Zu viele Themen - zu oberflächlich
HonigherzenIch muss zugeben, dass war ein Coverkauf. Eigentlich bin ich keine Leserin, die nur nach einem schönen Cover greift - natürlich war auch der Klappentext ausschlaggebend. Ich wollte etwas Leichtes für den ...
Ich muss zugeben, dass war ein Coverkauf. Eigentlich bin ich keine Leserin, die nur nach einem schönen Cover greift - natürlich war auch der Klappentext ausschlaggebend. Ich wollte etwas Leichtes für den Sommer und erhoffte mir mit "Honigherzen" genauso einen Roman zu bekommen. Leicht ist er, jedoch so ganz überzeugen konnte er mich leider nicht - trotz der sehr guten Bewertungen auf diversen Plattformen.
Leni ist seit einiger Zeit Witwe und ihre Tochter Romy ein richtiger Wirbelwind. Den Tod ihrer großen Liebe hat sie nach rund sechs Jahren noch immer nicht richtig überwunden. Deswegen möchte sich Leni endlich einen großen Traum erfüllen und einen Neuanfang wagen. Sie kauft gemeinsam mit ihrer Schwester Juna einen renovierungsbedürftigen Hof auf dem Land. Ihr Traum einen eigenen Hofladen aufzumachen und die alten Rezepte ihrer Großmutter auszuprobieren, lassen das Dreimäderlhaus voller Elan ans Werk gehen. Doch so einfach, wie sie sich das vorgestellt haben, ist es nicht. Die Dorfgemeinschaft steht den zwei unabhängigen Frauen skeptisch gegenüber, Romy eckt immer wieder in der Schule an und das Bauernhaus fällt den Frauen förmlich über den Kopf zusammen. Zusätzlich nervt Hannelore, die Nachbarin, die mit ihrem Mops und böser Zunge immer dann auftaucht, wenn man sie am wenigsten braucht. Nur der Tipp mit dem Tischler Henry, der ihnen bei der Renovierung helfen soll, ist Gold wert.
Der Beginn des Romans hat mir sehr gut gefallen und war ernster, als erwartet. Wir erfahren, wie sich Leni und ihr Mann Alex kennengelernt haben und wie sie ihn wieder durch einen tödlichen Unall verloren hat. Man spürt den Schmerz und die Trauer zwischen den Zeilen und ich hatte einen dicken Kloß im Hals. Doch sehr bald ändert sich die Atmospähre und es wird humorvoller. Zusätzlich gibt es bald tierischen Zuwachs auf dem Hof, nachdem Leni einen Esel und ein altes Pony vom Schlachter rettet.
Weniger gefallen hat mir - trotz vieler Pannen - wie schnell und ohne Probleme Leni und Juna Liköre, Marmeladen und Schnäpse herstellen konnten. Nicht ein einziger Fehlversuch! Da erblasst jede Frau, die sich zum ersten Mal an disen Köstlichkeiten versucht. Befremdlich fand ich auch die Auftritte von Alice, Lenis zweites ich. Natürlich darf auch die Liebe nicht fehlen, die noch mehr Irrungen und Wirrungen stiftet.
Mina Teichert hat sich aber auch dem Thema ADHS angenommen. Romy zeigt Anzeichen dieser Krankheit und Leni steht vor der Frage, ob sie medikamentös eingreifen soll oder ob sich andere Wege finden lassen.
Natürlich kommen auch die titelgebenden Bienen vor, die weiterhin vom Imker des Vorbesitzer versorgt werden. Der verschrobene alte Mann hilft den Frauen nach einiger Skepsis gerne.
Ein weiteres Thema sind die Briefe, die Leni am Dachboden von einer gewissen Tilly findet und von einer unglücklichen Liebe erzählen.
Und damit bin ich auch schon bei meiner nächsten Kritik: zu viele Themen, die mehr oder weniger angeschnitten werden und an der Oberfläche bleiben. Ein paar weniger mit mehr Tiefe hätten der Geschichte gut getan.
Die Figuren sind sehr individuell und teilweise etwas skurill gezeichnet. Selbst die kleine Romy mit ihren vielen "Ups" und "Huchs" bei jedem kleinen Malheur, das ihr gefühlt auf jeder Seite passiert, nervt leider mit der Zeit. Hannelore, die Nachbarin, hat ebenfalls Haare auf den Zähnen und Henry, der Tischler, kämpft mit seinen eigenen Dämonen. Juna liebt Männer und Frauen gleichermaßen und Klara, die seit ihrer Geburt beeinträchtigt ist und am liebsten durch Fenster einsteigt, erfüllen schnell mal die LGBTQ Quote, die im Moment so angesagt ist.
Mir war der Roman trotzdem zu oberflächlich! Sicherlich ist es ein leichter Wohlfühlroman und ich habe auch nichts anderes erwartet und erhofft. Trotzdem wurde ich weder richtig warm mit den Protagonisten, noch mit den schnellen oder oberflächlichen Problemlösungen. Auch der Humor war nicht meiner und die irgendwie gewollte Stellungnahme gegen diverse Diskriminierung kamen mir zu gewollt vor.
Es gab für mich zu viele Themen in der Geschichte, die aufgegriffen wurden. Ein Buch, das nicht in meinem Regal verbleiben wird - schade!
Fazit:
Ich hatte mir sehr wohl ein Wohlfühlbuch erwartet, aber bin mit diesem Roman trotzdem nicht ganz glücklich geworden. Zu viele Themen, die nur an der Oberfläche bleiben und ein Humor, der mir nicht immer zusagte. Ich kann mich den sehr guten Bewertungen auf diversen Plattformen nicht anschließen, aber empfehle jedem sich seine eigene Meinung zu bilden. Ich kenne deutlich bessere Geschichten aus diesem Genre.