Cover-Bild Eine englische Ehe
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 01.03.2017
  • ISBN: 9783492057912
Claire Fuller

Eine englische Ehe

Roman
Susanne Höbel (Übersetzer)

Eigentlich hatte sie andere Pläne. Ein selbstbestimmtes Leben, Reisen, vielleicht eine Karriere als Schriftstellerin. Doch als sich Ingrid in ihren Literaturprofessor Gil Coleman verliebt und von ihm schwanger wird, wirft sie für ihn all dies über Bord. Gil liebt seine junge Frau, und dennoch betrügt er sie, lässt sie viel zu oft mit den Kindern in dem kleinen Ort an der englischen Küste allein. In ihren schlaflosen Nächten beginnt sie, Gil heimlich Briefe zu schreiben. Statt ihm ihre innersten Gedanken anzuvertrauen, steckt sie ihre Briefe in die Bücher seiner Bibliothek und verschwindet schließlich auf rätselhafte Weise. Zwölf Jahre später glaubt Gil, seine Frau wieder gesehen zu haben - und ihre gemeinsame Tochter Flora, hin und her gerissen zwischen Hoffnung und Verzweiflung, beginnt nach Antworten zu suchen, ohne zu ahnen, dass sie nur die Bücher ihres Vaters aufschlagen müsste, um sie zu erhalten ...
 

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.08.2017

Die Poesie des Niedergangs

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Ingrid Coleman verschwindet spurlos. Ertrunken, glauben viele. Auch Selbstmord wird in Betracht gezogen. Doch war Ingrid tatsächlich derartig unglücklich?

Ihrem Mann Gil und den gemeinsamen Töchtern ...

Ingrid Coleman verschwindet spurlos. Ertrunken, glauben viele. Auch Selbstmord wird in Betracht gezogen. Doch war Ingrid tatsächlich derartig unglücklich?

Ihrem Mann Gil und den gemeinsamen Töchtern Flora und Nan bleibt ein seltsames Vermächtnis: In den aberwitzig vielen Büchern der Familie schlummern zahlreiche Briefe, die Ingrids Sicht der Dinge dokumentieren. Die Schriftstücke setzen Brief für Brief ein ungeahntes Bild zusammen.

Die Wahl des Verstecks erfolgte keineswegs zufällig: Gil ist Literaturprofessor und Autor eines erfolgreichen Skandalromans, Ingrid war einst seine Studentin. Die Liebe zur Literatur bildete den Grundstein ihrer Beziehung. Nachdem sie seinem Charme erlag, gab die junge Frau jedoch ihre eigenen schriftstellerischen Ambitionen auf und nahm stattdessen die Rolle der pflichtbewussten Hausfrau und Mutter an. Anschließend hat Ingrid Jahr für Jahr die Eskapaden ihres Ehemannes ertragen und das eigene Talent brachliegen lassen. Bis sie eines Tages zu einer morgendlichen Schwimmrunde aufbricht und nicht mehr zurückkehrt …

Jahre später ist Gil davon überzeugt, vom Fenster einer Buchhandlung aus seine totgeglaubte Frau zu sehen. Er jagt auf die Straße hinaus – und stürzt. Von Ingrid findet sich keine Spur und Gil ist schwer verletzt. Die Töchter eilen nach Hause, um den betagten Vater zu versorgen. Flora, die jüngere der beiden, ist fest entschlossen, nun endlich herauszufinden, was vor zwölf Jahren mit ihrer Mutter geschah: Ist Ingrid tatsächlich ertrunken?

Claire Fuller ist mit ihrem neuen Buch EINE ENGLISCHE EHE (Piper 2017) ein mitreißender Familienroman geglückt, in dem zwischenmenschliche Abgründe gekonnt ausgelotet werden. Die Perspektive Floras ist kunstvoll mit dem Bericht ihrer Mutter verwoben und die Sprache dabei so bildgewaltig, dass man beinahe das Rauschen des Meeres hört, in dem Ingrid einst abtauchte.

Eine klare Leseempfehlung! (DP)

Veröffentlicht am 05.07.2020

Nach einigen Anfangsschwierigkeiten hat es mich gepackt

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Gebundene Ausgabe: 359 Seiten
Verlag: Piper (1. März 2017)
ISBN-13: 978-3492057912
Originaltitel: Swimming Lessons
Übersetzung: Susanne Höbel
Preis: als HC vergriffen
als Taschenbuch, als E-Book und als ...

Gebundene Ausgabe: 359 Seiten
Verlag: Piper (1. März 2017)
ISBN-13: 978-3492057912
Originaltitel: Swimming Lessons
Übersetzung: Susanne Höbel
Preis: als HC vergriffen
als Taschenbuch, als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Nach einigen Anfangsschwierigkeiten hat es mich gepackt

Inhalt:
Die norwegische Studentin Ingrid Torgesen verliebt sich in ihren englischen Literaturprofessor, den Schriftsteller Gil Coleman. Die Beziehung steht von Anfang an unter keinem guten Stern. Doch Ingrid schafft den Absprung nicht und lässt sich in eine Ehe hineintreiben, die weder für sie noch für Gil gut ist. Und irgendwann verschwindet Ingrid. Hat sie die Familie klammheimlich verlassen? Oder ist sie tot? Zwölf Jahre später meint Gil, sie gesehen zu haben.

Meine Meinung:
Anfangs schien mir der Roman etwas zäh und langweilig. Die Geschichte, wie Ingrid sich in ihren Dozenten verliebt, empfand ich als nichts Besonderes. Doch zum Glück breche ich Bücher nur ganz selten ab, denn je weiter ich las, desto mehr konnte Claire Fuller mich fesseln. Es kommen stets mehr und mehr Geheimnisse ans Licht, die mich überraschten, obwohl sie gar nicht so außergewöhnlich sind. Aber durch die Art der Erzählung hatte ich einfach nicht damit gerechnet. Die Handlung wird immer komplexer und tiefgründiger. Diese Entwicklung hat mir sehr gut gefallen.

Im Prinzip gibt es zwei Handlungsstränge. In der Gegenwart erleben wir die Tage an der Seite von Flora, Ingrids und Gils jüngerer Tochter, die das Verschwinden ihrer Mutter noch nicht überwunden hat. Demgegenüber steht die Geschichte Ingrids, die in Briefform verfasst ist. Ingrid hatte diese Briefe für Gil geschrieben und in seinen Büchern versteckt. Sie erzählt darin von den Stationen ihrer Ehe aus ihrer Sicht.

Die Übersetzung ist nicht hundertprozentig rund. Zum Beispiel sagt im Deutschen niemand „Mobiltelefon“ im Alltagsgebrauch, sondern Handy. Doch davon abgesehen, habe ich es nicht bereut, zu diesem Roman gegriffen zu haben.

★★★★☆

Veröffentlicht am 04.04.2017

Szenen einer (englischen) Ehe

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"Eine englische Ehe" von Claire Fuller ist ein Débutroman, der (aus dem Englischen Original mit dem Titel "Swimming Lessons" übersetzt von Susanne Höbel) im Piper-Verlag als HC, gebunden mit Lesebändchen, ...

"Eine englische Ehe" von Claire Fuller ist ein Débutroman, der (aus dem Englischen Original mit dem Titel "Swimming Lessons" übersetzt von Susanne Höbel) im Piper-Verlag als HC, gebunden mit Lesebändchen, 2017 erschienen. Das schöne Cover, das sowohl im Original als auch auf Deutsch das Buchäußere ziert, passt sehr gut zu einer Frau, die es liebt, frühmorgens im Meer zu baden...
Der Roman beginnt im Prolog mit einer Szene, in der Gil Coleman, ein Literaturprofessor und angesehener Schriftsteller Anfang 40, seine seit vielen Jahren totgeglaubte Frau Ingrid zu sehen und kurz später verunglückt. Flora, seine jüngste Tochter und Nan, die Ältere, fahren zu ihrem Vater, da er in der nächsten Zeit nicht alleine sein kann....
Ingrid, die Studentin, die sich einst in ihren Professor Gil verliebte und mit ihm eine Liebesbeziehung einging, entgegen der Warnungen einiger Freunde diesen auch heiratete, verschwand spurlos und verließ die Familie, als Flora gerade 10 Jahre alt war. Auffallend ist hier der große Altersunterschied des Ehepaares, wobei Ingrid wusste, bevor sie die Ehe mit ihm einging, dass er als Frauenheld verschrien war. Gil sammelt zeitlebens Bücher wegen der Anmerkungen und Kritzeleien von Lesern oder Fotos, Quittungen etc. die sich oft in Büchern befinden, so ist sein Haus voller Bücher.Während Nan sich mit dem Verlust der Mutter abfindet und in deren Rolle schlüpft, trifft es die jüngere Flora umso heftiger, die sich fortan nach ihrer Mutter sehnt und in deren Kleider schlüpft...
In Rückblicken beschreibt Ingrid in Briefen an Gil, die sie stets (thematisch passend) in seine Bücher steckte und die seine häufige Abwesenheit und ihre Sehnsucht nach ihm bezeugen, die Anfänge ihrer Beziehung. Der zweite Erzählstrang handelt von Flora, die wohl vieles mit der Mutter gemeinsam hat und ebenso gerne frühmorgens im Meer schwimmen geht - die Familie lebt an der englischen Küste, der Strand ist unweit vom Haus. In den Worten Ingrids liegt anfangs eine gewisse Naivität, die ihrem Alter geschuldet ist - sie ist Anfang 20 - und der unschönen Situation, meist mit den Mädchen alleine zu sein, während Gil unter der Behauptung, sich mit Verlagsmitarbeitern zu treffen oder Besprechungen zu haben, seine Bücher betreffend, sie betrügt.
Als Nan, die erste Tochter, zur Welt kommt, wird Ingrid bewusst, dass nun die Idee, mit ihrer Studienfreundin Louise zu reisen und sich die Welt anzusehen, in weite unerreichbare Ferne rückt...
Während Floras Geschichte in der Gegenwart spielt, ihren Freund Richard mit einschließt, der für den erkrankten Vater eine Hilfe sein möchte und die morbiden Familienstrukturen, auch anhand diverser Reaktionen von Flora, erkennt, liest man immer mehr von Ingrids Briefen, die in die (eheliche) Vergangenheit reisen: Mich hat die Tatsache, dass der wesentlich ältere Gil mit einer solch jungen und lebensfrohen Frau eine Familie gründen wollte (für sein eigenes Ego?) und sie dann nicht nur alleine lässt, sondern auch betrügt, sehr an diesem Protagonisten geärgert: Seine Selbstsucht und auch die Verantwortungslosigkeit für beide Töchter sind anhand seines beschriebenen Verhaltens sehr ersichtlich; während er seine Familie kurzerhand an der Küste "parkt", vergnügt er sich gerne in London und führt im Grunde sein voriges Leben weiter, während Ingrid die Freiheit gesucht hatte und in ihrer Rolle als Mutter und Ehefrau gefangen war. Die einzige Freiheit findet sie beim allmorgendlichen Schwimmen im Meer, wo sie bis zur Boje schwimmt und - zurück.
Während gegen Ende des Romans die Emotionen hochschlagen, wird das neue Buch von Gil ein Erfolg - den er im Grunde seiner Frau Ingrid zu verdanken hat. Es folgt eine weitere Kränkung Ingrids...
Der Stil von Claire Fuller hat mir sehr imponiert und auch gefallen; sie erzählt in sensibler Sprache und eher leisen Tönen vom Schicksal einer jungen Frau, die in ein Leben "geschubst" wurde, das sie im Grunde gar nicht wollte. Statt einem eintönigen und verantwortungsvollen Eheleben wollte sie die Welt bereisen, Abenteuer erleben - und eigene Wünsche und Vorstellungen erfüllen. Diese tragische Entwicklung und das Schwimmen als Ausgleich und Ingrids Ausdruck von Lebensfreude und Freiheit durchziehen den gesamten Roman. Die Figur des Gil war mir sehr unsympathisch, da ich ihn selbstsüchtig, untreu und durch stete Abwesenheit glänzend beschrieben fand. Für Ingrid hätte ich mir ein Leben gewünscht, das nach ihren Vorstellungen hätte verlaufen können. Das Trauma , in diesem Falle die elementare Erfahrung des Verlusts der Mutter, kommt durch Flora sehr gut zum Tragen.
Andere Themen des Romans sind auch Verrat, Betrug, Verzweiflung, aber auch Freundschaft, die bei Jonathan sowohl zu Gil als auch zu Ingrid zutage tritt. Leider bleibt bis zum Ende unklar, ob Ingrid noch am Leben ist - oder dieses vielleicht selbst beendet hat. Ich habe da meine eigene Theorie...

Fazit:

Ein ernsthafter, durchaus lesenswerter und sehr sensibel geschriebener Roman über den verhinderten Lebensentwurf einer jungen Frau; tragisch, teils von Melancholie begleitet, dessen englischen Titel ich hier noch passender fand. Ich vergebe gerne 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Leser von Beziehungsromanen, die zum Nachdenken anregen.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Genau so stark begonnen, wie es zum Ende hin nachgelassen hat, leider

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Erster Satz: „Gil Coleman blickte aus dem Fenster der Buchhandlung im ersten Stock und sah seine tote Frau unten auf dem Gehweg.“ S. 5
Ich zitiere sonst keine ersten Sätze, aber hier geht es sogar auf ...

Erster Satz: „Gil Coleman blickte aus dem Fenster der Buchhandlung im ersten Stock und sah seine tote Frau unten auf dem Gehweg.“ S. 5
Ich zitiere sonst keine ersten Sätze, aber hier geht es sogar auf dieser Seite weiter: „Wenn er eine umgeknickte Ecke oder ein paar unterstrichene Zeilen entdeckte, hielt er einen Moment inne und blätterte dann weiter, als wollte er die Seiten ermuntern, ihm das zu offenbaren, was sich möglicherweise zwischen ihnen verbarg.“

Der Hintergrund? Ingrid studiert, und wie ihre beste Freundin und Mitbewohnerin Louise will sie vor allem nicht so werden wie ihre Mütter, sondern reisen, freier sein, Karriere machen, sich nicht opfern für Kinder, Küche, Kirche. Dann entbrennt Ingrid für ihren Dozentin Gil.

Die Handlung ist eine Mischung aus Briefroman und der Erzählebene in der Gegenwart. Die Briefe wechseln zwischen zwei weiteren Zeitebenen und sind ausschließlich von Ingrid geschrieben – schrittweise erzählt sie über den Beginn mit Gil sowie über das, was zum Ende der Beziehung geschah, denn Ingrid ist nicht mehr da. Sie verschwand, als die gemeinsamen Töchter 10 und 15 Jahre alt waren. Doch Ingrid hat die Briefe nie abgesendet, stattdessen benutzte sie die vielen Bücher im Hause als eine Art „tote Briefkästen“.

Es gibt so vieles, was mich im Einstieg faszinierte: etliche Sätze zum Herausschreiben, besonders zu Buch- und Beziehungsthemen, das Konzept des „gemischten“ Briefromans, bei dem man gar nicht bemerkt, dass es einer ist, verschiedene Motive wie das Schwimmen von Tochter Flora und Ingrid, die Geschwisterbeziehung, die verstreuten Zähne, die Briefe passend zu den Buchverstecks-Titeln, die wiederholte Frage „was ist das Schlimmste, das passieren könnte“, Gils Idee von Familie und die Realität. Das trug etwa vier Fünftel des Buches ganz gut. Ganz gut? Es war etwas viel, denn dazu kamen noch diverse Hausfreunde, nackt zu schwimmen um jeden Preis oder synästhetische Beschreibungen zu Flora (S. 209 „Zeichnen war für sie der Geruch von Sahne, ein klumpiges, buttriges Gelb.“) Endgültig überzogen wurde es mir dann mit dem Schluss, der unbedingt einen letzten Auftritt (fast?) aller beinhalten musste, einen seltsamen Abgang (wer präferiert Feuer außer Gestörten?), Friede-Freude-Eierkuchen im Schreibhaus, ein Versanden der genannten Motive (was ist denn nun das Schlimmste, was passieren kann; wozu die Synästhetik, weshalb Nans angedeutete sexuelle Orientierung, usw.) sowie die Frage, um was es denn nun wirklich gehen sollte im Buch: war Ingrid nun depressiv oder naiv oder egoistisch oder (spät) entschlossen oder… und so geht es nun dummerweise zu jeder anderen aufgeworfenen Frage im Buch. Dummerweise hatten Lektorat und/oder Übersetzung geschlampt, einige Aussagen passten nicht zueinander, zum Beispiel der Termin der Geburt der älteren Tochter, Nan: S 180: es ist der 4. August 1977 und Nan ist 3 Monate und 4 Tage; ich errechne daraus den 1. April. Jedoch steht auf S. 153 es ist 29. April 1977 weiter am gleichen Tag, S. 158, das Baby soll übernächste Woche kommen. Dann S. 168 12 Juni, das Baby kommt (das hat auf die Handlung keine Konsequenzen, es ist nur irgendwie ohne Respekt gegenüber dem Leser).


Als hätte ich Zuckerwatte gegessen: groß und verlockend und verworren, dann jedoch viel Luft dabei, vieles Künstliches und zum Schluss ist man nicht satt geworden, aber mag nicht mehr und fragt sich, warum.

Im Original "Swimming Lessons" oder "Von Leuten, die sich nie freischwimmen" - meine Omma hätte gesagt "die nie in die Pötte kommen"

gute 4 Sterne für den Beginn, Totalabsturz dann: 3 Sterne.