Mia hat ihren ersten Geburtstag hinter sich und ihre Eltern die durchwachten Nächte, da kündigt sich Kind Nr. 2 an. Eigentlich möchte Mia ihre Eltern gar nicht teilen und dann ist es auch "nur" ein Junge, schade! Mama will wieder arbeiten, Papa bleibt zu Hause und Mia soll in die Kita abgeschoben werden. Aber ohne Mia!
Ohne Vorkenntnis des Vorgängerbuchs "Fuck the Möhrchen" habe ich dieses Buch gelesen und wurde locker, lustig und voller Ironie auf den herrschenden Erziehungswahn unterhalten. Alles muss Bio sein, ökölogisch einwandfrei, ohne chemische Zusätze, kein Nuckel und ja keine zu frühen Ernährungssünden und das alles mit gleichzeitiger beruflicher Selbstverwirklichung der Mutter. Ja, so suboptimal stellt man sich die Aufzucht seiner Kinder natürlich zu gern vor, das klappt so aber nicht immer.
Barbara Ruscher gibt amüsante Einblicke in das tägliche Leben einer biologisch korrekten Familie aus der Sicht der frühgeförderten Tochter Mia. Die spricht und denkt allerdings völlig erwachsen, manchmal fast schon intellektuell, aber meistens sehr witzig und humorvoll, weil hauptsächlich reichlich überspitzt und mit einer Sichtweise über die heutigen Anforderungen junger Eltern. Das Familienleben dreht sich um Biokost, Ökokleidung, zweisprachige Erziehung, keine Eingrenzung von kindlicher Kreativität oder Laune und freie Entfaltung von Mutter und Kind.
Diese Themen und Begebenheiten in der Familie werden teilweise sehr überzogen beschrieben, was aber genau den komischen Effekt entstehen lässt. Denn durch die Beschreibung mancher Lebensmomente erkennt man das teilweise irrationale Verhalten mancher Erwachsener sehr genau wieder. Es wird dem Leser praktisch vor Augen gehalten, was bei der Erziehung falsch laufen kann, welche Werte und Forderungen heute an Eltern, Kind und Familie gestellt werden.
Ich konnte mich sehr gut amüsieren, manches habe ich einfach nicht so wichtig genommen, aber im Grunde ist dieses Buch eine echt gute humorvolle Unterhaltung.
Das Buch ist in 40 kurze Kapitel eingeteilt, Nr. 19 heißt: Das Grauen hat einen Namen: Fritz
Und so erzählt Mia ironisch, komisch, kaum selbstkritisch und manchmal auch herrlich übertrieben, was ihr Alltag so hergibt. Sie hält mit ihren Äußerungen und Gedanken den Erwachsenen einen Spiegel vor. Durch die Großeltern kommen auch die Werte der vorherigen Generation ins Spiel, die Unterschiede sind nicht so gewaltig, auch wenn sie manchen jungen Menschen so vorkommen. Dabei versteht Mia natürlich viele Dinge gar nicht richtig, weil ihr die emotionale Reife dafür fehlt. Es geht um Beziehungsprobleme von jungen Eltern, die gern mehr Zeit auch für ihre Zweisamkeit haben wollen, um Erziehungsmaßnahmen, um das Erlernen von sozialem Verhalten von Kleinkindern untereinander.
Manche Teile des Buches fand ich abgedreht, manche völlig zutreffend, nicht alle konnten mich mit ihrem Witz erreichen. Dieses Buch sollte man sich in kleinen Häppchen zu Gemüte führen, im Ganzen ist es vielleicht etwas viel und die lustige Wirkung verpufft im Gegenteil.
Häppchen- und kapitelweise ist das Buch total lustig, im Ganzen vielleicht etwas viel. Humorvolle Einblicke in ein Familienleben für Zwischendurch.