Volltreffer!
TellWilhelm Tell sagt jedem etwas, ob er schon einmal die Tell- Sage oder die Schiller-Bearbeitung gelesen hat, oder nicht. Tell ist also kein Fremder, trotzdem kam es mir beim Lesen so vor. Schmidt hat den ...
Wilhelm Tell sagt jedem etwas, ob er schon einmal die Tell- Sage oder die Schiller-Bearbeitung gelesen hat, oder nicht. Tell ist also kein Fremder, trotzdem kam es mir beim Lesen so vor. Schmidt hat den Tell hier anders interpretiert, als ich es mir vorgestellt hätte. Nicht als der strahlende Held der Sage, der aus politischen Gründen den Gruß vor dem Hut verweigert und anschließend den Apfel vom Kopf des Kindes schießen muss. Sondern als Eigenbrötler und komischen Kauz, dem man nicht so leicht in die Karten blicken kann.
Jedes Kapitel des Buches beschreibt einen Teil der Handlung aus einer anderen Perspektive. Am Anfang ist das noch etwas verwirrend, man kommt aber schnell rein, wenn man die Protagonisten etwas besser kennen gelernt hat. Die Handlung setzt sich nahtlos über die Kapitelgrenzen hinweg fort, es gibt also keine Zeitsprünge.
Sprachlich gesehen ist das Buch von einem dezenten Schweizerisch unterlegt; nicht aufdringlich, aber genug, damit man sich gedanklich in diese Region versetzen kann. Besonders wenn die Soldaten ihre Auftritte haben, geht es auf der Handlungsebene rau und sprachlich auch zuweilen derb zu. Beides passt aber hervorragend in die Zeit (und ist wesentlich moderater als manche Originalwerke aus der Frühen Neuzeit).
Dass wir Tell in Schmidts Buch so gut kennen lernen, liegt an der Vielschichtigkeit. Tell wird aus so vielen verschiedenen Perspektiven beschrieben, dass man ein sehr genaue Vorstellung davon bekommt, wer dieser Tell denn wirklich ist.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und es hat sich auch recht flott lesen lassen. Man muss sich auf den Sprachstil und die Art der Erzählung einlassen können. Es lohnt sich auf jeden Fall.