Gegensätze ziehen sich doch an - auch wenn es Zeit braucht
Deuten Cover und Titel bereits deutlich auf den Inhalt des Romans hin, so entpuppen sich die beiden Hauptprotagonisten als die bald gleichaltrigen und Mitte Fünfzigjährigen George, von Beruf Lehrer, und ...
Deuten Cover und Titel bereits deutlich auf den Inhalt des Romans hin, so entpuppen sich die beiden Hauptprotagonisten als die bald gleichaltrigen und Mitte Fünfzigjährigen George, von Beruf Lehrer, und Willow, eine überaus talentierte Künstlerin, die in ihrer erfolgreichen eigenen Galerie auch Objekte anderer Künstler verkauft.
Die äußerst vergnügliche Lesereise mit diesen Beiden beginnt mit dem sich in wenigen Tagen eintretenden Ruhestand von George, der dem sanften aber immer stärker werdenden Druck, seine aktive Zeit als Lehrer im Hinblick auf die finanzielle Situation der Schule so bald wie möglich zu beenden, nachgibt. Ein guter und erfolgreicher Pädagoge, aber mit bemerkenswerten Eigenarten, die ihn zunehmend schrullig erscheinen lassen.
Willow hingegen, die sich neben der von ihr heißgeliebten Kunst auch der Erziehung ihres Enkels im Teenageralterwidmet, weiß dem Leben nur positive Seiten abzugewinnen. Ist unternehmenslustig, sprüht vor Energie und überschreitet mit ihrer hilfsbereiten Art schon einmal die eine oder andere Grenze.
Also zwei Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein können und denen es letztendlich doch gelingt, eine zarte Beziehung aufzubauen. Missverständnisse sorgen für ungeahnten und ungeplanten Turbulenzen. Aber auch eine gehörige Portion Selbstkritik und die immer wieder praktizierte Bereitschaft, wieder aufeinander zuzugehen, sorgen für einen unterhaltsamen Lesespaß.
Dabei besonders bemerkenswert die Fähigkeit der Autorin, die Neurosen, Ängste und Zwänge von Georg darzustellen. Sehr empathisch, verständnis- und auch liebevoll die Ausgestaltung dieser Charaktere. Man leidet förmlich mit, wenn George sich ob seiner Marotten selbst in Frage stellt. Und man würde alles tun, um seinen sich abzeichnenden Zusammenbruch zu verhindern. Und gerade hier erweist sich Melody als starker Halt, die sich auch nicht davor scheut, sehr deutlich aber auch sehr feinfühlig auf die Kraft hinzuweisen, die ihr der Glaube an den Schöpfer der Welt gibt.
Ein Roman, für den ich mich ganz bewusst auf Grund des Alters der beiden Charaktere entschieden habe. Nicht nur George und Melody haben mich dabei mit ihren Wesenszügen, ihrem Verhalten und ihren Aktionen überzeugt, sondern die gesamte Geschichte wirkt authentisch und realistisch. Für mich gab es nichts auszusetzen oder zu bemängeln – Autorin und Roman empfehle ich sehr gerne weiter.