Profilbild von Anis_R_Gardner

Anis_R_Gardner

Lesejury Star
offline

Anis_R_Gardner ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Anis_R_Gardner über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.06.2021

Zusammen ist man weniger allein – viele für einen, einer für viele 😉

Kaputte Herzen kann man kleben
1

Ein normaler Alltag, welcher sich in jeder beliebigen Stadt – hier München – abspielen kann: Luisa, alleinerziehend, lebt mit ihrer Tochter Amelie in der Großstadt und versucht der Lage „Frau“ zu werden. ...

Ein normaler Alltag, welcher sich in jeder beliebigen Stadt – hier München – abspielen kann: Luisa, alleinerziehend, lebt mit ihrer Tochter Amelie in der Großstadt und versucht der Lage „Frau“ zu werden. Vollzeitarbeit im Gesundheitsbereich (als Hebamme), Amelies Alltag arrangieren plus schulische Verpflichtungen für beide (Hausaufgaben/Lernen, elterliche Mitarbeit), Miete und andere Ausgaben stemmen – und das alles ohne familiäre Unterstützung. Kurz gesagt: Sie reist sich einen Arm aus. Das sich die Unmengen an Belastungen irgendwann rächen, war/ist abzusehen. Krankgeschrieben wegen „Rücken“ reist sie genötigte von ihrer exzentrischen Tante Mimi (nach einem telefonischen Zusammenbruch) in den Norden – nach Sankt Peter Ording (SPO) – um in der alten Heimat abzuschalten. Tom, der umwerfende Osteopath (von Mimi für ihren Rücken beauftragt), erobert in kleinen Schritten ihr Herz und so nebenbei scheinen die Schmerzen zu vergehen. Auch findet sie unverhofft eine Frauenclique und fühlt sich so in SPO sehr wohl. Mit jedem Tag, jeder Woche, die sich ihre Krankschreibung dem Ende nähert und den Gedanken an das alte Leben nehmen die Schmerzen und Gewissensbisse wieder zu. Was außerdem ein Fohlen, der Hund Fr. Ahorn, Fiete und ein kryptischer Eintrag im Kirchenbuch, in diesem Buch mit Tiefenwirkung bzgl. Mental Load, der Anerkennung von Gesundheitsberufen etc. zu suchen haben? – Das kann man(n) im neuen Roman von Kristina Günak „Kaputte Herzen kann man kleben“ herausfinden.

„Als ich mich umdrehte, konnte ich meine eigene Spur klar und deutlich im Sand erkennen. Ich sah den Weg, den ich zurückgelegt hatte. Wenn es doch nur im Leben auch so einfach wäre, seinen Weg zu erkennen.“

Das Cover ist so typisch für ein Buch von Kristina - ein Hingucker! Richtig schön, man ist mit dem Leuchtturm, der Möwe und den Mohnblumen gedanklich gleich an der See. Diese angenehme Illustration strahlt eine gute Laune, zudem ist die Farb- und Schriftgebung sehr angenehm.

Man taucht gleich in eine andere Welt ab, wenn man zu Lesen beginnt - dank der begnadeten Schreibweise. Locker, leicht und flüssig ist der Roman zu lesen – man ist auch gleich wegen der diversen dauerhaft aktuellen, „angeschriebenen“ Themen voll im Roman vertieft.

Luisa ist eine sehr starke Frau, Mutter. Welche Probleme sie mit Tante Mimi hat und warum sie sich damals nicht von ihrer Mutter verabschieden konnte, werden im Laufe des Buches aufgelöst. All dies hat sie so stark werden lassen, vielleicht zu stark – alles muss/kann man allein schaffen, man braucht keine Hilfe. Nein!!!

„Herz öffnen statt Kopf zerbrechen.“

Nach und nach muss sie ihre Mauern abreisen und sich helfen lassen. Wie gut das sie in Suse, und den anderen Frauen richtig gute Freundinnen findet. Ich mag Luisa, sie spiegelt das Bild einer taffen jungen Mutter wieder, die alles für ihr/e Kinder auf sich nimmt.

Auch Amelie wird im Laufe der Geschichte immer selbstständiger und ist nicht mehr so isoliert wie im Großstadtdschungel – wobei sie auch sehr eingebunden war: Schule, Betreuung, Ballett. Zusammen allein!? Sie blüht richtig auf.

Tom, er ist die zweite Hauptperson, im Buch. Nach dem schnellen Ableben seiner Schwester, greift er seinem Schwager mit den drei Kindern unter die Armen. Nebenbei arbeitet er noch in der stark frequentierten Praxis und hat auch für Luisa, scheinbar zeitunabhängig, eine Schulter zum Anlehnen. Ein Übermensch?! Er lässt sich nicht so schnell unterkriegen – äußerlich. Außen hart, innen weich.

Beide bzw. mit Amelie, alle drei fühlen sich zusammen wesentlich besser, auch wenn es etwas braucht dies zu (be-)greifen.

„Das Leben ist kurz. Brich die Regeln, verzeihe schnell, küsse langsam, liebe wahrhaftig, lache hemmungslos und bedauere niemals etwas, das ich zum Lachen gebracht hat.“

Ein schöner, zeitloser Roman ist Kristina hiermit wieder einmal gelungen. Ich mag ihre Bücher! Sie schafft es trotz der ernsteren Themen: Einsamkeit in der Großstadt (paradox), Mental Load, Alleinerziehend zu sein und dennoch Vollzeit zu arbeiten, Mietpreise in Städten, das Coming-Out…einem mit einer Leichtigkeit durch das Buch zu führen. Man fühlt sich wohl, fühlt mit den „Darstellern“ und kann sich gut in die jeweilige Situation/den Ort hineinversetzen.

Wie gerne würde man sich nach SPO in einen Strandkorb beamen und gemütlich mit einer Decke und etwas zum Trinken in dem Roman schwelgen; zwischendurch ein Blick auf die Nordsee und im Hintergrund das Kreischen der Möwen und das Rauschen des Meeres: ein Wohlfühlroman durch und durch!!! (und der obligatorische Hund ist auch wieder mit von der Partie 😉 )

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 06.03.2020

Wissenschaftlich fundiertes Frauenwissen über die Lebensmitte einfach erläutert

Midlife-Care
1

Frauen, egal welcher Herkunft und Nation, haben eines gemeinsam, irgendwann – früher oder später – ereilt sie dasselbe Schicksal: die Midlife-Crisis. Doch an welchen „femininen Faktoren“ (Hormonen, körperlichen ...

Frauen, egal welcher Herkunft und Nation, haben eines gemeinsam, irgendwann – früher oder später – ereilt sie dasselbe Schicksal: die Midlife-Crisis. Doch an welchen „femininen Faktoren“ (Hormonen, körperlichen Zusammenhängen) liegt es, dass man gereizter, erschöpfter etc. ist? Wer Fragen auf diese Antwort(en) sucht findet sie in dem Fachbuch „Midlife Care“ der von Dr.med. Susanne Esche-Belke und Dr.med. Suzann Kirschner-Brouns. Der Untertitel des mit neuestem forschungsbasierten Wissen gespickten Buches lautet: Wie wir die Lebensmitte meistern und die Kraft unserer Hormone nutzen.

Das einfach gehaltene Cover zeigt auf einen altrosa farbenen Hintergrund die zwei Autorinnen in der unteren Hälfte. Fast der gesamte Buchtitel nimmt die obere Hälfte ein und ist mit zwei unterschiedlichen Schriftarten gestaltet. In Druckbuchstaben und in weiß gehalten zieht „Midlife“ den Blick auf das Buch. Das geschwungene C von „Care“ – in dunklem Ton gehalten – ist harmonisch mit dem ersten Teil des Titels verbunden: es gehört zusammen. Das Buchlayout und die sanften Haptik des Einbandes sind gut gelungen.

Anderen Frauen zu helfen über die Lebensmitte und deren Veränderungen zu kommen ist den Autorinnen ein wichtiges Anliegen, ebenso wie eine allgemeine, allumfassende Anamnese derer. Doch wie alle/viele erreichen? Ein Buch muss her – super Idee - und es ist gut gelungen.

Durch die eingestreuten eignen Erfahrungen, diverse Fallbeispiele, Fragebögen zur Selbsteinschätzung und Schaubilder ist das „trockene“ Fachwissen durchweg locker aufbereitet und lässt sich leicht lesen. Zudem erhält man noch so einiges an Hinweisen/Anregungen, um mit den ein oder anderen aufkommenden Krisen umzugehen. Auch so einige „Aha’s“ und „Déjà-Vus“ begegnen einem während des Lesens. Die Menge an Wissen die auf einen einströmt ist immens, daher sollte man das Buch auch als einen Begleiter für die Zeit dieser Lebensphase sehen, den man ab und an – wenn benötigt – zum Nachschlagen/-lesen zur Hand nimmt. Noch zu erwähnen sei, dass dieses Buch nicht an Frauen ab 50+ gerichtet ist, sondern durchaus schon an Frauen, die erst Mitte Ende dreißig sind: bereits hier können Hormonveränderungen auftreten.

Ich habe mich das ein oder andere Mal im Buch wieder gefunden. Auch werde ich nun bei diversen Artzkonsultationen auf das neu gewonne Wissen zurückgreifen können, und evtl. nicht so leicht abgespeist werden.

Danke an die Autorinnen - jetzt verstehe ich meinen Körper noch besser.

Mein Fazit für das Buch lautet: eindeutig hat es die Fähigkeit alle Frauen zu erreichen.Für das super aufbereitete „Frauenwissen“ gibt es von mir eine klare Leseempfehlung.

Auch sollte man auf die Plattform für Frauengesundheit der Autorinnen www.less-doctorsforbalance.de einen Blick werfen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Thema
  • Umsetzung
  • Wissen
Veröffentlicht am 05.10.2019

Liebesroman im typischen Lisa Renee Jones Stil - wie immer: am Besten in einem Rutsch durchlesen

Dirty Rich – Verbotenes Verlangen
0

Verbotenes Verlangen – ist bereits der zweite Teil der Dirty Rich Reihe von Lisa Renee Jones. Diese romantische Office-Romanze ist ein Buch, welches typisch Lisa nicht aus der Hand zu legen ist. Durch ...

Verbotenes Verlangen – ist bereits der zweite Teil der Dirty Rich Reihe von Lisa Renee Jones. Diese romantische Office-Romanze ist ein Buch, welches typisch Lisa nicht aus der Hand zu legen ist. Durch ihren leicht zu lesenden Schreibstil ist das Buch zu schnell gelesen, die Seiten gleiten nur so dahin. Auch versteht sie es, einen Leser zu fesseln, so dass man immer weiterliest, um zu erfahren was noch auf einen und die Hauptdarsteller zukommt.

Lori, welche wegen gesundheitlicher Probleme in der Familie, ihr Studium in Jura als eine der besten hat aufgeben müssen, trifft durch Zufall zweimal an einen Abend auf Cole – Schicksal? Entgegen ihrer Überzeugung wagt sie einen One-Night-Stand und „flieht“ am nächsten Morgen. Ebenso wie Cole sie nicht aus seinem Kopf bekommt, kann auch Lori ihn nicht vergessen – auch nicht als sie ein paar Wochen später mit einer eventuellen Schwangerschaft auseinandersetzen muss. Hierbei steht ihr ihre Chefin und Freundin Cat zur Seite. Jene ist es auch, welche Sie für ein Stipendium vorschlägt, dass zum Teil in einer namhaften Kanzlei durchgeführt wird. Und wie es das Schicksal so will – ist nun Cole ihr Chef. Die Szene der Versammlung der Belegschaft im Konferenzzimmer ist mir so in Erinnerung geblieben. Wie sich Lori hinter den etwas beleibteren Kollegen klein macht, versteckt – nur blöd das sich alle einzeln vorstellen sollen. Schon hier ist die Spannung/Anziehung zwischen Cole und Lori deutlich zu spüren.
Lori ist eine selbstbewusste Frau, welcher es schwer fällt Hilfe von außen anzunehmen – sie ist stolz darauf ihre Mutter und sich, nach dem Tod ihres Vaters über die Runden zu bringen. Der Charakter ist gut getroffen und auch ihre zielstrebige Art kommt gut durch die gewählte Sprache im Buch rüber. Cole ist der sexy, erfolgreiche Anwalt, welcher sich mit seinem Freund Reese (Ehemann von Cat) zu einer neuen Kanzlei zusammenschließt – er teached Lori in der Kanzlei und das ohne Gnade, auch wenn er sich sehr zu ihr hingezogen fühlt. Am Ende - das schließlich etwas zu schnell kommt – finden die beiden doch noch einen Weg, wie sie sich als Chef und Praktikantin arrangieren können – um ihrer Liebe eine Chance zu geben. Die Spannung ist meiner Meinung nach nicht so vorhanden – es ist ein hin und her – zuerst stellt sich Lori stur, dann verschließt sich Cole komplett – aber letztendlich können die zwei der Anziehung, die zwischen ihnen besteht, nicht entgehen.

Auch ist das dunkle gehaltene Cover mit der Krawatte treffend für einen Office-Romance Roman. Die dezent gehaltene Schrift erzielt ebenso ihre Wirkung und überlagert das Bild nicht.

Wie schon im Topic geschrieben - zum Verschlingen – ab einem gewissen Punkt (und der kam schon früh) konnte ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen. Auch werde ich mir noch den ersten Teil besorgen und mit Genuss lesen. Ich liebe einfach den Schreibstil und die Geschichten von Lisa Renee Jones. Ich freue mich auf mehr Lesevergnügen von ihr. Eine Absolute Leseempflehlung!!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Gefühl
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.10.2019

Liebesroman über platonische Liebe, die in Wirklichkeit mehr ist – zum Verschlingen

Never Too Close
0

Never too close – ist der erste Roman der New-Adult-Sensation aus Frankreich: Morgane Monocomble.
Violette und Loan begegnen sich am Silvesterabend im Aufzug ihres Wohnhauses, der prompt steckenbleibt. ...

Never too close – ist der erste Roman der New-Adult-Sensation aus Frankreich: Morgane Monocomble.
Violette und Loan begegnen sich am Silvesterabend im Aufzug ihres Wohnhauses, der prompt steckenbleibt. Als Feuerwehrmann kennt er sich mit solchen Situationen aus und beruhigt Vio, die mit einer Panikattacke zu kämpfen hat. Nachdem die beiden wieder frei sind, trennen sich scheinbar ihre Wege. Es suchen allerdings beide immer wieder Vorwände, um den anderen zu sehen. Folglich trennt sich die Freundin von Loan, da sie mit der Eifersucht, welche in ihr keimt, nicht umgehen kann.
Nach Loan sich zunächst zurückgezogen hat, zieht er bei Violette und ihrer Freundin Zoe ein. Harmonisch leben vor allem Vio und Loan zusammen – teilen das Bett, können keine zwei Tage ohne den anderen sein. Aber es ist ja nur platonisch…oder doch nicht?
Ob das Buch für euch eine Sensation ist, entscheidet selbst – es lohnt sich.

Ein Buch, das ich anfange und nicht mehr aus den Händen legen kann, habe ich schon länger nicht mehr gehabt. Man kann es so flüssig lesen, dass die Seiten nur so durch die Finger gleiten. Der Schreibstil ist humorvoll, gewandt und sehr angenehm. Die einzelnen Figuren, auch Nebenfiguren, werden mit ihrer eigenen Gesichte in den Fortlauf der Handlung integriert, so dass man auch immer mehr die Clique kennenlernt und wie die einzelnen Personen zueinanderstehen. Klischeehaft – hat jemand als Topic geschrieben – fand ich nicht. Wie oft kommt es vor, dass eine gute Freundin ihren Freund bittet ihr „erster Mann“ zu sein. Klischee war eher, dass man es nicht sehen bzw. wahrhaben will/wollte das es sich um mehr als platonische Zuneigung handelt. Dies musste einem erst – letztendlich – in einer Situation klar werden in der es im wahrsten Sinne des Wortes um Leben und Tod ging.

Vio ist eine lebhafte Person – im Gegensatz zu Loan – sie kann ohne Punkt und Komma sprechen und ist sehr kreativ: sie studiert etwas mit Mode. Loan hingegen ist eher der ruhige – der Gegenpol – überlegt, bodenständig. Beide habe eines gemeinsam: eine kaputte Kindheit – wenn ich es so sagen darf. Vio und ihr Vater wurden von ihrer Mutter verlassen, die sich schon länger ein neues Leben aufgebaut hat. Loans Mutter leidet unter Schizophrenie und erkennt den eignen Sohn nicht mehr. Es gibt einige Szenen im Buch in welchen sich die beiden in Bezug auf ihre Eltern halt geben. Beide Hauptcharaktere sind überaus passend beschrieben und sehr authentisch. Schön ist auch das bereits in dieses Buch die Geschichte von Zoe, der Mitbewohnerin, und Jason, Loans Freund, mit eingebaut ist – sie wird im zweiten Buch fortgeführt.

Die Farbzusammenstellung von Cover ist sehr gut gelungen – der Blauton mit einer Art Wolke im Vordergrund und auch der goldenen - in Großbuchstaben, mittig zentrierten – Schrift. Sehr gelungen.

Der Spannungsbogen wird immer weiter in der Geschichte aufgebaut und entlädt sich in den letzten Kapiteln, in welchen viele unterschiedliche Geschehnisse auftreten.

Um noch auf die humorvolle Seite zu kommen, immer wieder wird sich getriezt oder durch die halbe Wohnung gejagt, weil Loan Violette stoppen möchte sein Hasswort „Schlüpfer“ zu sagen. Auch möchte ich hierfür noch ein Zitat anführen, welches mir ein Schmunzeln entlockt hat.

Niemals den Schokoladenkonsum einer Frau kommentieren, sonst setzt man sich ernsthaften Konsequenzen aus, besonders als Mann. (S. 223)

Das Buch hatte alles, was man von einem New-Adult-Roman erwartet, ich war durchweg begeistert und habe mich mit den Charakteren, dem Schreibstil und dem Humor sehr wohl gefühlt. Ich freue mich schon auf den zweiten Band und auch auf ein eventuelles widerlesen mit Loan und Violette, auch wenn es dann um ihre Freunde geht.

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für Freunde von New-Adult- und Liebesromanen: diese Geschichte hat alles: Freundschaft, Humor, Gefühl, Liebe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
  • Gefühl/Erotik
Veröffentlicht am 27.05.2019

Wunderbare Geschichte in der sich jeder von uns finden kann - schönes Setting

Glück ist meine Lieblingsfarbe
0

Diensteifrig setzte ich mich mal hin und schreibe die Rezension zu
„Glück ist meine Lieblingsfarbe“ von Kristina Günak

Juli eine junge Frau – naja, mit 30+ - lebt und arbeitet - nach einer Nacht- und ...

Diensteifrig setzte ich mich mal hin und schreibe die Rezension zu

„Glück ist meine Lieblingsfarbe“ von Kristina Günak



Juli eine junge Frau – naja, mit 30+ - lebt und arbeitet - nach einer Nacht- und Nebel-Aktion auf der (Ferien)Insel La Palma. Um über die Runden zu kommen, belegt sie die Woche über ausgefallene Sandwiches im Food Truck am Strand, parallel dazu ist sie noch als Dogsitterin tätig. Noch dazu des Spanischen allzu mächtig zu sein. Missverständnisse sind vorprogrammiert. Als eine der ersten Szenen im Buch befindet sich Juli auf der Party ihres schwulen Freundes Malte zwischen lauter Personen mit perfekten Lebensläufen wieder. Denkt sie. Hierbei lernt sie auch den verschlossen wirkenden Quinn kennen, und ringt ihn – dank ihrer Zauberkräfte (super Kommunikationsfähigkeiten und Empathie) – ein Lächeln ab, welches allerdings dank Malte im Keim erstickt wird. Quinn bringt Juli nach der Partie nach Hause, da er sie nicht im Dunkeln mit dem Rad über die halbe Insel fahren lassen will. Wie zufällig - jaja- laufen/begegnen sie sich danach immer wieder. Spätestens als Quinn seine Sympathie zu Juli zeigt, indem er ihr in einer schweren Situation, ohne nachzufragen beisteht; kommt die Frage auf: Kommt es noch zu mehr zwischen den beiden?

„Ich glaube, dass wir unglücklich werden, wenn wir uns nur mit Dingen befassen, die unserem Leben keinen Sinn geben. Viele Menschen merken das anfangs gar nicht, und dann ist es manchmal schon zu spät.“ (E-Book, S.128)

Kristina Günak ist mit dieser Geschichte, in der sich jeder von uns wiederfinden kann – wollte nicht jeder schon einmal von uns gegen den Strom schwimmen und wurde mitgerissen? – ein wundervolles Buch gelungen, das neben zahlreichen zitierbaren Sätzen sehr zum Nachdenken/Überdenken des bisherigen Werdegangs anregt.

Cover:
Farben und Muster, in unterschiedlich großen Kreisen chaotisch angeordnet…aber nicht so viel, dass man den weißen Untergrund nicht sehen kann…gut gelungen…durch die schwarze Schreibschrift wird der Titel hervorgehoben...das Rad und der Hund runden das Deckblatt ab und passen super zu dem Roman

Idee/Plot:
Wem ging es nicht schon einmal im Leben so, dass es zu viel war…immer gefordert sein, selbst nicht mehr wissen (oder es noch nie gewusst haben), wo es im Leben eigentlich hin gehen soll…wir sind so eingespannt…und falls man ausbricht, so wie Juli, und anders ist bzw. in dieser Welt nicht zurechtfindet, gilt man als seltsam, andersartig…noch schlimmer es kann so psychischen Problemen führen…Juli hat alles durch, wenn man sich immer verstellt…und dann ist auch noch plötzlich alles von einem Tag auf den anderen so unwirklich…sie musste einfach raus aus ihrem bisherigen Leben und zu sich kommen… Die Geschichte könnte aus dem realen Leben von „Jedermann“ stammen, nur dass die Umsetzung einfach alle Zelte so schnell abzubrechen nicht so schnell von statten gehen würde… dennoch möchte ich bemerken, dass in unserer schnelllebigen Zeit die Anzahl der Krankschreibungen wegen psychischer Erkrankungen in den letzten Jahren stetig zunimmt…wohl auch ein Grund der ständigen Anforderungen die an uns gestellt werden… Super Idee hierüber ein Buch zu verfassen…und auch gelungen umgesetzt…es regt sehr zum Nachdenken an.

Handlungsaufbau/Spannungsaufbau:
Der erste Abschnitt (Anfang bis Kap.7) beginnt mit dem Kennlernen von Juli, nach und nach werden weitere „Darsteller“ eingeführt und man lernt Juli besser kennen, wie sie tickt, lebt, sich im der Fremde durchwurschtelt.
Im zweiten Abschnitt (Kap. 8-14) lernt sie Quinn, durch einen Schicksalsschlag, bei dem sie einen guten Freund verliert und nun für einen neuen Belgleiter in ihrem Leben sorgen muss, besser kennen (vorher haben sie sich nicht so häufig gesehen). Nun erfährt man etwas mehr vom bisherigen Leben von Juli: ihrer Familie, ihrem Beruf und von Isabella. Wer ist Isabella? Hier entsteht Spannung, Wissensdurst?
Im dritten Abschnitt (Kap. 15 - Ende) wird bis kurz vor Schluss die Tension hochgehalten. Letztendlich erfährt man die ganzen Hintergründe von Juli und Quinns Handlung/Art. Mit einer Bootstour, der Verabschiedung von Freunden und ganz wichtig mit dem Wissen: „Was will ich im/mit meinem Leben anfangen?“ endet das Buch sanft und stimmig.

Szenerie/Setting:
Wohin auch sonst würde man als Deutscher - bitte kein Klischeedenken ? – „auswandern/fliehen“…nach Spanien: Mallorca? die liebste Urlaubsinsel der Deutschen…falsch gedacht…bei der Wahl des Settings war auch Julis Freund Malte ausschlaggebend…und dieser befand sich eben schon auf den kanarischen Inseln…genauer auf La Palma. Mit ihrer wortreichen Sprache bringt Kristina Günak einem die Insel näher, man möchte am liebsten gleich die Koffer packen und sich dort einnisten, wie Juli. Ich zähle mal einige Wörter auf die ich mir zu La Palma aus dem Buch notiert habe: La Isla Verde, steilste Insel der Kanaren, Häuser in bunten Farben gestrichen, schwarzer Strand, glitzernder Atlantik, felsige Küste, steile Vulkanberge, karge Landschaft, vereinzelt Oleander, Kiefernhaine…und wer möchte jetzt nicht auch auf die Insel

Sprache/Schreibstil:
Wie schon zuvor genannt fand ich die Sprache, den Schreibstil des Buches sehr wohltuend…man liest und liest…es ist so flüssig zu lesen, es plätschert einfach so dahin …leider…den damit ist es auch schnell durchgelesen…der hohe Anteil an der bildlichen Sprache (… wie ein explodiertes Sofakissen; auf eine Katze bezogen) oder die Beschreibungen ihrer herzlichen Herbergsmutter Maria und der Menschen auf dem Markt (…wie ein geöltes Uhrwehrk), und der ganzen spanischen Lebensweise…herrlich… Durch die noch zusätzlich eingestreuten Slapstick-Einlagen von Juli und die liebenswert und detailreich ausgearbeiteten Hunde (auch wenn ich ein Katzenmensch bin) wird das eigentlich schwere Thema (Lebenskrise?) aufgelockert und man findet sich in einem Kokon des Lesens wieder bei dem man nicht gestört werden möchte.

Emotionen/Protagonisten:
Auch wenn das Buch um Juli und ihre Geschichte geht, so ist auch Quinn wichtig…den er hat auch ein schweres Kreuz zu tragen…zu Beginn versteht man nicht, warum sich Quinn so verhält, wie er es macht…im Nachhinein, wenn aufgelöst wird, was im widerfahren ist…dann kann man voll und ganz mit ihm fühlen…wenn plötzlich (wie bei Juli auch) nichts mehr so ist, wie es war und man von jetzt auf gleich die volle Verantwortung trägt, nicht mehr seinen Träumen und seiner Leidenschaft nachgehen kann…och….

Ein kleines Intermezzo an euch: Wenn ihr auch jetzt auch so fühlt, und mal nachdenkt was ihr in eurem Leben machen/tun oder noch machen wollt…könnt ihr das noch schaffen…los…ihr habt noch die Wahl

Quinn hatte die Wahl nicht, und Juli auch nicht direkt, sie wurde durch die Gesellschaftlichen Normen, welchen sich ihre Familie verpflichtet sieht gezwungen einen Weg zu gehen, der ihr nicht gut tat… All diese Emotionen die sich aus diesem Hintergrundwissen ergeben hat Kristina Günak gut umgesetzt, die Protagonisten sind so lebendig, detailreich beschrieben, sie wirken so authentisch und man kann sich extrem gut in sie hineinversetzten, selbst in die Lage der Hunde ( vor allem die Szene mit Calida auf dem Marktplatz)

Ich muss gerade Schmunzeln…was die Hunde wohl über Juli so alles erzählen würden (nur nebenbei: meine Tochter hört gerade Bibi Blockberg und dort wird ein Hund verhext, so das er sprechen kann…das wäre amüsant)

Zitate:
Es strotzt nur so davon, ob von der Schriftstellerin oder so namhaften Personen wie Goethe, Rilke und Voltaire…so wahre Worte…ich werde einige der Sätze, welche ich mir markiert habe, in mein Zitatebuch übernehmen…

„Alle Menschen sind auf der Suche nach einem guten Leben. Aber nur die wenigsten wissen offenbar, was das ist.“(e Book, S.56)

„Zweifel gehören zu jedem neuen Lebensabschnitt dazu.“ (e Book, S.129)

zusätzliche Aspekte:
Erstens:
Ich wollte parallel zum Lesen eine Musikliste anlegen…weit bin ich nicht gekommen…also, wenn ihr euch das Buch schnappt…macht im Hintergrund Ed Sheeran mit „Happier“ in Dauerschleife an…ich bin jetzt schon entspannter, wenn ich daran denke das dieses Lied rauf und runter läuft ?
Zweitens:
Wenn ihr, wie ich auch, nicht so lange auf ein neues Buch, eine so mitreißendes Geschichte, von Kristina warten könnt…schaut euch mal die im Roman erwähnte australische Autorin Liane Moriaty an…deren Bücher fand ich beim ersten Querlesen auch sehr ansprechend

Meine Meinung:
Gerne eine Fortsetzung…was geschieht weiter mit Juli und Quinn?... vielleicht findet sich aber auch nur ein ebenso immerwährendes, aktuelles und gut zum Nachdenken/Umdenken geeignetes Thema, welches uns dann mit seiner so locker, leichten und absolut mitreißenden Art in eine Welt mitnimmt, um dem Alltag etwas zu entkommen…

Fazit:
Das Buch ist einfach ein großartiges Leseerlebnis, es ist so stimmig… so Eins mit sich… einfach rund.
Schockschwerenot…, wenn jemanden in eurem Bekanntenkreis sowohl mit den Gedanken wie in der „outgesourcten Kopfwelt“ mit einem Tohuwabohu zu kämpfen hat…besorgt im dieses Buch zum Lesen: es wird ein Anstoß sein. Zusammen ist man weniger allein. Von mir gibt es dazu eine klare Leseempfehlung.

Auf jeden Fall werde ich mit Wiedersehensfreude auf eine neue Veröffentlichung von Kristina warten. „Lesen ist meine Lieblingsbeschäftigung“

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Humor
  • Gefühl
  • Erzählstil