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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.04.2017

guter Mix an seichter Unterhaltung sowie hinterfragenden Passagen

Der letzte Scheißkerl
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Roman Maria Koidl hat zu seinem ersten Buch ( „Scheißkerle“) soviele Zuschriften erhalten, dass es nun eine Fortsetzung gibt: „Der letzte Scheißkerl“. Das erste Buch habe ich nicht gelesen und kann somit ...

Roman Maria Koidl hat zu seinem ersten Buch ( „Scheißkerle“) soviele Zuschriften erhalten, dass es nun eine Fortsetzung gibt: „Der letzte Scheißkerl“. Das erste Buch habe ich nicht gelesen und kann somit nicht beurteilen, ob sich in diesem Buch Wiederholungen finden.

Eigentlich hatte ich eine saloppe Zusammenstellung von Zuschriften, ergänzt durch Kommentare und Erklärungen erwartet und war ganz überrascht, dass dieses geschätzt die Hälfte des Buches ausmacht. Die andere Hälfte beschäftigt sich mit der Unterteilung von Persönlichkeitstypen, mal als Haie und Delphine, dann etwas genauer unter den gegensätzlichen Aspekten von Dauer/Wechsel und Nähe/Distanz, denen die Typen beständiger Analyst/blendender Sunnyboy oder melancholischer Diener /abwesender General zugeordnet werden. Verschiedene Kommunikationsebenen und Kindheitsprägungen in der Familie werden betrachtet, welche oft bewirken, dass sich Gegensätze anziehen, aber nicht guttun.

Die angegebenen Briefe und mails samt beschriebener Erlebnisse empfinde ich zu einem guten Teil, genau wie der Autor es selbst formuliert, haarsträubender als jede Fiktion. Koildl hat sein Buch erfrischend und witzig geschrieben und das Lesen bereitet Spaß und Freude. Der Autor spielt mit Klischees und ihrem wahren Kern, betont aber immer wieder, dass die vorgestellten Typen genauso unter den Frauen zu finden sind. Seine Einteilung In die vier Typen, die Unterscheidung in Nähe und Distanz oder Haie und Delphine ist nun nicht wirklich neu, wurde aber sehr originell und kurzweilig aufgearbeitet. Auch ganz neue Aspekte fand ich interessant, z.B. die Erwähnung eines Regelwerkes um den richtigen Mann zu finden, was in den USA wohl ein Topseller zu sein scheint und auf Aufzeichnungen um 1900 basieren soll. Sehr interessant fand ich auch die vielen Zitate und Lehrmeinungen, die die Ausführungen Koils ergänzen und mich auf Alice Miller aufmerksam und neugierig gemacht haben ( da wird meine Bücherwunschliste wohl wieder etwas länger).

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen; es verfügt über einen guten Mix an seichter Unterhaltung sowie hinterfragenden Passagen, ist so erfrischend und witzig geschrieben, dabei interessant und kurzweilig.

Veröffentlicht am 31.03.2017

interessanter Debütroman mit ernstem Hintergrund

Die relative Unberechenbarkeit des Glücks
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Antonia Hayes erzählt in „Die relative Unberechenbarkeit des Glücks“ über Ethan, einen inselbegabten Zwölfjährigen mit besonderen Talenten in Physik und Astrologie. Ethan lebt mit seiner Mutter Claire ...

Antonia Hayes erzählt in „Die relative Unberechenbarkeit des Glücks“ über Ethan, einen inselbegabten Zwölfjährigen mit besonderen Talenten in Physik und Astrologie. Ethan lebt mit seiner Mutter Claire in Sidney, seinen Vater ( Mark) hat er bislang nicht kennengelernt und seine Mutter will nicht über ihn sprechen. Davon, dass er als Baby beinahe gestorben wäre, sein Vater beschuldigt wurde, ihn geschüttelt zu haben, seine Unschuld beteuert und trotzdem zu einer Gefängnissrafe verurteilt wurde, hat Ethan keine Ahnung. In der Schule hat Ethan Schwierigkeiten mit anderen, wird von vielen als Freak bezeichnet; sein größter Wunsch ist es, seinen Vater kennenzulernen....
Nach und nach erfährt der Leser, was damals passiert ist, welche Folgen sich daraus ergeben haben.
Die Geschichte wird abwechselnd in der Gegenwart und in Rückblicken erzählt. Immer wieder beeindrucken die Fähigkeiten Ethans und seine manchmal ganz spezielle Sicht der Dinge.

Antonia Hayes verarbeitet in ihrem Debütroman Autobiographisches und möchte auf die Problematik von heftigem Schütteln aufmerksam machen, denn jedes Jahr werden Tausende von Kindern als Folge dessen schwer verletzt oder sogar getötet und widmet allen Betroffenen dieses Buch.

Obwohl der Roman gut erzählt wurde, hatte ich einige Anfangsschwierigkeiten mit ihm. Zunächst haben mich die vielen Einfügungen mit Ethans Wissen und Erklärungen zu physikalischen oder astrologischen Themen eher verschreckt als in ihren Bann gezogen und mich das Buch immer wieder beiseite legen lassen. Doch dann war der Knoten plötzlich geplatzt und ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen, mich letztendlich auch an Ethans Ausführungen und Sichtweisen erfreuen können. Ganz besonders spannend fand ich auch die Erläuterungen der Ärzte zu unterschiedlichen Symptomen und Krankheitsbildern und jene, wie Betroffene mit dem Erlebten umgehen; den Titel finde ich ausgesprochen gut gewählt. Insgesamt erzählt Antonia Hayes diese tragische Familiengeschichte sehr fesselnd und zeigt auf, wie ein einziger Moment alles verändern kann.

Fazit: Ein interessantes Buch zum Thema Kindesmisshandlung / Schütteltraumata, jedoch standen mir die physikalischen und astrologischen Darstellungen etwas zu sehr im Mittelpunkt

Veröffentlicht am 28.03.2017

Gesund und glücklich alt werden

Ikigai
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Die Autoren beschreiben es perfekt: „Ziel dieses Buches ist es, Sie in die Geheimnisse der japanischen Hundertjährigen einzuweihen, Ihnen zu zeigen, wie man ein gesundes, erfülltes Leben führen kann und ...

Die Autoren beschreiben es perfekt: „Ziel dieses Buches ist es, Sie in die Geheimnisse der japanischen Hundertjährigen einzuweihen, Ihnen zu zeigen, wie man ein gesundes, erfülltes Leben führen kann und was man zu tun vermag, um sein eigenes Ikigai zu entdecken.“ (S. 15)

Ikigai bedeutet übersetzt in etwa: Das Glück immer beschäftigt zu sein. Hierbei scheint ein wichtiger Aspekt zu sein, dass man seine Arbeit sinnvoll findet, bestenfalls sogar liebt. Nebenbei wird die Wichtigkeit von sozialen Kontakten, Ernährung, Bewegung ( nicht Sport, sondern Bewegung, wie z.B. Gartenarbeit) beschrieben.

Das Buch wurde sehr abwechslungsreich geschrieben und gestaltet: Listen, Merksätze, Gedichte, Auszüge aus Interviews mit Alten, sogar dargestellte Bewegungsabläufe ( z.B. zum Yoga) erleichtern es dem Leser ungemein, für sich selber zu ergründen, was ihm wichtig ist, ihn antreibt, glücklich macht und seine Zeit beim Erleben verfliegen läßt.

Für mich waren die Ausführungen zu Resilienz und Antifragilität sowie die Einführung und Unterscheidung verschiedener Bewegungsprogramme und Darstellungen einzelner Übungen besonders interessant.

Fazit: hilfreiches Buch um sein Ikigai zu finden und sich Gedanken darüber zu machen, wie man glücklich 100 Jahre alt werden möchte.

Veröffentlicht am 13.03.2017

nette Rezeptauswahl, besonders für Kochanfänger spannend

Pfeffer
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Valerie Aikman-Smith stellt zunächst in einem „kleinen Pfefferlexikon“ verschiedene Pfeffersorten wie bunten, grünen, Malabar-, Sancho-, Tellicherry-Pfeffer sowie Pfefferzubereitungen, z.B. geräuchert ...

Valerie Aikman-Smith stellt zunächst in einem „kleinen Pfefferlexikon“ verschiedene Pfeffersorten wie bunten, grünen, Malabar-, Sancho-, Tellicherry-Pfeffer sowie Pfefferzubereitungen, z.B. geräuchert oder eingelegt und Pfefferähnliche wie Rosa oder Szechuan-Pfeffer vor.
Dem schließt sich der Rezepte-Teil mit über 45 Rezepten an, der sich in mehrere Kapitel gliedert. Unter „Vorspeisen und Snacks“ gibt es beispielsweise Tee-Eier, geröstete Kichererbsen, selbstgemachten Ricotta mit Pfefferkruste, mit Pfeffer aromatisierter Honig oder Feta im Weinblatt. Als „Hauptgerichte“ kann der Leser unter anderem Gepfefferte Rinder-Pho, Indisches Pfefferhähnchen, Rinderrippe auf koreanische Art, Grünes Kokos-Garnelen-Curry oder Gebackenen Tofu mit würziger Ahornsirupmarinade und Buchweizennudeln nachkochen.
Das Kapitel „Süßes“ wartet mit Sommerlichen Shortcakes mit gepfefferten Erdbeeren, Ziegenkäse-Panacotta mit kandierten Pfefferkirschen, Pfeffer-Schokoladen-Mousse mit Bourbon, Mexikanischem Kriokant und Pfeffernüssen auf; und unter „Eingemachtes, Senfe und Öle“ finden sich Rezepte für Pfeffermischungen, Mit Pfeffer eingelegtes Obst und Gemüse, Pfeffriges Pfirsich-Chutney, Tomatenkonfitüre mit geräuchertem Pfeffer, Senfe und Aromatisierte Öle. Abschließend bietet das Buch als „Getränke“ die Rezepte für Chai-Tee, Chai-Äpfel, Mango-Pfeffer-Boba ( Boba = große Tapiokaperlen), Pfeffer-Zitronen-Wodka und Pfeffer-Lemon-Drop.

Die Rezepte wurden alle gut erklärt, sind einfach und gelingsicher nachzuarbeiten; sehr gut gefällt mir, dass jedes Rezept durch ein Foto der fertigen Speise oder des Getränkes abgerundet wird. Die Auswahl der Rezepte in den einzelnen Kapiteln würde ich schon als gelungen und vielfältig bezeichnen, wenngleich einige für mich nicht wirklich neu waren. Wohlmöglich kann dieses aber auch daran liegen, dass ich schon seit vielen Jahren selber koche, viele Kochkurse zu unterschiedlichen Länderküchen und Themen besucht habe und über eine ausgewogene Kochbuchsammlung verfüge. Gerade das Kapitel „Süßes“ hatte mich besonders gereizt, jedoch weder Erdbeeren, Kirschen oder Schokolade in Kombination mit Pfeffer sind wirklich neue Ideen, der Mexikanische Krokant schon eher.

Da, wie schon erwähnt, die Rezeptauswahl breitgefächert wurde, bietet dieses Buch wohl für jeden Interessantes zum Nachkochen, ganz besonders für Neugierige mit noch nicht allzuviel Kocherfahrung.

Veröffentlicht am 13.03.2017

meist fesselnd, jedoch stellenweise etwas lengatmig und vewrirrend

Smoke
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Düstere Zeiten sind angebrochen, England ist in Rauch und Ruß getaucht; über eine Zeit vor dem Rauch darf nicht gesprochen werden. Bücher und Gegenstände, die diese Zeit belegen könnten, wurden verbrannt, ...

Düstere Zeiten sind angebrochen, England ist in Rauch und Ruß getaucht; über eine Zeit vor dem Rauch darf nicht gesprochen werden. Bücher und Gegenstände, die diese Zeit belegen könnten, wurden verbrannt, ein Embargo gegen alle anderen Länder verhängt. Besonders das arme Volk, das in Londons Fabriken arbeitet, in den dreckigen überfüllten Gassen lebt, scheint davon betroffen zu sein. Adelige und Höhergestellte lassen ihre Kinder in einem spezialisierten Internat in der Nähe von Oxford erziehen, in dem energischst gegen jedes Vergehen angegangen wird, die Schüler kontrolliert und sanktioniert werden. Hierbei geht es nicht nur um Rauch, den sie ausatmen, sondern auch Ruß, den sie z.B. nachts ausschwitzen und der in der Nachtwäsche und -kleidung entdeckt wird. Rauch kommt in unterschiedlichen Texturen, Tönungen und Dichte vor, wird im Internat stets untersucht und mit Hilfe eines Buches, in dem 43 Arten klassifiziert wurden, betrachtet und ausgewertet. Die einhellige Meinung scheint zu sein, dass Rauch ein Symptom für das Vorhandensein von Sünde, z.B. in Form von Gier, Lüge, Bosheit oder Wolllust, ist und das höchste Ziel sein muß, diese Regungen zu bekämpfen und dem „Krebsgeschwür der Sünde“ Einhalt zu gebieten.

Zwei der Schüler dieses Internates sind die Freunde Thomas und Charlie, die bei einem Klassenausflug nach London nicht nur Zeuge einer Hinrichtung werden, sondern auch einen Erwachsenen entdecken, der nicht raucht; ihr Interesse ist geweckt. Als die beiden über die Weihnachtsferien von Thomas' Verwandten eingeladen werden, geraten sie in ein gefährliches Abenteuer, das es erfordert, gegen einige Regeln zu verstoßen....

Wortgewand erzählt Dan Vyleta eine düstere Geschichte, in der Regeln nicht hinterfragt werden dürfen, Ideologien und Machtphantasien einzelne vereinnahmen. Nicht von ungefähr fühlt man sich durch den Schulleiter, einen ehemaligen Inquisitor, durch das Bestehen einer Geheimpolizei und einen Lehrer, der durch ein spezielles Zuchtprogramm die Sünde einfach wegzüchten möchte, an reale Albträume der Vergangenheit erinnert. Es geht auch um die Scheinheiligkeit des Systems und der Reichen, um Macht und Träume, die Welt zu verbessern.
Mit vielen Details ausgeschmückt entwickelt sich die Geschichte spannend weiter, wobei es sich gar nicht so einfach unterschieden läßt, was und wer eindeutig Gut oder Böse darstellt und ob sich das überhaupt immer so klar trennen läßt.

Der Roman ist fesselnd geschrieben und ich habe ihn sehr zügig gelesen; allerdings muß ich auch erwähnen, dass ich ihn manchesmal, besonders zum Schluß hin (ungefähr das letzte Viertel), etwas langatmig und verwirrend fand.