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Veröffentlicht am 23.07.2021

Haus der Libellen

Das Haus der Libellen
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Das Haus der Libellen – Emma Behrens

Sophie kehrt nach Jahren zurück in ihren Heimatort. Sie soll ihrer alten Freundin dabei helfen, den verschwundenen Bruder zu finden. In der Kindheit waren die drei ...

Das Haus der Libellen – Emma Behrens

Sophie kehrt nach Jahren zurück in ihren Heimatort. Sie soll ihrer alten Freundin dabei helfen, den verschwundenen Bruder zu finden. In der Kindheit waren die drei unzertrennlich, später waren Sophie und Noah ein Paar, bis die Beziehung ein unglückliches Ende fand. Bereits als Kinder waren die Geschwister besonders, genauso wie die alte Villa, in deren Keller Emilia mittlerweile eine Libellenzucht eingerichtet hat. Sophie ist sich ihrer Gefühle insbesondere Noah gegenüber alles andere als klar, als sie sich auf die Spurensuche begibt.

Ein sehr stimmungsvoller, atmosphärischer Frauen-/Unterhaltungsroman, der mir sehr gut gefallen hat. Die Geschichte wird auf mehreren Handlungsebenen erzählt, im Hier und Jetzt – und in der Vergangenheit, der Kindheit der drei, der Jugend, in der Beziehung zwischen Sophie und Noah. So erfährt man immer wieder Bruchstücke der Vergangenheit und gewinnt Einsicht in die Charaktere. Durch diese Erzählweise erhält die Geschichte überraschende Tiefe und damit Qualität.

Der Titel „Das Haus der Libellen“ wird immer wieder aufgegriffen. Beispielsweise beinhaltet jede Kapitelüberschrift eine Info über Libellen. Auch Emilias Dschungellabor und ihre Libellenzucht werden immer wieder thematisiert und ganz toll beschrieben. Das mochte ich sehr.

Die Geschichte ist voller Gefühle und deren Irrungen und Wirrungen. Nicht jede Reaktion fand ich ganz angemessen oder verhältnismäßig, insgesamt konnte ich aber gut mitfiebern. Dabei hilft auch der angenehme Schreibstil, der mich problemlos durch die Seiten trug. Man muss sich nur dessen bewusst sein, dass es sich hierbei um einen Unterhaltungsroman handelt, ohne hohen literarischen Anspruch. Dann kann man ihn auch genießen.

Insgesamt also ein sehr berührender, gefühlvoller Roman über eine große Liebe und deren Hintergründe. 4 Sterne.

 

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Veröffentlicht am 19.07.2021

Leben auf der Müllhalde

Vertraute Welt
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Vertraute Welt – Hwang Sok-yong

Glupschaug und Glatzfleck, das sind zwei Jugendliche, noch fast Kinder, die in einer Kolonie der Ausgestoßenen inmitten einer riesigen Müllhalde in der Nähe der südkoreanischen ...

Vertraute Welt – Hwang Sok-yong

Glupschaug und Glatzfleck, das sind zwei Jugendliche, noch fast Kinder, die in einer Kolonie der Ausgestoßenen inmitten einer riesigen Müllhalde in der Nähe der südkoreanischen Großstadt Seoul, leben und arbeiten. Es ist eine harte und gefährliche Arbeit und es stinkt bestialisch. Die Menschen leben zu Tausenden in einfachsten, selbstgebauten Hütten und atmen Tag für Tag giftige Dämpfe ein. Von allen Menschen außerhalb dieser Müllhalde werden sie gemieden, was vor allem am Gestank liegt, der ihnen hartnäckig anhaftet.

Unvorstellbare, schockierende Lebensumstände, insbesondere für Jugendliche, sind es, die in diesem Roman sehr schonungslos skizziert werden. Abstoßende Müllberge und unglaublicher Gestank bestimmen die Atmosphäre dieser Geschichte. Es sind eindrückliche Bilder, die hier übermittelt werden.

Ja, natürlich handelt es sich hierbei um eine anklagende Sozialkritik und Kritik an unserer modernen Wegwerfgesellschaft. Der eklatante Unterschied zwischen zumindest einigen wohlhabenden Seouler Bürgern und den Bewohnern der Müllhalde macht betroffen. Insbesondere auch, die Unschuld und Arglosigkeit der Kinder, mit der sie in die allerunterste Gesellschaftsschicht rutschen. Es ist gut gemacht und regt zum Nachdenken an. Darüber, wohin all unser Müll eigentlich geht und wie gedankenlos wir heutzutage, Dinge und auch Lebensmittel entsorgen.

Über Südkorea hab ich wohl noch kaum ein Buch gelesen. Hier ist mir aufgefallen, dass sehr viel erzählt wird, im Vergleich zu nicht sooo vielen Dialogen. Mehr tell statt show. Das ist auch mein einziger Kritikpunkt. Denn diese Erzähllastigkeit der Geschichte führt doch dazu, dass selbst auf gerade mal knapp über 200 Seiten ein paar kleinere Längen entstehen und die ein oder andere Stelle etwas holperig erscheint. Das mag durchaus auch an der Übersetzung liegen.

Trotzdem, eine tolle Geschichte mit einer wichtigen Botschaft, die wohl überall auf der Welt gültig ist. Tatsächlich habe ich bei meinen Recherchen im Internet entsprechende Fotos von Menschen in Afrika, Asien, Südamerika auf Müllhalden gefunden. Offensichtlich ein globales Problem, das mir bisher nicht so richtig bewusst war. Von daher ein wichtiges Buch! 4 Sterne

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Veröffentlicht am 29.06.2021

Stürmische Zeiten

Der Windhof
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Dieser Roman verbindet zwei berührende Frauenschicksale miteinander.
Mel hat nach dem Tod ihres Mannes große Schwierigkeiten wieder zurück ins Leben zu finden. Erst als ihre Oma Lene stürzt und auf ihre ...

Dieser Roman verbindet zwei berührende Frauenschicksale miteinander.
Mel hat nach dem Tod ihres Mannes große Schwierigkeiten wieder zurück ins Leben zu finden. Erst als ihre Oma Lene stürzt und auf ihre Hilfe angewiesen ist, beginnt sie ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Sie fährt zu ihr auf den Windhof im Westerwald. Dort findet sie langsam wieder zu sich selbst. Lene erzählt von ihrem bewegten Leben und ihrer Liebe während des Zweiten Weltkriegs. Und Mel fängt an, eine Zukunft für sich selbst zu sehen, vielleicht mit dem netten Landarzt ihrer Oma?

Ein klassischer Frauenroman mit viel Liebe und noch mehr Gefühlen. In weiten Teilen auch sehr vorhersehbar, aber auch das gehört dazu. Ab und an lese ich solche Romane mittlerweile sehr gerne und so konnte mich auch dieser in seinen Bann ziehen. Wobei ich persönlich auf die Kriegsgeschichte verzichten hätte können. Aber trotzdem - schön geschrieben, ein sehr gefühlvoller Roman fürs Herz.
4 Sterne

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Veröffentlicht am 27.06.2021

Fangarme der Mafia

Der Tintenfischer
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Der Tintenfischer – Commissario Morello ermittelt in Venedig – Wolfgang Schorlau

Das ist der zweite Band einer Krimireihe, wobei ich den ersten nicht kannte und das für mich kein Problem darstellte.

Alles ...

Der Tintenfischer – Commissario Morello ermittelt in Venedig – Wolfgang Schorlau

Das ist der zweite Band einer Krimireihe, wobei ich den ersten nicht kannte und das für mich kein Problem darstellte.

Alles beginnt mit dem versuchten Selbstmord eines jungen Nigerianers, der sich im coronabedingt menschenleeren Venedig von einer Brücke stürzt. Antonio Morello und seine Kollegin Anna Klotze können ihn retten und geraten unversehens in ein Geflecht aus sizilianischer und nigerianischer Mafia. Die beiden reisen Hals über Kopf nach Sizilien, der Heimat Morellos. Dort allerdings warten seine alten Feinde der Mafia bereits darauf, ihm den Garaus zu machen.

Dieser Krimi ist sehr politisch und sehr gut recherchiert. Es gibt zahlreiche wissenswerte Fakten zu aktuellen Themen unserer Zeit. Doch auch das italienische Lebensgefühl kommt nicht zu kurz. Insbesondere der kulinarische Genuss spielt eine wichtige Rolle. Hinten im Buch werden dazu sogar noch die passenden Rezepte geliefert. Herrlich!

Morello und Anna Klotze sind angenehm authentische und sympathische Ermittler, zwischen denen es humorvoll knistert. Der Schreibstil ist dabei gehoben und sehr passend.

Die ein oder andere glückliche Wendung kann man mit Sicherheit als unwahrscheinlich kritisieren. Irgendwie kommen die beiden immer wieder nur um Haaresbreite davon. Aber egal – für mich hat das insgesamt schon gepasst!

Eine Lektüre, die ich sehr genossen habe. Auf jeden Fall werde ich diese Reihe im Auge behalten! Sehr gute 4 Sterne von mir!

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Veröffentlicht am 25.06.2021

Über die Verwicklungen der Liebe

Schicksal
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Schicksal – Zeruya Shalev

Zeruya Shalev ist eine bekannte Stimme israelischer Literatur, auch wenn dies für mich ihr erster Roman war. Erwartet habe ich geschichtliche Hintergründe über das Land Israel ...

Schicksal – Zeruya Shalev

Zeruya Shalev ist eine bekannte Stimme israelischer Literatur, auch wenn dies für mich ihr erster Roman war. Erwartet habe ich geschichtliche Hintergründe über das Land Israel und das heutige Zusammenleben zwischen den Religionen und Kulturen. Dass eben dies meiner Meinung nach zu kurz kommt, ist mein größter Kritikpunkt.

Atara sucht nach dem Tod ihres Vaters Meno dessen erste Frau Rachel auf, mit der er gemeinsam im Untergrund gekämpft hatte. Von ihr erhofft sie sich Antworten über die Vergangenheit des Vaters, dem sie nie nahekommen konnte. Das ist die Ausgangssituation dieses Romans. Bald konzentriert sich der Fokus der Geschichte jedoch auf die abgekühlte Ehe Ataras. Shalev beschreibt diese Szenen einer enttäuschten Liebe sehr authentisch und realitätsnah. Es ist eine lesenswerte, gnadenlos ehrliche Sicht auf diese Beziehung. Eine Liebe auf dem Seziertisch quasi. Dann kommt es zu einer Katastrophe und ab diesem Zeitpunkt entwickelt sich die Handlung leider kaum noch weiter. Gerade der Handlungsstrang um Rachel gerät sehr in den Hintergrund. Und so gerät diese Geschichte zu einer Beziehungsanalyse und Aufarbeitung diverser Kindheitstraumata. Das ist durchaus lesenswert, könnte im Prinzip aber überall spielen. Das Potenzial des Schauplatzes Israel sehe ich leider etwas verschenkt.

Sprachlich bewegt sich Frau Shalev auf höchstem Niveau. Literarisch hochwertig und poetisch entführt sie ihre Leser tief in die Gedankenwelt ihrer weiblichen Protagonistinnen Atara und Rachel. Es ist ein Lesegenuss. Schade nur, dass mich die Entwicklung der Handlung nicht ebenso begeistern konnte. Deshalb gibt es von mir hier 4 Sterne.

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