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Veröffentlicht am 04.08.2021

Blut ist dicker als Wasser

Der Bund der Familien
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Im dritten Band der Reihe rund um die Familien Falkenbach und Lehmann dreht sich alles um den Familienzusammenhalt, wie der Titel dieses Bandes bereits andeutet. Nicht nur der immer heftiger schwelende ...

Im dritten Band der Reihe rund um die Familien Falkenbach und Lehmann dreht sich alles um den Familienzusammenhalt, wie der Titel dieses Bandes bereits andeutet. Nicht nur der immer heftiger schwelende Nationalsozialismus bereitet Wilhelm Lehmann und Paul-Friedrich von Falkenbach Probleme, die sich vorallem in der Gestalt von Gauleiter Langenmüller zeigen, sondern auch jene mit einzelnen Familienmitgliedern.
Wilhelm Lehmann geht es nach seinem Schlaganfall doch schneller wieder besser als gedacht. Er verschweigt dies jedoch seiner Familie - aus gutem Grund. Als er seine Firmenanteile für fünf Reichsmark verkauft, sind alle entsetzt. Vorallem Leopold kann sich nicht damit abfinden, dass er nicht erben wird und leitet verhängnissevolle Schritte ein...
Das schreckliche Geheimnis, das Irma, Elisabeth und Clara verbindet, droht ebenfalls aufzufliege, denn eine von ihnen kann sich mit dem Vorfall nicht abfinden.
Wilhelmine hingegen vermisst Martin und widmet sich ganz dem Pferdesport. Sie möchte unbedingt Springreiterin werden, aber für Frauen ist diese Sportart verboten. Doch dann macht sie durch Zufall eine Entdeckung, die ihr Leben ganz schön auf den Kopf stellt.
Als bei Elisabeth die Wehen einsetzen, stehen ihr Gustav und eine Hebamme vor Ort zur Seite. Doch dieses freudige Ereignis wird zum Albtraum...

Ellin Carsta gelingt es, mich von Anfang an wieder derart an die Geschichte zu fesseln, dass ich die 312 Seiten sehr schnell gelesen hatte. Neben dem exzellent recherchierten historischen Hintergrund stehen vorallem die zwischenmenschlichen Beziehungen im Vordergrund. Der feste Zusammenhalt zwischen den Falkenbachs und den Lehmanns lässt vorallem Paul-Friedrich zu seiner wahren Größe finden. Er stellt sich jeder Herausforderung mit Schläue und Durchsetzungsvermögen. Seine Familie und Freunde stehen über allem. Mit Gauleiter Lehmann haben die beiden Familien aber einen hinterlistigen Gegner vor sich, der alles daran setzt sie "zur Strecke zu bringen". Die Spannung steigt vorallem im lezten Drittel rasant and und ich kann es kaum erwarten den nächsten Band der Reihe zu lesen.

Alle Charaktere entwickeln sich weiter, einige Geheimnisse werden aufgelöst, neue kommen hinzu. Von manchen Figuren liest man in diesem Band mehr, von manchen weniger. So findet man zu allen Zugang und lernt sie besser kennen. Der Schreibstil ist wie gewohnt fesselnd und mitreißend. Unerwartete Wendungen überraschen den Leser und halten die Spannung im oberen Bereich.
Das beigelegte Lesezeichen mit dem Familienstammbaum ist auch nach dem dritten Band eine große Hilfe, um die Verwandtschaftsverhältnisse immer im Blick zu haben. Wie es bei einer großen Familiensaga gang und gäbe ist, endet auch dieser Band mit einem kleinen Cliffhanger.

Fazit:
Wieder eine emotionale und spannende Fortsetzung, die diese Familiensaga wirklich zu einer ganz besonderen Reihe macht. Ich gebe gerne eine Leseempfehlung, möchte aber darauf hinweisen die Bände der Reihe nach zu lesen.

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Veröffentlicht am 16.07.2021

Eine Liebe in der Provence

Liebe, lavendelblau
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Für Sarah ändert sich in kurzer Zeit alles. Der kleine Buchladen, in dem sie arbeitet, muss schließen und sie verliert ihren geliebten Job. Zur selben Zeit entscheidet sich ihr Freund Tobias ein Jobangebot ...

Für Sarah ändert sich in kurzer Zeit alles. Der kleine Buchladen, in dem sie arbeitet, muss schließen und sie verliert ihren geliebten Job. Zur selben Zeit entscheidet sich ihr Freund Tobias ein Jobangebot in Kalifornien anzunehmen - ohne vorherige Absprache mit Sarah. Kurzentschlossen vermietet sie ihre Wohnung für drei Wochen und beschließt Tobias in Kalifornien mit einem Besuch zu überraschen. Doch ein eher unerfreuliches Telefonat am Flughafen lässt Sarah kurzfristig ihre Pläne ändern. Zu Tobias möchte sie nicht mehr, aber zurück in die Wohnung kann sie auch nicht. Als auf der Abflugtafel Nizza aufscheint, ruft sie kurzentschlossen ihre Freundin Cleo in Frankreich an und bucht ihr Ticket um. Cleo hat sie schon so oft in die Provence eingeladen und nun soll dieser Wunsch endlich wahr werden. Auf einem Weingut mietet Cleo für Sarah eine Ferienwohnung, die dem Weinhauer Lucien gehört. Der mürrische und verschlossene Mann scheint nicht sehr erfreut über die Bewohnerin seiner Ferienwohnung zu sein. Doch das ändert sich bald...

Der Plot ist alles andere als neu: Job, Wohnung und Freund weg. Das habe ich schon sehr oft in Kurzbeschreibungen gelesen und auch schon einige Romane dazu. Was dabei herauskommt, liegt aber alleine an der Schreibkunst der Autorin. Hannah Juli hat es geschafft, daraus eine wunderbare Geschichte mit viel Emotionen und sehr bildhaften Darstellungen zu machen.
Ich habe mich vom Anfang an in den lavendelüberwachsenen Hügeln und den Weinbergen sehr wohl gefühlt. Ich konnte den Duft des Lavendels zwischen den Zeilen riechen und die Säure des Weines auf der Zunge schmecken. Das traumhafte Setting und die facettenreichen Figuren haben mich abgeholt und in der Geschichte eintauchen lassen. Die Beziehungen und Freundschaften untereinander werden sehr authentisch und behutsam beschrieben. Mit Lucien wurde ich erst später warm. Zu Beginn war er mir noch etwas zu undurchsichtig und knurrig. In mein Herz hat sich aber vorallem Cleos Mutter Margrit geschlichen, die an einer schweren Krankheit leidet und Sarah schon immer näher als ihre eigene Mutter war.
Gekonnt stellt Hannah Juli auch die graue und lebhafte Stadt Hamburg der sonnigen Provence gegenüber. Natürlich ist das Jahreszeitenabhängig, aber man spürt trotzdem den Widerspruch des Lärms der Großstadt und die Stille am Land im Süden Frankreichs. Man bekommt als Leser auf jeden Fall Lust die Koffer zu packen und ebenfalls ein Ticket nach Südfrankreich zu buchen.
Einzelne Szenen, die vielleicht ins Kitschige abdriften, werden von der Autorin so liebevoll beschrieben, dass man sich wünscht an Sarahs Stelle im See oder Lavendelfeld zu baden. Die Gefühle zwischen ihr und Lucien waren deutlich spürbar - Gänsehaut inbegriffen!
Sehr gut haben mir auch die Gedichte am Ende der Kapitel gefallen, die Sarah in ihrer Auszeit niederschreibt.

Man sieht, man kann aus einem altbekannten Plot eine wunderschöne Geschichte schreiben. Zusätzlich hat die Autorin hier nicht nur eine Liebesgeschichte geschrieben, sondern auch einige ernsthafte Themen miteingebaut, die zum Nachdenken anregen. Ich empfehle diesen gefühlvollen Roman gerne weiter.

Fazit:
Ich hatte mit "Liebe, lavendelblau" wunderbare Lesestunden. Der tolle und gefühlvolle Schreibstil der Autorin und die traumhafte Location lassen einem in die Geschichte tief eintauchen und träumen. Ich gebe sehr gerne eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Chinooks Erbe

Die Schattenwölfin der Rocky Mountains
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Was war ich gespannt auf den vierten Teil der Reihe rund um die Willow Ranch und ihre Bewohner. Und nach nur wenigen Seiten war es wie ein Nachhausekommen.....

Man kann Band 4 sicher auch alleinstehend ...

Was war ich gespannt auf den vierten Teil der Reihe rund um die Willow Ranch und ihre Bewohner. Und nach nur wenigen Seiten war es wie ein Nachhausekommen.....

Man kann Band 4 sicher auch alleinstehend lesen, doch habe ich in der Leserunde bemerkt, dass Einsteiger zu Beginn kleine Schwierigkeiten mit den Figuren haben, weil doch schon viele Hintergrundinfos zu den einzelnen Charakteren fehlten. Deswegen rate ich mit Band 1 zu beginnen!

Alle vier Bände haben die Gemeinsamkeit, dass im Prolog eine Indianer-Legende erzählt wird, die sich auch auf das titelgebende Tier bezieht. Diesmal erzählte diese Geschichte über zwei Wölfe: dem hellen und dem dunklen Wolf. Beide haben wir in uns vereint...

Die Willow Ranch und ihre Besitzer machen im vierten Band eine kleine Veränderung durch. Neben der Gästeranch, die vom Programm her etwas zurückgenommen wird, werden indianische Jugendliche aufgenommen. Während des Sommers sollen sie die verlorene indianische Kultur besser kennenlernen, denn in den Reservaten setzt sich immer mehr die Lebensart der Weißen durch.

Im Mittelpunkt stehen diesmal Woodwind Jones, Rosie Laforge und Cody Tippet.
Woodwind, der die Wildtierstation als Leiter übernommen hat, hat Schwierigkeiten sich im Reservat einzuleben. Nur Chinook, der alte Schamane, ist ein Freund von Woodwind, der ihm immer wieder gute Ratschläge erteilt. Als Woodwind den Jugendlichen die indianische Kultur näher bringen soll, fühlt er sich nicht befähigt dazu. Zusätzlich hat Woodwind einen Fein aus den eigenen reihen, der alles daran setzt, dass "der Vorbestrafte" nur scher Fuß fassen kann.
Rosie Laforge hat hingegen große Pläne. Sie möchte neben ihrer Arbeit auf der Willow Ranch eine Ausbildung zur Pferdetrainerin machen. Doch dazu braucht sie nicht nur ein eigenes passendes Pferd, sondern auch die Mittel dazu.
Cody ist hingegen mit seiner Arbeit als Cowboy sehr zufrieden. Nach dem Selbstmord seines Bruder soll er jedoch die elterliche Farm vor dem Ruin retten. Cody, der immer im Schatten seines älteren Bruders stand,
findet jedoch noch immer keinen Rückhalt durch seinem Vater. Zusätzlich wollte er die Zeit mit Emma verbringen, die er letzten Sommer kennengelernt hat und die extra aus Deutschland angereist ist.

Jeder der drei Hauptprotagonisten hat gegen so einige Schwierigkeiten anzukämpfen. Neben ihren Erlebnissen und Problemen begleiten wir aber auch liebgewonnene Figuren aus den anderen Teilen auf ihren weiteren Lebensweg. Auch das Leben auf der Willow Ranch und die Pläne für die Weiterführung lassen den Leser am Ball bleiben. Die einzelnen Charaktere sind authentisch und sehr lebendig dargestellt. Jeder von ihnen hat Ecken und Kanten und kämpft oftmals mit sich selbst. Wer schon in den Vorgängerbänden zu sich gefundne hat, steht vor neuen Zielen. Für mich sind die Figuren im Laufe der Zeit zu Freunden geworden und ihr Schicksal berührt mich immer sehr.

Natascha Birovljev versteht es hervorragend die Atmosphäre auf der Willow Ranch einzufangen. Auf jeder Seite spürt man die Verbundenheit zur kanadischen Landschaft. Die Tier- und Naturbeschreibungen konnten mich - wie schon in den Vorgängerbänden - absolut fesseln und begeistern. Man hat Kino im Kopf!

Warum ich dieses Mal keine 5 Sterne vergebe? Mir ging das Ende zu schnell und es war mir teilweise zu süß. Was mich aber am Meisten störte (und das ist jetzt meckern auf hohem Niveau) ist, dass ich die Anziehung zwischen Woodwind und Ayita überhaupt nicht spüren konnte. Die Faszination, die Woodwind verspürte, konnte ich so gar nicht nachvollziehen und es fehlte auch das "Kribbeln".

Hervorheben möchte ich noch die wahnsinnig schön gestalteten Innenseiten - vorallem die Wolfabbildungen am Kapitelende und die Traumfänger am Kapitelanfang...einfach wunderschön!

Fazit:
Eine ganz besondere Reihe, die mir immer am Herzen liegen wird und einen ganz besonderen Platz in meinen Regal bekommt. Obwohl ich jetzt beim vierten Band ein paar kleine Kritiken hatte, hat er mich genauso verzaubert, wie schon die Vorgängerbände. Ich spreche eine ganz große Leseempfehlung für die gesamte Reihe aus!

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Veröffentlicht am 25.06.2021

Blutiges Wien

Die Totenärztin: Wiener Blut
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Ich habe mich total gefreut, dass ich bei dieser Leserunde dabei sein und nach Wien in die Zeit der Jahrhundertwende reisen durfte. René Anour hat diese Epoche wunderbar eingefangen und mit Fanny Goldmann ...

Ich habe mich total gefreut, dass ich bei dieser Leserunde dabei sein und nach Wien in die Zeit der Jahrhundertwende reisen durfte. René Anour hat diese Epoche wunderbar eingefangen und mit Fanny Goldmann eine sehr außergewöhnliche junge Frau erschaffen.

Fanny ist Totenärztin, also Pathologin. Sie liebt ihren Beruf und möchte den Toten eine Stimme geben. Jedoch durfte sie 1908, trotz Medizinstudium, nicht als Ärztin arbeiten, sondern muss den männlichen Kollegen als Prosekturgehilfin assistieren. Dabei fällt ihr auf, dass der scheinbar Obdachlose, den Inspector Kalteneckker zur Obduktion gebracht hat, unter dem stinkenden Mantel gepflegte Hände und Nägel hat. Außerdem ist er viel zu gut genährt. Diese Ungereimtheiten lassen Fanny keine Ruhe, doch ihre männlichen Kollegen nehmen sie nicht ernst. Fanny beschließt die Leiche heimlich während der Nacht zu obduzieren. Dabei entdeckt sie einige Geheimnisse des Toten, wie einen Zettel mit der Einladung zu einem geheimnisvollen Treffen am Stock im Eisen in zwei Tagen. Fanny beschließt sich den Treffpunkt genauer anszusehen und kommt einem skrupellosen Mörder in die Quere...

Die Geschichte packte mich von der ersten Seite an. Fanny ist eine überaus sympathische und intelligente Person, die etwas zu neugierig und unerschrocken ist. Sie verkörpert den modernen Frauentyp, dem Bildung wichtig ist und sich nicht in das übliche Schema pressen lassen möchte. Damit eckt sie natürlich überall an. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Tilde lässt sie sich zu so einigen verrückten Aktionen hinreißen, die für mich manchmal etwas über das Ziel hinausschossen. Der Spannungsbogen stieg dadurch nochmals an und blieb durch weitere unerwartete Wendungen in der Höhe, sodass man das Buch nicht aus der Hand legen konnte.

Neben Fanny spielt ihre beste Freundin Tilde eine große Rolle. Sie wirkt etwas naiv und bezaubert mit ihrem Charme und Aussehen die Männer. Hinter dem hübschen Gesicht steckt aber eine sehr unkonventionelle und gewitze junge Frau.
Auch Fannys Cousin Schlomo passt nicht in die gesellschaftliche Norm. Seine Eltern haben mit ihrm gebrochen, seit er als Maskenbildner unter dem Namen Maître François am Burgtheater arbeitet.
Leontine Kuderna ist die Frau des Insitutsleiters, die heimlich für mehr Frauenrechte kämpft und Fanny unterstützt. Und dann gibt es noch den Mann, den Fanny bei ihrem geheimnisvollen Treffen am Stock im Eisen antrifft und der ihr immer wieder über den Weg läuft...

Historisch erfahren wir ebenfalls mehr über Kaiserin Elisabeth, ihrem Hungerwahn und ihrem Haarschmuck. Die berühmten Sisi-Sterne spielen eine besondere Rolle in der Geschichte. Die tiefen Einblicke in die damalige Wiener Gesellschaft sind gelungen.
Die Schauplätze der österreichischen Metropole sind von René Anour sehr bildhaft eingefangen worden, wie auch die einzigartige historische Atmosphäre. Zusätzlich hat der Autor viele österreichische Köstlichkeiten vorgestellt (und meinen Hunger geweckt), sowie modische Einblicke in die Zeit eingebaut. Mit Emilie Flöge, die Muse Gustav Klimts, die mit ihren Reformkleidern eine modische Revolution begeht und die Frauen vom Korsett befreit oder die ersten Automobile, die das Stadtbild verändern.
Am Ende gibt es einen fiesen Cliffhanger, der mich ungeduldig auf den Nachfolgeband warten lässt.

Schreibstil:
Der Schreibstil von René Anour ist sehr bildhaft, und detailliert. Die Szenen in der Gerichtsmedizin und in den Katakomben Wiens sind sehr detailliert beschrieben und haben mir grausige und gruselige Bilder im Kopf beschert. Die Geschichte fesselt ungemein und hat auch witzige Momente, die die Handlung immer wieder auflockern. Der Autor hat viel Zeit in seine Recherche gesteckt und mit "Die Totenärztin: Wiener Blut" einen tollen Auftakt zu einer Diologie erschaffen, die hoffentlich eine Reihe werden wird.

Auf der Innenseite vorne und hinten gibt es eine historische Karte von Wien. Im Anschluss an den Roman findet man noch ein Nachwort des Autoren, wo er Fiktion und Realität trennt, sowie ein Glossar.

Fazit:
Ein toller historischer Krimi mit einer ungewöhnlichen Protagonistin und dem Charme von Wien zur Jahrhundertwende. Eine spannende Jagd nach Dieben und Mörder in der damaligen Wiener Gesellschaft - absolut gelungen!

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Veröffentlicht am 12.06.2021

Eine herrlich ironische Krimikomödie mit Wortwitz und Charme.

Lasst uns schweigen wie ein Grab
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Jugendbücher findet ihr bei mir nicht sehr oft, aber im Moment habe ich so einige hier bei mir liegen. Durch die liebe Aleshanee bin ich auf "Lasst uns schweigen wie ein Grab" von Julie Berry aufmerksam ...

Jugendbücher findet ihr bei mir nicht sehr oft, aber im Moment habe ich so einige hier bei mir liegen. Durch die liebe Aleshanee bin ich auf "Lasst uns schweigen wie ein Grab" von Julie Berry aufmerksam geworden. Als ich es in unserer Bücherei entdeckt habe, musste es gleich mit und ich kann sagen, dass ich mich wirklich köstlich unterhalten habe.

Der Jugendkrimi spielt 1890 im St. Etheldra Mädcheninternat bei London. Während die sieben Mädchen bei Bohnen und Brot am Tisch sitzen, futtert die Direktorin Constance Plankett gemeinsam mit ihrem Bruder Aldous Godding köstliches Kalbfleisch. Doch der Genuss währt nicht lange, denn plötzlich fallen beide hintereinander tot vom Stuhl. Die Mädchen wissen sich zu helfen und verschweigen den Tod von Mrs. Plankett, denn sie befürchten nach Hause geschickt zu werden, was keine von ihnen möchte. Und so schaufeln sie ein Grab im Garten und versuchen ohne Kontrolle eines Erwachsenen weiter im Internat zu bleiben....

Schon der Beginn der Geschichte ist skurill und voller schwarzem Humor. Die Fassade, dass Mrs. Plankett noch lebt, soll aufrecht erhalten bleiben. Der Kreativität der Mädchen, die alle zwischen 12 und 17 Jahren alt sind, sind dabei keine Grenzen gesetzt. Die Beinamen, die jedes der Mädchen von der Autorin erhält, klärt sofort über ihre Fähigkeiten oder ihr Aussehen auf. Das sind:
Roberta "Liebenswert", Mary Jane "Ungeniert", Martha "Einfältig", Alice "Robust", Kitty "Schlau", Louise "Pockennarbig" und Elinor "Düster".
Diese Namenszusätze werden auch auch immer verwendet und so hat man als Leser immer ein Bild vor Augen, wer wer ist. Das ist vorallem am Anfang sehr hilfreich.

Schon von Beginn an habe ich mich köstlich unterhalten, denn schon sehr bald treten die ersten Schwierigkeiten auf. Just am Todestag wollte Constance Plankett ihrem Bruder zum Geburtstag überraschen und hat einige Freunde eingeladen. Wie die Mädchen sich aus dieser verfahrenen Situation herausmanövrieren ist einfach nur witzig. Weitere unlösbare Situationen folgen natürlich bald darauf. Oftmals wird es sehr skurill und obwohl ich das sonst nicht mag, hat es mir hier total gefallen. Zusätzlich müssen die Mädchen herausfinden, wer hinter den Giftmorden an ihrer Direktorin steckt. Der Verdacht, eine von ihnen könnte die Täterin sein, macht den Mädchen zusätzlich zu schaffen. Noch gefährlicher erscheint es jedoch, dass der Mörder noch herumläuft und einen weiteren Anschlag planen könnte. Für mich war es bald ersichtlich wer hinter den Morden steckte, aber es ist ja auch ein Jugendbuch und kein Erwachsenenkrimi. Außerdem konnte mich die Autorin trotzallem mit einigen Wendungen überraschen.
Die Geschichte ist eigenwillig und glänzt vorallem durch ihren schwarzen Humor und den Charakteren. In der Mitte wird es ruhiger und der Spannungsbogen sinkt.

Die Autorin hat ihre schwarze Krimikomödie im Viktorianischen Zeitalter angesiedelt. Die Figuren sind authentisch und glaubhaft und die Mädchen zeigen, dass sie sich mit dem Rollenbild der Frau zu dieser Zeit nicht wirklich identifizieren können. Die Charaktere sind jedoch sehr verschieden, wie auch ihre Beinamen erklären. Gemeinsam mit den tollen Figuren, etwas Ironie und Sarkastik ist diese Krimikomödie für junge Leser ein richtiges "Schmankerl". Ich hab's genossen und empfehle den Roman, der schon etwas älter ist, gerne weiter.


Fazit:
Eine herrlich ironische Krimikomödie mit Wortwitz und Charme. Eine Geschichte für Jugendliche und auch ältere Semester, die mit schwarzem Humor punktet und welche ich sehr gerne gelesen habe. Ich empfehle dieses unterhaltsame Buch gerne weiter!

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