War leider so gar nicht mein Buch
Like GravityNach einem traumatischen Ereignis in ihrer Kindheit, lebt Brooklyn sehr in sich zurückgezogen, hat große Schwierigkeiten, anderen Menschen zu vertrauen und lässt keinen an sich heran. Doch als sie Finn ...
Nach einem traumatischen Ereignis in ihrer Kindheit, lebt Brooklyn sehr in sich zurückgezogen, hat große Schwierigkeiten, anderen Menschen zu vertrauen und lässt keinen an sich heran. Doch als sie Finn begegnet ändert sich etwas. Ihre Mauern werden brüchig und es scheint, als könnte sie langsam ihre Vergangenheit aufarbeiten und sich das erste Mal so richtig auf jemanden einlassen.
Ich bin erstmal sehr gut ins Buch gestartet. Ich mochte die Figuren, hatte schnell eine Verbindung zu Brooklyn und auch vom Schreibstil, der die Figuren sehr sympathisch und lebendig wirken ließ, war ich direkt überzeugt. Die Idee hinter der Geschichte hat mir gut gefallen.
Auch die erste Begegnung von Finn und Brooklyn fand ich irgendwie ganz cool. Ich mochte, wie die beiden sich im ersten Moment komplett falsch eingeschätzt hatten und sich gegenseitig immer wieder überraschten.
Doch dann warf Finns Verhalten immer wieder und im Verlauf des Buches immer mehr Fragen auf. Ich konnte überhaupt nicht verstehen, warum er sich so oder so verhielt. Und nachdem es immer merkwürdiger wurde, hätte ich mich an Brooklyns Stelle schnell aus dem Staub gemacht.
Mir hat die Entwicklung ihrer Beziehung nicht gefallen. Wer so besitzergreifend in eine Beziehung geht, auf eine Art besessen, das kann doch nur in einer toxischen Beziehung enden.
Finn wird körperlich bedrohlich, er schreit Brooklyn an, gibt Befehle, will Dinge wissen, die ihn nichts angehen und redet von Liebe und Anziehung, während sie grade aus einer schwierigen Situation kommt. Und anstatt schnell das Weite zu suchen, fühlt sie sich von seinem körperlichen und verbalen Angriff gar nicht eingeschüchtert, sondern erkennt, dass er recht hat und findet auch, dass die beiden zusammengehören. Solche Erkenntnisse hab ich auch immer, wenn ich gegen ein Auto gedrückt und angeschrien werde… Während er sie bedrängt und ihr sagt, dass er ohne sie stirbt, verlieben die beiden sich unsterblich ineinander. Ich weiß nicht, wie ich das einordnen soll.
Ich hatte gehofft, dass es mit Finn besser werden würde, aber er blieb besitzergreifend und herrisch. Getarnt als Fürsorge und Zuneigung, ging er ständig zu weit, ließ Brooklyn kaum Raum, engte sie ein, zwang sie dazu, sich zu öffnen, zeigte kaum Empathie für sie und ihre Situation und Brooklyn merkte es nicht. Sie sah ihn nur als Ritter in der strahlenden Rüstung... Ich konnte das einfach nicht in ihm sehen. Ich fand ihn nur anmaßend mit seinem Heldenkomplex.
Ich hab versucht, seine Besessenheit romantisch zu finden und ihre Naivität süß. Aber es ging nicht, ich habe es einfach nicht verstanden.
Was ich schön fand, war ihre Entscheidung, dass sie die traumatischen Ereignisse ihrer Vergangenheit aufarbeiten will. Brooklyn will nicht mehr ihr Leben davon bestimmen lassen, sie möchte sich aktiv ihren Erinnerungen stellen und einen Umgang damit erlernen, statt sie zu verdrängen, zumal sie sich nicht besonders gut wegschließen lassen und immer wieder an die Oberfläche drängen. Ihren Entschluss, sich dem Ganzen zu stellen fand ich extrem mutig und ich war gespannt, wie sie damit umgehen würde.
Es gab da noch einen Lichtblick: Lexi, die beste Freundin und Mitbewohnerin. Lexi ist eine tolle Freundin. Sie kann sehr egozentrisch sein, sie kümmert sich aber auch um ihre Mitmenschen. Und das Wichtigste ist, sie ist genau die richtige Freundin für Brooklyn. Sie braucht genau das, jemand, die nicht so viel nachbohrt, die da ist, ohne sich aufzudrängen und den Fokus auf ihr Leben legt, wenn Brooklyn wieder ihre Mauern hochklappt. Sie lässt sich davon nicht abschrecken. Ich liebe die beiden zusammen, sie tun sich gegenseitig so gut, ergänzen sich gegenseitig perfekt. Die beiden haben mir ein paar Gänsehaut Momente verschafft.
Der - ich nenn es mal Thriller-Aspekt - der Geschichte, hat mir leider auch nicht gefallen. Für mich hat die Geschichte hinten und vorne einfach nicht funktioniert. Dieser Aspekt kam dann noch als erschwerend hinzu. Es tut mir wirklich leid, ich wollte dieses Buch so gerne mögen, aber es hat mir einfach nicht gefallen. Der Schreibstil ist super und die Charaktere überwiegend authentisch. Das Gesamtpaket hat mich aber nicht überzeugt.