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Veröffentlicht am 29.06.2021

Bunt und schillernd wie das Leben selbst

In all seinen Farben
3

Und ich weiß nicht, was morgen passieren wird oder am Tag darauf; ich kann nur auf heute bauen - und heute ist ein guter Tag. Ich stelle mich einem Tag nach dem nächsten. Was auch immer die Zukunft bringt, ...

Und ich weiß nicht, was morgen passieren wird oder am Tag darauf; ich kann nur auf heute bauen - und heute ist ein guter Tag. Ich stelle mich einem Tag nach dem nächsten. Was auch immer die Zukunft bringt, es reicht völlig, es zu versuchen. Und vielleicht ist das gar nicht mal so schlimm.

Robin Cooper ist ein engagierter, talentierter und enthusiastischer Junge, der vor allem beim Tanzen, Singen und Schauspielern ganz in seinem Element ist. Er hat einen konkreten Plan für seine Zukunft. Er will unbedingt an die LAPA. Er tut alles dafür und ist vollkommen überzeugt, dass er genau dies erreichen wird.
Auch seine wundervollen Freunde und seine Mum stehen hinter ihm und es besteht auch für sie kein Zweifel daran, dass sich seine Träume erfüllen.
Kurz vor seinem 18. Geburtstag allerdings bricht für ihn eine Welt zusammen, da er eine Absage bekommt. Alle wissen ganz genau, was sie nach dem Abschluss tun werden, nur Robin steht auf einmal vor dem Nichts.
Auch mit seinem Freund Conner läuft es nicht rund. Conner hat sich noch nicht geoutet und somit finden Treffen zwischen den beiden nur heimlich statt, was Robin zusätzlich belastet.
Seine Freunde versuchen ihn abzulenken und überreden ihn an seinem Geburtstag eine Drag-Show zu besuchen. Dieser Abend ist der Wendepunkt, der alles verändern wird.

Das Cover finde ich wahnsinnig gut gelungen. Es passt einfach super zum Thema, ist schlicht und sagt trotzdem eine Menge aus.

Auch die meisten Charaktere finde ich super toll.
Zum einen ist da natürlich Robin. Er ist witzig, talentiert, teilweise sehr schüchtern und eine Drama-Queen durch und durch, was ihn aber sehr authentisch macht. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, tut er einfach alles dafür, was ihn zeitweise egoistisch erscheinen lässt. Er kann sich aber auch seine Fehler eingestehen und ist sich nicht zu fein dafür, sich zu entschuldigen, wenn er Mist gebaut hat. Er legt im Buch eine Wahnsinnsentwicklung hin und ist als Protagonist einfach nur sehr gut gelungen.
Seine besten Freunde Nat, Greg und Priya sind umwerfend. Sie stehen voll hinter ihm und fangen ihn auf, als er am Boden liegt.
Nat kann man einfach nur lieben. Sie ist gerade heraus, sehr quirlig, impulsiv und entscheidet auch mal fix was über den Kopf hinweg. Aber sie ist die beste Freundin, die man sich nur wünschen kann.
Greg ist eher der Ruhepol, aber auch herzallerliebst. Er ist der „Beschützer“ und hat immer ein offenes Ohr.
Priya tanzt mit Robin und weiß wie gut er ist, sie bestärkt ihn jedes Mal an sich zu glauben.
Conner ist nicht so mein Fall. Klar er hat sich noch nicht geoutet, was auch gar nicht schlimm ist, da jeder selbst entscheiden sollte, ob und wann er das tut, aber dies führt auch immer wieder zu Situationen, in denen er Robin schlecht behandelt, was ihn in Summe sehr unsympathisch wirken lässt.
Seth hingegen ist mein absoluter Liebling. Er geht offen mit seinen Gefühlen um und ist in jeder Hinsicht eine Stütze.
Und dann wäre da noch Robin‘s Mam. Die Frau ist einfach nur klasse. Sie unterstützt ihren Sohn, wo sie kann, hat trotz der vielen Arbeit, immer ein offenes Ohr für ihn und ermöglicht im sämtlichen Unterricht, der gewünscht wird. Auch mit seinem Outing ist sie souverän umgegangen.

Der Schreibstil ist sehr leicht, mit vielen Dialogen und aus der Ich-Perspektive geschrieben. Es ist witzig, traurig und transportiert die Gefühle die es vermitteln will. Es lässt sich an einem Stück lesen und die Spannungskurve sorgt dafür, dass man auch immer wissen will, wie es weiter geht.

Mit In all seinen Farben bin ich in mir unbekanntes Terrain vorgestoßen. Trotz der Tatsache, dass es sich um einen Roman handelt, habe ich auch sehr viel gelernt in Hinblick auf Drag und die Community im allgemeinen. Die Geschichte berührt, ist witzig, bunt, lebendig, schillernd und lehrt einen, dass das Leben manchmal andere Wege geht, als man selbst geplant hat.
Alles in allem ein gelungener Debüt-Roman von George Lester und eine gute Gelegenheit auch mal über den Tellerrand hinaus zu schauen und sich in eine Welt entführen zu lassen, die voll von Farben ist...

Zu guter Letzt lege ich allen Lesern ans Herz unbedingt die Danksagung zu lesen. Sie ist so unglaublich schön und berührend, dass es ein Fehler wäre sie hier unerwähnt zu lassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Gefühl
Veröffentlicht am 31.05.2021

Spannender erster Teil, der Lust auf mehr macht.

All Our Hidden Gifts - Die Macht der Karten (All Our Hidden Gifts 1)
2

Durch das Tarot scheine ich etwas in mir entdeckt zu haben, das besser unentdeckt geblieben wäre.

Die 16jährige Maeve Chambers ist eher eine Außenseiterin. Sie fühlt sich in ihrer Familie voller Genies ...

Durch das Tarot scheine ich etwas in mir entdeckt zu haben, das besser unentdeckt geblieben wäre.

Die 16jährige Maeve Chambers ist eher eine Außenseiterin. Sie fühlt sich in ihrer Familie voller Genies irgendwie fehl am Platz, hat ihre beste Freundin Lily vergrault und findet auch sonst keinen richtigen Anschluss. Sie ist nicht gut in der Schule und hat immer wieder Probleme ihre Emotionen zielgerichtet auszudrücken.
Nach einem Zwischenfall im Unterricht muss sie Strafdienst leisten und wird zum Aufräumen des Lochs verdonnert, in welchem sie eine Satz Tarotkarten findet. Von Beginn an wird sie magisch von den Karten angezogen und fühlt sich mit ihnen auf unerklärliche Weise verbunden.
Sie beginnt ihren Mitschülern die Karten zu legen und trifft erschreckend genaue Aussagen. Bald wollen alle ihre Dienste in Anspruch nehmen, alle bis auf eine. Nachdem sie Lily mehr oder weniger ungefragt die Karten legt, verschwindet diese kurze Zeit später spurlos. Maeve vermutet sofort, dass es etwas mit den Karten zu tun haben muss und begibt sich mit Lily‘s Bruder Roe und ihrer neuen Freundin Fiona auf eine gefährliche und fesselnde Suche um Lily zu retten.

Das Cover des Buches gefällt mir persönlich super gut. Es ist mir sofort ins Auge gestochen und wirkt geheimnisvoll. Es war definitiv der erste Aspekt der mich zum Lesen des Buches inspiriert hat.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr leicht, flüssig und es macht Spaß es zu lesen. Durch die aufrechterhaltene Spannung fällt es schwer das Buch überhaupt zur Seite zu legen. Man möchte einfach immer wissen wie es weitergeht und fiebert mit den Protagonisten mit.

Die Geschichte rund um die Tarotkarten hat mich direkt gefesselt. Das Thema ist spannend, magisch und irgendwie nicht so richtig greifbar. Es enthält auch einiges an Gruselpotenzial. Ebenso werden aktuelle Themen wie Homophobie, Diskriminierung und Fremdenhass abgehandelt. Diese Aspekte finde ich sehr wichtig, sie hätten allerdings in meinen Augen nicht so viel Platz einnehmen müssen, da es die Geschichte an der ein oder anderen Stelle etwas aus den Angeln reißt.

Maeve ist mir anfangs sehr sympathisch, dass verliert sich im Laufe der Handlung ein wenig, vorallem wegen der Geschichte mit Lily. Sie ist selbstbezogen und lässt auf der Suche nach Anschluss nichts unversucht. Sie wirkt zu Beginn etwas unreif, aber sie ist mutig und verändert nach und nach ihre Sichtweise. Sie weiß, dass sie Fehler gemacht hat, sieht diese ein und versucht sie zu korrigieren.
Roe ist sehr liebenswert. Zu Beginn noch etwas schüchtern und unentschlossen, entwickelt er sich zu einem starken Charakter, der weiß, was er will und auch keine Angst hat zu seinen Überzeugungen und Ansichten zu stehen.
Fiona ist eine starke Persönlichkeit. Auch sie weiß ganz genau was sie will. Sie ist Maeve eine super Freundin und lässt sich auf die Freundschaft ohne Vorbehalte ein. Sie musste selbst schon viel durchmachen und weiß daher sehr genau, wie wichtig wahre Freundschaft ist.
Lily ist schon immer ein bisschen anders und es stört sie nicht im Geringsten. Sie lässt sich nicht in die Karten schauen und reagiert nicht so, wie man es vielleicht erwarten würde. Dies macht sie absolut sympathisch. Auch wenn man sie in diesem Teil nur als Randfigur mitbekommt, ist sie mein Liebling der Geschichte.

ALL OUR HIDDEN GIFTS - Die Macht der Karten ist eine spannende Reise in die Welt des Tarot, der Magie und des Übernatürlichen, gepaart mit Aspekten der Freundschaft, der Liebe und aktuellen Themen.
Das Ende hat mich ein wenig enttäuscht, aber ich finde, dass das Buch, als erstes Jugendbuch der Autorin Caroline O‘Donoghue und Reihenauftakt durchaus gelungen ist. Ich bin schon gespannt auf Teil 2

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  • Fantasy
Veröffentlicht am 27.04.2021

Bewegend

Die Mitternachtsbibliothek
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In dem Buch wird der Suizid als Tabuthema aufgegriffen und auf eine Weise betrachtet, welche sich wahrscheinlich heilsam auswirken könnte.
Eine junge Frau möchte ihr Leben beenden, bekommt daraufhin die ...

In dem Buch wird der Suizid als Tabuthema aufgegriffen und auf eine Weise betrachtet, welche sich wahrscheinlich heilsam auswirken könnte.
Eine junge Frau möchte ihr Leben beenden, bekommt daraufhin die Möglichkeit alles anders zu machen , nur um am Ende fest zu stellen, dass das Leben was sie führt, genau das ist was sie haben möchte.
Es zeigt auf, dass das Leben, egal wie schlecht es gerade läuft, auch immer eine andere Seite hat und das die Änderung des Blickwinkels Großes vollbringen kann.
Es ist wunderschön geschrieben.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Berührend ehrlich

Das Jahr ohne Worte
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„Das Jahr ohne Worte“ beschreibt auf sehr ehrliche und anschauliche Weise die schwere Last einer Erkrankung eines nahen Angehörigen und den Umgang mit dieser.
Die Autorin nimmt einen mit auf eine wahnsinnig ...

„Das Jahr ohne Worte“ beschreibt auf sehr ehrliche und anschauliche Weise die schwere Last einer Erkrankung eines nahen Angehörigen und den Umgang mit dieser.
Die Autorin nimmt einen mit auf eine wahnsinnig rührende Reise.
Es geht um Liebe, Verantwortung, Vertrauen, Hass, Demütigung, Vorwürfe, falschen Stolz, widersprüchliche Gefühle... die ganze Palette von Emotionen, welche mit einer aussichtslosen Situation einhergeht.
Der Tatsachenbericht berührt auf wundersame Weise und führt vor allem , wenn man selbst von Krankheit naher Angehöriger betroffen ist (wenn auch nicht dieser), zu großen Gefühlen.
Er zeigt aber auch das es immer einen Weg gibt, dass man mehr ertragen kann, als man je gedacht hätte und das die Welt sich weiter dreht.
Ich habe viel Mitgefühl für die Autorin und finde es beeindruckend, wie sie trotz aller Zweifel, Vorwürfe und Missverständnisse nie den Glauben an sich und das Gute in den Menschen verloren hat.

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Veröffentlicht am 27.06.2024

Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt

Auf allen vieren
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Sie ist Mutter, Ehefrau, Künstlerin und gerade 45 geworden.
Um aus ihrem Trott auszubrechen, schenkt sie sich selbst einen Trip nach New York. Zwei Wochen nur sie und das Auto, keine Verpflichtungen, Zeit ...

Sie ist Mutter, Ehefrau, Künstlerin und gerade 45 geworden.
Um aus ihrem Trott auszubrechen, schenkt sie sich selbst einen Trip nach New York. Zwei Wochen nur sie und das Auto, keine Verpflichtungen, Zeit um zu sich selbst zu kommen.
So war zumindest der Plan. Weit kommt sie nicht, verliebt sich Hals über Kopf in Davey, der ihr an der Tankstelle die Autoscheiben säubert und mietet sich kurzerhand in ein Motel ein, welches nur eine halbe Stunde von ihrem Zuhause entfernt ist. Sie gestaltet ihr Zimmer für 20.000 € um und hinterfragt in diesen zwei Wochen ihr ganzes Leben, vor allem aber ihre Sexualität.
Auch nach ihrer Rückkehr, kommt sie nicht so ganz wieder an, hat Schwierigkeiten sich im Familienleben einzufinden und versucht ganz neue Wege zu gehen.
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Was ich von dem Buch erwartet habe: eine witzige Roadtrip-Story…
Was ich bekommen habe: Etwas ganz anderes…
Etwas, was ich vor allem erstmal ein bisschen sacken lassen musste, bevor ich darüber schreiben konnte, da mein erster Impuls des Ausdrucks nicht unbedingt positiv ausgefallen wäre, aber ich im Nachgang doch recht überzeugende Ansätze gefunden habe.
Miranda July schreibt über den Lebensabschnitt von Frauen, in welchem viel (oder alles?) hinterfragt wird. Sie schreibt über Sexualität oder das Finden dieser, über weibliche Selbstbestimmung, über Trauma. Sie schreibt über patriarchale Strukturen, die Institution der traditionellen Ehe und dem Aufbrechen von genau diesen Strukturen, um ein Lebensmodell zu entwerfen, das frei ist von Konventionen und trotzdem eine gewisse Sicherheit bietet.
Dies alles tut sie mal überaus witzig, mal sehr tiefgründig und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund.
Gerade die Abschnitte, in denen sie die Verarbeitung des Beinahe-Todes des Kindes ihrer Protagonistin und auch noch Jahre später andauernden Flashbacks, beschreibt, empfand ich als sehr intensiv und besonders. Auch die Symtome, die mit einem sinkenden Hormonspiegel und überhaupt mit der Phase vor und während der Menopause einhergehen, fand ich spannend, teils beängstigend, aber auch mutmachend. Es hilft auf alle Fälle einen Einblick zu bekommen, was eventuell auf mich zukommen könnte.
Was mir persönlich nicht gefallen hat, waren die expliziten Szenen, die mit dem sexuellen Erwachen der Protagonistin einhergingen. Ich les soetwas einfach nicht gern und hätte es in dem Ausmaß und Detailtiefe auch eher nicht erwartet bei diesem Roman.
Mal davon abgesehen, mochte ich den Roman sehr gern, vor allem die Diversität, die er widerspiegelt hat mir sehr gut gefallen und auch die tiefen Einblicke in die weibliche Psyche fand ich gut gemacht.