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Veröffentlicht am 18.08.2021

Die Ängste einer Mutter

Wo der Wolf lauert
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Familie Schuster ist von Israel nach Amerika immigriert um ein sicheres Leben zu führen. Die Familie hat im Silicon Valley ein schönes Haus mit Pool. Die Ehe der Eheleute Michael und Lilach ist glücklich. ...

Familie Schuster ist von Israel nach Amerika immigriert um ein sicheres Leben zu führen. Die Familie hat im Silicon Valley ein schönes Haus mit Pool. Die Ehe der Eheleute Michael und Lilach ist glücklich. Ihrem Sohn haben sie einen Namen gegeben, der auch für Amerikaner gut auszusprechen ist. Sie fühlen sich wohl im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und wollen hier nie mehr weg.

Wenn Lilach sagt sie habe kein Heimweh nach Israel, dann meint sie das auch.

„ Dieser Staat Israel ist verrückt. Und deshalb bin ich nicht bereit Heimweh nach Galiäa zu empfinden und auch zu keinem anderen Ort.

Ich habe das Land geliebt, geliebt wie eine misshandelte Frau, die den prügelnden Ehemann liebt, die dann aber begreift, dass sie sich von ihm trennen muss, um die Kinder zu retten.“

Doch ist es in Palo Alto, diesem sichersten aller Orte in Amerika wirklich so sicher? Es gibt erste Zweifel als es ein Attentat auf eine Synagoge in ihrer Nähe gibt. Und dann, kurze Zeit darauf stirbt ein Mitschüler ihres 16jährigen Sohnes Adam auf einer Highschoolparty . Ihr Sohn gerät in Verdacht etwas mit dem Tod von Jamal Jones zu tun zu haben, weil dieser ihn angeblich schikaniert habe und Lilach weiß nicht mehr was sie glauben soll.

Das Buch ist der Wahnsinn! Erzählt aus der Perspektive von Lilach ist man als Leser ganz nah dran an der Protagonistin, fühlt, leidet und zweifelt mit ihr. Dazu kommen so viele unerwartete Wendungen, die der Geschichte wieder eine völlig neue Richtung geben. Ich habe das Buch geliebt, auch wenn es sich um ein Familiendrama handelt. Immer wenn ich dachte, ich habe eine Ahnung worauf ein Handlungsstrang hinausläuft, war ich wieder auf dem Holzweg. Darüberhinaus habe ich die tolle Sprachfertigkeit der Autorin, ihren feinfühligen Sprachstil sehr genossen. Man merkt dem Buch an, dass die Autorin auch Psychologin ist.

Als Hörbuch ist der Roman nur zu empfehlen. Die Sprecherin Milena Karas war einfach nur großartig.

Für mich ist dieses Buch auf jeden Fall ein Jahreshighlight , dass man nicht verpassen sollte.

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Veröffentlicht am 11.08.2021

Nadelstiche

Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten
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Nachdem ich so einige sehr positive Stimmen zu diesem Buch vernommen habe, war ich sehr neugierig geworden. Das Hörbuch gesprochen von der Autorin selbst schien mir das passende Medium für dieses Buch ...

Nachdem ich so einige sehr positive Stimmen zu diesem Buch vernommen habe, war ich sehr neugierig geworden. Das Hörbuch gesprochen von der Autorin selbst schien mir das passende Medium für dieses Buch zu sein.

Alice Hasters hat eine sehr angenehme Stimme, der ich gerne zugehört habe. Die Autorin, die in Deutschland geboren wurde und ein Mixed-Kind ist mit einer dunkelhäutigen Mutter und einem weißem Vater, erlebte den Alltagsrassismus hauptsächlich als viele kleine Nadelstiche, die mit der Zeit immer mehr schmerzten. Viele Dinge die sie anspricht, werden von weißen Menschen nicht einmal rassistisch wahrgenommen. Wenn ihr Menschen ungefragt in die Haare griffen z.B , war das ja nicht böse gemeint. Aber wenn man sich als weißer Mensch diese Situation bei sich selber vorstellt, kann man das unangenehme Gefühl der Autorin sehr gut nachvollziehen.

Alice Hasters sagt auch ganz klar, dass man zu Rassismus Stellung beziehen muss. Das fällt sicher erst einmal schwer, ist aber notwendig, um langfristig einen repektvolleren Umgang miteinander zu bewirken. So hat sie bei einem Cafebesuch eine rassistische Spardose entdeckt und mit der Cafebesitzerin, die natürlich erst einmal peinlich berührt war darüber gesprochen. Die Stimmung war zwar dahin, aber die Spardose bei ihrem nächsten Besuch verschwunden.

Hasters befasst sich in ihrem Buch aber auch mit den Ursachen für Rassismus, der menschengemachten Rassenlehre, wonach Menschen mit weißer Hautfarbe in ihrer Wertigkeit weit oben stehen und Menschen mit dunkler Hautfarbe ganz unten. Die Gründe für Rassismus reichen historisch weit zurück und wirken bis heute in alle Lebensbereiche nach.

Den biografischen Teil des Buches fand ich auch interessant. Wir begleiten die Autorin durch ihre Kindheit, ihre Schul und Jugendzeit und ihr Austauschjahr in die USA.

Alice Hasters wichtiges Buch sensibilisiert für das Thema Rassismus und hat mir klargemacht , wie priviligiert ich als weißer Mensch bin, dass ich nicht mit den vielen alltäglichen Problemen von POC konfrontiert bin und dass nur aufgrund so etwas Lächerlichem wie meiner Hautfarbe. Rassismus ist auch in Deutschland ein Thema, und als weiße Menschen haben wir einfach die Pflicht uns darüber zu informieren, um ihm entgegenwirken zu können.

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Veröffentlicht am 14.07.2021

Unter Wasser

Water Rising (Band 1) - Flucht in die Tiefe
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Im Jahre 2099 hat die Menschheit eine Naturkatastrophe überlebt, indem sie die nun lebensfeindliche Erdoberfläche verlassen und sich einen neuen Lebensraum unter Wasser geschaffen hat. Die heute 16jährige ...

Im Jahre 2099 hat die Menschheit eine Naturkatastrophe überlebt, indem sie die nun lebensfeindliche Erdoberfläche verlassen und sich einen neuen Lebensraum unter Wasser geschaffen hat. Die heute 16jährige Leyla hat die Überflutung der Erde selbst gar nicht miterlebt. Sie ist aufgewachsen in einer faszinierenden Unterwasserwelt und glücklich bis zu dem Tag, als ihr Vater verhaftet wird. Das Verbrechen, dass man ihm vorwirft , kann er so wie sie ihn kennt niemals begangen haben. Sie versucht den vermeintlichen Justizirrtum aufzuklären und entdeckt , dass der eigenen Regierung nicht zu trauen ist.

Die Gesellschaft, in der Leyla lebt, ist immer wieder Bedrohungen ausgesetzt. Es gibt Seebeben und Angriffe von genveränderten Menschen, den bösartigen Anthropoiden, Außerdem leiden viele Menschen unter der Seekrankheit, die mit einer schweren Depression vergleichbar ist. Innerhalb der Stadtgrenzen fühlt sich Leyla einigermaßen sicher, aber um ihren Vater nach Hause zu holen, muss sie ihre Komfortzone verlassen und sich in ein Abenteuer begeben.

Die Icherzählerin Leyla wirkt äußerst erwachsen für ihre 16 Jahre. Sie ist Muslima, was erwähnt aber nicht überthematisiert wird. Sie ist eine sympathische, hilfsbereite junge Frau, die man schnell ins Herz schließt. Ihre Liebe zu Rennbooten ist erfrischend und verleiht ihr Fähigkeiten, die sie bei ihrer Rettungsmission gut gebrauchen kann. Ich musste mich in die Geschichte etwas einfinden, aber dann war ich absolut begeistert von der fantasievollen Wasserwelt, die die Autorin London Shah in ihrem Debütroman entworfen hat. Im Herbst erscheint der 2. Teil der Dilogie, denn Leyla's Abenteuer ist noch nicht zu Ende erzählt.

Neben den Themen, Freundschaft, Liebe und Toleranz fordert der Roman auch dazu auf, Dinge zu hinterfragen und kritisch zu sein. "Water rising " ist eine tolle Jugenddystopie, die auch erwachsenen Lesern Spaß macht.


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Veröffentlicht am 04.07.2021

Beziehung auf dem Prüfstand

Der Brand
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Rahel und Peter, ein Paar in ihren 50ern, langjährig verheiratet, zwei erwachsene Kinder, stehen an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Ihre Liebe hat den Glanz verloren. Nach und nach ist die Leidenschaft ...

Rahel und Peter, ein Paar in ihren 50ern, langjährig verheiratet, zwei erwachsene Kinder, stehen an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Ihre Liebe hat den Glanz verloren. Nach und nach ist die Leidenschaft erloschen, sie haben sich auseinandergelebt und sind keine wirkliche Einheit mehr. Eigentlich steht ein Urlaub in Bayern an. Doch das sorgfältig ausgewählte Feriendomizil brennt kurz vor der geplanten Abreise ab, und sie müssen umdisponieren. Als Rahel einen Anruf von Ruth, der besten Freundin ihrer verstorbenen Mutter erhält, die sie kurzfristig bittet sich um ihren Hof in der Uckermark zu kümmern, weil ihr Mann einen Schlaganfall erlitten habe und sie ihm in die Rehaklinik folgen wolle, sagt sie deshalb direkt zu.

3 Wochen begleiten wir die Protagonisten auf den etwas heruntergekommenen Hof nach Brandenburg, der den Zustand ihrer Ehe wiederzuspiegeln scheint. Die Geschichte wird aus Rahel's Perspektive erzählt, und sie unterzieht ihr Leben, ihre Ehe, ihre Identität einer gründlichen Revision. Den Sprachstil der Autorin mochte ich schon sehr in "Die Liebe im Ernstfall", und auch in Ihrem neuesten Roman bin ich beeindruckt, wie die Autorin in ihrer klaren, schnörkellosen Sprache, in der jeder Satz sitzt, klipp und klar alles auf den Punkt bringt. Ich konnte Rahel als Person so gut nachfühlen, spürte ihre Verzweiflung, wenn sich Peter ihr wieder einmal entzog. Ich mochte aber auch Peter, diesen ruhigen, nachdenklichen Mann, der sich sofort um die bedürftigen Tiere auf dem Hof kümmerte, eine einohrige Katze, ein Pferd, dass sein Gnadenbrot auf dem Hof bekam und ein Storch mit gebrochenem Flügel. Sie alle bekommen sofort seine volle Fürsorge, während er seiner Frau die Nähe verweigert.

In nur 270 Seiten nehmen nicht nur die Eheprobleme und der Versuch eine Lösung zu finden viel Raum ein. Es geht auch um Rahel's eigene Identität, die Belastung den eigenen Vater nicht zu kennen, die Beziehung zu ihrer verstorbenen Mutter und ihre eigene Mutterrolle, sowie die Verbindung zu den eigenen Kindern. Am Ende hätte man die Protagonisten vielleicht noch gerne weiter begleitet, doch Daniela Krien hat sich für ein offenes Ende entschieden. Das war für mich auch völlig in Ordnung. Ich finde so wird das Nachdenken über den Roman auch noch mehr angeregt.

"Der Brand" von Danilela Krien ist aus meiner Sicht eine tolle, sehr empfehlenswerte Lektüre.

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Veröffentlicht am 28.06.2021

Spannender Politkrimi

Der Tintenfischer
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Commissario Morello ermittelt wieder. Nachdem er am Ende des ersten Bandes von Sizilien nach Venedig versetzt wurde, tut er sich schwer mit seinem neuen Wirkungskreis warm zu werden. Italien steckt die ...

Commissario Morello ermittelt wieder. Nachdem er am Ende des ersten Bandes von Sizilien nach Venedig versetzt wurde, tut er sich schwer mit seinem neuen Wirkungskreis warm zu werden. Italien steckt die Pandemie noch in den Knochen, Venedig's quirlige Plätze sind menschenleer. Zum Glück steht die Öffnung der Stadt kurz bevor. Auf ihrer Corona-Patrouille durch die leeren Straßen überraschen Morello und seine Kollegin Anna Klotze einen jungen Mann, der von der Rialtobrücke in den Canal Grande springt. Diesem Selbstmörder, springt Anna beherzt hinterher und rettet ihn so vor dem Ertrinken. Wie sich herausstellt ist der junge Mann mit dem Namen David Ekele ein Flüchtling aus Nigeria, der Furchtbares erlebt hat. Seine Geschichte ist sehr bewegend und handelt von der Maffia, die auch bei den Flüchtlingen kräftig mitverdient, Frauen entführt und zur Prostitution zwingt. Auch David's große Liebe Oni ist in die Hände der Verbrecher gefallen, und so beschließen Antonio Morello und Anna Klotze nach Sizilien zu fahren, um die junge Frau aus den Fängen der Maffia zu befreien, was natürlich ein wahnwitziges Unternehmen ist, bei dem sie mit keinerlei Unterstützung ihrer Vorgesetzten rechnen können.

Was als Wohlfühlkrimi beginnt, mit atmospärischen Beschreibungen des so ungewöhnlich ruhigen Venedig, mit Rezepten von italienischen Köstlichkeiten, wandelt sich schlagartig in einen nervenaufreibenden Thriller, sobald Antonio Morello sizilianischen Boden betritt, denn nicht umsonst hat man ihn ins Exil nach Venedig geschickt. In Sizilien ist der als Maffiajäger bekannte Commissario mit dem Spitznamen "Der freie Hund" nicht sicher und das merkt er schneller als ihm lieb ist.

"Der Tintenfischer" ist ein Buch, bei dem ein Autorenduo am Werk war, dass sich mit Filmen bestens auskennt. So konnte Ich mir die oft auch sehr dialoglastige Geschichte wunderbar auf der Leinwand vorstellen. Auch der Humor kommt nicht zu kurz.

Mit Morello hat das Autorenteam eine Figur geschaffen, die rechtschaffen authentisch und nicht korrumpierbar ist. Anna Klotze aus Südtirol ist die perfekte Ergänzung für den sympathische Sizilianer. Die beiden harmonieren so gut, dass man sich als Leser sogar eine Romanze zwischen ihnen vorstellen kann. Erschreckend ist, dass die Geschichte zu großen Teilen die Realität wiederspiegelt, was die Autoren eindrücklich durch Fakten untermauern.

Für mich war dieser tolle Poltthriller ein Überraschungshighlight, und ich habe mich über den Minicliffhanger am Schluss gefreut, denn er verspricht eine Fortsetzung dieser wunderbaren Reihe. In der Zwischenzeit werde ich aber erst einmal Band 1 lesen, den ich noch nicht kenne, was das Lesevergnügen aber in keinster Weise beeinträchtigt hat.

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