Das Meer lebt in jedem von uns (Wyland)
Der Kaffeegarten. Die Farbe des MeeresEndlich tragen die Anstrengungen Früchte und das Konzept des Kaffeegartens geht auf - die Gäste sind zufrieden und das Geschäft läuft. Aber mit dem Erfolg ziehen auch die ersten dunklen Wolken über Sylt ...
Endlich tragen die Anstrengungen Früchte und das Konzept des Kaffeegartens geht auf - die Gäste sind zufrieden und das Geschäft läuft. Aber mit dem Erfolg ziehen auch die ersten dunklen Wolken über Sylt auf, denn Elin geht ganz in ihrem Glück auf und widmet sich mit Hingabe dem Geschäft, aber Marei kann sich nicht mehr wirklich mit dem Kaffeegarten identifizieren und sucht Erfüllung in ihrer Malerei. Und dann ist da auch noch Hannes, der nicht nur großes Interesse an Mateis Gemälden, sondern auch an ihr selbst bekundet. Er spricht von einer Vernissage in Hamburg, von großen Reisen nach Paris und Mailand und Matei kann dieser Versuchung nicht widerstehen. Doch diese Entscheidung entzweit die Schwestern...für immer ?
Mit dem zweiten Band der Kaffeegarten-Trilogie lässt Anke Petersen wieder die ursprünglich wilde Schönheit der Nordseeinsel Sylt vor dem inneren Auge des Lesers entstehen und so begleiten abwechslungsreiche Landschaftsbilder die Handlung, die zwar eine deutliche Steigerung zum Vorgängerband erlebt, aber immer noch nicht das Zeug zum Pageturner hat.
Matei trägt die Farben des Meeres in sich und fühlt sich zwischen ihrer Entscheidung, Sylt zu verlassen und das Glück als Künstlerin zu versuchen und der Zuneigung zu ihrer Schwester schon recht hin und hergerissen. Aber so ganz kommt der Zwiespalt hier nicht wirklich zum Tragen und auch sonst bleibt Mateis Seelenpein eher farblos. Man liest von ihren Bauchlandungen, die sie leider erleben muss, aber auch hier sind es keine großen Überraschungen für den Leser, sondern logische Schlussfolgerungen aus den Szenen, die man vorher gelesen hat. Es fehlt mir die emotionale Bindung, um das enorme Gefühlschaos, das in Matei tobt, auch wirklich nachvollziehen zu können.
Elin bleibt auf Sylt zurück, versucht das Beste aus der Situation zu machen und weiter nach vorne zu blicken. Aber auch hier hält das Schicksal einige herbe Schläge parat, die Elin aus der Bahn werfen. Erneut gelingt es der Schreibenden leider nicht, die tiefe Verbundenheit zwischen Protagonistin und Leser herzustellen, um ihr Mitgefühl entgegenzubringen.
Die Handlung spielt abwechselnd auf Sylt und in Hamburg und bietet ein sehr differenziertes Bild der wirtschaftlichen Situation in den 1920er Jahren. Auch die modische Entwicklung hat Petersen hier sehr schön mit in die Handlung eingeflochten und gibt den Leser so die Möglichkeit, aus den verstaubten hochgeschlossenen Kleidern hinauszusteigen und in die neuen Kreationen hineinzuschlüpfen.
Und genauso hätte ich es mir für die gesamte Dauer des Buches gewünscht, dass ich mit dem Betreten der Welt von Elin und Matei meinen eigenen Alltag hinter mir lasse und als Gast in den Kaffeegarten schlüpfe, um hier hautnah mit dabei zu sein, wenn große Träume in Erfüllung gehen, andere wiederum zerplatzen und es immer wieder um die Frage geht : Gehen oder bleiben ?
So ist dieser Roman eine nette Insellektüre, die schnell gelesen ist, aber leider wieder keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.