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Veröffentlicht am 01.10.2021

Ein facettenreiches, schonungslos ehrliches und mitreißend emotionales Gesellschaftsportait

Die Tränen der Welt
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"Die Tränen der Welt" ist der jüngste Roman aus der Feder des bekannten, spanischen Autors Ildefonso Falcones und das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe.
Bekannt für seine Chronik des spanischen ...

"Die Tränen der Welt" ist der jüngste Roman aus der Feder des bekannten, spanischen Autors Ildefonso Falcones und das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe.
Bekannt für seine Chronik des spanischen Mittelalters in "Die Kathedrale des Meers" (2007), nimmt sich der Autor in seinem neusten Werk des Arbeiterkampfes an, der Barcelona zu Beginn des 20. Jahrhunderts in eiserner Umklammerung hielt. "Die Tränen der Welt" zeichnet ein kontrastreiches Gesellschaftsportrait Barcelonas im Angesicht hochmütigster Opulenz und bitterster Armut, das seinen Leser vollkommen in seinen Bann zu ziehen weiß.

Der Roman begleitet das Leben des aufstrebenden Jung-Künstlers Dalmau Sala. Als Angestellter in der Keramikfabrik des hoch angesehenen Don Manuel Bello, welcher zudem als Mentor an seiner Seite steht, hat Dalmau mehr Glück, als die Meisten anderen Menschen in der Arbeiterklasse. Geblendet von der verschwenderischen Fülle und Opulenz des reichen Bürgertums, erhofft sich der junge Dalmau durch den Verkauf seiner Werke an ebendiese Menschen, seinerseits Zugang zu diesem wundersamen Kreis zu erlangen. Doch geht dies im Grunde entgegen all seiner Überzeugungen.
Als Sohn anarchistischer Eltern und Bruder ebenso gesinnter, kampfeswilliger Anhänger der Arbeiterbewegung, engagiert er sich gleichsam für die Rechte der Arbeiterklasse. An der Seite seiner Schwester Montserrat und seiner großen Liebe Emma geht er regelmäßig auf die Straße um für bessere Arbeitsbedingungen zu protestieren.
Trotzallem scheint er seine so entgegengesetzten Ziele miteinander vereinen zu können. Zumindest solange, bis ein tragisches Schicksal seine Welt aus den Angeln hebt und nichts mehr ist, wie es war. Dalmau's Beziehung zu Emma zerbricht und fortan werden beide vor Herausforderungen gestellt, die sie zu zerbrechen drohen.

Ich muss zugeben, dass ich eine Weile gebraucht habe, um mit diesem Buch warm zu werden. Falcones' Schreibstil braucht nach meinem Empfinden seine Zeit, um den Leser einzufangen. Gerade zu Beginn waren die Seiten teilweise überladen mit Ausführungen zu Kunst und Architektur, Politik, Klassenkampf und natürlich zu wichtigen Charakteren. Während man dabei viele Nebenfiguren kennenlernt, blieb Dalmau mir aber zunächst zu schwach umrissen, als dass ich sofort eine Bindung zu ihm als Hauptprotagonisten hertellen konnte.
Vor diesem Hintergrund muss ich sagen, dass es sich empfiehlt das Buch wirklich nur dann zu lesen, wenn man sich voll und ganz darauf konzentrieren kann. Als eine entspannte Lektüre für Nebenbei habe ich es nicht empfunden.

Dennoch, gut Ding will Weile haben, wie es so schön heißt und das war für mich auch bei "Die Tränen der Welt" der Fall. Als ich mich erstmal in der Geschichte eingefunden habe, hat sie mich nicht mehr losgelassen. Facettenreich und glaubhaft gewährt uns der Autor einen Einblick in die tiefsten Abgründe sozialer Ungerechtigkeiten. Durch die eingearbeiteten Perspektivwechsel, unter anderem zwischen Dalmau und Emma, erlebt man den Kontrast zwischen Elend und Überfluss auf sehr drastische Weise. Besonders Emmas Schicksal hat mich mitgerissen und auf eine Weise berührt, die mich über die Seiten hinwegfliegen ließ.
Eine Sache, die mir auch sehr gefallen hat, ist wie schonungslos der Autor mit seinen Figuren und damit unweigerlich auch mit dem Leser umgegangen ist. Es gibt keine "Gerade nochmal davon gekommen"-Situationen oder weichgespülten Andeutungen über Schlimme Dinge, die den Protagonisten widerfahren. Es blieb zu jeder Zeit authenitsch. Und auf diese Weise habe ich als Leserin eine Menge gefühlt, über Wut und Frustration, Freude und Genugtuung. Auch wenn im Roman an sich nicht viel Raum gelassen wurde für Emotionalität und die Gefühlswelten seiner Protagonisten, würde ich dennoch sagen, dass die Geschichte auf eine Art hoch emotional ist. Dem Autor ist gelungen, dass man am Schicksal seiner Figuren hängt und mit ihnen mitfiebert.

Die Charaktere sind überwiegend gut ausgestaltet und interessant, wobei nicht immer im Vorneherein klar wird, welche Motive sie antreiben.
Mit Dalmau als Hauptfigur hatte ich teilweise Schwierigkeiten. Durch seine nur wenig Selbstreflektierte und leicht zu beeinflussende Art, hat er sich stetig weiter tiefer in den Abrung begeben, nur leider fällt es schwer Mitleid mit ihm zu haben. Seine Entwicklung in der zweiten Hälfte des Romans hat mir dann mit der Zeit aber besser gefallen.
Die tragenden Pfeiler dieser Geschichte waren für mich zweifellos Emma und Dalmaus Mutter Josefa. Letztere lernt man zunächst als Nebenfigur kennen, doch ihre Rolle gewinnt im Laufe der Geschichte immer mehr an Bedeutung. Trotz all der Dinge, die diese beiden Frauen erleiden müssen, verlieren sie niemals den Kampfgeist und den Glauben an ihre Überzeugungen. Fairerweise muss ich zugeben, dass mir das Buch längst nicht so gut gefallen hätte, wären nicht die Kapitel aus Emmas Perspektive gewesen, da mir Dalmaus Schicksal längst nicht so viel bedeutet hat, wie das von Emma und Josefa. Mit ihnen leidet und fiebert man mit, weil sie, anders als Dalmau, ihr Unglück nicht selbst zu verantworten haben, sondern zu Opfern der Umstände werden. Und abermals anders als der junge Künstler, lassen sich die Frauen davon jedoch nicht in die Knie zwingen. Falcones hat hier zwei außergewöhnlich starke und beeindruckende weibliche Figuren erschaffen.

Zusammenfassend hat mir "Die Tränen der Welt" gut gefallen. Trotz des schweren Einstiegs und teilweise langatmiger Abschnitte in der Handlung, ist dies ein emotionaler und mitreißender historischer Roman, mit einer spannungsvollen Atmosphäre und gut konzipierten Charakteren. Wer gerne historische Romane liest, sollte defintiv in Erwägung ziehen, dieses Werk in die Hand zu nehmen. Ferner ist es ein spannender Einstieg für jeden, der sich näher mit der Geschichte Spaniens auseinandersetzen möchte. Gut recherchiert und mit Hingabe zum Detail hat Ildefonso Falcones eine wunderbare Hommage an die Stadt Barcelona erschaffen.
Für mich ist "Die Tränen der Welt" ein absolut lesenswerter Roman, den ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 30.06.2021

Machtspiele, Intrigen und jede Menge Leidenschaft

IMPERIAL - Wildest Dreams 1
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Mit Imperial - Wildest Dreams erscheint der Auftaktband aus Maddie Sage's neuer romantischen Buchreihe.

Gemeinsam mit Protagonistin Lauren und ihrer besten Freundin Jane verschlägt es uns an den königlichen ...

Mit Imperial - Wildest Dreams erscheint der Auftaktband aus Maddie Sage's neuer romantischen Buchreihe.

Gemeinsam mit Protagonistin Lauren und ihrer besten Freundin Jane verschlägt es uns an den königlichen Palast von Wittles Cay Island, wo der König mit seiner Familie residiert. Dort soll für die beiden nun ihr lukratives Jahrespraktikum beginnen, das heißt, sie werden ein Jahr lang im Schloss wohnen und arbeiten.
Lauren sieht dieser neuen Zeit jedoch mit gemischten Gefühlen entgegen. Nachdem ihr Vater vor beinahe vier Jahren spurlos verschwand, fällt ihr der Abschied von Mutter und Schwester ganz besonders schwer, aber sie braucht dieses Praktikum, um endlich ihr Studium finanzieren zu können. Aber der Einstieg in ihr neues Leben ist alles andere als einfach. Während Jane hauptsächlich ihrem feierwütigen Naturell folgt, stolpert Lauren über ein Problem, dass ihren Aufenthalt zur wahren Herausforderung machen wird. Dieses Problem heißt Prinz Alexander und ist mit seinem Charme und den Augen, in denen man sich verlieren kann, nur schwer abzuschütteln.

Wider Willen entwickeln sich zwischen den Beiden Gefühle, die alles auf den Kopf stellen und ohne es zu ahnen, werden Alex und Lauren zur Zielscheibe mächtiger Gegenspieler.

Ob die Beiden zueinander finden, könnt ihr dann ab dem 14.07.2021 selbst herausfinden!

Da der Klappentext für mich sehr vielversprechend klang, habe ich das Buch mit entsprechender Neugierde angefangen und muss sagen, ich wurde nicht enntäuscht. Die Handlung schreitet zügig voran, sodass sich schon früh ein gewisser Grad an Spannung aufbaut. Langeweile kann man hier also ganz schnell bei Seite schieben.

Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen und die Beschreibung der Handlungsorte (hauptsächlich Schloss und Umgebung) lassen ein traumhaftes Bild vor Augen entstehen. Mir hat ebenfalls gefallen, wie die Autorin die Gefühle ihrer ProtagonistInnen nachvollziehbar dargestellt und die zwischenmenschlichen Konflikte ausgearbeitet hat. So fiel es mir leicht, Zugang zu den Charakteren zu finden.

Besonders Lauren und Alex, die wir durch die wechselnde Erzählperspektive noch besser kennenlernen können, haben mir gut gefallen. Lauren ist mir als authentischer, freundlicher und auch etwas chaotischer Charakter begegnet, der durchaus seine Ecken und Kanten hat. Es ist leicht sie gern zu haben.
Bei Alex war es besonders spannend sein wahres Ich besser zu ergründen. Es ist beinahe traurig, wie wenig er das nach Außen hin teilen kann. Es widerspricht in jeder Hinsicht dem draufgängerischen Frauenheld-Klischee, das die Öffentlichkeit aus ihm gemacht hat. So sind die Szenen, in denen man mehr von diesem "wahren" Alex erlebt richtige kleine Schätze.

"Wildest Dreams" hat den "typischen" Charakter eines Einstiegsbands. Man lernt den ersten Schwung wichtiger Figuren kennen, ihre Interessen und Hintergründe, sowie Ziele. Auch die Beziehung zwischen Alex und Lauren bekommt hier genügend Zeit, um sich zu entwickeln. Überrascht hat mich aber, dass sich hinter diesem zurückhaltenden Cover eine solche Spannung versteckt. Neben den sehr leidenschaftlichen und romantischen Momenten, zeigen sich immer wieder Situationen, die eine gewisse Gefahr mit sich bringen. Da war die Anspannung der ProtagonistInnen sehr spürbar und ist direkt auf mich übergegangen. Nach diesem wirklich fiesen Cliffhanger am Ende kann ich es kaum erwarten Teil 2 in die Finger zu bekommen. Da werde ich mich also in Geduld üben müssen.

Bis dahin kann ich für "Imperial - Wildest Dreams" eine überzeugte Lesempfehlung aussprechen. Die Reihe hat zweifellos viel Potential.

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Veröffentlicht am 30.06.2021

Eine schöne Liebesgeschichte à la friends-to-lovers!

Game on - Chancenlos
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Der zweite Teil der Game On-Reihe von Kristen Callihan knüpft locker an die Ereignisse des ersten Teils an und erzählt die Geschichte von Gray und Ivy. (Alle Teile können unabhängig voneinander gelesen ...

Der zweite Teil der Game On-Reihe von Kristen Callihan knüpft locker an die Ereignisse des ersten Teils an und erzählt die Geschichte von Gray und Ivy. (Alle Teile können unabhängig voneinander gelesen werden.)

Als Ivy erfährt, dass Ihr Vater ihren geliebten, rosafarbenen Fiat an den Footballstar Gray Grayson verliehen hat, ist sie erstmal gar nicht begeistert. Eine nette Droh-SMS ist daher mehr als angebracht, denkt sich Ivy, um den Sportler daran zu erinnern, was er zu erwarten hat, wenn sie ihr Auto nicht in tadellosem Zustand zurückbekommt. Aber bei einer SMS bleibt es nicht. Ohne sich jemals gesehen (oder gegoogelt) zu haben und durch einen ganzen Ozean voneinander getrennt, entwickelt sich zwischen den Beiden schnell eine innige Freundschaft. Womit jedoch keiner der beiden gerechnet hat, ist die starke Anziehungskraft, die zwischen ihnen entsteht, kaum dass sie sich zum ersten Mal gegenüber stehen. Und weder Gray, der noch nie in seinem Leben ernsthafte Gefühle für eine Frau entwickelt hat, noch Ivy, die ganz andere Pläne für ihre Zukunft hat, als eine Beziehung einzugehen, möchte diese wertvolle Freundschaft durch unangebrachte Gefühle in Gefahr bringen. Da sind Probleme vorprogrammiert!

Alles in allem hat mich diese Fortsetzung noch etwas mehr abholen können, als der erste Teil. Es fällt unglaublich leicht Gray und Ivy ins Herz zu schließen, weil beide für sich schon sehr sympathisch sind. Besonders gefallen haben mir auch die kleineren und größeren Markel ihrer Charaktere, frei nach dem Motto "weniger Klischee, mehr menschlicher Individualismus". So ist Gray gerade nicht der Klischee beahftete Football-Gott, sondern überrascht den Leser mit einer unverhofften Vielschichtigkeit und hat dabei noch absolutes Book-Boyfriend-Potential.

Ivy hingegen ist eine selbstbewusste, schlagfertige junge Frau, die noch nicht ganz den Durchblick hat, was sie mit ihrer Zukunft anstellen will und sich hie und da trotzallem von ihren Unsicherheiten leiten lässt. Sie ist ganz und gar nicht perfekt und gerade das macht sie authentisch und auch sympathisch.

Der Einstieg in die Geschichte war mal was anderes, weil man zunächst nur die SMS zwischen Ivy und Gray zu lesen bekommt. Die Sympathie zwischen ihnen war gleich spürbar, allerdings waren die Unterhaltungen für meinen Geschmack zeitweise etwas zu oberflächlich, um die Innigkeit der Freundschaft gleich als diese wahrzunehmen. Dieser Punkt kam dann für mich erst, bei ihrer ersten Begegnung. Dieses Gefühl des "sich ewig Kennens obwohl man sich nie getroffen hat", ist sofort auf mich übergesprungen.

Der "Friends-to-Lovers" Ansatz hat viel dazu beigetragen, dass die Geschichte an Tiefgang gewonnen hat. Das war zur Abwechslung kein Kennenlernen, bei dem die Protagonisten von der gegenseitigen Anziehung umgehauen werden, sondern alles basiert auf dem vertrauten Umgang miteinander und der Vertrauensbasis, die sie sich bereits aufgebaut hatten, bevor sie sich begegnet waren. Man konnte also richtig mitfiebern, während sich jeder für sich langsam eingestehen musste, dass die Gefühle für den jeweils anderen, mehr als nur freundschaftliche Zuneigung bedeuten.

Neben den kitschi-kitschi-Gänsehaut-Momenten hat es aber auch überraschend ernsthafte und tiefgründige Szenen gegeben, die ich so in der Geschichte nicht erwartet hatte.

Unterm Strich ist "Chancenlos" ein toller Liebesroman, der vorallem mit seinem locker-leichtem Schreibstiel und einer wundervollen Auswahl liebenswerter, aufregender Charaktere zum Tagträumen einlädt

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Veröffentlicht am 30.06.2021

Ein beeindruckender Auftakt für eine vielversprechende Fantasy-Reihe!

Goldene Flammen
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Mein erstes Leigh Bardugo Buch war das Lied der Krähen und es hat mich total umgehauen. Da war es nur eine logische Konsequenz, dass ich eher früh als spät auch die "original" Grischa-Reihe lesen muss. ...

Mein erstes Leigh Bardugo Buch war das Lied der Krähen und es hat mich total umgehauen. Da war es nur eine logische Konsequenz, dass ich eher früh als spät auch die "original" Grischa-Reihe lesen muss. Und das brachte mich unweigerlich zu Goldene Flammen.

Der Inhalt der Geschichte ist vermutlich schon in den groben Zügen bekannt. Alina Starkov ist nur ein kleines Licht in der ersten Armee des Zaren von Ravka. Unscheinbar und vorallem austauschbar. Neben ihrem Besten Freund aus Kindheitstagen und erfolgreichen Fährtensucher der ersten Armee Malyen, fühlt sie sich geradezu unsichtbar.
Doch durch eine Wendung des Schicksals geraten beide in Gefahr und ausgerechnet Alina rettet ihrem Freund auf unerklärliche Weise das Leben. Ab da ist nichts mehr wie es war, denn es stellt sich heraus, dass Alina in Wirklichkeit eine Grischa ist - und eine Mächtige obendrauf.
Sie und Mal werden voneinander getrennt und Alina wird in die die Hauptstadt Ravkas gebracht, wo sie unter dem strengen Blick des ältesten und mächstigsten der Grisha zu einer von ihnen ausgebildet werden soll. Allein und ohne eine Vertrauensperson merkt Alina schnell, dass jeder seine eigenen Ziele mit ihr zu verfolgen scheint...

Bevor es inhaltlich ins Detail geht, möchte ich noch einmal auf die Aufmachung des Buchs eingehen. Das Cover trifft total meinen Geschmack. Es ist minimalistisch aber trotzdem hat es was Anziehendes. Die Farben sind toll und die kleinen Details sehr durchdacht.
Im Inneren des Buches findet man anschließend eine wunderschön illustrierte Karte die Ravka, seine Umgebung und die wichtigsten Orte darstellt. Persönlich gefallen mir Karten in Büchern immer gut, weil es die Handlungsorte, Routen etc. etwas greifbarer macht. Ich habe beim Lesen immer Mal wieder nachgesehen, wo Alina sich gerade aufhielt.
Auch gibt es eine Auflistung der Grischa, was sehr hilfreich ist, da man zu Beginn doch ab und an durcheinander kommen kann, wer nun die Korporalki sind und wer die Ätheralki.

Innerhalb kürzester Zeit war es mir möglich vollkommen in diese Welt einzutauchen, die voll von Konflikten und Heimlichkeiten, Sagen und Legenden durchdrungen ist. Ravka und seine Gesellschaft sind inspiriert von einem zaristischen Russland. Dieser kulturelle und sprachliche Einfluss ist insgesamt sehr gut mit der Handlung verflochten und spiegelt sich in der Gesellschaft und ganz besonders am Hof des Zaren sehr present wieder.

Die Geschichte an sich konnte mich auch sehr überzeugen. Die Idee um die Grischa ist Neu, etwas bei dem Man im Lesefluss nicht den Eindruck bekommt, dass man es irgendwo, in irgendeiner Form schonmal gelesen hat. Goldene Flammen überrascht schon früh mit enorm Spannungs-geladenen Szenen, die es mir schwer gemacht haben, von der Geschichte loszukommen. Zu sagen, es wäre durchgehend spannend, wäre zu viel des Guten, aber "Ruhe-" und Spannungsphasen halten sich die Waage, sodass es nicht langweilig wird. (Mit Ruhephasen meine ich Solche, in denen der Fokus auf der Handlung und Weiterentwicklung der Charaktere liegt.)

Die einzelnen Personen sind auch ein bedeutsamer Faktor für die Qualität der Geschichte. Der erste Teil der Reihe hat, finde ich, einen hauptsächlich einleitenden Charakter. In diesem Zusammenhang lernen wir hier auch nur eine kleine Auswahl an wichtigen Figuren näher kennen.

Während mich einige der Nebencharaktere sehr begeistern konnten, hatte ich zeitweise Schwierigkeiten mit Alina warm zu werden. Das ist schade, weil man die Geschichte aus ihrer Perspektive miterlebt. Warum das so war, kann ich aber nicht fest bestimmen. Es gab durchaus Momente, in denen habe ich mit ihr mitfühlen können und gerade manch eine sarkastische Bemerkung ihrerseits konnte mich zum Lachen bringen. In anderen Situationen wiederum hat sie mich mit ihrer Art beinahe etwas genervt. Sie ist als Person für mich in ihrer Gesamtheit einfach nicht ganz greifbar. Ich hoffe sehr darauf, dass ihr Charakter in Folge der vielen Erlebnisse auch eine entsprechende Entwicklung macht.

Erwähnenswert finde ich auch die Figur des Dunklen. Mit ihm hat Leigh Bardugo ihren Lesern einen, in meinen Augen, sehr interessanten Gegenspieler vorgesetzt. Er ist keine Person, die man vom ersten Kennenlernen an sympathisch finden kann. Dafür reicht sein Ruf schon viel zu weit, weshalb besonders auch Alina ihm zunächst mit sehr viel Angst und Unsicherheit begegnet. Und Obwohl sich ihre Beziehung zueinander mit der Zeit ändert, hatte ich nicht das Gefühl, ihn auf irgendeine Weise besser zu kennen. Dieser erste Teil hat für mich bei Weitem nicht ausgereicht, um den Dunklen voll durchschauen und einschätzen zu können. Er hat etwas sehr Unnahbares. Seine Motivation, auf den ersten Blick eindeutig, auf den zweiten wieder nicht, bleibt für mich unklar. Ich vermute, das wird sich auch bis zum Final-Teil nicht ändern. Gerade dieser Umstand konnte mich dann letzten Endes aber zu packen. Seine Motive, Gesinnung, überhaupt seine ganze Geschichte nur Häppchenweise kennenzulernen hält die Spannung aufrecht.

Unterm Strich freue ich mich sehr darauf zu erfahren, wie es mit ihm und besonders auch mit Alina und Mal weitergeht. Teil 1 Endet mit keinem wahnsinns Cliffhanger, hat mich aber mit einer Anspannung zurückgelassen, dass ich nur ungern mit dem Einstieg in Teil 2 warten will.

Mit Goldene Flammen hat Leigh Bardugo insgesamt einen sehr spannungsgeladenen, packenden Auftakt für eine Reihe geschrieben, die ihre Leser absolut mitreißen wird. Für Fans des Fantasy-Genres ein unausweichliches Lesevergnügen!

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Veröffentlicht am 30.06.2021

Ein Leben in Briefen

Für immer vielleicht
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Wie viele andere auch, bin ich erst durch die zauberhafte Verfilmung der Geschichte auf das Ursprungswerk gestoßen. Als ich das Buch dann eines Abends in die Hände nahm, um es endlich zu lesen, war ich ...

Wie viele andere auch, bin ich erst durch die zauberhafte Verfilmung der Geschichte auf das Ursprungswerk gestoßen. Als ich das Buch dann eines Abends in die Hände nahm, um es endlich zu lesen, war ich doch etwas überrascht. Es ist ein Roman, aber keiner im 'herkömmlichen' Sinn. Auf 445 Seiten erleben wir die Geschichte von Rosie und Alex, dargestellt allein in Form von Briefen, E-mails, Chatnarchichten und SMS, die sie einander über Jahre ihres Lebens hinweg geschrieben haben.

Rosie Dunne und Alex Stewart sind unzertrennlich. Mit fünf Jahren wurden sie beste Freunde und ab da, gab es kein Zurück mehr. Selbst als Alex kurz vor ihrem gemeinsamen Schulabschluss mit seiner Familie nach Amerika umzuiehn muss, kann die Distanz an dieser Tatsache nichts ändern und sie schmieden gemeinsame Pläne. Nach dem Abschluss soll Rosie auch nach Boston ziehen, wo dann beide gemeinsam Studieren wollen. Aber es kommt ganz anders, als geplant und es Beginnt ein Leben voller Höhen und Tiefen.

Und während alle Wellt zu wissen scheint, dass Rosie und Alex zu mehr als nur Freunden bestimmt sind, scheint ihnen das Leben immer wieder einen Strich durch die Rechnung machen zu wollen. Es ist wie verhext!

Das Konzept eines "Brief-Romans" war eher neu für mich, deshalb war ich auf den ersten Seiten skeptisch, wie sich das auf den Lesefluss auswirken würde. Schnell habe ich aber gemerkt, dass eine ganz besondere Form des Lesens ist.
Kennt ihr das, wenn ihr beim Aufräumen auf alte Krams-Schachteln stoßt, in die alte Erinnerungsstücke verbannt wurden, um in der Ecke zu verstauben? Solche Dinge, die man nur durch Zufall mal zwischen die Finger bekommt, von denen man sich aber irgendwie nie trennen kann? Und obwohl man ja aufräumen wollte, findet man sich plötzlich in der Situation wieder, wie man jedem Stück Aufmerksamkeit schenkt, jedes Bild mit einem Lächeln mustert und sich erinnert, und jeden Brief mit einem Interesse ließt, als wäre es das erste Mal...

So ging es mir beim Lesen dieses Buches. Als hätte man durch Zufall eine Schachtel gefunden und in ihr versteckt, ein ganzes Leben.

Ich bin von Brief zu Brief, von Nachricht zu Nachricht geflogen, weil ich nicht anders konnte, als zu erfahren, wie es weiter gehen wird. Und Rosie wie auch Alex haben es mir nicht leicht gemacht.

Es war intensiv, gefühlvoll, mit einer guten Prise Humor und Allem voran entsetzlich frustrierend. Wer sich auf eine leichte, locker-flockige Romanze mit Happy End freut, wird hier eine bittere Enttäuschung erfahren. Denn Alex' und Rosies Geschichte ist nicht leicht sondern gespickt mit Stolpersteinen. Andauernd habe ich mich dabei erwischt zu hoffen - obwohl ich es besser hätte wissen müssen - dass sie sich jetzt endlich finden würden, nur um wieder enttäuscht zu werden. Aber wer ein starkes Maß an Geduld mitbringt, wird die letzten Seiten dennoch mit einem seeligen Lächeln lesen können.

Die nötige Leichtigkeit erhält der Roman durch seine wundervoll ausgestalteten Protagonisten. Da man Alex und Rosie über Jahrzehnte ihres Lebens begleitet, ist es spannend mitzuerleben, wie sich ihre Einstellung zum Leben und all seinen Facetten stetig weiterentwickeln. Gerade Rosie, die über die Jahre mit vielen unerwarteten Wendungen des Schicksals fertig werden muss, imponiert sehr durch ihre sympatische, hoffnungsvolle Steh-auf-Männchen-Art. Hierin manifestiert sich auch eine sehr schöne Botschaft, die der Roman meines Erachtens zu vermitteln versucht: Das Leben hält sich an keinen Plan, aber nur weil es das eine Mal nicht klappt, heißt es nicht, dass es immer so bleiben muss.

Gerade weil es keine "perfekte" Liebesgeschichte ist, wirkte sie auf mich so authentisch. Für immer vielleicht ist auf eine Weise sehr realitätsnah in dem Sinne, dass es versucht die Eigenheiten des Lebens oder Schicksals oder wie man es nennen mag einzufangen. Und obwohl man Liebesromane heufig ja doch nur in die Hand nimmt, weil man eben keine von der Realität "vermurkste" Geschichte haben möchte, sondern gerade die idealisierte sowas-würde-mir-im-Traum-nicht-passieren Variante, sticht Für immer vielleicht meiner Meinung nach heraus, weil es genau das nicht ist.

Es ist ein wundervolles und emotionales Buch, das zeigt, dass man auch über viele Umwege durchaus ans Ziel kommen kann. Die Umsetzung in Briefen und Texten kann man sehr toll finden, oder eben nicht. Mir persönlich hat es durch die Andersartigkeit gefallen und ich hatte einen guten Lesefluss. Ich denke man muss sich einfach darauf einlassen können. Am Ende ist Für immer vielleicht eine mitreißende Geschichte, die mich durch ihre liebenswerten Charaktere und authenitsche Art sehr überzeugen konnte.

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