auf, also nichts für zarte Gemüter. Dazu packend erzählt und geadelt mit dem richtigen Tatsch nordischen Flairs, eine vollkommen runde Sache!

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Veröffentlicht am 20.06.2021

Der Kampf, dazuzugehören, seinen Platz zu finden in einem zerrissenen Land

Das Land der Anderen
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Die französisch-marokkanische Schriftstellerin Leila Slimani, Preisträgerin des Prix Goncourt, erzählt hier eine Geschichte. Es ist ein Roman, aber er basiert auf dem Leben ihrer Großmutter.
Die Elsässerin ...

Die französisch-marokkanische Schriftstellerin Leila Slimani, Preisträgerin des Prix Goncourt, erzählt hier eine Geschichte. Es ist ein Roman, aber er basiert auf dem Leben ihrer Großmutter.
Die Elsässerin Mathilde, eine stattliche große junge Frau,lernt am Ende des zweiten Weltkriegs den in Diensten der französischen Armee stehenden Offizier Amine Belhaj kennen, als dessen Regiment in ihr Dorf einmarschiert, als gefeierter Befreier. Der Marokkaner und die vor Lebenslust und Energie strotzende Mathilde heiraten und sie begleitet ihren Mann nach Marokka, wo er auf dem von seinem Vater geerbten Stück Land weit außerhalb der nächsten Stadt ein blühendes Anwesen erschaffen will. Als sie dort ankommen, ist dies für Mathilde erst einmal ein Schock. Außer einer armseligen Hütte gibt es nichts, aber sie kremmelt die Arme hoch und versucht, ihrem Mann und ihrer Erstgeborenen Aicha ein Zuause zu schaffen. Ihr Mann ist von Sonnenaufgang bis zum späten Abend für sein Gut unterwegs, er plant, stellt Leute ein und arbeitet ohne Unterlass, um die Äcker zu bestellen. Von der in der in einiger Entfernung lebenden Familie ihres Mannes wird Mathilde freundlich aufgenommen, aber die unterschiedlichen Kulturen, ihre Herkunft als Französin - Frankreich agiert immer noch als Kolonialmacht in diesem Land – es ist nicht einfach, das Leben in Marokko, in dieser zerrissenen, nach Freiheit und Autarkie strebenden Gesellschaft. Die Außergewöhnlichkeit ihrer Beziehung als arabisch-französiches Paar macht es ihr schwer, dazuzugehören, wozu auch immer. Ihr Mann fühlt sich trotz der erduldeter Demütungen den Franzosen verbunden, ist gleichzeitig aber tief in seiner eigenen familiären und kulturellen Heimat verwurzelt. Sie dagegen wird akzeptiert, gehört teilweise sogar ein wenig 'dazu', aber zuhause fühlt sie sich hier nicht. Sie kämpft sich durch die Jahre, bekommt einen Sohn, sucht ihren Weg, was möglich ist, in diesem Aufeinandertreffen und Miteinander zwischen ihnen beiden, Anime und Mathilde, als Mann und Frau. Sie denkt, vielleicht hat sie ja ihren Platz gefunden, aber von außen wird es schwerer. Die Marokkaner, vor allem die jungen, wollen die Freiheit für ihr Land und Frankreich bewegt sich nur langsam. Viele Franzosen leben hier. Sie haben hart gearbeitet, sich ihre Ländereien aufgebaut. Marokko ist auch ihr Zuhause geworden und ihren Besitz wollen sie auf keinen Fall aufgeben.
Dieser Roman, er zeigt das Leben auf, in einem zerrissenen Land, das eine Zukunft sucht, seine Zukunft. Und geradezu symbolisch, mitten in diesem 'Glutofen' des Aufeinanderprallens von Kulturen, von Interessen, der Forderung nach Selbstbestimmtheit und Freiheit, lebt Mathilde, mutig und stark und gewillt, Kompromisse zu schließen und Einvernehmen zu erzielen, aber der Vulkan brodelt und steht kurz vor der Explosion.
Ein starkes Buch, ein Stück Geschichte, ein Leben.

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