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Veröffentlicht am 01.07.2021

Bezaubernd bebildertes Buch mit einfacher, aber starker Botschaft

Sylvia und der Vogel
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Am Rande des Waldes steht ein großer Baum. In diesem Baum leben die Baumhüter. „Nähren und pflegen, sammeln und hegen, dafür sind Baumhüter da.“ Die Baumhüter haben zusammen viel Spaß, spielen oft ausgelassen ...

Am Rande des Waldes steht ein großer Baum. In diesem Baum leben die Baumhüter. „Nähren und pflegen, sammeln und hegen, dafür sind Baumhüter da.“ Die Baumhüter haben zusammen viel Spaß, spielen oft ausgelassen miteinander. Nur Sylvia ist anders, sie ist gerne für sich und zieht sich oft alleine in ihre kleine Höhle zurück. Unerwartet erhält sie Besuch von einem Vogel, Zausel. Nachdem sie sich aneinander gewöhnt haben, werden die beiden Freunde. Sylvia darf auf Zausel reiten und entdeckt mit ihm die Welt. Eines Tages tauchen viele weitere Vögel auf. Zausel fühlt sich in ihrer Gesellschaft wohl und beschließt, Sylvia zu verlassen, um mit seinen Artgenossen wegzufliegen. Sylvia ist traurig, doch dann kullert plötzlich eine Eichel zu Sylvia hinunter...

Die Geschichte ist klar, kindgemäß und gut verständlich formuliert. Es braucht nur wenige Worte, um viel zu erzählen.
Autorin Gemma Koomen hat zur Geschichte wunderschöne, lebendige, ausdrucksstarke, wirklich besondere Bilder gemalt. Die Farben sind recht gedeckt, Grau-, Grün- und Brauntöne dominieren. Die Maltechnik erinnert an Wasserfarben-Bilder, etwas naiv, aber sehr liebevoll, detailliert und zweifellos wunderschön zum Anschauen. Das Buch hat DINA4-Format. Kinder ab vier Jahren werden beim Vorlesen die Geschichte schon erfassen, aber auch ältere Kinder werden sich von den Bildern und der Botschaft noch angesprochen fühlen.

Sylvia ist sehr still und zurückhaltend. Mit ihr können sich schüchterne Kinder bestimmt gut identifizieren. Nicht für alle Kinder ist das unkomplizierte Spiel mit anderen Kindern selbstverständlich. Manche Kinder sind wie Sylvia gerne allein. Zausel der Star ist so ganz anders als Sylvia. Sylvia muss sich an seine Eigenarten - er ist laut, dreckig und immer hungrig - erst einmal gewöhnen. Doch sie lernt schon bald seine Gesellschaft zu schätzen. Sylvia und Zausel sind simple, klar definierte Figuren, grundverschieden, aber dennoch passen sie zusammen, sie tun einander gut.

„Sylvia und der Vogel“ ist eine ganz schlichte Geschichte und doch enthält sie eine wichtige Aussage. Zusammen ist manches schöner als allein. Es lohnt sich, sich auf andere einzulassen, auch wenn das anstrengend sein kann und Geduld und Toleranz verlangt. Das Zusammensein belohnt die Mühe. Ein herausragendes, bezaubernd bebildertes Buch mit einfacher, kleiner, aber starker Botschaft zu immer wieder Anschauen und darin Versinken.

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Veröffentlicht am 01.07.2021

Eine neue Leiche und ein alter Fall: Wallner und Kreuthner gewohnt unterhaltsam

Unterm Schinder
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Eigentlich will Leonard Kreuther nur seine junge Kollegin beeindrucken, doch dann entpuppt sich sein arrangiertes Schauspiel als echter Fall und Kreuthner stolpert unerwartet über eine Leiche. Und nicht ...

Eigentlich will Leonard Kreuther nur seine junge Kollegin beeindrucken, doch dann entpuppt sich sein arrangiertes Schauspiel als echter Fall und Kreuthner stolpert unerwartet über eine Leiche. Und nicht nur das. Die Leiche ist seinem Vorgesetztem Clemens Wallner gut bekannt: Carmen Skriba war die Ehefrau des kürzlich ermordeten Gerald Skriba und wichtige Zeugin im Prozess um seinen Ermordung. Damals wurde die junge Haushaltshilfe Jennifer Wächtersbach als Täterin verurteilt. Doch die Ermittlungen um Carmen Skribas Tod wecken bei Wallner Zweifel an der Schuld von Jennifer Wächtersbach, was dem zuständigen Staatsanwalt überhaupt nicht passt.

Andreas Föhr schreibt gewohnt klar, flüssig und sehr unterhaltsam, er erzählt in verschiedenen Strängen, fokussiert sich auf die Ermittlungen des aktuellen Falls, schildert aber auch die Geschichte des Gebrauchtwarenhändlers Nick oder die von Jennifer Wächtersbach und ihrer Arbeit bei den Skribas. Sprecher Michael Schwarzmaier, der den verschiedenen Figuren individuellen Stimmen verleiht und als Jennifer Wächtersbach genauso überzeugt wie als Wallners Großvater Manfred macht einen guten Job. Wenn er liest, vergeht die Zeit wie im Flug.

Föhrs Krimis leben von den Figuren. Die sind einfach Originale, die ich mit der Zeit sehr lieb gewonnen habe. Der pfiffige Kreuthner, der es mit den Regeln nicht immer so genau nimmt, spielt diesmal eine etwas kleinere Rolle, darf er doch offiziell nicht mitmischen, weil sein Vater im Fall involviert ist. Sein Vorgesetzter der stets vernünftige und pflichtbewusste, für seine Verfrorenheit bekannte Clemens Wallner kriegt es aber auch ohne Kreuthners vollwertige Unterstützung hin. Allerdings muss er sich nebenher mal wieder intensiv um Opa Manfred kümmern, der sich immer kindischer und aufmüpfiger aufführt. Auch wenn sie manchmal ganz schön auf die Nerven gehen, es ist immer wieder schön, die bekannten, sympathischen Figuren wiederzutreffen und sie beim Ermitteln und Bewältigen diverser Herausforderung zu begleiten.

Wer ermordete Carmen Skribas? Was hat dieser Fall mit dem von ihrem ermordeten Ehemann zu tun?
Hier bekommen die Hörer gleich zwei Fälle präsentiert und wie die miteinander zusammenhängen ist doppelt spannend und rätselhaft, wird aber am Ende dann sehr nachvollziehbar und einleuchtend erklärt. Auch der neunte Band der Serie hat mich erneut hervorragend unterhalten, mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht und durchweg gepackt. Der idyllische Schauplatz weckt Erinnerungen an verschiedene tolle Wanderung in den Bayrischen Alpen. Genauso muss ein guter Regionalkrimi für mich sein.

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Veröffentlicht am 24.06.2021

Erfrischende, abenteuerliche Bildergeschichten mit ein bisschen Gefahr und viel Witz

Meine kleine Schwester Kaninchen
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Kleine Schwester Kaninchen stolpert ganz unfreiwillig von einem gefährlichen Abenteuer ins nächste: Sie begegnet dem Fuchs, verirrt sich im Wald oder ertrinkt beinahe im Meer. Zum Glück hat sie einen großen ...

Kleine Schwester Kaninchen stolpert ganz unfreiwillig von einem gefährlichen Abenteuer ins nächste: Sie begegnet dem Fuchs, verirrt sich im Wald oder ertrinkt beinahe im Meer. Zum Glück hat sie einen großen Bruder, auf den sie sich verlassen kann und der immer wieder da ist, wenn sie ihn braucht. Er inspiriert Kleine Schwester Kaninchen sogar zu einer perfekte Lösung für alle Tierkinder, wenn sich diese mal nicht einigen können.

Ulf Nilssons Texte sind klar, gut verständlich und kindgemäß formuliert.
Die Illustrationen von Eva Eriksson stellen die Handlung sehr anschaulich dar, stellenweise ist die Druckqualität der Bilder nicht ganz makellos. Die süßen Illustrationen sind aber generell sehr hübsch anzusehen. Sie sind in dezenten, eher dunklen Farben gehalten und machen einfach Spaß.
Das Buch enthält vier Geschichten und eignet sich zum Vorlesen für unerschrockene drei- bis fünfjährige Kinder.

Keine Schwester Kaninchen ist wie kleine Kinder manchmal so sind: verspielt, neugierig, abenteuerlustig, aufgeweckt, pfiffig, willensstark, manchmal ein bisschen ängstlich und oft ganz schön mutig. Eine Figur, in die sich die Zuhörer sicherlich gut hineinversetzen können. Wie Kleine Schwester Kaninchen in bestimmten Situationen reagiert, ist recht erfrischend und sympathisch.

Manchmal geraten Kinder sehr zum Leidwesen ihrer Eltern in nicht ganz ungefährliche, ungewohnte Situationen. Kleine Schwester Kaninchen zeigt, dass es dabei häufig ganz genau richtig ist, intuitiv zu reagieren. Oft können Kinder viel mehr als man ihnen zutraut, auch wenn das mitunter in Vergessenheit gerät. Und manchmal, wenn man alleine nicht weiterkommt, ist jemand anderes da, der einem hilft, z.B. ein toller großer Bruder. Und vielleicht ist es ganz gut, dass Eltern nicht alles wissen, auch wenn sie das immer gerne täten. Es erspart ihnen auf alle Fälle ein paar Sorgen, wenn sie eben nicht genau mitbekommen, was der Nachwuchs so treibt.
Die letzte Geschichte „Kleine Schwester Kaninchen und alle ihre Freunde“ zeigt auf wunderbare Weise, wie unterschiedlich Kinder und wie vielfältig Bücher sind. Ein Buch kann man immer zusammen lesen, auch wenn nicht jeder Leser an der gleichen Stelle lachen muss. Bücher verbinden.
Meinem dreijähriger Sohn musste ich die vier Geschichten schon mehrmals vorlesen und er hat immer wieder besonders motiviert und aufmerksam zugehört.
„Meine kleine Schwester Kaninchen“ ist eine gelungene Sammlung erfrischender, witziger, mutmachender Geschichten, die zurecht zum 75. Jubiläum des renommierten Oetinger-Verlags neu aufgelegt wurde. Dass es manchmal etwas beängstigend zugeht und zum Beispiel ein Fuchs auftaucht, gehört zu einer richtig guten, spannenden Geschichte einfach dazu. Ganz ohne Gefahren und Herausforderungen wäre das Leben ja irgendwie auch langweilig.

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Veröffentlicht am 23.06.2021

Familien-, Freundschaftsgeschichte und Krimi in einem - mitreißend und überraschend

Das Karlgeheimnis
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Emil ist Krimi-Autor, zumindest schreibt er gerade an einem Krimi, der aber noch nicht so richtig weit fortgeschritten ist. Wie passend, dass er mit Finja eine echte Detektivin kennenlernt. Aber statt ...

Emil ist Krimi-Autor, zumindest schreibt er gerade an einem Krimi, der aber noch nicht so richtig weit fortgeschritten ist. Wie passend, dass er mit Finja eine echte Detektivin kennenlernt. Aber statt sich auf sein Buch zu konzentrieren, muss Emil Ordnung in sein wirkliches Leben bringen: Mama ist immer erschöpft und vermisst Papa, sie braucht dringend Geld für unbezahlte Rechnungen und jetzt möchte Emils Lehrerin, die fiese Bertram, auch noch 200 Euro für die Klassenfahrt einsammeln. Und nicht genug damit: Sie nimmt Emil sein wichtiges, unersetzliches Notizbuch weg. Zum Glück hat Emil in Kioskbesitzer Karl einen verständigen Freund. Doch eines Tages ist der plötzlich spurlos verschwunden. Allerhöchste Zeit für die Detektivin, ihr Können unter Beweis zu stellen.

Autorin Jutta Wilke schreibt gut verständlich, klar und kindgemäß in Ich-Form aus Emils Sicht im Präsens. Fast jedem Kapitel ist der Steckbrief einer mitwirkenden Person vorangestellt. Diese witzigen Steckbriefe sorgen für Abwechslung und lockern auf.
Ulf Ks. Illustrationen habe etwas ganz Eigenes: schwarz-weiß und mit größeren gepunkteten Flächen, ein bisschen „retro“, recht simpel, kantig und großflächig, aber sehr interessant anzuschauen und beeindruckend ausdrucksstark. Sehr gelungen auch die allererste Doppelseite, in grau-weiß sind hier fast alle Mitwirkenden und der Kiosk zu sehen.
Die doch recht umfangreiche Geschichte eignet sich für geübte Leser ab neun Jahren, zum Vorlesen auch schon für jüngere Kinder ab sechs oder sieben Jahren.

Emil ist ein sympathischer, sensibler Junge. Er hat viel Phantasie und weiß ziemlich genau, was richtig und was falsch ist, auch wenn er es wie die meisten Menschen nicht immer schafft, seinen eigenen Grundsätzen treu zu bleiben. Emil ist sehr rücksichtsvoll anderen gegenüber, hilft der alten Frau Janssen beispielsweise mit ihren Einkäufen und sorgt sich immer darum, wie es anderen geht. Weil Emil so nett wirkt, so intensiv und einsichtig fühlt, leidet man als Leser sehr mit ihm und hofft, dass sich all seine Schwierigkeiten auflösen. Emil ist eine liebenswerte Hauptfigur zum Identifizieren und Mitfiebern.
Auch viele andere der Charaktere muss man einfach mögen, die aufgeweckte, zupackende Finja, den netten Karl oder die Drei von der Müllabfuhr, die für Emil das Viertel, in dem er noch gar nicht lange wohnt, schon bald zur Heimat machen. Und mit der fiesen Bertram gibt es auch einen ausgewachsen Bösewicht. Jutta Wilkes Figuren sind gelungen, originell, gut gezeichnet und machen Spaß.

Wird Emil aus seiner persönliche Bredouille herausfinden und Mamas Geldproblem lösen? Wo steckt Karl? Und was wollen die mysteriösen Männer an Karls Büdchen?
„Das Karlgeheimnis“ ist eine Familiengeschichte, eine Geschichte über Freundschaft und ein Krimiabenteuer: mitreißend, turbulent, ganz schön spannend und mit einigen unvorhersehbaren Wendungen. Nebenbei wird Verständnis für verschiedene Lebens- und Familiensituationen aufgebaut, die Themen Demenz, Einsamkeit und Armut werden ebenso behandelt. Die Geschichte zeigt, wie schön Zusammenhalt unter Nachbar sein und was er alles bewirken kann.
All meine Mitleser im Alter von fünf bis neun Jahren waren von der unterhaltsamen Geschichte ziemlich gepackt. Für uns ein unerwartetes, absolut lesenswertes Kinderbuchhighlight, eine reichlich gefüllte Wundertütengeschichte für alle, die sich gerne überraschen lassen.

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Veröffentlicht am 22.06.2021

Würdiger und stimmiger Abschluss einer rundum gelungenen Familien-Historiensaga

Gut Greifenau - Sternenwende
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1928 sind die politische Verhältnisse im Deutschen Reich extrem instabil. Die Nationalsozialisten gewinnen immer mehr Einfluss. Auch auf Gut Greifenau geht es alles andere als ruhig zu. Konstantin hofft ...

1928 sind die politische Verhältnisse im Deutschen Reich extrem instabil. Die Nationalsozialisten gewinnen immer mehr Einfluss. Auch auf Gut Greifenau geht es alles andere als ruhig zu. Konstantin hofft auf Kredite aus der Osthilfe, denn finanziell steht das Gut nach wie vor nicht gut da. Um Greifenau zu retten, muss er als Gutsherr Entscheidungen treffen und Prioritäten setzen, die in seiner Familie umstritten sind. Konstantins Schwester Katharina hat ihre Ausbildung als Ärztin beendet und könnte sich nun eigentlich mehr auf ihren Beruf konzentrieren, doch dann stellt ein Ereignis ihr Leben komplett auf dem Kopf. Und Alexander versucht nach seinen schweren Verletzungen wieder auf die Füße zu kommen. Bei den Dienstboten reiht sich ebenfalls ein Ereignis ans nächste: Ein ehemaliger Angestellter kehrt nicht allein zurück und bringt Wiebkes Gefühlsleben gehörig durcheinander. Und Albert, der sich langsam von Idas Tod erholt hat, wird Opfer einer Verleumdung.

Autorin Hanna Caspian schreibt wie gewohnt klar, angenehm und sehr flüssig. Abwechselnd erzählt sie aus der Sicht verschiedener Protagonisten. Gutsverwalter Konstantin, seine Schwester Katharina oder sein Bruder der Monarchist Nikolaus bekommen genauso Raum wie die Angestellten der Verwalter Albert Sonntag, Dienstmädchen Wiebke oder Melker Gustav Minkwitz.

Die Stärke der Reihe „Gut Greifenau“ sind die Charaktere. Die sind so vielfältig, so unterschiedlich, stammen aus ganz verschiedenen Teilen der Gesellschaft und sind einem mittlerweile so sehr ans Herz gewachsen, dass es sich beim Lesen fast so anfühlt wie „nach Hause kommen“. Mit den Figuren, sei es der konservative Gutsbesitzer Konstantin, der alles tun würde, um sein Gut zusammenzuhalten, seine sozial engagierte und tatkräftige Frau Rebecca, Verwalter Albert Sonntag, der mit dem Gut mehr verbindet als die anderen Bewohner ahnen oder Dienstmädchen Wiebke, das zu stolz ist, um sein Glück selbst in die Hand zu nehmen, muss man einfach mitfiebern. Hier wird jede Leserin und jeder Leser sicherlich seine persönliche „Herzens-Figur“ finden, deren Schicksal besonders berührt und mit der man sich gut identifizieren kann. Dank der Nähe zu den vielen sympathischen und menschlichen Charakteren mit Ecken und Kanten entwickelte ich einen besonderen emotionalen Bezug zur Handlung. Der „dunkle“ Teil der Familie Auwitz-Aarhayn wie die rücksichtslose Feodora oder Sohn Nikolaus gestalten den Plot mit ihren Intrigen noch raffinierter.

Wenn Geschichte nicht nur aus sachlichen Daten und Fakten besteht, sondern begreiflich, ja „lebendig“ wird, dann ist ein historischer Roman für mich gelungen. „Gut Greifenau“ ist so eine Reihe, in der auch immer die Geschichte eine Hauptrolle einnimmt. Als Leser erfasst man anhand der Figuren, die die Geschichte erleben, was die historischen Entwicklungen eigentlich konkret für die Menschen wirklich bedeuten. Kuno, Sohn von Katharinas Unterstützer Dr. Malchow erklärt: „Ich bin zu arm, um mir eine Gesinnung leisten zu können. Man rennt halt denen hinterher, die einem Brot versprechen“. Mit diesem Satz wird beispielsweise sehr deutlich und einsichtig, wie es in den ärmeren Bevölkerungsschichten zum starken Zulauf der NSDAP kommen konnte.
Autorin Hanna Caspian kennt sich mit Geschichte gut aus, hat gründlich recherchiert, das beweist sie auch im Abschlussband „Sternenwende“. Immer wieder werden in Vergessenheit geratene Aspekte der deutschen Geschichte wie die „Osthilfe“ oder die Rolle des Adels bei Hitlers Machtergreifung thematisiert. Das macht die Reihe, die unbedingt chronologisch gelesen werden sollte, so interessant. „Sternenwende“ ist der würdige Abschluss einer sehr lesenswerten Familiensaga voller Emotionen mit wunderbaren Figuren vor faszinierender historischer Kulisse. Für mich perfekte Unterhaltung.

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