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Veröffentlicht am 04.08.2021

Wer schiesst als erster?

Home, sweet home
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Palm Beach Gardens in Florida: eine Sackgasse am Ende einer Straße mit fünf Häusern, angeordnet in Hufeisenform!

Die Häuser sind identisch, doch die Menschen, die darin leben grundverschieden und mit ...

Palm Beach Gardens in Florida: eine Sackgasse am Ende einer Straße mit fünf Häusern, angeordnet in Hufeisenform!

Die Häuser sind identisch, doch die Menschen, die darin leben grundverschieden und mit ihren eigenen Problemen und Sorgen. Nach der Trennung von ihrem Mann Craig, lebt Maggie McKay allein mit den zwei Kindern in einem dieser Häuser. Maggie ist eine Frau mit Zivilcourage und sieht nicht weg, wenn Sonderbares in der Nachbarschaft geschieht. In einem Haus scheint sich die Schwiegermutter der Frischvermählten etwas zu sehr einzumischen, der nebenan lebende Arzt ist mit einer Frau gesegnet, die wohl Unfälle anzuziehen scheint. So oft, wie sie sich verletzt. Bei der 84-jährigen Nachbarin geht zwielichtiger Besuch ein und aus und warum hat ein Nachbar den ganzen Tag Zeit aus dem Fenster zu sehen? Arbeitet er denn nicht?

Als ein Schuss fällt, ahnt Maggie schreckliches…



Joy Fielding hat sich wahrhaft Zeit genommen, den Leser gut in die Figuren und deren Lebensumstände einzuführen. Zu Beginn erfährt man kapitelweise, wer in jedem der fünf Häuser lebt und wie die Lebensumstände der Familien sind. Da ziemlich viele Figuren mitspielen, war ich sehr froh um die präzise und genaue Einführung. So kam es im weiteren Verlauf der Geschichte nie vor, dass ich Figuren oder Namen verwechselt habe.

Sehr gefallen hat mir, wie man lesend in jedes Haus blicken und den Umgang der Familienmitglieder miteinander erfassen konnte. Da gab es schon ordentlich Potenzial für den im Prolog erwähnten Schuss. Außergewöhnlich ist, dass die eigentliche Tat erst ganz zum Schluss des Buches geschieht. Das nahm nicht die Spannung, denn laufend habe ich mich gefragt, wer denn nun zum Mörder und wer zum Opfer wird? Es gab da etliche Kandidaten, die ich mir für die eine oder andere Besetzung sehr gut vorstellen konnte. Dazu kommt, dass in jedem Haus, wie oft üblich in Amerika, eine Waffe vorhanden ist oder erwähnt wird. Was dadurch wiederum die Anspielung aus dem Prolog, dass ein Schuss fällt, ganz besonders brisant macht.



Das nachbarschaftliche Leben findet nur in wenigen Berührungspunkten statt. Wenn die Nachbarn sich jedoch begegnen, geht es hoch her. Es wird gespottet, verdächtigt und auch mal bespitzelt. Denn schließlich gibt es in jedem Haus jemanden, der was zu verbergen hat. So schaukelt die Autorin die Verdächtigungen hoch und man wartet förmlich darauf, wer denn nun morden wird.


Wer den Schreibstil von Joy Fielding kennt, weiß, dass sie ein Faible für charakteristische Figuren hat. So hat sie auch in „Home, sweet home“ die Charakterisierung wieder sehr gut getroffen. Da gibt es zum Beispiel Maggie, die trotz eines Traumas in der Vergangenheit ihre Zivilcourage nicht verloren hat. Oder aber Sean Grant, der durch seine Arbeitslosigkeit Tendenzen zeigt, zum Amokläufer zu werden. Sehr witzig fand ich die Figur der 84-jährigen Julia Fisher, die sich Dialoge mit ihrer Schwiegertochter Poppie liefert, die mich haben laut lachen lassen.


Ich mag den Schreibstil von Joy Fielding unheimlich gerne und sie hat mich auch mit ihrem neusten Werk überzeugen können.

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Veröffentlicht am 31.07.2021

Geschichte mitten aus dem Leben...

Wir für uns
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Josie ist 41 Jahre alt und schwanger von Bengt. Bengt ist verheiratet, hat schon zwei Kinder und drängt Josie dazu, das Kind abzutreiben. Josie sieht diese Schwangerschaft als letzte Chance Mutter zu ...

Josie ist 41 Jahre alt und schwanger von Bengt. Bengt ist verheiratet, hat schon zwei Kinder und drängt Josie dazu, das Kind abzutreiben. Josie sieht diese Schwangerschaft als letzte Chance Mutter zu werden...doch ein Kind ohne Vater aufziehen? Schafft sie das? Durch einen glücklichen Zufall lernt Josie Kathi kennen, die gerade ihren Mann Werner nach langer Ehe beerdigen musste. Die beiden Frauen schliessen, trotz der dreissig Jahre Altersunterschied, schnell Freundschaft.

Die Geschichte um Josie und Kathi ist eine, die mitten aus dem Leben entsprungen sein könnte. Nicht nur, dass die Themen authentisch daher kommen. Die Figuren tun es ebenfalls und kommen dem Leser sehr nahe. Denn in abwechselnden Kapiteln erfährt man in Ich Perspektive die Sichtweise von der schwangeren Josie und der trauernden Kathi.
Bei Josie spürt man sehr schnell, wo der Hase in der Beziehung mit Bengt begraben liegt. Man spürt auch, wie sie hin und her gerissen ist. Die Diskussion, um das Schicksal des gemeinsamen Kindes, zeigt viele Facetten der Beziehung zwischen Josie und Bengt. Ich hatte sehr viel Mitleid mit Josie, denn ihr Leben zu Beginn des Buches, empfand ich als trist. Bedrückend wie sie sich verbiegt, um so zu sein, wie Bengt sie haben möchte.
Und dann ist da auch noch Kathi, die nach einer erfüllten Ehe zurückblickt und merkt, dass nicht alles so perfekt war, wie sie dachte. " Er gab ihr Sicherheit und sie ihm Ruhe" ist wohl doch nicht das Nonplusultra einer Ehe. Sehr tiefgündig sind die Überlegungen von Kathi, die auf ihr Leben zurückschaut.
Beide Lebenssituationen haben mich gleichwertig gefesselt. Ich fand vor allem die Unterschiede toll.
Die Autorin hat bei mir Emotionen geweckt. Im Bezug zu den Beziehungen beider Frauen, aber auch zur Lebenssituation von Kathis Sohn Max. Und dann sind auch noch die Themen pränatale Tests, Kinder mit einem Down Syndrom und Klimawandel.
Mir hat das Buch unheimlich gut gefallen. Vor allem der Neubeginn, den beide Frauen anpacken, ist faszinierend.
Den Schreibstil habe ich als sehr gut lesbar empfunden. Ich hatte " Wir für uns" relativ schnell gelesen, Da immer wieder Unerwartetes geschieht, konnte ich es kaum aus der Hand legen.

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Veröffentlicht am 23.07.2021

Leseempfehlung!

Liebe braucht nur zwei Herzen
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Liv arbeitet als Ordnungsfee und sie wird engagiert, um auszumisten, zu entrümpeln und dem Chaos Herr zu werden. Dafür reist sie durch die ganze Welt und arbeitet, wo sie gerade einen Auftrag bekommt. ...

Liv arbeitet als Ordnungsfee und sie wird engagiert, um auszumisten, zu entrümpeln und dem Chaos Herr zu werden. Dafür reist sie durch die ganze Welt und arbeitet, wo sie gerade einen Auftrag bekommt. Genau so ein Auftrag lockt sie in ihre Heimatstadt Berlin und sie kehrt Andalusien den Rücken. Der lukrative Auftrag entpuppt sich als Niete und so zieht Liv wohl oder übel vorübergehend bei ihrem Vater ein. Kaum angekommen trifft sie Flo, ihre einstige grosse Liebe aus dem Nachbarhaus, wieder. Zum Glück hat Liv nicht nur den materiellen Gütern abgeschworen, sondern auch der Liebe. Denn Liebe ist doch nur ein biochemischer Prozess… oder?









Liv sortiert und mistet bei anderen Leuten aus. Das was sie im Job bei anderen Leuten erledigt, ist auch ihre eigene Regel. Sie lebt als Minimalistin und besitzt genau 137 Dinge. Beziehungen sind ihr weniger wichtig, egal ob die zu ihrer Familie oder zu Freunden. Der Liebe hat sie abgeschworen, denn die ist Liv zu belastend und zu aufwendig. Liv hat mich zum Nachdenken gebracht. Wie es wohl wäre, so zu leben? In einem bin ich mit Liv einig: Man muss ab und zu den Mut haben, Beziehungen und Menschen, mit denen einen mehr trennt als verbindet, loszulassen. Um Platz zu machen für neue Menschen und neue Beziehungen.

Ich empfand „Liebe braucht nur zwei Herzen“ sehr tiefgründig.

Sehr schön sind die pfiffigen Kapiteleinleitungen, die lauten zum Beispiel „Sammle Momente, nicht Dinge“ oder „Gerümpel ist lediglich die Manifestation von unerledigten Dingen“. Doch es geht in diesem Roman nicht nur darum zu entrümpeln, sondern auch um Liebe. Was in der Beziehung zu Beginn als vorhersehbar gedacht, entwickelte eine ganz andere Dynamik und konnte mich überraschen.



Hervorragend hat mir die Figur Liv gefallen. Ich empfand sie als interessant und spannend. Sie hat mich mit ihrer Philosophie, dem Minimalismus, überzeugt. Liv lebt ihr Leben mit dieser Ueberzeugung und steht dafür ein. Auch wenn Liv nach und nach doch noch dahinterkommt, was die wahren Werte im Leben sind und was das Leben ausmacht. Liv ist eine Figur, die sich im Laufe der Geschichte entwickelt und der man dabei zusehen kann.



Ich gebe zu, dass mich die Geschichte um Liv und ihren Minimalismus animiert hat, auszumisten. Ich bin zwar nicht der Sammlertyp von Gegenständen. Es gibt trotzdem ein paar Ecken und Fächer, denen ich zu Leibe gerückt bin. Vor allem eine Szene, die Liv mit Frau Stein, einer ehemaligen Nachbarin, beschreibt, ist toll und motivierend beschrieben.



Judith Wilms ist es gelungen, mich für ein paar Stunden völlig gefangenzunehmen und mich in Livs Welt zu entführen. Für mich ist dieses Buch ein Highlight am Lesehimmel und ich kann es wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 05.07.2021

Tiefgründig!

Die Frau im Park
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Ein Unfall macht die beruflichen Pläne der Schauspielerin Eva Rosenberg zunichte. Ihre Tochter Alisa ist erst 5 Jahre alt, als sich ihr Leben abrupt ändert und die folgenden 15 Jahre ist Eva ganz für ihre ...

Ein Unfall macht die beruflichen Pläne der Schauspielerin Eva Rosenberg zunichte. Ihre Tochter Alisa ist erst 5 Jahre alt, als sich ihr Leben abrupt ändert und die folgenden 15 Jahre ist Eva ganz für ihre Tochter da. Ehemann Johannes ist im Beruf gefordert und das Paar entfernt sich immer mehr voneinander. Der Tag kommt, an dem Alisa auszieht und plötzlich wird die Kluft zwischen Johannes und Eva noch grösser. Eva flüchtet aus der Einsamkeit, in den englischen Park und eine schicksalhafte Begegnung macht ihr Mut, ihr Leben anzupacken und neu zu gestalten. Doch hat ihr Ehemann Johannes noch Platz darin?




Dieser Roman hat mich so sehr gefesselt, dass ich ihn in zwei Tagen gelesen habe. Nicht nur, weil die Themen, die in „Die Frau im Park“ im Mittelpunkt stehen, mich angesprochen und gefesselt haben. Auch die Figuren und ihre Leben sind sehr authentisch beschrieben.


Wie viele Frauen um die 50 muss sich auch Eva damit auseinandersetzen, dass das Kind, das man jahrelang begleitet hat, auszieht. Durch die Beeinträchtigung Alisas fällt es Eva sehr schwer, sie loszulassen. Zudem merkt sie, dass die Tochter der Kitt war, der die Ehe zwischen Johannes und ihr zusammengehalten hat. Tragisch, kommt jedoch auch im realen Leben oft vor.

Zu Beginn der Geschichte ist die Frage nach der beruflichen Selbstverwirklichung zentral. Auch hier dasselbe Spiel, wie es auch in realen Leben oft an der Tagesordnung ist: Der Mann macht Karriere, die Frau verzichtet dem Kind zuliebe darauf. Die Autorin hat diese Seite sehr gut ausgearbeitet und ich habe es kommen sehen: irgendwann steht Eva vor der Leere, da Johannes immer noch durch den Beruf dauerabwesend ist. Wie Eva wieder Hoffnung und auch Mut schöpft, ihrem Dasein Leben einzuhauchen, verrate ich hier nicht. Nur so viel dazu: Ich konnte jede Handlung, jede Reaktion und jedes Zweifeln von Eva verstehen.


Ella Janek hat genau den richtigen Nerv getroffen den Roman gefühlvoll, aber nicht kitschig zu gestalten. Es gibt etliche romantische Szenen, die mein Herz berührt haben. Oft wird es auch sehr tiefgründig, denn Eva macht sich keine ihrer Entscheidungen einfach. Man erlebt als Leser die Hochs und die Tiefs, die Eva hat, hautnah mit. Dies vor allem deshalb, weil viele Szenen mitten aus dem Leben entsprungen sind. Augenblicke, Zusammentreffen, Zweifel, Freundschaften, aber auch familiäre Höhepunkte, die jede und jeder von uns kennt.

Die Autorin schreibt mitreissend und ich habe mich keine Sekunde gelangweilt. Ganz viele Emotionen, die teilweise subtil mitwabern, haben bei mir ein Echo ausgelöst. Gerade, wenn es um Mutterliebe zu Tochter Alisa oder die schonungslose Offenheit von Evas Freundin Ricarda geht.

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Veröffentlicht am 23.06.2021

Fesselnd bis zum Schluss!

Die Karte
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Eva Probst ist sehr sportlich und läuft mehrere Male pro Woche ihre Runden. So auch an dem Abend, an dem ein Mörder ihr auflauert und sie tötet. Eva überwacht ihre Trainingseinheiten per Fitnesstracker ...

Eva Probst ist sehr sportlich und läuft mehrere Male pro Woche ihre Runden. So auch an dem Abend, an dem ein Mörder ihr auflauert und sie tötet. Eva überwacht ihre Trainingseinheiten per Fitnesstracker und postet ihre Einheiten regelmässig bei Ranfree, einer Instagramgruppe für Sportler. Während der verhängnisvollen Trainingseinheit bekommt Evas Partnerin, Laura Windmüller, eine Nachricht von Evas Handy, die lautet: Ihr läuft die Zeit davon. Kurze Zeit nach Evas Tod werden weitere Läuferinnen ermordet und Jens Kerner und seine Partnerin Rebecca Oswald sehen sich auf einen Schlag mit einem Serientäter konfrontiert.





Das ist also der vierte Streich mit dem sympathischen Ermittlerduo. Wieder müssen Kerner und Oswald alles geben, um den perfiden Mörder zu überführen. Wie schon in „Die Lieferung“, „Das Haus der Mädchen“ und „ Der Fahrer“ brillieren sie mit toller und überzeugender Ermittlungsarbeit. Wobei ich gestehen muss, dass mich die brutalen Morde an den Läuferinnen besonders gegruselt haben. Da ich selbst oft und gerne laufe und dies vorzugsweise alleine und im Wald, hat mich dieses Buch nicht kaltgelassen. Eine Joggingrunde bei Leseunterbruch war da ganz schön speziell. Die Taten sind sehr anschaulich beschrieben worden und man fühlt wortwörtlich die Panik der Opfer, als sie merken, was mit ihnen geschieht.



„ Die Karte“ ist Thriller pur, denn es wimmelt nur so von unterschiedlichen Verbrechen. Da ist nicht nur der Täter, der Läuferinnen überfällt, man begegnet auch Leichenteilen und das Ermittlerteam muss auch einen persönlichen Verlust verkraften. Andreas Winkelmann versteht es ausgezeichnet die Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln.



Ein Teil handelt in der Läuferszene, die wie heutzutage leider oft üblich, sehr freizügig Laufzeiten, genaue Strecken und Namen im Internet postet. Ein gefundenes Fressen für kriminelle Machenschaften eines Serientäters! Die Sorglosigkeit Persönliches zu posten ist fast naiv. Ein Punkt, den der Autor schon bei „Der Fahrer“ eingeflochten hat und auch hier wieder in den Mittelpunkt rückt. Andreas Winkelmann konzentriert sich bei seinen Thrillern auf die Taten, Ermittlungen, Lebensumstände der Opfer und auch der Täter kommt ab und zu zum Zug. Hier zeigen kurze Einspieler aus der Sicht des Täters wie perfide er denkt, wie krank er handelt.

Privates der Ermittler wird sehr rar thematisiert. Am ersten erfährt man etwas über das Leben von Rebecca im Rollstuhl. So können auch Erstleser dieses Buch bedenkenlos lesen ohne sich aussen vor zu fühlen.

Mich hat dieser Thriller in Atmen gehalten und ich habe die Auflösung nicht kommen sehen. Daher habe ich ordentlich mit gerätselt und mich gut unterhalten gefühlt.

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