Nicht das beste Buch der Autorin
BernsteinsommerChristina hat gerade viel um die Ohren - im Café hat ein Wasserschaden alles schachmatt gesetzt, die Alzheimer-Erkrankung ihres Vaters schreitet immer weiter voran und ihr Ex drängt auf die Scheidung, ...
Christina hat gerade viel um die Ohren - im Café hat ein Wasserschaden alles schachmatt gesetzt, die Alzheimer-Erkrankung ihres Vaters schreitet immer weiter voran und ihr Ex drängt auf die Scheidung, da seine Neue ein Kind von ihm erwartet. Bei der Suche nach den Malutensilien ihres Vaters findet Christina ein Gemälde, das sie fasziniert. Christina muss unbedingt herausfinden, wer der Künstler ist und reist nach Rügen. Nicht ahnend, dass hier die Fäden der Familiengeschichte zusammenfinden...
Normalerweise ist Anne Barns ein Garant für wunderschöne Inselromane, die mit warmherzigen Geschichten den Leser sofort einhüllen und ihm Wohlbehagen schenken. Aber mit "Bernsteinsommer" erlebe ich zum ersten Mal eine glatte Bauchlandung und bin enttäuscht.
Die Autorin verpackt u.a die Themen Pflegebedürftigkeit, Famileingeschihcte, Romanze und Vergangenheitsaufarbeitung zwar mit ihrem locker-flockigen Schreibstil zu einer flüssig zu lesenden Erzählung, aber so ganz will der Funke leider nicht überspringen.
Erscheint ein Problem auf der Bildfläche, ist es auch genauso schnell wieder verschwunden bzw. gelöst, wie es aufgetaucht ist und es entsteht das Gefühl, dass das Leben trotz aller möglichen Stolpersteine ein Spaziergang ist. Egal ob Wasserschaden und den damit verbundenen Entschädigungszahlungen, die Scheidungsfolgevereinbarungen oder die Aufarbeitung der Familiengeschichte - ein Fingerschnippen genügt und schon sind die dunklen Wolken am Himmel verschwunden und es scheint wieder die Sonne. Ein bisschen fernab jeglicher Realität ist diese Sichtweise schon...
Die Handlung spielt sich hauptsächlich in Hanau ab und mir fehlt der Inselflair, der mit dem Titel vorgegeben wird. Ja, zufällig findet Christina Bernstein und dieser Fund zieht noch einige Entdeckungen mit sich, aber das alles passiert erst auf den letzten Metern der Geschichte und ist eher mäßig spannend.
Zwar geben sich die Charaktere aus den Vorgängerromane ein Stelldichein, aber ein Zugehörigkeitsgefühl will sich beim mir nicht einstellen. Es wirkt fast so, als folge dieses Buch einem bestimmten Schema, kann/darf sich aber nicht weiterentwickeln, um hier seinen eigenen Weg zu gehen. Es liest sich an vielen Stellen, als habe man die Handbremse angezogen - die Figuren können nicht wirklich aus sich heraus und behindern sich somit in ihrer eigenen Geschichte.
"Bernsteinsommer" ist leider nicht das beste Buch der Autorin und ich weiß, dass sie das viel besser kann. Vielleicht wird der nächste Roman ja wieder ein absoluter Leseknaller.