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Veröffentlicht am 30.06.2021

Geschwister sind nie allein, sie tragen immer den anderen im Herzen

Askeria: Die letzte Generation
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Piara lebt mit ihren Brüdern Souta und Ineas im kleinen Ort Clay mitten in der Wüste. Schon vor langer Zeit haben sie ihre Eltern verloren, sodass Souta und Ineas die Erziehung ihrer kleinen Schwester ...

Piara lebt mit ihren Brüdern Souta und Ineas im kleinen Ort Clay mitten in der Wüste. Schon vor langer Zeit haben sie ihre Eltern verloren, sodass Souta und Ineas die Erziehung ihrer kleinen Schwester übernommen haben. So hat Piara die Möglichkeit, als ganz normales Mädchen aufzuwachsen, obwohl sie ein Geheimnis unter ihren kugelrunden Haarballen verbirgt. Als eines Tages der Orden in ihr Dorf kommt, um alles Widernatürliche zu vernichten, muss Piara mit Souta fliehen, denn für Ineas kommt jede Hilfe zu spät. Schweren Herzens verlassen die Geschwister ihr Dorf und suchen in der Küstenstadt Ascot nach einer Lösung ihres Problems. Werden sie Piaras Geheimnis bewahren können?

Ich bin durch Zufall auf Instagram auf die Doppel-Leserunde von Juliet May aufmerksam geworden und hatte so die Möglichkeit, in die Welt von Askeria abzutauchen. Neben vielen kreativen Aufgaben, die man nach dem Lesen eines bestimmten Kapitels abarbeiten konnte, hatte man so auch die Möglichkeit, die Welt und ihre Besonderheiten viel intensiver wahrzunehmen. Denn die Welt von Askeria ist eines der großen Pluspunkte des Buches. Neben Wüstengebieten wie das Dorf Clay gibt es auch Küstenstädten wie Ascot oder bewaldete Gebiete wie Fayon. Dabei hat jedes Gebiet seine Besonderheiten und wirkt fast wie unsere Welt, allerdings gibt es klare Unterschiede wie z.B. die Teleportsteine, die zwischen den einzelnen Gebieten genutzt werden können, vorausgesetzt man hat das nötige Kleingeld. Die Welt erscheint magischer und ist dabei nicht der einzige Landstrich, den man entdecken kann. Denn neben dem Kontinent Mitaeria gibt es auch noch Malluma, der Schattenkontinent und Lebensraum eines besonderes Volks: der Ceri. Allein diese Welt zu entdecken hat schon sehr viel Spaß gemacht.

Ein weiterer Pluspunkt ist die Ausgestaltung der Beziehungen der einzelnen Charaktere. Zwar musste Piara mit dem Verlust ihrer Eltern in ihren jungen Jahren schon einiges mitmachen, allerdings ist die Beziehung zu ihren Brüdern umso stärker. Sie stehen füreinander ein, albern miteinander rum und können gleichzeitig auch über ernste Themen sprechen. Es ist einfach schön zu lesen, wie gut sie sich verstehen, wenn auch gerade zu Beginn des Buches Souta seiner kleinen Schwester einiges verheimlicht hat. Ebenso fand ich auch die langsam entstehende Freundschaft zwischen Rigoras und Piara schön. Nachdem Piara von ihren Brüdern allein gelassen wird, ist Rigo da, um ihr einen Platz zu geben und hilft ihr das Rätsel, um ihre Existenz zu lösen. Genau solche Freunde wünscht man sich, wenn es einem Mal nicht so gut geht und hat mir beim Lesen ein warmes Gefühl beschert.

Darüber hinaus hat mir auch der Aufbau des Buches gefallen. Jeder Charakter hat sein eigenes kleines Symbol, das anzeigt, aus welcher Sicht das jeweilige Kapitel geschildert ist. Dadurch erhält man einen guten Überblick. Zudem befinden sich zwischen den einzelnen Kapitel auch kleine Gedichte, die Vorboten für die spätere Handlung sind und auch Dokumente des Ordens, die ein besseres Verständnis über die politische Situation von Askeria bietet.

Alles in allem hat mir der erste Band richtig gut gefallen und nach dem Cliffhanger am Ende von Band 1, war ich auch total gespannt, wie es mit dem zweiten Band weitergehen wird. Demnach kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der eine fantasiereiche Reise eines jungen Mädchens begleiten möchte, die ihren Platz in der Welt sucht.

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Veröffentlicht am 21.06.2021

Zusammenhalt heißt durch das schlimmste Unwetter zu gehen, ohne den anderen im Regen stehen zu lassen

Scarlett & Browne - Die Outlaws
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Scarlett McCain ist eine Gesetzlose und unter vielen Namen in den Sieben Königreichen von England bekannt. Sie trägt nicht mehr als ihren Rucksack, ihren Gebetsteppich und ihre Fluch-Kasse mit sich und ...

Scarlett McCain ist eine Gesetzlose und unter vielen Namen in den Sieben Königreichen von England bekannt. Sie trägt nicht mehr als ihren Rucksack, ihren Gebetsteppich und ihre Fluch-Kasse mit sich und gibt sich als harmlose Verkäuferin von Reliquien aus, um sich Zutritt zu den Städten zu erschleichen. Meist enden ihre Ausflüge in die Städte dann damit, dass sie als Souvenir die Geldreserven der Banken mitnimmt. Sie lebt von der Hand in den Mund und lässt niemanden an sich heran. Dies ändert sich allerdings an dem Tag, als sie den verwirrten Albert Browne aus einem verunglückten Bus rettet, ohne zu wissen, um wen es sich bei diesem Jungen handelt. Wie konnte er als Einziger das Busunglück überleben? Schon bald befinden sich sowohl Scarlett als auch Albert auf der Flucht vor Männern, die keine halben Sachen machen, denn Albert hat ein Geheimnis..

Dieses Buch gehört schon jetzt zu einem meiner Jahreshighlights, denn ich fand die Geschichte von Scarlett McCain und Albert Browne einfach in sich stimmig. Es ist eine wunderschöne und spannende Geschichte über zwei Außenseiter, die auf einem verqueren Weg zueinander finden und merken, dass sie zusammen das Potenzial haben, noch viel Größeres zu vollbringen. Zwar sträubt sich Scarlett am Anfang ein wenig gegen diesen Gedanken und will Albert lieber schnell wieder loswerden, aber spätestens als sie Kenntnis von seinen verborgenen Talenten erhält, sieht die Sache schon anders aus. Sie müssen zusammen einige Herausforderungen meistern wie z.B. Schutz vor ihren Verfolgern zu finden oder mehr Geld aufzutreiben, um die Schulden bei einer Geheimorganisation zu begleichen, aber gerade diese Abenteuer lassen sie immer mehr zusammenwachsen.

Sie müssen auch einige Schwierigkeiten nicht allein meistern, sondern bekommen Hilfe von einem alten Seebär namens Joe und seiner kleinen Enkelin Ettie, die sie auf ihrem Boot über die Themse mitnehmen. Zwar wirkt Joe zunächst alles andere, als sei er ein netter Zeitgenosse und sein Boot hat auch schon bessere Zeiten erlebt, aber er hat sein Herz am rechten Fleck und wirkt fast liebevoll, wenn er mit seiner kleinen Enkelin spricht. Neben Scarlett und Albert ist mir auch dieser Charakter im Laufe der Geschichte ans Herz gewachsen. Ich fand es einfach schön, wie alle zusammen auf der Themse umhergeschippert sind und versucht haben, das Beste aus ihrer Situation zu machen.

Allerdings ist es nicht immer so idyllisch, sondern die meiste Zeit müssen Scarlett und Albert vor Männern fliehen, die zu einer gewissen Doktor Calloway gehören. Ihr Anliegen ist es, Albert egal ob tot oder lebendig, so schnell wie möglich wieder „einzufangen“, da er nach ihrer Meinung nach eine Gefahr für die Bevölkerung darstellt. Albert sieht das Ganze jedoch etwas anders und versucht alles Mögliche, um nicht mehr in sein altes Leben zurückkehren zu müssen. Dies führt zu einer spannenden Verfolgungsjagd und man möchte unbedingt wissen, was es mit Albert auf sich hat und warum er sich manchmal so komisch verhält.

Darüber hinaus fand ich auch die generelle Idee der Welt von „Scarlett & Browne“ interessant, denn die Geschichte spielt zwar in England, aber in einer alternativen Realität, in der sich England in eine Art Western verwandelt. Städte gibt es so gut wie nicht mehr. Die großen Städte wie z.B. London bestehen nur noch aus Ruinen und drumherum erstreckt sich die Ödnis mit einzelnen größeren Siedlungen, die die Funktion der Städte übernommen haben. Es gibt die Gesetzlosen wie Scarlett, die von Siedlung zu Siedlung ziehen, aber auch eher gruselige Zeitgenossen wie die Gezeichneten, die sich von Menschenfleisch ernähren. Zudem hat sich auch die Tierwelt etwas verändert und Vögel haben Zähne und Otter haben sich zu riesengroßen Monstern entwickelt. Ich fand es total spannend, in diese Welt einzutauchen und habe mich jedes Mal gefragt, welche neuartigen Dinge mich noch erwarten werden.

Demnach bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich jedem dieses Buch empfehlen kann, der eine spannende Geschichte über zwei Außenseiter lesen möchte, die doch mehr gemeinsam haben, als sie zu Beginn gedacht hätten. Auf jeden Fall eines meiner Jahreshighlights!

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Veröffentlicht am 26.05.2021

Man lebt zweimal: das erste Mal in der Wirklichkeit, das zweite Mal in der Erinnerung

Die Rose im Staub
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Nakhara lebt in einem Stamm von Wasserdieben in den Wüstenlanden. Ihr Leben ist von Entbehrungen gezeichnet und jeden Tag kämpft der Stamm gegen die Widrigkeiten der Wüste an. Allerdings haben sie sich ...

Nakhara lebt in einem Stamm von Wasserdieben in den Wüstenlanden. Ihr Leben ist von Entbehrungen gezeichnet und jeden Tag kämpft der Stamm gegen die Widrigkeiten der Wüste an. Allerdings haben sie sich dieses Leben selbst ausgesucht, denn in nicht allzu fern erhebt sich eine Stadt aus den Wüstenlanden, die mehr als genug Wasser zur Verfügung hat. Aus diesem Grund schleichen sich die Wasserdiebe in bestimmten Abständen in die Stadt, um Wasser zu stehlen und es ihren Gottheiten darzubringen, damit diese sie mit Wasser segnen und sie nicht abhängig von dieser Stadt werden, denn sie steht für alles, was ihnen genommen wurde. Doch eines Tages läuft bei einem Wasserdiebstahl in der Stadt etwas schief und Nakhara trifft auf Daegon. Und ihre alte Welt hört auf zu existieren..

Schon im Vorwort droht das Buch „diese Seiten wollen dir nicht immer gefallen. Sie werden sich mit beladenen Worten in deinen Händen bäumen“ und genau diesen Eindruck hat das Buch auch während des Lesens auf mich gemacht. Dieses Buch kann man nicht einfach mal so zwischendurch lesen, sondern das Buch braucht Aufmerksamkeit und man muss sich auch in gewisser Weise darauf einlassen können. Denn der Schreibstil ist sehr ungewöhnlich. Kunstvoll und schmuckhaft wird die Geschichte von Nakhara und Daegon abwechselnd erzählt und mutet so auf mancher Seite wie eine Erzählung von Shakespeare an. Dies muss man mögen. Ich für meinen Teil liebe Shakespeare und ungewöhnliche Erzählformen, denn ich habe schon sehr viele Bücher in meiner Vergangenheit gelesen, sodass ich mich freue, wenn ich Bücher entdecke, die sich fernab der ausgetretenen Pfade aufhalten. Dennoch kann ich es verstehen, wenn jemand nicht direkt warm mit dem Buch wird und erst mal seine Zeit braucht, um reinzukommen.

Hat man sich erst an den Schreibstil gewöhnt, erwartet den Leser eine Geschichte mit einem starken Kontrast, der aber nicht bewertet wird und mich an eine moderne Version von „Romeo und Julia“ in der Wüste erinnert hat. Auf der einen Seite leben die Wasserdiebe in der Wüste unter lebensunwürdigen Umständen und auf der anderen Seite leben die Menschen in einer Stadt mit Wasser im Überfluss. Schon allein dieser Umstand birgt genügend Konfliktpotenzial. Allerdings wird es weitaus komplizierter, als sich der Sohn des Senators in eine Frau aus dem Wüstenvolk verliebt. So wird er von seinem Vater verstoßen und muss fortan an der Seite von Nakhara einen Weg in die Freiheit finden, wobei das schwerer ist als gedacht, kann er doch keinen Menschen töten. Er wirkt in dieser Welt wie ein Sonderling, wo doch alle um ihn herum nicht davor zurückschrecken, anderen Menschen Gewalt anzutun, sei es, um die anderen zu bestrafen oder sich einen Vorteil vor den anderen zu verschaffen. Die Charaktere in diesem Buch haben alle ihre Ecken und Kanten und treffen oftmals aus Sicht des Lesers falsche Entscheidungen, aber das Buch bewertet diese Handlungen nicht.

Allerdings treibt alle Charaktere den „Durst nach Freiheit“ an. Die Wüstenrose empfand ich fast als Sinnbild für diese Situation. Trotz aller Widerstände wächst die Wüstenrose und lässt sich von nichts und niemandem unterkriegen. Sie ist hartnäckig und erkämpft sich ihren Platz in der Welt. Genauso wie dieses Buch. Ja, es ist ungewöhnlich. Aber sollte man sich nicht über die Bücher freuen, die einfach anders sind? Ich für meinen Teil bin sehr froh, dieses Buch gelesen zu haben, denn es war erfrischend anders. Und ich liebe anders!

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der auf der Suche nach einem ungewöhnlichen Buch ist mit Charakteren, die sich ihren Platz in der Welt hartnäckig erkämpfen müssen!

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Veröffentlicht am 22.04.2021

Hab ein Lied auf den Lippen und verliere nie den Mut in der Düsternis der Welt!

Das Lied der Nacht
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Während die Bardin Caer, der Wanderer Weyd, die Seebärin Bahr, der Vagabund Jori und der weiße Fuchs Bellitas um ein warmes Feuer sitzend die Nacht in einer ehemaligen Poststation verbringen, ziehen die ...

Während die Bardin Caer, der Wanderer Weyd, die Seebärin Bahr, der Vagabund Jori und der weiße Fuchs Bellitas um ein warmes Feuer sitzend die Nacht in einer ehemaligen Poststation verbringen, ziehen die Schatten durch das Dorf Festra und ermorden jede lebende Seele, die ihnen begegnet. Nur zwei Geschwistern gelingt die Flucht, die sich aufteilen, um den Baron des Landes und die Gefährten in der ehemaligen Poststation vor dieser Gefahr zu warnen. Denn die Schatten ziehen unablässig weiter und schon bald befinden sie sich vor den Toren der Stadt Colmstat. Nur ein Lied scheint sie davon abzubringen, jede lebende Seele hinter den Mauern von Colmstat zu vernichten. Doch der Baron verbietet die Musik und bestraft jeden, der sich den sündigen Melodien hingibt. Welchen Preis sind die Gefährten bereit zu zahlen, um die Menschen von Colmstat zu retten?

Es gibt, glaube ich, nur ein Wort, das dieses Buch beschreibt: ungewöhnlich. Dieses Buch ist nicht wie andere Bücher. Ab der ersten Seite wird der Leser in eine Welt von Poesie und Musik entführt, auf die man sich ganz bewusst einlassen muss. Während des Lesens hat mich das Buch oftmals von der Art der Erzählung an ein Lied erinnert. Viele Beschreibungen wiederholen sich öfters hintereinander und die Handlung wird mal laut, mal leise, spitzt sich zu einem wirklich gelungenen Finale zu und flacht dann noch einmal ab. Aus diesem Grund erinnerte mich das Buch an ein klassisches Musikstück wie z.B. die 4 Jahreszeiten von Joseph Haydn. Die Stücke beginnen auch immer leise und unschuldig, aber auch mit einer gewissen Bedrohung im Hintergrund, die immer mehr in den Vordergrund tritt. Für mich waren die Schatten diese Bedrohung, die sich langsam in die Erzählung einschleichen und sich durch ihre kräftige Präsenz immer weiter in den Vordergrund drängen. Wenn das Buch ein klassisches Lied wäre, dann wären die Schatten wohl mit dem Instrument Fagott vergleichbar.

Aber auch andere Elemente haben mich immer wieder an ein Lied erinnert. So kann z.B. Jori mit vielen Tieren sprechen, weil er ihre Sprache gelernt hat. Dieses Element passt auch sehr gut zur klassischen Musik, weil es auch da gewisse Stücke gibt, die jedem Tier ein Musikinstrument zuordnen. Allerdings kann man nicht nur mit Tieren sprechen, sondern man kann auch die Sprache des Wassers, der Berge, der Töne etc. lernen, um sie zu einer Handlung aufzufordern. Stellt man sich diese Sprachen als Melodien vor, hat man ein wunderschönes Klangbild, dass dem Buch einen gewissen Zauber gibt.

Zwar hatte ich am Anfang auch meine Probleme, mich auf die Geschichte einzulassen, aber danach wurde ich locker und leicht durch die Handlung getragen. Jedoch ist es keine einfach zu verdauende Geschichte. Während des Buches passieren viele unschöne Dinge wie z.B. ein Pogrom, Fremdenhass, Vergewaltigungen und Verstümmelungen, sodass man sich unweigerlich fragen muss, wer die schlimmeren Wesen sind: die Menschen innerhalb der Mauer oder die Schatten. Das Buch spart nicht an Grausamkeit, aber zeigt auch gut die Hoffnungslosigkeit und Trostlosigkeit, wenn man Licht und Musik wegsperrt und verbietet.

Dabei empfand ich am schlimmsten den Eisernen Baron. Obwohl sein Volk Not leidet und die umliegenden Dörfer dringend eine Zuflucht vor den Schatten brauchen, sieht er sie nur als „Entwurzelte“, die nichts zu dem Erhalt seiner Stadt beigetragen haben und dadurch kein Anrecht auf diese Privilegien haben. Zudem behandelt er Frauen wie Gegenstände und benutzt sie aufs Widerwärtigste. Er hat mich auf so viele Arten wütend gemacht, dass ich mir öfters gewünscht habe, die Schatten hätten sich seiner angenommen.

Positiv empfand ich dagegen den Zusammenhalt der Gruppe rund um den Wanderer Weyd. Obwohl alle Mitglieder dieser Gruppe grundverschieden sind und jeder seine eigenen Probleme hat, sind sie füreinander da und unterstützen sich gegenseitig. Von daher haben sie mich schon ein wenig an die Gruppe rund um den Hexer Geralt aus den Witcher-Büchern erinnert.

Aus diesem Grund kann ich jedem Fantasy-Liebhaber dieses Buch empfehlen, der einfach auf der Suche nach einer etwas anderen Geschichte mit einem ungewöhnlichen Schreibstil ist.

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Veröffentlicht am 18.04.2021

Vertraue deinem Instinkt bis zuletzt, auch wenn du dafür keinen Grund nennen kannst

Saphirseele
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Siri Tervo hat wirklich keinen Grund, sich über ihr Leben zu beklagen: Sie hat einen Freund, der sie über alles liebt, wohnt mit ihm zusammen in einem schönen Haus und hat Freunde, die sich um sie sorgen. ...

Siri Tervo hat wirklich keinen Grund, sich über ihr Leben zu beklagen: Sie hat einen Freund, der sie über alles liebt, wohnt mit ihm zusammen in einem schönen Haus und hat Freunde, die sich um sie sorgen. Zudem hat sie auch die Möglichkeit, aufgrund ihrer hervorragenden Leistungen an der Saphirseelen-Akademie ein Amt bei der Polizei zu begleiten und kann ihre Fähigkeiten tagtäglich für das Gute einsetzen. Allerdings bekommt sie seit geraumer Zeit immer wieder des Nachts Albträume, die ihre perfekte Welt infrage stellen. Am Anfang tut sie diese Träume noch als Unsinn ab und straft sie Lügen, doch schon bald fallen ihr immer wieder Dinge auf, die nicht so ganz ins Bild passen wollen. Wer ist sie wirklich?

Ich habe mich sehr darauf gefreut, dieses Buch zu lesen, da ich den Klappentext unfassbar spannend fand. Eine Frau, die sich in einen Tiger verwandeln kann und gegen das Böse kämpft? Das Buch musste ich einfach lesen. Nun, nach dem Beenden des Buches muss ich sogar sagen, dass das Buch meine Erwartungen übertroffen hat, da noch viel mehr in dem Buch steckt, als ich zunächst vermutet habe.

Denn Siri ist nicht die einzige Saphirseele. Schon ziemlich früh in diesem Buch wird klar, dass etwas mit der perfekten Welt von Siri Tervo nicht stimmt. Neben den Abschnitten von Siri und ihrem Freund Samuel bekommt man immer wieder kurze Abschnitte aus einem Labor zu lesen, das scheinbar neben Saphirseelen auch Klone und Hybride von Saphirseelen und Menschen heranzüchtet. Diese Kapitel fand ich am Anfang auf der einen Seite nicht leicht zu verstehen, da ich absolut nicht damit gerechnet habe, dass die Geschichte so komplex wird, allerdings fand ich sie auf der anderen Seite auch unfassbar spannend. Ich wollte unbedingt wissen, wie dieses Labor zum Rest der Geschichte passt.

Darüber hinaus hat mir auch sehr der Charakter von Siri gefallen. Auch als ihr gesamtes Leben auf einem Scherbenhaufen liegt, gibt sie nicht auf, sondern versucht Mittel und Wege zu finden, die Situation zu retten. Generell ist sie auch alles andere als konfliktscheu und kämpft für ihre Überzeugungen. Zudem fand ich ihren Umgang mit Anna Riley etwas später im Buch sehr schön zu lesen. An manchen Stellen wirkt sie wie eine Mutter für Anna und bringt ihr z.B. das Lesen bei.

Allerdings ist das Buch auch wahrlich nichts für zartbesaitete Naturen. Siris Weg ist gepflastert von Schmerz, Trauer und Brutalität, die immer wieder auf ihre eigene Vergangenheit zurückzuführen sind. Ebenso trifft Siri später einen Mann namens Ryan, der quasi als Sinnbild für das steht, was Brutalität hervorrufen kann: Gewalt führt immer zu noch mehr Gewalt.

Aus diesem Grund bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich jedem dieses Buch empfehlen kann, der eine spannende, wendungsreiche Geschichte lesen möchte über eine Frau, die sich in einen Tiger verwandeln kann.

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