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Veröffentlicht am 09.11.2021

Warum der Hype?

Liebe in Zeiten des Hasses
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Liebe in Zeiten des Hasses beleuchtet das Beziehungsgeflecht der High Society Deutschlands Ende der zwanziger und in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts. Von der Familie Mann über Kurt Tucholsky, ...

Liebe in Zeiten des Hasses beleuchtet das Beziehungsgeflecht der High Society Deutschlands Ende der zwanziger und in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts. Von der Familie Mann über Kurt Tucholsky, Erich Maria Remarque, Marlene Dietrich und Mascha Kaleko sind die Größen der damaligen Kunstszene vertreten. Deren Beziehungen untereinander werden beleuchtet, da ein Bäumchen-wechsel-dich damals durchaus üblich war, entstehen so ganze Netzwerke von aktuellen und ehemaligen Liebhabern und Eheleuten.

Ich bin etwas zwiegespalten was das Ganze betrifft. Einerseits blitzt immer wieder ein feiner, sarkastischer Humor auf, andererseits wirken die Abschnitte wie eine Aufzählung von Geschehnissen, die ziemlich emotionslos wirkt. So war das Ganze manchmal etwas zäh zu lesen.

Zusätzlich entstand bei mir das Bild einer Gruppe von Menschen, bei denen nicht einer ohne gravierende psychische Probleme und die meisten auch nicht ohne Drogen durchs Leben kamen. In vielen Fällen kamen bei mir die meisten Männer wie schwache Egoisten rüber, die nichts als sich, den nächsten Orgasmus und das eigene Wohlbefinden im Sinn haben. Die Frauen wirkten entweder wie gefühllose Miststücke oder wie hilflose Frauchen, die sich alles gefallen haben lassen. Ich fand das etwas irritierend und vermutlich sind diese Menschen nur sehr einseitig beleuchtet.

Bei mir hat das Buch jetzt nicht unbedingt das Bedürfnis geweckt, mich näher mit einem der Menschen, die hier begleitet werden, zu beschäftigen. Es war nett zu lesen, aber den Hype, der um das Buch gemacht wird, kann ich nicht nachvollziehen. Für mich war es eher durchschnittlich.

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Veröffentlicht am 29.08.2021

Lotte Laserstein

Meine Freundin Lotte
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Lotte Laserstein war in Berlin am Ende der zwanziger Jahre eine erfolgreiche Malerin, bis die Nazis ihrer Karriere ein Ende setzten. Ihr bevorzugtes Modell war dabei Traute Rose, die eben nicht nur Modell ...

Lotte Laserstein war in Berlin am Ende der zwanziger Jahre eine erfolgreiche Malerin, bis die Nazis ihrer Karriere ein Ende setzten. Ihr bevorzugtes Modell war dabei Traute Rose, die eben nicht nur Modell sondern auch beste Freundin war. 1961 besucht Traute mit ihrem Mann Ernst Lotte in Kalmar, Schweden, wo diese mittlerweile lebt. Doch was ist geschehen, dass die einstigen Freundinnen so auseinandergetrieben hat?

Anne Stern erzählt Lotte und Trautes Geschichte sozusagen in den Erinnerungen der beiden. Denn sie sprechen eigentlich nicht mehr wirklich miteinander. Die Kapitel wechseln immer zwischen Lotte und Traute hin und her und so lernt man das Innenleben der beiden recht gut kennen. In Lottes Teilen wird mehr aus der Vergangenheit erzählt, in Trautes mehr die Gegenwart reflektiert. Irgendwie bin ich mit diesem Konzept nicht so richtig warm geworden. Lottes Kapitel haben sich gut lesen lassen, bei Traute habe ich mich immer gefragt, warum sie eigentlich so wenig selbstbewusst ist. Das stand im totalen Gegensatz zu Lottes Erinnerungen. Generell fand ich die Diskrepanz zwischen den Erinnerungen, wo die beiden so eng miteinander wie ein Liebespaar sind und der Gegenwart, wo sie kaum mehr miteinander sprechen, sehr frappierend. Auf mich machte es eher den Eindruck, dass die beiden sich eigentlich nicht wirklich kannten, sondern jeder nur ein Bild der anderen in Erinnerung hatte.

Ich muss sagen, für mich hat das Ganze nicht so gut funktioniert. Irgendwie bin ich beiden nicht nahe gekommen und ich musste mich zwingen das Buch zu beenden. Denn so richtig interessiert hat mich das Ganze dann nicht. Gut geschrieben ist das Buch dennoch, mir hat nur der persönliche Zugang dazu gefehlt.

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Veröffentlicht am 20.08.2021

nett

Möwensommer
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Lina arbeitet in einem Blumenladen und ist dort recht glücklich. Mit ihrer Chefin Claudia kommt sie gut aus, nur würde sie an manchen Ecken gerne selbst bestimmen, wie bestimmte Dinge im Laden gemacht ...

Lina arbeitet in einem Blumenladen und ist dort recht glücklich. Mit ihrer Chefin Claudia kommt sie gut aus, nur würde sie an manchen Ecken gerne selbst bestimmen, wie bestimmte Dinge im Laden gemacht werden. Privat könnte es besser laufen. Sie hat zwar viel Spaß mit ihrem besten Freund Mattis, allerdings ist sie nie so richtig drüber hinweggekommen, dass er ihr das Herz gebrochen hat. Daher ist es schön, als sich Bent, der neue Standesbeamte der Insel, für sie interessiert. Allerdings verhält sich Mattis plötzlich mehr als seltsam.

Lotte Römer liefert mit Möwensommer einen leichten Liebesroman, der auf Norderney spielt. Sie fängt das Gefüge der Insel, wo jeder jeden kennt, gut ein. Besonders die Szenen im Blumenladen mit den Stammkunden, fand ich sehr gut beschrieben. Da hatte man gleich das Gefühl, mit dabei zu sein.

Die Romanze ist recht vorhersehbar und außerhalb des Gefüges um Lina, Mattis und den weiter direkt Beteiligten bleibt die Insel recht blass. Trotzdem liest sich das Buch gut und vermittelt Urlaubsstimmung. Von daher kann ich es durchaus empfehlen.

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Veröffentlicht am 29.06.2021

Familie

Geteilte Träume
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Ingkes Mutter ist schwer krank, also lässt sie sich testen, um eventuell Knochenmark zu spenden. Dabei stellt sich heraus, dass ihre Eltern sie adoptiert haben. Ingke fällt aus allen Wolken und fängt an ...

Ingkes Mutter ist schwer krank, also lässt sie sich testen, um eventuell Knochenmark zu spenden. Dabei stellt sich heraus, dass ihre Eltern sie adoptiert haben. Ingke fällt aus allen Wolken und fängt an ihrer Lebensgeschichte hinterher zu forschen

Damit beginnt das Buch „Geteilte Träume“ von Ulla Mothes. Ich hatte eigentlich eine Geschichte erwartet, die sich um Ingken dreht. Aber irgendwie war Ingken zwar der Dreh und Angelpunkt, aber die Geschichten, die sie von ihren Verwandten erzählt bekommt haben oft nur am Rande mit ihr zu tun. So stellt die Autorin zwar dem Leser ein breites Spektrum von Lebensgeschichten rund um die DDR vor, allerdings hat mir ein bisschen der Bezug auf Ingke gefehlt. Gerade am Anfang habe ich mir dadurch sehr schwer getan ins Buch zu finden, auch weil die Menge an Protagonisten dem Leser das Leben erst einmal schwer macht. Später habe ich das Buch dann gerne weitergelesen, weil die einzelnen Episoden an sich sehr interessant waren und sich langsam eine Grundstruktur herausschälte. Das Ende war mir dann ein wenig zu glatt, da findet sich doch alles recht schnell. Mit einigen der Protagonisten bin ich nur schwer warm geworden und besonders Ingke fand ich zwischenzeitlich sehr anstrengend. Was ich auch schwer verständlich fand, war, das Ingke die Lebensgeschichten ihrer Verwandtschaft so überhaupt nicht kannte, obwohl sie ja zu dem Zeitpunkt in der Familie gelebt hat. Für mich hat das nicht zum Gesamtbild der sich liebenden und zusammenhaltenden Familie gepasst.

Alles in allem war es ein recht interessantes Buch, dass ich zügig gelesen habe. Es rundet auch sicher den Blick auf die DDR ab, der von mir als Wessi eben nur durch Lektüre und das Erleben anderer geprägt ist. Wer sich also für das Leben in der DDR interessiert, ist hier auf jeden Fall richtig.

7 von 10 Punkte

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Veröffentlicht am 26.11.2020

nettes Winterbuch

Stille Nacht in der Provence
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Die Kantors verbringen Weihnachten in der Provence um einmal aus der Hektik des Alltags rauszukommen und sich eventuell auch wieder aneinander anzunähern. Als Andreas dann aber auf dem Grundstück einen ...

Die Kantors verbringen Weihnachten in der Provence um einmal aus der Hektik des Alltags rauszukommen und sich eventuell auch wieder aneinander anzunähern. Als Andreas dann aber auf dem Grundstück einen Sarg mit einem Toten darin entdeckt und dieser plötzlich verschwindet, ist es vorbei mit der ruhigen Weihnacht.

Cay Rademacher liefert hier einen kleinen Krimi mit einer überschaubaren Zahl an Protagonisten. Er schafft es den Leser mitzunehmen in das Rätsel um den verschwundenen Toten. Das winterliche Dorf ist wirklich toll beschrieben, man kann es sich sehr gut vorstellen und durch den starken Schneefall wird es fast vollständig von der Außenwelt abgeschnitten.

Das schafft noch einmal eine ganz besondere Atmosphäre. Allerdings waren mir die Ermittlungen der beiden Kantors schon fast zu waghalsig. Sie werden teilweise eh schon misstrauisch beäugt und begeben sich dann mehrfach in wirklich gefährliche Situationen. Das kam mir manchmal einfach zu gewollt vor.

Das Ende hat dann eine schlüssige Auflösung gebracht, die die Ereignisse noch einmal in einem anderen Licht erscheinen lassen.

Alles in allem war es ein nettes Buch, weihnachtliche Stimmung ist allerdings nicht unbedingt aufgekommen. Ich würde es nicht unbedingt als Weihnachtsbuch sehen. Trotzdem transportiert es das Gefühl für die winterliche Provence.

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