Oak Knoll ist ein kleiner Ort im Süden der USA. Damit ist eigentlich bereits vorgegeben, um was für einen Gesellschaftsroman es sich handelt und meine Erwartungen wurden auch weitgehend erfüllt.
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Oak Knoll ist ein kleiner Ort im Süden der USA. Damit ist eigentlich bereits vorgegeben, um was für einen Gesellschaftsroman es sich handelt und meine Erwartungen wurden auch weitgehend erfüllt.
Eine afro-amerikanische Familie und ihre hellhäutigen neuzugezogenen Nachbarn geraten aneinander. Hier treffen Kulturen und Vorurteile aufeinander und das Ganze liest sich wie eine Mischung aus Realsatire und Drama. Die Darsteller sind für meinen Geschmack fast etwas zu stereotyp besetzt und die Handlung schreitet vorhersehbar und frustrierend stringent voran. Man weiß, wo das Alles hinführen wird und teilweise musste ich das Buch weglegen, weil einige Protas mich mit ihrem Verhalten richtig wütend machten.
Gute Nachbarn sind es nicht. Aber man sieht mal wieder, wie ein Nachbarschaftsstreit um einen Baum ausarten und in einem Ekszess enden kann.
Der Politthriller von Konstantin Schreiber „Die Kandidatin“ spielt ca. 30 Jahre in der Zukunft. Themen, die heute gerade sehr aktuell und brandheiß sind, werden klug in den Plot miteingearbeitet. Gendern, ...
Der Politthriller von Konstantin Schreiber „Die Kandidatin“ spielt ca. 30 Jahre in der Zukunft. Themen, die heute gerade sehr aktuell und brandheiß sind, werden klug in den Plot miteingearbeitet. Gendern, Feminismus, der Islam in Deutschland und der Welt sind in 30 Jahren fest in der Gesellschaft verwurzelt. Die Kandidatin ist eine Muslima und ihre Ziele und wie sie sie versucht durchzusetzen erinnern an heutige Politiker. Die Machtkämpfe, die diversen Seilschaften, die Probleme mit Medien, mit blasierten Gegnern all das könnte auch heute spielen und ist ein Spiegel einer nur allzu nahen und allzu realen Zukunftsperspektive.
Eine interessante Vision, wie die Welt sich entwickeln könnte, wenn wir den jetzt eingeschlagenen Wegen folgen. Ein bemerkenswerter Erstling, dessen eher sachlicher Stil mir gefallen hat.
Ich war sehr gespannt auf dieses Buch, da eine liebe Freundin es mir wämstens empohlen hat. Die Dramaturgie der Geschicht ist natürlich hinreichend bekannt, denn Dornröschen stand Pate zu dieser Idee. ...
Ich war sehr gespannt auf dieses Buch, da eine liebe Freundin es mir wämstens empohlen hat. Die Dramaturgie der Geschicht ist natürlich hinreichend bekannt, denn Dornröschen stand Pate zu dieser Idee. Aber erst holt der Autor Boris Koch mal sehr weit aus und enwirft eine detailverliebte Welt und führt eine ganze Handvoll Charaktere mit all ihren Stärken und Schwächen und ihren Lebensumständen ein. Und es geht beileibe nicht nur um die Prinzessin und den Prinzen, die Darsteller agieren alle auf Augenhöhe es ist also keine Romantasy.
Da es sich um den ersten Band handelt möchte ich zum ganzen Plot noch kein abschließendes Urteil abgeben. Die Sprache ist angenehm und freundlich, das Tempo gemächlich und schwelgerisch. Was mir tatsächlich etwas fehlte war die Düsternis, die ja angepriesen wird. Hier darf der Autor gerne noch eine Schippe drauflegen. Ich bin gespannt auf Teil 2.
Nachttod ist der erste auf Deutsch übersetzte Krimi der schwedischen Autorin Johanna Mo. Im Nachwort erfährt man, dass sie reale Ereignisse in ihrer Jugend im Freundeskreis mit in das Buch einfließen hat ...
Nachttod ist der erste auf Deutsch übersetzte Krimi der schwedischen Autorin Johanna Mo. Im Nachwort erfährt man, dass sie reale Ereignisse in ihrer Jugend im Freundeskreis mit in das Buch einfließen hat lassen. Das merkt man dem Roman an, denn er beschäftigt sich sehr intensiv und mit psychologischer Raffiniesse mit den Darstellern. Sowohl das Ermittlerteam Hanna Duncker und ihr Kollege Erik, als auch die Mutter des Opfers, Verdächtige, Freunde und Feinde des Opfers werden gründlich durchleuchtet und beschrieben. Und selbst der jugendliche Tote erhält in kurzen Rückblenden eine Stimme, so dass wir gleichlautend mit dem aktuellen Ermittlungsstand immer wieder in kurzen Häppchen erfahren, was wirklich geschehen ist. Dabei bleibt sehr lange die Frage offen, was wirklich geschehen ist und das Finale ist anders, als ich es erwaret hatte.
Ein psychologisch ausgefeilter Kriminalroman, der ohne allzu große Brutalität auskommt aber dennoch einige sehr dramatische und berührende Szenen parat hält. Hanna und Erik kommt man in verhaltenem Tempo näher, aber am Ende kennt man sie gut und möchte sie gerne weiterbegleiten bei anderen Ermittlungen. Die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten und die Aufklärung ist eine Mischung aus ausdauernder Recherche und großer Empathie der Ermittler.
Empfehleneswert und schön, dass Teil 2 nicht allzu lange auf sich warten lässt.
1879 Wien, Kaiser Franz Joseph I. und seine Frau Elisabeth, genannt Sisi, regieren in Österreich. Die K.u.K. Monarchie und das Leben in und um die adelige Gesellschaft sind ein zentrales Thema in diesem ...
1879 Wien, Kaiser Franz Joseph I. und seine Frau Elisabeth, genannt Sisi, regieren in Österreich. Die K.u.K. Monarchie und das Leben in und um die adelige Gesellschaft sind ein zentrales Thema in diesem ersten Band der Kaffeehaus-Trilogie „Bewegte Jahre“. Die Mehrzahl der Haupt- und Nebendarsteller sind sogenannte „Von und Zu`s“. Eine keineswegs ehrenwerte Gesellschaft mit verkrusteten Moralvorstellungen, veraltetem Ehrenkodex, männlichem Machtgehabe und aus heutiger Sicht sicher erschreckend unsozial und unmoralisch. Genau dieser Blick ist es, den uns Marie Lacrosse mit ihrem Buch gestattet. Als promovierte Psychologin und leidenschaftliche Geschichte-Erzählerin nimmt die Autorin sich rund 700 Seiten Zeit um zum einen die fiktive Figur Komtess Sophie von Werdenfels und ihre erwachende Zuneigung zu dem Offizier Richard von Löwenstein zu entwerfen und andererseits die real passierte Affäre des verheirateten Kronprinzen Rudolf zu der blutjungen Komtesse Mary von Vetsera in Szene zu setzen.
Sowohl Sophie als auch Richard sind typische Vertreter ihrer Zeit und ihres Standes. Ihr Verhalten muss man also mit einem milden Auge betrachten und darf die jungen Leute nicht nur an heutigen Maßstäben messen. Die dramatisch-tragische Affäre Mayerling wird sehr detailgenau und erschreckend realistisch geschildert und endet in einem auch heute noch erschütternden Finale.
Eine große Stärke dieses Romans war für mich, dass die Figuren – egal ob fiktive oder historische – mit all ihren Facetten und Unebenheiten geschildert werden. Die Psychologie spielt eine große Rolle. Außerdem agieren alle in einem Umfeld, welches über 100 Jahre zurückliegt und deshalb fremd und damit aus heutiger Sicht ungewöhnlich wirkt. Mit der Zeit bekommt man einen guten Eindruck, wie denn diese gesellschaftlichen Strukturen der gehobenen Gesellschaft funktioniert haben, wie finanzielle Probleme und heimliche Liebschaften den doch sehr gelangweilten und von großem Dünkel durchsetzten Adel zu Lug und Betrug, zu unromantischen Ehearrangements und auch zu Selbstmorden trieb.
Ein gehaltvolles Buch, welches einiges an Informationen und Einblicken bereithält. (Also keine profane seichte Geschichte mit ein wenig Geschichte.) Das namentlich im Reihentitel erwähnte Kaffeehaus spielt in diesem Band noch keine große Rolle, ist aber der Rahmen für einige sehr entscheidende Szenen im Roman. Da es sich um eine Trilogie handelt gibt dieser Auftaktband am Ende auch einen spannenden Ausblick auf die nächsten Entwicklungen im zweiten Teil.
Hervorheben möchte ich noch die schöne Ausstattung.
Landkarten und ausführliches Personenregister, ein aufschlussreiches Nachwort der Autorin und als Zuckerl ein leckers Tortenrezept.