Platzhalter für Profilbild

Nick_Coll

Lesejury-Mitglied
offline

Nick_Coll ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nick_Coll über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2024

überzeugender hist. Roman

Im Takt der Freiheit
0

Für all jene, die sich für die faszinierende Welt der Fahrräder, Automobile und Eisenbahnen und die Industrialisierung Deutschlands im 19. Jahrhundert interessieren, bietet das vorliegende Buch „Im Takt ...

Für all jene, die sich für die faszinierende Welt der Fahrräder, Automobile und Eisenbahnen und die Industrialisierung Deutschlands im 19. Jahrhundert interessieren, bietet das vorliegende Buch „Im Takt der Freiheit“ von Hanna Caspian eine fesselnde Lektüre, die sowohl lehrreich als auch unterhaltsam ist. Die Autorin hat ein bemerkenswertes Talent dafür, die Leser auf eine literarisch aufregende Reise durch Raum und Zeit mitzunehmen — nach Berlin 1888 als Räder populär wurden und zwei Kaiser starben. Sie entführt uns in eine Ära, in der technische Innovationen und gesellschaftliche Veränderungen Hand in Hand gingen und das Leben der Menschen grundlegend veränderten. Dieses Buch ist eine wahre Einladung, die Wunder des Fortschritts und der kreativen Erfindungen, die gleich so viel Freiheit mit sich brachten, neu zu entdecken.

Während wir durch die Seiten des Buches blättern, erhalten wir nicht nur spannende Einblicke in die Entwicklung der Eisenbahn, des Fahrrads, sondern auch in die sozialen und wirtschaftlichen Umwälzungen, die mit der Industrialisierung einhergingen. Die Autorin schafft es meisterhaft, ein realistisches und eindringliches Bild der Gesellschaft jener Zeit zu zeichnen, in dem die Zwänge und Möglichkeiten, die jungen Frauen zur Verfügung standen, klar herausgearbeitet werden. In dieser Welt, in der gesellschaftliche Normen und Erwartungen oft das Leben der Frauen bestimmten, erfährt die Protagonistin Felicitas von der geplanten Zwangsverlobung mit einem Adligen, die ihr Vater für sie arrangiert hat. Diese Nachricht trifft sie wie ein Schlag, und in dem Moment, in dem sie erkennt, dass ihre Freiheit und Selbstbestimmung auf dem Spiel stehen, mobilisiert sie all ihre Kräfte und Ressourcen, um sich gegen diese Entscheidung zu wehren. Ihr Kampf gegen die gesellschaftlichen Konventionen und die familiären Erwartungen verleiht der Geschichte eine lebendige und spannende Dynamik, die den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt.

Die Charaktere sind mit großer Sorgfalt und Detailverliebtheit gestaltet. Mit einer angenehmen und leicht verständlichen Schreibweise begleitet die Autorin die Leser durch dieses Werk. Ähnlich wie in ihren vorherigen Reihen gewährt die Autorin sowohl Einblicke in das Leben der Reichen als auch in das der weniger Begünstigten und beschreibt deren Alltag auf lebendige, abwechslungsreiche und unterhaltsame Weise. Man kann sich in jede Figur hineinversetzen, unabhängig davon, ob man sie sympathisch findet oder nicht. Darüber hinaus ist die gesamte Erzählung harmonisch aufeinander abgestimmt, sodass der Lesefluss nie ins Stocken gerät. Es gibt keine erzählerischen Längen oder überflüssigen Szenen, die den Leser ablenken oder das Interesse mindern könnten. Stattdessen wird man durchweg gefesselt und möchte immer weiter lesen.

Das Buch „Im Takt der Freiheit“ erweist sich als ein überzeugender und packender Einzelroman, der mich besonders durch seine vielschichtigen Figuren und die lebendigen, anschaulichen Darstellungen der historischen, gesellschaftlichen und politischen Hintergründe begeistert hat. Diese Elemente verleihen der Geschichte eine zusätzliche Tiefe und machen sie umso eindrucksvoller. Ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen. Es ist ein echtes Highlight für jeden Leser, der auf der Suche nach einer fesselnden und bereichernden Lektüre ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.07.2023

Eine bewegende und facettenreiche Saga mit authentischen Milieuschilderungen

KaDeWe. Haus der Wünsche
0

Mit dem zweiten Teil der historischen Dilogie KaDeWe hat sich Marie Lacrosse wieder viel Mühe mit ihren Recherchearbeiten gemacht und mich dadurch mit ihrem 704 Seiten starken Roman total in den Bann gezogen. ...

Mit dem zweiten Teil der historischen Dilogie KaDeWe hat sich Marie Lacrosse wieder viel Mühe mit ihren Recherchearbeiten gemacht und mich dadurch mit ihrem 704 Seiten starken Roman total in den Bann gezogen.

Ständig wechselnde Perspektiven lassen keine Langeweile aufkommen. Die datierten Ortsangaben über den Kapiteln sorgen dafür, dass man den Überblick nicht verliert. Dank diesem erlebt der Leser zum einen, wie ein Kaufhaus funktioniert und sich über die Jahre weiter entwickelt, wie ein ganzes Imperium der jüdischen Familie Tietz aufgebaut wird; auf der anderen Seite lässt die Autorin die Armut und den Elend der Bewohner von Berlin Wedding sowie die Arbeitskämpfe und die Bemühungen der Frauenrechtlerinnen so lebendig wiederaufleben, so dass der Leser alles hautnah miterleben kann. Hiermit sollte erwähnt werden, dass der Frauenbewegung bzw. der sozialen Arbeit der Frauen ein gewisser Raum im Roman gegeben wurde. Die historische Figur Alice Salomon wurde aus der Vergessenheit geholt und in vielen Kapiteln glaubhaft dargestellt.

Während der Jahre 1927 bis 1934 wird dem Leser ein breites Panorama des gesellschaftlichen und politischen Lebens bildhaft und mit einer Fülle von Fakten dargestellt. Durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten verändert sich vieles für die jüdische Bevölkerung, besonders für die Verkäufer und die Besitzer des KaDeWe.

Nicht nur die politischen Entwicklungen stehen im Fokus, sondern wie die Protagonisten ihren Weg durch diese Zeit gehen. Sowohl Judith, die keine Perspektive mehr sieht, ihre Forschungsprojekte in Deutschland weiter zu führen und der weiteren Beschimpfungen und Angriffen auszuweichen, als auch unmittelbar davon mitbetroffene Rieke müssen sich neuen Herausforderungen stellen und so einiges durchstehen. Die absurde Ansicht von der Stellung der Frau im Deutschen Reich wird gewaltsam durchsetzt. Das Leben wird von Jahr zu Jahr schwerer, auch für die Familie Tietz, der langsam die Kontrolle über die Kaufhäuser entzogen wird.

Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt flüssig, spannend und gefühlvoll. Die Charaktere wurden in diesem zweiten Teil mit wesentlich mehr Ausdruckskraft beschrieben, dass sie, im Vergleich zum ersten Band, von jeder einzelnen Person ein volles Bild im Kopf erzeugten. Zum Beispiel Paul Bergmann oder seine Tochter Judith werden detaillierter ausgearbeitet und lebendiger in Szene gesetzt; ihre Handlungen werden hier nachvollziebarer beschrieben. Man kann sich mehr in ihre Gefühle, ihre Welt, ihre Arbeit hinein versetzen.

Fazit: Eine bewegende und facettenreiche Saga mit authentischen Milieuschilderungen, die mich in ihrem zweiten Teil stärker begeistern konnte! Schade, dass es keine Fortsetzung gibt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.11.2022

Kampf um die Krone Englands

Der eiserne Herzog
1

Willkommen im Mittelalter, willkommen in Englaland. Beschaulich, romantisch und schön... Nein, das ist es hier nicht — jedenfalls nicht in diesem Roman.

Obwohl die Figur Wilhelm des Eroberers in groben ...

Willkommen im Mittelalter, willkommen in Englaland. Beschaulich, romantisch und schön... Nein, das ist es hier nicht — jedenfalls nicht in diesem Roman.

Obwohl die Figur Wilhelm des Eroberers in groben Zügen bekannt ist, schafft Ulf Schiewe seinen Kampf um die Krone Englands spannend zu schildern. Das Buch ist bis auf die entscheidende Schlacht von Hastings mit all ihrem Gräuel überwiegend aus zwei Perspektiven geschrieben: Normandie und England, so dass die Geschichte dem Leser aus unterschiedlichen Blickwinkeln näher und fast filmreif gebracht wird.

Der Autor verbindet in seinem neuesten Roman über die Eroberung Englands durch Normannen geschickt das Leben der authentischen Figuren und Ereignisse nur mit einigen wenigen fiktiven Protagonisten. Dies geschieht in einer beeindruckenden Art und Weise, dass man sich der Geschichte nicht entziehen kann. Die Charaktere sind weder eindimensional dargestellt, noch langweilig, selbst diejenigen, dessen Verhalten, Handeln, Denken und Sterben man nicht versteht, sind in ihrer Darstellung sehr gelungen. Hierzu trägt natürlich auch die wechselvolle und äußerst interessante Geschichte von Wilhelm (oder Guilhelm, wie er im Roman genannt wird) bei. Dieser hat viele Höhen und Tiefen, Niederlagen und Siege, Gewinne und Verluste erlebt.

Bei den Schilderungen der historischen Ereignisse und Schlachten hält sich Ulf Schiewe sehr nahe an der Realität, und ich bin immer wieder begeistert, wie großartig seine Geschichten ausgearbeitet sind. Die historischen Fakten, die dem Roman ein solides Grundgerüst geben, sind tadellos recherchiert.

Der Roman liest sich weitgehend sehr fesselnd, der Schreibstil ist flüssig und lädt dazu ein ins Mittelalter einzutauchen. Nur haben am Anfang sehr viele für mein Ohr unaussprechliche Namen, — um die historische Korrektheit zu wahren, hat der Autor sich für die originaltreue Schreibweise entschieden —, meinen Lesefluss ziemlich ausgebremst, denn einiges musste ich mehrmals lesen oder im Personenregister nachschlagen, um zu verstehen, wer damit gemeint ist. Nach einigen Kapiteln konnte man sich gut mit den Namen und deren Verbindungen auseinandersetzen, sowie mit der Präsenz-Form der Erzählung zurecht kommen.

Fazit: Ein starker und beeindruckender Roman, der mir sehr viel Freude bereitet und meinen Horizont definitiv erweitert hat. Dieses Buch solltet ihr euch nicht entgehen lassen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.07.2021

einzigartigen Reihe

Gut Greifenau - Sternenwende
0

Nun ist der Abschlussband der Gut-Greifenau-Reihe vor dem Leser. Mit dem sechsten und damit dem letzten Teil „Sternenwende“ geht die Saga ins große Finale. Es heißt jetzt mit der längst liebgewonnenen ...

Nun ist der Abschlussband der Gut-Greifenau-Reihe vor dem Leser. Mit dem sechsten und damit dem letzten Teil „Sternenwende“ geht die Saga ins große Finale. Es heißt jetzt mit der längst liebgewonnenen Grafenfamilie und den eifrigen Dienstboten das letzte Mal mitzufiebern, wer welche Schicklsalsschläge noch erleidet oder doch endlich sein Glück findet, und dann tatsächlich Abschied von ihnen zu nehmen. Die literarische Uhr ist auf dem Gut Greifenau im Dezember 1932 stehen geblieben. Für immerdar.

Dieser Roman lebt — wie die vorherigen Teile der Reihe —, von der unübertroffenen Art und Weise, wie die Autorin diese Geschichte schon seit mehreren Jahren erzählt. Hanna Caspian hat sich wieder als intelligente, souveräne Autorin mit dramaturgisch gewitztem Geist bewiesen. Man merkt sofort eine perfekte Recherche über die zum Teil total unübersichtlich gewordene Politik der Krisenjahre, über eine bunte Kultur der Großmetropole Berlin, über die Entrechtung und Erniedrigung des deutschen Bürgertums. Diese ganzen Informationen sind perfekt in das Sujet eingeflossen, so dass dies nicht nur ein paar schöne Lesestunden bereitet, sondern auch noch sehr lehrreich ist.

Man muss es dem Roman hoch anrechnen, dass er vor harten Realitäten der 30er nicht zurückschreckt und ausreichend Raum für eine lange Abschiedsparade für sämtliche Haupt- und Nebenfiguren bietet. Eine exzellent konstruierte Handlung mit facettenreichen Charakteren, in der auch bei großen persönlichen Dramen vor allem die kleinen subtilen Momente den Ausschlag geben. Obschon der Abschluss versöhnlich, stimmig und nicht vorhersehbar ist, tut der Abschied von Gut Greifenau emotional weh!!!

Mitreißende Dialoge, suggestive Momentaufnahmen von den bedeutenden Episoden damaliger Zeit und dramaturgisches Fingerspitzengefühl machen die Geschichte um das fiktive Gut Greifenau zu einer einzigartigen Reihe unserer Zeit. Mit ihrem Portrait einer bröckeligen Gesellschaft im Räderwerk einer unruhigen Epoche, nach den zwiespältigen Zwanzigern, nach der Weltwirtschaftskrise und kurz vor der Machtergreifung von Hitler, mit dem Weg zwischen Verlusten, Verrat, Hass und Menschenliebe ist Hanna Caspian nicht nur eine spannende Unterhaltung, sondern auch ein eindrucksvolles Zeitdokument gelungen.

Eine großartige Reihe der Extraklasse!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.06.2021

tödliche Verschwörung in Wien

Die Totenärztin: Wiener Blut
0

Mit seinem neuesten Roman 📖 «Die Totenärztin — Wiener Blut» entführt uns der österreichische Autor René Anour nach Wien im Jahr 1908. Die erzählte Geschichte dreht sich um die junge Medizinerin Fanny, ...

Mit seinem neuesten Roman 📖 «Die Totenärztin — Wiener Blut» entführt uns der österreichische Autor René Anour nach Wien im Jahr 1908. Die erzählte Geschichte dreht sich um die junge Medizinerin Fanny, die in der Wiener Pathologie arbeitet und bei einer Obduktion auf ein paar Ungereimtheiten stößt. Könnte es sein, dass jemand einen Mord vertuschen wollte? Sie entscheidet sich, in der Nacht ganz heimlich und trotz Vorschriften die Leiche zu obduzieren, und findet ihren Verdacht bestätigt. Ab dem Moment beginnt ihr ultragefährliches Abenteuer. Sie weiß noch nicht, in welche tödliche Verschwörung um Kaiserin Sisis verschwundene Diamantsterne sie gerade geraten ist.

Die Entwicklung und Ausarbeitung der Geschichte gefällt mir sehr gut. Die Handlung verharrt nie lange am gleichen Ort: einem mondänen Ball folgt ganz rasch eine billige Spelunke. Die höchste Spannung erzeugt natürlich der Kriminalfall, den man gefesselt verfolgt. Viele der Schlüsse, die die Medizinerin zusammen mit einem Polizeiinspektor im letzten Drittel des Buches zieht, sind nachvollziehbar und verständlich. Das Buch trieft ganz wenig vom Blut am Sektionstisch und nicht von überspitzten, detailreichen Beschreibungen der Leichenschauen, wie es vielleicht der Titel suggerieren könnte. Handwerklich gut gemacht, mit einem soliden Spannungsaufbau bis zum Ende, welcher den Leser natürlich auf ein furioses Finale hoffen lässt 😉

Die intelligent inszenierte und mit einigem Humor gewürzte Geschichte lässt sich flüssig lesen. Dem Autor ist es wundervoll gelungen, die Atmosphäre der damaligen Zeit lebendig einzufangen und mich in seinen Bann zu ziehen. Die Sprache ist der Zeit und dem Handlungsort angepasst (ja, es wienert a bißl). Eine tiefgreifende Recherche ist auf jeder Seite spürbar und in das bewegende Schicksal der Protagonisten wird auch gekonnt historisches Material mit eingeflochten. Was Wahrheit und was Fiktion ist, erfährt der Leser am Ende des Buches und ist hoffentlich nicht enttäuscht, dass es sich in der Realität ein wenig anders zugetragen hatte.

Das Ende des Romans ist wirklich spannend und mitreißend konstruiert, leider mit einem fiesen Cliffhanger, so das der Fall dann doch noch nicht ganz abgeschlossen ist. Und nun ist man wieder sehr gespannt, wie es im zweiten Teil 📖 «Goldene Rache» (Oktober 2021) weitergehen wird.

Für alle, die historischen Kriminalgeschichten lieben, eine klare Leseempfehlung ❤️

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere