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Veröffentlicht am 02.08.2021

Intrigen und Recht im römischen Reich

Die Legion des Raben
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Invita, Sklavin im Hause des Statthalters von Treveris, sorgt erneut für Aufregung. Nach dem hinterhältigen Mord an einem angesehenen römischen Beamten wird dessen Sklave Hyacinthus als schuldig befunden. ...

Invita, Sklavin im Hause des Statthalters von Treveris, sorgt erneut für Aufregung. Nach dem hinterhältigen Mord an einem angesehenen römischen Beamten wird dessen Sklave Hyacinthus als schuldig befunden. Wie es das römische Recht damals ermöglichte, sollen mit ihm alle Leibeigenen des Haushaltes hingerichtet werden. Da sich unter ihnen jedoch Verwandte von Invitas Mitsklaven Flavus befinden, setzt sie natürlich alles daran, Hyacinthus‘ Unschuld zu beweisen.

Auch im zweiten Teil der Serie „Sklavin Invita“ erzählt die aufgeweckte Hauptfigur aus ihrer Sicht in der Ich-Form und nimmt den Leser damit sofort wieder gefangen. Das Rechtswesen ist grausam und ermöglich so etwas wie Sippenhaftung, ein Sklave ist nicht mehr als ein sprechendes Werkzeug, ein Nutzobjekt für seinen Besitzer. Doch das will Invita nicht wahr haben. So stellt sie mithilfe ihrer Domina Marcella Nachforschungen an und gerät prompt in einen Hinterhalt.

Mit aufwendig recherchierten Details besticht Autorin Maria W. Peter wie aus dem Vorgängerband „Fortunas Rache“ gewohnt, indem sie von Sklavenhändlern, harter Arbeit, Gehorsam und Strafe ebenso berichtet wie von baulichen Kunstwerken, typischen Mosaikböden und farbenprächtigen Wandmalereien, von weitläufigen Thermenanlagen und ausgeklügelten Abwasserkanälen. Vor dieser historisch belegbaren Kulisse im römischen Trier spielen sich nun dramatische Szenen einer fiktiven Handlung ab, die geschickt und klug aufgebaut ist und die Zeit um 1012 ab urbe condita (260 n. Chr.) lebendig werden lässt.

Einige aus dem ersten Teil bekannte Figuren begegnen dem Leser hier wieder, sodass man deren Entwicklung gut verfolgen und nachvollziehen kann. Vertrauen und Skepsis müssen gewissenhaft gegeneinander abgewogen werden, will man der Wahrheit auf die Spur kommen und dem Recht Genüge tun. Verschiedenste Mörder kommen infrage, wessen Motiv ist das wahrscheinlichste? Kein Wunder, dass hier Spannung vom Anfang bis zum Ende herrscht, die den Leser immer wieder mitfiebern lässt bei der Suche nach dem tatsächlichen Täter und dessen Beweggründen.

Wer historische Grundlagen schon während der Geschichte parat haben möchte, kann das Nachwort durchaus vorab lesen, Glossar, Reise- und Stöbertipps runden den Roman dann noch zusätzlich ab und verleihen dem Buch ein gewisses Extra.

„Die Legion des Raben“ vermittelt eine in sich abgeschlossene Handlung, dennoch ist das Lesen von „Fortunas Rache“ davor jedenfalls empfehlenswert.

Wer einen ausgesuchten Mix aus Krimi, ein wenig Romantik und interessanten historischen Aspekten sucht, der wird hier bestimmt fündig.



Titel Die Legion des Raben

Autor Maria W. Peter

ISBN 978-3-492-50055-5

Sprache Deutsch

Ausgabe Flexibler Einband, 416 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook

Reihe Sklavin Invita, Teil 2

Erscheinungsdatum 2. Juni 2017

Verlag Piper

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Veröffentlicht am 31.07.2021

Schicksal im römischen Reich

Fortunas Rache
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Als Baby im römischen Divodurum (heute Metz) ausgesetzt, von einem Sklavenhändler an den einflussreichen Ratsherren Cornelius Felix verkauft und von diesem im Alter von siebzehn Jahren an den Statthalter ...

Als Baby im römischen Divodurum (heute Metz) ausgesetzt, von einem Sklavenhändler an den einflussreichen Ratsherren Cornelius Felix verkauft und von diesem im Alter von siebzehn Jahren an den Statthalter von Treveris (Trier), Legatus Augusti pro Praetore verschenkt, fristet Invita ein karges und streng geregeltes Leben als Sklavin, die Latrinen putzt und niedere Küchendienste versieht, bevor sie aufgrund ihrer bei Felix erworbenen Kenntnisse in Lesen und Schreiben der Tochter des Hauses, Marcella, zugewiesen wird. Als der sonst unauffällige Sklave Modestus plötzlich spurlos verschwindet, gerät Invita unter Verdacht, etwas mir der Sache zu tun zu haben, weil sie ja auch bisher immer wieder in Schwierigkeiten verwickelt war. Ihr bleibt wohl nichts anderes übrig, als Nachforschungen anzustellen, um ihre Unschuld zu beweisen.

Außergewöhnlich wortgewaltig und mit etlichen typischen Ausdrücken aus der damaligen Zeit beginnt Autorin Maria W. Peter mit diesem ersten Band ihre Invita-Reihe. Sehr bildhaft beschreibt sie die römischen Errungenschaften wie fließwasserbetriebene Latrinen oder die bekannten Thermen und verblüfft den Leser mit interessanten Details zur damaligen Lebensweise. Sofort fesselt der Schreibstil mit Spannung und einer sorgfältig durchdachten Handlung von der ersten bis zur letzten Seite.

Aus der Ich-Perspektive erzählt Invita ihr Schicksal, wodurch sehr persönliche Einblicke in ihre Lebens- und Gedankenwelt entstehen. Mitgefühl und Bewunderung für ihren Mut verspürt man beim Begleiten dieser sympathischen und durchsetzungsfähigen Hauptfigur. Aber nicht nur die Sklavin selber ist hervorragend entworfen, auch alle anderen Personen spielen lebendige und überaus authentische Rollen.

Geschickt wird Historisches mit Fiktivem verknüpft, sodass mit Fortunas Rache ein wunderbarer Roman vorliegt, der zusätzlich mit Kartenmaterial und einem informativen Nachwort einen gelungenen Auftakt für diese Serie bildet.



Titel Fortunas Rache

Autor Maria W. Peter

ISBN 978-3-492-50056-2

Sprache Deutsch

Ausgabe Flexibler Einband, 320 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook

Reihe Sklavin Invita, Teil 1

Erscheinungsdatum 2. Mai 2017

Verlag Piper

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.07.2021

Schön tapfer sein, schön brav sein - engl. Originaltitel

Der Mut kommt auf kleinen Füßen
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Nach einem Kinobesuch wird Brooke Opfer eines sogenannten Carjackers. Hilflos muss sie mitansehen, wie der Täter mit ihrer zweijährigen Tochter Etta am Rücksitz davonbraust.
Nach dem Rauswurf aus dem elterlichen ...

Nach einem Kinobesuch wird Brooke Opfer eines sogenannten Carjackers. Hilflos muss sie mitansehen, wie der Täter mit ihrer zweijährigen Tochter Etta am Rücksitz davonbraust.
Nach dem Rauswurf aus dem elterlichen Haus lebt die 16jährige Molly auf der Straße. Wie sich schon bald ihre Wege mit denen von Brooke kreuzen, beschreibt Catherine Ryan Hyde in dieser wunderbar berührenden Geschichte.
Sowohl Brooke als auch Molly beleuchten die Handlung aus ihrem jeweils eigenen Blickwinkel und insbesondere Molly erweckt den Eindruck, direkt mit dem Leser zu plaudern, wendet sich sogar einige Male explizit mit der Anrede „Sie“ an den Adressaten. Dadurch entsteht von Anfang an eine sehr persönliche Beziehung zwischen dem Leser und den wenigen Figuren, die die Handlung bestimmen. Sehr schnell kann man sich in die recht unterschiedlichen Positionen der Hauptpersonen hineindenken und ihre Gedanken und Gefühle förmlich spüren, Verzweiflung neben aufkeimender Hoffnung und Träume, die wie Seifenblasen im Wind zerplatzen. Die Welten von Brooke und Molly scheinen keine Berührungspunkte zu haben und doch schafft Catherine Ryan Hyde eine winzige Schnittmenge.
Flüssig erzählt, entwickelt dieser Roman sofort eine Spannung, der man sich bis zur letzten Seite nicht mehr entziehen kann. Die liebenswerte Etta trägt mit ihrer kindlichen Unbefangenheit nicht unwesentlich zu einem leise daherkommenden Glück bei, das sich jedoch kaum gegen bestehende Vorurteile durchsetzen kann. So bleibt nur das Vertrauen auf den eigenen Mut, der in eine ungewisse Zukunft führt.
Mit sehr lebensnahen Szenen schafft die Autorin eine plausible und glaubhafte Geschichte, die nahe geht und nachdenklich stimmt. Mit ein bisschen Menschlichkeit kann unendlich viel bewegt werden. Die Stimmung aus diesem Buch wird noch länger in den Gedanken etlicher Leser nachhallen.

Titel Der Mut kommt auf kleinen Füßen
Autor Catherine Ryan Hyde
ISBN 978-2-496-70542-3
Sprache Deutsch
Ausgabe Flexibler Einband, 352 Seiten
ebenfalls erhältlich als ebook
Erscheinungsdatum 20. Juli 2021
Verlag Tinte & Feder
Originaltitel Brave Girl, Quiet Girl
Übersetzer Lotta Fabian

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Veröffentlicht am 22.07.2021

Die Kraft der Musik

Das Kind von Gleis 1
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Die Deutschen stehen vor den Toren Prags, das Leben der Juden wird von Tag zu Tag schwieriger. So schickt die Pianistin Eva schweren Herzens ihre fünfjährige Tochter Miriam mit einem Kindertransport ins ...

Die Deutschen stehen vor den Toren Prags, das Leben der Juden wird von Tag zu Tag schwieriger. So schickt die Pianistin Eva schweren Herzens ihre fünfjährige Tochter Miriam mit einem Kindertransport ins fremde England. Während sie ständig darüber grübelt, ob die Entscheidung die richtige war, tritt in London Pamelas Sohn William der Royal Air Force bei, um so seinem Beitrag für den Frieden zu leisten und versetzt damit auch seine Mutter in permanente Angst.

Überaus liebevoll und warmherzig entwirft Autorin Gill Thompson zwei sehr unterschiedliche Familien, die jüdische Familie rund um Eva in der Tschechoslowakei und die Quäker mit Pamela als sozial sehr engagierter Mutter in England. Wie sehr sich im Laufe des Zweiten Weltkrieges deren Schicksale verflechten, erzählt dieser bewegende Roman nicht nur mit eindrucksvollen Worten, sondern auch mit Bildern und Melodien, die man zwischen den Zeilen zu vernehmen meint. Die Verhältnisse in Kriegstagen werden aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet und verursachen einerseits kalte Schauer auf der Haut, zeigen aber andererseits immer wieder kleine Funken an Hoffnung, die den Menschen Überlebenswillen und Kraft geben. Die besonderen Gegebenheiten im Lager Terezín, Theresienstadt, lassen es zu, dass die Gefangenen nach knochenharter Arbeit am Tage abends zusammenkommen dürfen zum Musizieren und so ihre Art von Widerstand leisten.

Durch ausgezeichnete Recherche und großartiges Einfühlungsvermögen verknüpft Thompson reale Geschehnisse mit einer fiktiven Handlung, die sich genauso zugetragen haben könnte. Sehr realistisch fügen sich lebendige Figuren in diesen durch wahre Begebenheiten geprägten Roman und erwecken Geschichte zum Leben, sodass die unfassbaren Gräueltaten nie in Vergessenheit geraten.

Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, schafft es Gill Thompson mit ihrem „Kind von Gleis 1“ den Leser zu berühren und ein Stück Vergangenheit in Hoffnung zu verwandeln, Gemeinsamkeiten über Trennendes zu stellen und die Kraft der Musik ins Zentrum zu rücken.



Titel Das Kind von Gleis 1

Autor Gill Thompson

ISBN 978-3-7466-3786-0

Sprache Deutsch

Ausgabe Taschenbuch, 502 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch

Erscheinungsdatum 19. Juli 2021

Verlag Aufbau TB

Originaltitel The Child On Platform One

Übersetzer Gabriele Weber-Jarić

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Veröffentlicht am 28.06.2021

(Un)schuldig

Der 19. Engel
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Autorin Jane Mansfield steht unter Druck: ihr Verlag verlangt ein neues Exposé, aber irgendwie hat sie keinen zündenden Einfall. Da meldet sich Vanessa von Wolfrathshausen aus der Justizvollzugsanstalt. ...

Autorin Jane Mansfield steht unter Druck: ihr Verlag verlangt ein neues Exposé, aber irgendwie hat sie keinen zündenden Einfall. Da meldet sich Vanessa von Wolfrathshausen aus der Justizvollzugsanstalt. Sie möchte, dass Mansfield ihre wahre Geschichte als Buch herausgibt, denn das Urteil, sie hätte ihre Schwester umgebracht, sei schlicht falsch, sie sitze unschuldig im Gefängnis.

Mit ihrem ganz eigenen Witz, (schwarzem) Humor und einer Prise Ironie erschafft Nika Lubitsch Figuren, die diesen Krimi lebendig und voll Überraschungen werden lassen. In der Ich-Form erzählt Jane Mansfield und in der Ich-Form schreibt Vanessa aus der Haftanstalt. So entsteht ein interessantes Spannungsfeld, in dem sich stets neue Blickwinkel ergeben. Vanessas Schwester Amanda ist verschwunden, für ihren Tod gibt es nur Indizien, aber keine Leiche. Die Schuld der Inhaftierten scheint immer unwahrscheinlicher und Mansfield ist wild entschlossen, den Fall nicht nur neu aufzurollen, sondern ihrer Managerin ein brillantes Konzept zu liefern. Interessante Einblicke in das Leben von Vanessa und Amanda wechseln in flotter Folge mit anderen Ereignissen, die immer wieder für Verblüffung sorgen. Bis zum Ende werden verschiedene Fährten gelegt, Fäden gesponnen, die zu guter Letzt schlüssig zusammengeführt werden und dem Titel gerecht werden.

Wer die speziellen kurzen, aber kniffligen Krimis von Nika Lubitsch mag, wird auch hier wieder auf seine Rechnung kommen!



Titel Der 19. Engel

Autor Nika Lubitsch

ISBN 978-3-96357-187-9

Sprache Deutsch

Ausgabe Taschenbuch, 248 Seiten

ebenfalls erhältlich als e-book

Erscheinungsdatum 12. April 2021

Verlag Independently published

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